Die Römer. Reinhard Pohanka. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Reinhard Pohanka
Издательство: Bookwire
Серия: marixwissen
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783843802604
Скачать книгу
Cispius und Fatugal, erweitert. Unter dem Doppelkönigtum mit Titus Tatius scheint der Mons Capitolinus als Fluchtburg und Höhenheiligtum befestigt worden zu sein. Der Nachfolger des Romulus, Numa Pompilius, war ein Priesterkönig, der die römische Staatsreligion begründen sollte. In der Zeit des dritten Königs, Tullus Hostilius, kam es zu Kämpfen mit der Stadt Alba Longa, was sich in den Sagen der Einzelkämpfe der römischen Drillinge der Horatier mit den Drillingen der Familie der albanischen Curatier niederschlug. Das Ergebnis dieser Auseinandersetzungen war die Zerstörung Alba Longas und die Umsiedelung seiner Bewohner auf den Hügel Caelius. Trotz dieser Niederlage galt die Abstammung von den Albanern als besonders vornehm und selbst Iulius Caesar hat sich noch darauf berufen. Unter dem vierten König, Ancus Marcius, fasste die Siedlung auch am rechten Ufer des Tiber auf dem Hügel Janiculus Fuß, der mit einer ersten Tiberbrücke unter Benutzung der Tiberinsel mit der Stadt verbunden wurde.

      Bald danach kam es zu einer Übernahme Roms durch ein etruskisches Königsgeschlecht, als sich L. Tarquinius Priscus der Herrschaft bemächtigen konnte. Wenn er auftrat, gingen ihm 12 Liktoren (Amtsdiener) mit Rutenbündeln voraus, um seine Amtsgewalt als Richter zu demonstrieren, er führte Krone, Zepter und Purpurtoga ein und residierte von einem elfenbeinernen Thron aus. Angeblich geht auf ihn der Bau des ersten großen Iupitertempels auf dem Kapitol zurück, der im ersten Jahr der Republik 509 geweiht wurde.5 Ihm wird auch die Trockenlegung der Niederung zwischen Kapitol und Palatin zugeschrieben, welche durch die Anlage eines unterirdischen Kanals (cloaca maxima) entwässert wurde, der bis heute noch besteht.

      Sein Nachfolger war sein Schwiegersohn Servius Tullius, der die Stadt auf die sieben Hügel Palatinus, Capitolinus, Quirinalis, Viminalis, Esquilinus, Caelius und Aventin erweiterte und sie mit einer ersten Mauer umgab.

      Unter dem letzten etruskischen König Tarquinius, wegen seiner Hochmuts von den Römern mit dem Beinamen Superbus versehen, kam es zur Ausbeutung der Bürger und zu rechtlicher Willkür, die 510 v. Chr. dazu führte, dass der König von den Römern unter der Führung von L. Iunius Brutus vertrieben und so die Herrschaft der Etrusker in Rom beendet wurde.

      Rekonstruiert man die Verfassung Roms in der Königszeit, so scheint dem König ein Adelsrat zur Seite gestanden zu haben, der Senat (von senex – Greis). Die staatliche Macht beschränkte sich auf die Kriegsführung, der König war in erster Linie der Heerführer. Daneben vertrat er den Staat gegenüber den Göttern und lenkte die Sitzungen des Senats und die Versammlungen der Bürger. Diese traten zweimal im Jahr zusammen und waren nach Sippenverbänden (comitia curiata) gegliedert, um über Krieg und Frieden und innere Angelegenheiten zu beraten. Ihnen waren auch die Entscheidungen in Prozessen und in der Verfolgung von Straftaten zugeordnet.

      Aus den Legenden der Gründungszeit und der nachfolgenden Könige lässt sich herauslesen, dass sich in Rom die Siedlungen der Latiner und Sabiner zusammengeschlossen haben und später unter die Herrschaft der Etrusker kamen, die sie erst nach einer hundertjährigen Herrschaft wieder abschütteln konnten. Rom dürfte schon in der Königszeit keine unbedeutende Stadt gewesen sein und scheint gegenüber anderen latinischen Städten allmählich eine Vorrangstellung errungen zu haben. Die latinischen Städte bildeten keine politische Einheit, besaßen aber ein gemeinsames religiöses Zentrum auf dem Albanerberg, das Iupiter latiaris geweiht war. Es gab auch ein zeitgleiches Heiligtum der Diana am Nemisee bei Aricia, das von allen Städten genutzt wurde.

      Ihre gesellschaftliche Prägung, die Religion, die staatlichen Insignien und Ämter sind Rom als etruskisches Erbe geblieben.

      Die soziale Ordnung der Königszeit

      Die soziale Ordnung Roms in der Königszeit beruhte auf einem Zusammenschluss von etruskischen und latinischen Familien, die sich in Sippen (gens) organisierten und zu gemeinsamer Verteidigung und zum Beutezug zusammenschlossen. Die kleinste soziale Einheit war die Familie (familia), an deren Spitze der Hausvorstand (pater familias) stand, der mit einer formellen Rechtsgewalt (patria potestas) über seine Familie ausgestattet war. Bestimmend in der Familie waren immer die Herkunft von väterlicher Seite und die männlichen Nachkommen (agnates), die allein erben konnten, gab es keine Agnaten, so konnten auch Familienangehörige der weiblichen Linie (cognati) ein Erbe antreten. Der Herr der Familie hatte ein uneingeschränktes und nur von den Sittenvorstellungen begrenztes Recht und die Gewalt über seine Frau, seine Kinder, die Sklaven und über die clientes, die sich seinem Schutz und seiner Herrschaft unterstellten. Diese Familienoberhäupter und ihre Söhne dürften das Patriziat, den Adel, gebildet haben, das römische Volk, auch die Bauern, waren als Klienten unter den Patriziern verteilt.

      Die Familien und Sippenverbände fassten sich in den Kurien zusammen, daneben gab es noch drei als tribus bezeichnete Personenverbände, die als Tities, Ramnes und Luceres etruskische Namen trugen und militärische Einheiten oder sippenmäßige Großverbände gewesen sein könnten. Daneben gab es noch eine regionale Einteilung des Stadtgebietes von Rom, die ebenfalls als Tribus benannt und als Suburana, Palatinam, Esquilina und Collina bezeichnet wurden.

      3. Die Religion als Grundlage des Staates

      Religion spielte im Leben der Römer, sowohl im Bereich des Einzelnen wie auch im Gefüge des Staates, eine überragende Rolle wobei es galt, zur Erhaltung der Gunst der Götter zahlreiche sakrale Handlungen auf das Genaueste auszuführen. Typisch für die römische Religion war, dass sie mit dem Leben in der Familie und im Staat eng verbunden war. Jedes private und staatliche Ereignis musste von festgesetzten Zeremonien umgeben sein, wobei diese im Ritus genau einzuhalten waren. Daher durfte bei den oft uralten Weihesprüchen, auch wenn sie längst nicht mehr dem Volk verständlich waren, kein Laut geändert werden, da sie sonst ihre Wirkung verloren hätten.

      Die Götter

      Die Römer waren ein frommes Volk, das an die beständigen Eingriffe der Götter6 in ihr Leben und in die Geschicke des Staates glaubte. Die Achtsamkeit der Menschen auf das Verlangen der Götter war die religio und die Forderungen der Götter an die Menschen zeigten sich in ihren Zeichen (prodigii), Vorgänge in der Natur und im Leben der Menschen, die auf eine Störung im Verhältnis von Mensch und Göttern hinweisen7. Traten solche ein, so musste das richtige Verhältnis durch Sühne und Opfer wiederhergestellt werden. Gleichzeitig verlangten die Römer von ihren Göttern aber auch nach dem Prinzip des do ut des (Ich gebe, damit du gibst) eine Gegenleistung, wenn sie ihnen Opfer brachten, ihre Feste feierten und ihre Zeichen beachteten. Dafür waren die Götter verpflichtet Haus und Heim zu schützen, den Reichtum des Menschen zu mehren und den Heeren der Römer Siege zu verleihen.

      Der Götterhimmel der Römer lässt sich in die 12 alten (dii indigetes) und die 12 neuen Gottheiten (dii consentes) unterteilen. Die ältesten Gottheiten der italischen Bevölkerung scheinen die Numen gewesen zu sein, die als Kräfte und noch nicht als personifizierte Götter über Geburt und Tod, das Schicksal des Hauses, der Felder, Herden und der Menschen bestimmten. Erst unter etruskischem und griechischem Einfluss bekamen die Götter Gestalt und verschmolzen mit dem alten Götterglauben, wobei der Götterhimmel der Griechen von den Latinern übernommen wurde. Die älteste Gottheit war der doppelköpfige Ianus, der Gott des Hauses und des Feldes, der am Anfang jedes Gebetes angerufen wurde. Durch seinen Bogen zogen die Soldaten in den Krieg, die ersten Münzen Roms trugen sein Antlitz und ihm war der erste Monat des Jahres als Ianuarius heilig.

      Ebenso zu den ältesten Gottheiten gehört Saturn, der vom Götterhimmel vertrieben nach Italien gekommen sein soll. Er war der Gott der Saat und der Erde und hatte schon im 5. Jahrhundert v. Chr. einen Altar am Abhang des Kapitols. An seinem Fest, den Saturnalien (17. Dezember), schenkte man sich kleine Gaben und gedachte der alten Zeiten, die den Menschen als ein goldenes Zeitalter (aurea aetas) erschienen.

      Für die Ernte war Consus zuständig, den man an den consualia am 21. August mit Pferderennen feierte und der seinen Altar dort hatte, wo später der Circus Maximus erbaut wurde. Ihm zur Seite gestellt waren die Gottheiten der Blüten und Blumen Flora und des Obstes Pomona, während in den Bergen Faunus herrschte, wo für die Wälder Silvanus zuständig war. Die Herden und Weiden wurden von Pales beschützt. Ihr zu Ehren wurden am 21. April Strohfeuer entzündet, über die man springen musste, wollte man ein gutes Gedeihen seiner Herden sichern. Der Gott des