Subbi und Dom sollten sich vorher darüber absprechen, in welchem Rahmen das Spiel läuft (es sei denn, es ist Teil des Spieles, dies eben nicht zu wissen). Ein »Ich gehöre heute den ganzen Tag wem anders« erfordert einfach eine andere innere/geistige Vorbereitung als ein kleineres Spiel, eine Session. Wenn man etwas völlig Neues ausprobieren möchte, sollte es vorher von Dom-Seite zumindest schon mal angekündigt und erwähnt/erläutert werden. Es mag für manche sehr erregend sein, mitten im Spiel vor völlig fremde Anforderungen (zum Beispiel Elektrosex oder ein dritter Mitspieler) gestellt zu werden, aber es kann genauso mörderisch schief gehen, und Sub kann sich überfordert fühlen. Das Vertrauen kann leiden. Wenn man sich sehr lange und sehr gut kennt und das Vertrauen eine tiefe Basis hat, kann Fremdes besser als Überraschung integriert werden.
Claudia: Wenn der Dominante im Spiel Handschellen verwendet, sollte er auf alle Fälle dafür sorgen, dass auch wirklich die richtigen Schlüssel griffbereit liegen. Vor kurzem las ich auf einer Website von einem Erlebnis, bei dem das wohl nicht so war und vier Männer eine breit grinsende Subbie mit hochwertigem Werkzeug befreien mussten. Und das passierte einem wirklich erfahrenen Dom. Wenn der Dominante nicht über genügend Knotenkunde verfügt – was ja eigentlich eine Schande ist –, dann sollte er zumindest dafür sorgen, dass eine Verbandschere mit abgerundeten Spitzen bereitliegt, um bei Panik schnelle Hilfe leisten zu können.
Susanne K.: Während der Autofahrt die Augen verbinden, Fesseln anlegen, Kleidervorschrift, korrekte Anrede in der Sie-Form, Halsband/-reif anlegen, im Restaurant das Essen auswählen – das sind alles Ideen für eine schöne Einleitung. Das Wichtigste meiner Meinung nach ist, dass man sich gegenüber dem Alltag so gut wie möglich abschottet und sich aufeinander konzentriert – und sich seine Phantasien und Träume ins Gedächtnis ruft …
Sabine: Hat Schwiegermama einen Schlüssel? Dann sollte der eigene von innen stecken.
Falls Kinder da sind: Ein Wochenende zu Oma und Opa damit – das tut beiden Seiten gut. Vorher abchecken, ob sie auch dort schlafen, nicht dass die Großeltern samt Kids im Schlepptau in die Session platzen … Wenn man sich’s leisten kann und mag, ist auch ein Hotelzimmer eine gute Alternative. Dann sind schon mal alle Alltagsdinge ganz weit weg.
Eva: Nach dem Spiel bedarf es zumindest für den Sub einer mehr oder weniger kurzen »Aufwachphase«. Wenn es heftiger wird, brauche ich mindestens eine halbe Stunde, bis ich wieder fit genug bin, um Auto zu fahren. Andere Termine oder meinetwegen die Rückkehr der Kinder von der Oma sollte man sich deshalb großzügig weit weg legen. Wenn es einen derartigen Zeitrahmen gibt, sollte sich der Top unbedingt eine Uhr in den Sichtbereich stellen, da das Zeitgefühl der beiden Spielenden meistens verloren geht.
Zumindest der Top müsste sich außerdem überlegen, wie dieses Rollenspiel in etwa ablaufen könnte. Es handelt sich dabei weniger um ein konkretes Drehbuch, das eins zu eins abgearbeitet werden muss, als um eine Liste von Dingen, die jetzt nett wären, sich aber auch ganz anders entwickeln können. Vor allem für den Einstieg sollte man etwas vorbereiten, um nicht gleich zu Anfang in der Luft zu hängen.
Überprüft, ob genügend Wasser da ist. Spielen macht durstig. Und sorgt dafür, dass eure Räume warm genug sind. Dabei sollte man bedenken, dass sich zumindest eine Person während des Spiels ausziehen könnte. Kälte ist unerotisch und kann zu Krankheiten führen.
Lady Wanda: Nachdem du für dich selbst deine Rolle durchdrungen und angenommen hast, geht es darum, sie umzusetzen im Rollenspiel unter den aufmerksamen Augen und Ohren deines passiven Opfers, das nicht annähernd so passiv ist, wie du vielleicht denkst. Dominant sein heißt, dass du nachdenkst, bevor du zu handeln beginnst. Es heißt, dass deine Handlungen sinnvoll sein müssen, maßvoll und würdevoll. Es heißt nicht, dass du keine Fehler machen darfst, aber du darfst dich durch Fehler oder unvorhergesehene Vorkommnisse und Schwierigkeiten nicht aus der Bahn werfen lassen. Es darf durchaus auch gelacht werden, denn wo Genuss stattfindet, muss nicht alles in pathetischem Ernst vor sich gehen. Es geht vor allem um eines: Bewahre dein Gesicht.
Zurück zur Basis: Du hast dich für die Rolle des Dominanten oder des Sadisten entschieden. Meistens für eine Mischform aus beidem. Das setzt voraus, dass du zumindest ein wenig dieser beiden Charakterzüge in dir trägst, bislang mehr oder weniger ausgelebt oder verdrängt. Versuche dich an diese Gefühle und Gelüste zu erinnern, vergegenwärtige sie dir vor deinem inneren Auge und lasse dich ganz davon ausfüllen.
Nutze den Vorgang des Ankleidens dafür, hole mit der ausgewählten Kleidung auch die Charakterzüge hervor, die du dann ausleben möchtest. Erinnere dich an Momente, in denen diese bereits einmal aufgeflammt sind.
Nutze die Zeit, in der dein Opfer sich duscht und ebenfalls ankleidet, dafür, dich in Position zu setzen und dich auf sein Erscheinen einzustimmen.
Deine Positur und deine Gestik kannst du zuvor vor dem Spiegel ausprobieren. Achte aber darauf, dass alles deinem Typ entspricht. Selbstsicherheit kann elegant wirken, aber auch lässig. Du wirst schnell sehen, was dir gut steht und was eher aufgesetzt wirkt.
Es kann sein, dass du nervös bist. Akzeptiere, dass das in Anbetracht der Lage normal ist.
Eine gute Möglichkeit, diese Nervosität zu überbrücken, ist es, den in die Tür tretenden Sub sofort mit kleinen Aufgaben zu beschäftigen, die einen Einstieg ins Geschehen bieten und die dir die Möglichkeit geben, ihn und seine Reaktionen zu beobachten. Konzentriere dich auf dein Gegenüber, das lenkt von dir selbst etwas ab.
Er kann Kerzen aufstellen und anzünden, Spielzeuge holen und für dich bereitlegen, das alles unter deinen aufmerksamen Blicken. Du wirst in dieser Zeit an seiner Aufregung wachsen und dich beruhigen.
Du musst nichts außergewöhnlich Geistreiches formulieren. Versuche lediglich, kurze ganz Sätze zu bilden, die ihm/ihr Handlungen auferlegen. Deine Stimme sollte fest und bestimmt klingen, aufgeregte Heiserkeit kann aber auch ein Indiz aufkommender Erregung sein, das den/die Sub zusätzlich stimuliert.
Deine Sprache muss in Übereinstimmung sein mit dem, was du darstellst. Auch dies klingt so einfach, wird aber oftmals nicht beachtet. Die falschen Worte können mehr schmerzen als jeder Schlag. Vermeide unsicheres Nachfragen nach seinem/ihrem Befinden, beobachte statt dessen ihre Reaktionen. Unsicheres Fragen verunsichert dein Gegenüber und gibt ihm/ihr das Gefühl, an einen Stümper geraten zu sein.
Dein Sub wird deine einfachen Anweisungen ausführen und ein Gefühl von Erleichterung wird dich überkommen. Es kann jetzt losgehen.
Wenn du dir einen Ablauf überlegt hast, dann kannst du jetzt damit beginnen. Bei Unvorhergesehenem denke an Handlungsalternativen und nimm alles locker. Nichts ist so undominant wie Verkniffenheit.
Hast du keinen Handlungsplan ausgearbeitet, dann folge deiner Intuition. Tue, was dir in den Sinn kommt. Aber lasse jede Idee zwanzig Sekunden in dir wirken, bevor du mit der Umsetzung beginnst, denn so fallen dir technische unüberbrückbare Schwierigkeiten auf, bevor sie peinlich werden.
Wie sorgt man für die richtige Atmosphäre im Spielzimmer?
Eva: Wenn man nicht von selbst ins Spiel kommt bzw. den Alltag nicht so leicht ausblenden kann, können folgende Veränderungen helfen:
• ausführliche Körperpflege
• passende Kleidung anziehen (Einstimmung auf die Spielsituation)
• Aufräumen, Arbeit wegräumen
• mit einer Duftlampe angenehme Gerüche verbreiten, die sonst nicht in der Wohnung herrschen
• schöne, passende Musik auflegen, die aber auch sehr vom Spiel abhängt. Für die Prinzessin passt vielleicht ein Menuett, bei dem Pony eher der Radetzky-Marsch. Hat man kein konkretes Szenario vor Augen, würde ich eher etwas Ruhiges für den Anfang wählen, da viele Spieler gerade zu Beginn unnötig aufgeregt sind und diese Musik dem entgegenwirken kann.
• ein angenehmes, nicht zu dunkles, aber auch