Gundolf S. Freyermuth & Lisa Gotto (Hg.)
Bildwerte
Visualität in der digitalen Medienkultur
FUEGO
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© 2012 by Gundolf S. Freyermuth & Lisa Gotto
Die Druckausgabe ist erschienen imm
transcript Verlag
ISBN 978-3-8376-2182-2
Für die vorliegende ePub-Edition
© 2016 FUEGO
eISBN 978-3-86287-126-1
Alle Rechte vorbehalten!
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Editorial
Die interdisziplinäre Reihe Bild und Bit versammelt Positionen zu einem neuen Forschungsfeld: den medientheoretischen und medienästhetischen Konsequenzen digitaler Produktion, Distribution und Rezeption audiovisueller Werke. Im Zentrum des Interesses stehen dabei zwei Prozesse, die den aktuellen Medienwandel dominieren: einerseits die Ausbildung neuer nonlinearer (oder zumindest nicht-so-linearer) Formen audiovisueller Narration, wie sie sich vor allem in Computer- oder Videospielen vollzieht, andererseits die parallele digitale Transformation linearen audiovisuellen Erzählens, insbesondere in den Bereichen Spielfilm und Fernsehserie. Gerade in ihrem spannungsreichen Mit-, Gegen- und Zueinander prägen beide Prozesse den epochalen Übergang von industrieller zu digitaler Medienkultur. Kulturelle Formen werden dabei nicht nur dar-, sondern überhaupt erst hergestellt - in einem komplexen Wechselspiel technologischer und sozialer, ästhetischer und epistemologischer Faktoren.
Neben dem ästhetischen Wandel audiovisuellen Erzählens umfasst das inhaltliche Spektrum der Reihe die konstitutive Beteiligung digitaler Medienkultur an der Herausbildung neuer künstlerischer Formen und Praxen. Wichtige Themen sind u.a. Fragen der Autorenschaft, die sich aus der Demokratisierung der audiovisuellen Produktionsmittel und Distributionsmöglichkeiten ergeben, die Audiovisualisierung nonfiktionalen Wissenstransfers, medientechnologische Innovation sowie die medienästhetisch instruktive Eskalation von Inter- und Transmedialität.
Der skizzierte Wandel kulminiert gegenwärtig in der Emergenz einer historisch neuen Medienkultur, die in nahezu allen Bereichen audiovisueller Produktion die Reevaluierung etablierter Praktiken und medientechnische wie medienästhetische Neuorientierung einleitet. Die schwierige Aufgabe, diesen tiefgreifenden Wandel audiovisueller Kultur gewissermaßen in statu nascendi zu begreifen, kann und soll wesentlich durch die Verbindung wissenschaftlicher und künstlerischer Perspektiven und Forschungsergebnisse gelingen.
Die Reihe wird herausgegeben von Gundolf S. Freyermuth und Lisa Gotto.
Inhalt
Gundolf S. Freyermuth und Lisa Gotto
Sich ein Bild machen oder »Im Bilde sein«
Jochen Hörisch
Thomas Elsaesser
Stehendes Bild: Statische Visualität
Der Beweis, das Schweigen, der Gebrauch und der Tod
Jörn Glasenapp
»Being There!«
Wolfgang Hagen
Bewegtes Bild: Dynamische Visualität
Weiß werden
Lisa Gotto
Bildlichkeit und Televisualität
Angela Keppler
Augen im Fenster
Stefan Münker
Zur Chemie des Bildes
Lorenz Engell
Virtuelles Bild: Interaktive Visualität
Uncharted
Thomas Hensel
Die All-Null
Ulrike Bergermann
Bit und Bild: Aufbruch
Symbiosis yet?
Frank Hartmann
Der Big Bang digitaler Bildlichkeit
Gundolf S. Freyermuth
Autorinnen und Autoren
Vorwort
Gundolf S. Freyermuth und Lisa Gotto
Wir sind Zeitgenossen des epochalen Übergangs von der industriellen zur digitalen Kultur. Neue Medien entstehen, aber sie entstehen nicht aus dem Nichts. Sie bilden sich allmählich aus, in einem komplexen Wechselspiel von technologischen und sozialen, ästhetischen und epistemologischen Faktoren. Auch die älteren Medien bleiben dabei nicht, was und wie sie einmal waren. Im frühen 20. Jahrhundert veränderte der Film alle anderen Künste, von der Malerei über die Musik bis zur Literatur. Nun, im frühen 21. Jahrhundert, wandeln sich die älteren industriellen Bildmedien – neben dem Film auch Fotografie und Fernsehen – unter dem Einfluss neuer digitaler Ausdrucks- und Erzählformen, insbesondere digitaler Spiele. In nahezu allen Bereichen audiovisueller Produktion lässt sich die Reevaluierung etablierter Praktiken und medientechnische wie medienästhetische Neuorientierung beobachten. »Bildwerte«, der erste Band in der neuen Schriftenreihe »Bild und Bit«, reflektiert, gegliedert in fünf Schritte, diesen Prozess der Digitalisierung aus einer Vielzahl medienhistorischer und medientheoretischer Perspektiven.
Im ersten Abschnitt wird eine Bestimmung der Veränderungen unternommen, denen die visuelle Kultur im Übergang von analogen zu digitalen Medienpraxen unterliegt (I Bild und Bit: Umbruch).
Einleitend reflektiert Jochen Hörisch die technische Überwindung des »altehrwürdigen Binarismus von Sprache und Bildern«1: Wenn unter analogen Bedingungen Hören und Sehen, so nah sie einander waren, auf Grund ihrer medientechnologischen Trennung nicht zusammenkommen konnten, was sind dann die kulturellen Konsequenzen der digitalen Aufhebung eben dieser analoger Medientrennung, die nicht zuletzt auch über die Jahrhunderte philosophisches Denken fundierte? (»Sich ein Bild machen oder ›Im Bilde sein‹. Die guten alten Bilder und die digitale Bildrevolution«)
Thomas Elsaessers Beitrag demonstriert, nicht zuletzt im Rückblick auf die jahrhundertelange (Vor-) Geschichte stereoskopischer Bildlichkeit und vor