298 v. Chr. brach der Krieg mit den Samniten erneut aus und sollte sich zu einem gesamtitalischen Krieg entwickeln, in dem sich Stämme, Städte und Völker in unterschiedlichen und manchmal auch wechselnden Koalitionen mit oder gegen Rom verbündeten. Die Römer hatten den Krieg gleichzeitig an mehreren Fronten zu führen, im Norden gegen die Sabiner, Etrusker und Kelten, im Süden gegen die Samniten und Lukaner. Nachdem die Feinde im Norden in der Schlacht bei Sentinum 295 v. Chr. durch den legendären Opfertod des Konsuls P. Decius Mus, der sich freiwillig dem Tode geweiht hatte, besiegt und unterworfen worden waren, richtete sich das Kampfgeschehen gegen den Süden. Hier erwiesen sich die seit Jahren planmäßig angelegten Festungen der Römer als strategischer Vorteil und dieser wurde 291 v. Chr. durch die gewaltige Festung Venusia (Venosa) mit 20 000 Siedlern ausgebaut. Diese Einkreisungspolitik zwang die Samniten 290 v. Chr. zum Frieden mit Rom, das aber selbst an Ressourcen und Männern erschöpft war. Es hatte zwar keinen entscheidenden Sieg errungen, seine Kolonialpolitik, seine Festungen und sein Bundesgenossensystem machten es aber von nun an zur hegemonialen Macht in Italien.
Der Friedensschluss mit den Samniten machte den Römern den Rücken frei, um sich gegen die Sabiner zu wenden, die 289 v. Chr. unterworfen wurden.
Einen schweren Stand hatten die Römer zunächst gegen die mit den Etruskern verbündeten Kelten, die 285 v. Chr. erneut in Mittelitalien einfielen. Sie konnten zunächst ein römisches Heer bei Arretium (Arezzo) fast völlig vernichten, ehe sie in Südetrurien am Vadimonischen See, nur 60 km von Rom entfernt, geschlagen wurden. Die Römer trieben die keltischen Boier zurück in die Poebene und vertrieben die Senonen aus ihrem Gebiet am adriatischen Meer. Bis 280 v. Chr. konnte auch das etruskische Vulci bezwungen werden, während sich Volsinii bis 264 v. Chr. halten konnte.
Nach den Samnitenkriegen hatten die Römer die Mehrzahl der italischen Stämme entweder unterworfen, zu ihren Bundesgenossen gemacht oder soweit eingekreist, dass diesen kaum noch militärischer und politischer Handlungsspielraum blieb. Nur die Samniten und einige griechische Städte in Unteritalien konnten sich noch halten, und es schien so, als ob Rom nun die ganze italische Halbinsel in Händen hatte, als sich durch das Eingreifen eines ehrgeizigen griechischen Königs noch einmal das Blatt zu wenden schien.
Die Übernahme der Magna Graecia
(282–264 v. Chr.)
Das Interesse Roms an Unteritalien kam hier in Konflikt mit der Politik der mächtigen griechischen Handelsmetropole Tarent. Ein Kriegsgrund war rasch gefunden als 282 v. Chr. einige römische Schiffe gegen Verträge im Hafen von Tarent anlegten und daraufhin von den Tarentinern überfallen wurden. Eine römische Gesandtschaft in dieser Sache wurde schmählich abgewiesen. Tarent war sich aber dessen bewusst, dass es gegen die römische Militärmacht kaum allein bestehen konnte und rief deshalb Pyrrhus (319/318–272 v. Chr.), den König der Molosser, aus Griechenland zu Hilfe. Dieser, den man in seinen Bestrebungen mit einem Condottiere der Renaissance vergleichen könnte, hatte versucht, in der Nachfolge Alexanders des Großen in Griechenland einen hellenistischen Staat aufzubauen, war aber dabei gescheitert und versuchte nun, sich in Unteritalien einen solchen zusammenzuraffen. Er galt als ehrgeiziger und skrupelloser Politiker, war aber nach seinen Zeitgenossen auch einer der bedeutendsten Strategen und ein bemerkenswerter General der antiken Welt.
Pyrrhus kam 280 v. Chr. mit einem Heer von 30 000 Mann und 20 Kriegselefanten nach Unteritalien und konnte noch im selben Jahr die Römer nach schwerem Kampf bei Herakleia besiegen. Sich seiner begrenzten Ressourcen bewusst, sandte er einen Unterhändler eines Friedensschlusses wegen nach Rom, der aber von den Römern unter dem Einfluss des blinden und greisen Konsuls Appius Claudius Caecus abgelehnt wurde, welcher eher auf ein Bündnis mit Karthago setzte, das um seine Besitzungen in Sizilien fürchten musste. Pyrrhus konnte bei Ausculum in Apulien 297 v. Chr. die Römer nochmals besiegen, doch als er sah, dass die Gefallenen der Römer alle ihre Todeswunde an der Brust trugen und wie viele seiner eigenen Leute gefallen waren, soll er erstaunt von deren Tapferkeit gewesen sein und gemeint haben: Noch so ein Sieg und ich bin verloren (daher der Begriff Pyrrussieg)14. Nach diesem Sieg wurde er von den Syrakusanern angeworben um Sizilien von den Karthagern zu erobern. Er konnte diese in kurzer Zeit von der Insel vertreiben, nur Lilybaeum (Marsala) konnte sich halten. Sein Versuch der Errichtung einer hellenistisch geprägten Königsherrschaft in Sizilien missfiel den griechischen freien Stadtstaaten, sodass er wieder auf das Festland abziehen musste. Hier hatten die Römer in seiner Abwesenheit die Oberhand gewonnen und konnten sich in der Schlacht von Beneventum in Samnium 275 v. Chr. behaupten. Als Verstärkungen ausblieben, zog sich Pyrrhus nach Griechenland zurück, und beim Versuch sich dort ein Reich aufzubauen, starb er 272 v. Chr. in einem Straßenkampf in Argos, der Überlieferung nach durch den Steinwurf einer Frau von einem Dach aus.
Ohne die Unterstützung von außen fiel Süditalien in den nächsten Jahren in die Hände der Römer. Tarent musste sich ergeben, wurde geplündert und zerstört und ein Teil seiner Einwohner in die Sklaverei verkauft, Lucaner und Bruttier wurden zu römischen Bundesgenossen. Der Samnitische Bund wurde aufgelöst, die Teilnehmer gezwungen, mit Rom Bündnisverträge zu schließen. Zur Kontrolle des Gebietes wurden 268 v. Chr. Beneventum (Benevento) und 263 v. Chr. Aesernia (Isernia) gegründet. Zur Sicherung Lukaniens wurde eine römische Kolonie in Poseidonia (Paestum) eingerichtet.
Mit dem Ende der Kriege gegen Pyrrhus war ganz Italien südlich des Po ein von Rom beherrschtes oder zumindest abhängiges Territorium geworden, das die Römer nun auch mit dem Straßenbau (Via Latina, Via Appia) erschlossen.
Die Römer hatten Pyrrhus in keiner offenen Schlacht besiegen können, ihren militärischen Erfolg verdankten sie dem seit 200 Jahren angewandten Bundesgenossensystem, dass sich hier erstmals gegen einen äußeren Feind bewährt hatte. Dabei gab es keinen Bund gleichberechtigter Mitglieder, sondern Rom war stets Vormacht, nicht Partner, und die Bundesgenossen keine Verbündeten, sondern abhängige Stämme und Städte. Es war ihnen nicht gestattet, Verträge untereinander zu schließen und ihre Bündnisse mit Rom waren unauflösbar. Je nach ihrer Geschichte mit den Römern hatten die einzelnen Bundesgenossen unterschiedliche Rechtsstellungen, die im Wesentlichen in drei Gruppen, die der Römer, der latinischen Kolonien und der Bundesgenossen unterschieden werden können.
Der Begriff „Römer“ schloss die Bewohner der Stadt Rom sowie die der umliegenden Städte ein und umfasste Latium, Kampanien und einen Streifen, der bis zur Adria reichte. Hier lagen zahlreiche Städte die einst selbständig gewesen waren und nun den Rang einer niederen Verwaltungsstadt (municipium) hatten oder Städte, die als römische Bürgerkolonien gegründet worden waren. Dazu kamen autonome Landstädte, deren Bewohner aber in das römische Heeressystem integriert waren. Sie versuchten mit der Zeit das römische Bürgerrecht zu erlangen, was vielen auch bis an das Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. gelang.
Um 240 v. Chr. gab es dazu 28 latinische Kolonien, deren Zahl bis 180 v. Chr. auf 35 anstieg. Sie waren von den Römern und Latinern errichtete Militärkolonien, die vor allem in den samnitischen Kriegen errichtet worden waren. Sie besaßen ein eigenes latinisches Bürgerrecht; zog ein Römer in eine dieser Kolonien, so musste er sein römisches Bürgerrecht aufgeben, kam er nach Rom zurück, so lebte es wieder auf. Da sie im Kriegsfall selbständig handeln mussten, waren diese Kolonien autonome Städte, fühlten sich aber durch die Herkunft ihrer Bewohner stets eng mit Rom verbunden.
Die Mehrzahl der italischen Bundesgenossen waren aber Stämme und Städte, die von den Römern im Laufe der Geschichte unterworfen worden waren und mit Rom Verträge abgeschlossen hatten. In diesen wurden ihnen zwar eine gewisse interne Selbständigkeit in Bezug auf die Verwaltung zugesprochen, die Wehr- und Außenpolitik wurde aber von Rom vorgegeben. Manche dieser Bundesgenossen hatten auch Verträge erhalten, in denen ausdrücklich von einer Höherstellung des römischen Volkes ausgegangen wurde, und sie wurden dadurch in eine förmliche Untertänigkeit gezwungen.
Um 225 v. Chr. gab es etwa 273 000 waffenfähige römische Bürger, dazu kamen 85 000 Mann in den latinischen Kolonien und etwa 410 000 bei den Bundesgenossen. Insgesamt herrschte Rom über etwa sechs Millionen Untertanen, was sein Herrschaftsgebiet zum mächtigsten Staat im Mittelmeerraum machte. Viel wichtiger als die reine Zahl der Menschen in diesem Hegemonialsystem war, dass sich in allen Teilen des von den Römern beherrschten