Nach Ks. Karl III. dem Dicken und Ks. Arnulf von Kärnten gab es vier solche Kaiser, deren Machbefugnisse nicht einmal zur Gänze Ober- und Mittelitalien betrafen, also keine Spur einer imperialen Stellung aufwiesen. Auch hatten sie jeweils zuvor keine nennenswerte überregionale bzw. nachhaltige politische Bedeutung besessen. Sie werden daher auch in historischen Darstellungen nur am Rande erwähnt. Die Geschichtsschreibung in Deutschland sieht die Linie des 800 erneuerten römischen Kaisertums derart mit der (ost)fränkischen bzw. römisch-deutschen Königswürde verbunden, dass sie einen Kaiser außerhalb dieses Amtes einfach nicht anerkennt.
KAISER GUIDO VON SPOLETO
(891–894)
Ks. Guido (eigentlich Wido III.) – Geburtsjahr und Geburtsort sind nicht bekannt – war der Sohn von Hz. Guido (Wido) I. von Spoleto († 859) und von Itana, vermutlich eine Tochter von Hz. Sico von Benevent. Er war mit AGELTRUDE († nach 923), einer Tochter von Hz. Adalgis von Benevent, verheiratet und hatte zwei Söhne, darunter Ks. LAMBERT (siehe unten).
KAISER LAMBERT VON SPOLETO
(894–898)
Ks. Lambert von Spoleto wurde um 875 geboren (Datum und Ort unbekannt). Sein Vater war Ks. Guido von Spoleto (siehe oben). Er blieb unverheiratet und kinderlos.
KAISER LUDWIG DER BLINDE
(901–905)
Ks. Ludwig wurde um 881/882 geboren (Datum und Ort unbekannt). Seine Eltern waren Gf. Boso von Vienne (825/28–887) (aus der Familie der Buviniden) und Ermengard (852/55–896), eine Tochter von Ks. Ludwig II. (siehe oben). Er heiratete zweimal: um 900 ANNA VON BYZANZ (886-vor 914), eine Tochter von Ks. Leo VI. (866–912), und 914 ADELHEID, eine Tochter von Kg. Rudolf I. von Hochburgund († 912). Er hatte aus jeder Ehe einen Sohn.
KAISER BERENGAR VON FRIAUL
(905–924)
Ks. Berengar wurde um 840/845 geboren (Datum und Ort unbekannt). Seine Eltern waren Mgf. Eberhard von Friaul († 866) aus dem Geschlecht der Uruochinger und Gisela (819/822–874), einer Tochter Ks. Ludwigs I. des Frommen. Er war zweimal verheiratet: ab 880/890 mit BERTILA VON SPOLETO († vor Dezember 915), einer Tochter von Hz. Suppo II. von Spoleto, Graf von Camerino, und ab vor Dezember 915 mit ANNA († nach Mai 936; weitere Angaben unbekannt). Aus der ersten Ehe hatte er drei Kinder.
DIE HERRSCHER DER OTTONENZEIT (911–1024)
In der späten Ära der Karolinger begann eine Umstrukturierung des Ostfrankenreiches. Die Tendenz ging weg von der Grafschaftsverfassung hin zu Herzogherrschaften, also zu Mittelgewalten, die ja die Karolinger durch die Einverleibung bzw. Abschaffung der »älteren Stammesherzogtümer« verhindert hatten. Die nun entstehenden bezeichnet man auch als »jüngere Stammesherzogtümer«. Dieser Prozess führte zu inneren Konflikten, wie bereits unter Kg. Ludwig dem Kind deutlich geworden war, an denen die Konradiner Hauptbeteiligte waren. Dieses Adelsgeschlecht war ab 830 im hessischen Rhein-Main-Gebiet fest verankert.
Da Kg. Konrad I., der einzige Konradiner auf dem Königsthron, keine Nachkommen hatte, empfahl dieser als Nachfolger Heinrich aus dem sächsischen Geschlecht der Liudolfinger, das sich im Gebiet zwischen Leine und Harz bis Mitte des 9. Jh. zurückverfolgen lässt. Benannt wurde dieses Geschlecht nach Liudolf († 866), der bereits die herausragende Stellung eines dux orientalium Saxonum eingenommen hatte. Nach den drei Kaisern, die es hervorgebracht hatte, spricht man aber auch von den »Ottonen«.
KÖNIG KONRAD I.
(911–918)
Kg. Konrad I. (der Jüngere) wurde um 880/85 geboren (Datum und Ort unbekannt). Seine Eltern waren Gf. Konrad der Ältere vom (Ober-)Lahngau (um 855–906) und dessen Frau Glismoda. Er heiratete 913 KUNIGUNDE (vor 878–915/36), Witwe Mgf. Liutpolds von Bayern und (wahrscheinlich) Tochter des schwäbischen Pfgf. Berthold. Die Ehe blieb kinderlos.
Nachdem Gf. Konrad der Ältere im Kampf gegen die Babenberger sein Leben hatte lassen müssen, folgte ihm Konrad der Jüngere nach. Er wurde Mitglied des Regentschaftsrats für Kg. Ludwig das Kind und erlangte im Ostfränkischen die Stellung eines dux/Herzogs. Da man sich im Laufe der letzten Jahre bzw. Jahrzehnte immer weniger an das karolingische Geblütsvorrecht gebunden fühlte, einigten sich zwischen dem 7. und dem 10. November 911 die wichtigsten Repräsentanten des Reiches in Forchheim auf Konrad den Jüngeren und erhoben ihn zum König, der dann gesalbt, aber nicht gekrönt wurde.
Die drei wichtigsten Aufgaben Kg. Konrads I. waren die Rückgewinnung Lotharingiens, die Bannung der Gefahren durch die Ungarn und die Lösung des Problems der aufkommenden neuen Mittelgewalten.
Die Rückgewinnung Lotharingiens schaffte er nicht. Drei Feldzüge in den Jahren 912/13 brachten keinen Erfolg. Die Herrschaft Karls des Einfältigen blieb dort unbehindert bestehen. Ab 913 wurden die Ungarneinfälle in Süddeutschland wieder stärker. Die Etablierung der sich immer mehr ausbreitenden herzoglichen Gewalten konnte Kg. Konrad I. nicht verhindern. In Sachsen und Bayern wurde das Herzogtum gefestigt, in Schwaben begann es, sich auszubilden. Einzig die Bischöfe waren eine Stütze des Königtums, weil sie u. a. den König als »Gesalbten des Herren« anerkannten, gegen den aufzubegehren ein Sakrileg darstellte. Bewirkt hat diese Haltung aber nur wenig.
An allen seinen großen Aufgaben gescheitert, starb dieser glücklose König, ohne einen Sohn als möglichen Nachfolger zu hinterlassen. Er hatte es nicht geschafft, die sich herausbildenden Herzogsgewalten in die Staatsorganisation einzubauen, dazu war er noch zu sehr dem karolingischen Denken verhaftet. Er war somit ein König an der Schwelle von der fränkischen zur deutschen Geschichte.
KÖNIG HEINRICH I.
(919–936)
Kg. Heinrich I. wurde um 876 geboren (genaues Datum und Ort unbekannt). Seine Eltern waren Gf. (Hz) Otto der Erlauchte (836/40–912) und Hadwig (850/55–903) aus der Familie der Babenberger. Er war zweimal verheiratet: 906 mit HATHEBURG, einer Tochter des Gf. Erwin von MERSEBURG, und 909 mit Mathilde (895–968), einer Tochter des Gf. Dietrich in Westfalen aus dem Geschlecht des Sachsen-Hz. Widukind. Aus dieser Ehe entstammten fünf Kinder, darunter Ks. OTTO I. (siehe unten), GERBERGA (um 913/14–969), Ehefrau des französischen Kg. LUDWIGS IV. DES ÜBERSEEISCHEN (920/21–954), und BRUN (925–965), Ebf. von Köln.
Auf dem Totenbett empfahl Kg. Konrad I., Hz. Heinrich von Sachsen die Königskrone anzutragen. Nach fünfmonatigen Beratungen und Verhandlungen, in deren Rahmen es zu einem gemeinsamen Vorgehen zwischen Franken und Sachsen kam, erfolgte in Fritzlar, zwar noch auf fränkischen Boden, aber Nahe der Grenze zu Sachsen, die Königswahl. Für Kg. Heinrich I. war es in seiner Position als Herzog von Sachsen durchaus hilfreich, dass seine zweite Frau eine Nachfahrin des Sachsenführers Widukind war.
Heinrich I. verweigerte es, sich nach der Königserhebung salben und krönen zu lassen, weil er sich nur als primus inter pares sah. In Fritzlar waren