Die unruhigen politischen Zustände in Oberitalien veranlassten Papst Johannes XII., sich 860 hilfesuchend an Otto zu wenden. Dadurch kam die »Kaiserfrage« wieder in Bewegung. Im August 861 brach Otto mit einem ansehnlichen Heer nach Italien auf und zog Ende Januar 862 in Rom ein. Am Fest Mariä Lichtmess (2. 2.) wurde er in St. Peter zum Kaiser gekrönt, womit die weströmische Kaiserwürde erneuert wurde. Im Gegenzug dazu bestätigte Otto am 13. 2. die karolingischen Schenkungen an den Papst. Danach zog er wieder nach Oberitalien, um dort die Lage zu ordnen. Da Papst Johannes XII. bald merkte, dass er von Ks. Otto in seinem Aktionsradius beschnitten wurde, verbündete er sich mit dessen Gegnern. Im Herbst 863 kehrte daher Ks. Otto nach Rom zurück, setzte Papst Johannes XII. ab und bestimmte, dass künftig kein Papst mehr ohne kaiserliche Bestätigung gewählt werden dürfe. Zum neuen Papst wurde Leo VIII. (963–965) gewählt. Der geflohene »Alt-Papst« konnte aber Anfang 864 in Rom gegen seinen Nachfolger und Ks. Otto einen Aufstand anzetteln, so dass dieser wieder eingreifen musste und damit für ein weiteres halbes Jahr gebunden war. Erst nach dreieinhalbjähriger Abwesenheit konnte er Anfang 965 nach Deutschland zurückkehren.
Während Ottos Abwesenheit hatten seine Vertreter, u. a. sein Bruder Brun, Erzbischof von Köln und Herzog von Niederlothringen mit dem Titel archidux, seine Politik weitergeführt. Jetzt war die östliche Slawenmission ein Schwerpunkt, was dazu führte, dass sich Polen enger an das Reich anschloss. Im Jahr 965 wurde der Erzbischof von Mainz Erzkanzler des Reiches mit dem Recht der Einberufung und Leitung der Königswahl.
Doch bereits 966 ist Ks. Otto zu einem dritten Italienzug von Papst Johannes XIII. (965–972) gerufen worden, der von den Römern gefangen gesetzt worden war, aber fliehen konnte. Ein hartes Strafgericht traf die Römer beim Eintreffen Ottos im Dezember 966. Auf einer Synode in Ravenna 967 wurden endlich Ottos Pläne für die Gründung eines Erzbistums Magdeburg gebilligt, das für die Ostmission wichtig war. Es wurde dann 968 gemeinsam mit den Bistümern Meißen, Merseburg und Naumburg-Zeitz errichtet. (Magdeburg und die beiden letzteren sind in der Reformation untergegangen.) Ks. Otto blieb fast sechs Jahre in Italien, obwohl ihn dort keine übergroßen Schwierigkeiten mehr aufhielten. Aber bei dieser Gelegenheit ließ er zu Weihnachten 967 seinen Sohn Otto II. vom Papst zum Mit-Kaiser krönen.
Im August 972 kehrte Otto I. nach Deutschland zurück. Auf einem Hoftag in Quedlinburg zu Ostern 973 wurde seine hegemoniale Stellung in Europa nochmals bestätigt. Zahlreiche Gesandtschaften aus dem Ausland huldigten ihm, auch Frankreichs Kg. Lothar I., sein Neffe, erkannte seine Vormacht an. Wenige Wochen später, am 7. 5., starb Otto in seiner Pfalz Memleben.
KAISER OTTO II.
(973–983)
Ks. Otto II. wurde Ende 955 geboren (Datum und Ort unbekannt). Seine Eltern waren Ks. Otto I. und Adelheid (siehe oben). Er ehelichte 972 THEOPHANU (950/59–991), die Nichte des byzantinischen Ks. Johannes I. Tzimiskes 924–976), und hatte fünf Kinder, darunter Ks. OTTO III. (siehe unten).
Bereits seit 961 zum Mit-König und 967 zum Mit-Kaiser gekrönt, war Otto II. im Frühjahr des Jahres 973 bei der Regierungsübernahme gerade siebzehneinhalb Jahre alt und setzte die Politik seines Vaters fort. Ottos II. Vetter, Herzog Heinrich der Zänker (951–995) von Bayern, versuchte hingegen, ein Intrigenspiel gegen ihn aufzuziehen, das auf seinen Sturz hinarbeitete. Dazu benützte Heinrich die Herzöge von Böhmen und Polen. Ks. Otto II. durchschaute dies und ließ ihn 974 verhaften. Doch Heinrich konnte Anfang 976 entfliehen und führte den Aufstand gegen den jungen Kaiser fort. Dieser konnte aber Regensburg einnehmen, und Heinrich floh nach Böhmen. Das führte zu einer Neuordnung der bayerischen Verhältnisse. Kärnten wurde mit den Marken Verona und Aquileja abgetrennt und zum Herzogtum erhoben. Der erste Markgraf der Ostmark (Österreich), ein Vertrauter Heinrichs, wurde durch den Babenberger Leopold (Luitpold) (um 940–994) ersetzt. Fast 300 Jahre herrschte dieses Geschlecht in Österreich. Und schließlich bekam Herzog Otto von Schwaben, ein Neffe Ks. Ottos II., das nun verkleinerte Herzogtum Bayern dazu.
Heinrich der Zänker ließ jedoch nicht locker. Zusammen mit dem gerade ernannten Herzog Heinrich von Kärnten (940/43–989) und Bischof Heinrich von Augsburg († 982) holte er 977 zum Gegenschlag aus (»Aufstand der drei Heinriche«). Ks. Otto II. konnte zusammen mit seinem gleichnamigen Neffen zuerst den Herzog von Böhmen und dann mit der Eroberung Passaus den gesamten Aufstand niederringen.
Doch inzwischen braute sich im Westen eine andere Gefahr zusammen: Lothar I. (941–986), der vorletzte karolingische Kg. von Frankreich, drang 978 blitzartig in Lotharingien ein und besetzte Aachen. Ks. Otto konnte in einem Vergeltungszug bis nach Paris ziehen, aber erst im Mai 980 kam es zu einem Friedensschluss. Um die Nachfolge seines Sohnes zu sichern, verzichtete Kg. Lothar auf seine lothringischen Ansprüche.
Nach siebenjähriger Regierung war nun nördlich der Alpen die politische Lage stabilisiert und die Vormacht des Reiches gegenüber Frankreich, Böhmen und Polen sichergestellt. Somit konnte sich Ks. Otto II. Italien zuwenden und im Oktober 980 nach Italien ziehen. Für Ostern 981 regte er eine Synode an, zu der zahlreiche weltliche und geistliche Machthaber aus Europa kamen, was für Ks. Otto II. zweifelsohne ein Zugewinn an Autorität im gesamten Abendland war. In dieser Zeit kam in Süditalien die Sarazenengefahr auf. Ks. Otto II. zog daher mit einem Heer nach Süden. Am 13. 7. 982 kam es am Capo Colonne, südlich von Corrone (Kalabrien), zu einer Schlacht. Emir Abul Kassim fiel zwar, aber ein sarazenisches Reserveheer bereitete den verfolgenden kaiserlichen Truppen eine vernichtende Niederlage. Nur mit Mühe konnte Ks. Otto II. mit einem Schiff übers Meer entfliehen. Trotzdem zogen sich die Sarazenen vom Festland zurück, so dass dieser Ausgang für Otto und das Reich keine negativen Folgen hatte.
Für Ende Mai/Anfang Juni 983 berief Ks. Otto II. einen Reichstag nach Verona ein, um u. a. die Nachfolge für seinen verstorbenen Vetter, den Herzog von Schwaben und Bayern sowie seine eigene Nachfolge zu regeln. Sein nur dreijähriger Sohn Otto wurde einstimmig zum König gewählt.
Im Sommer 983 brachen Konflikte an der Elbe mit den Slawen wieder aus, die aber vernichtend geschlagen wurden, so dass die Elblinie als Ostgrenze des Reiches gesichert war. Zu eigenen Aktivitäten gegen die Elbslawen kam Ks. Otto II. nicht mehr. Er starb, erst 28 Jahre alt, an den Folgen einer falsch behandelten Malariainfektion. Trotz verschiedener Rückschläge wird man seine zehnjährige Regierungszeit im Großen und Ganzen als erfolgreich werten können. Er hat das Erbe seines Vaters, insbesondere die Hegemonialstellung in Europa, weitgehend gewahrt, das Reich im Innern und nach außen gesichert und die ihm gewährte knappe Zeit genutzt.
KAISER OTTO III.
(983–1002)
Ks. Otto III. wurde Ende Juni/Anfang Juli 980 im Reichswald Ketil (Kessel, südlich von Kleve; in silva, quae Ketil vocatur) geboren (Datum unbekannt). Seine Eltern waren Ks. Otto II. und Theophanu (siehe oben). Er blieb unverheiratet und kinderlos.
Ende Mai/Anfang Juni 983 Königswahl
Wie auf dem Reichstag in Verona im Juni 983 vereinbart, wurde der junge Otto III. am Weihnachtstag desselben Jahres in Aachen zum König erhoben. Zu dieser Zeit traf auch die Nachricht vom Tod Ks. Ottos II. ein, und es stellte sich natürlich sofort die Frage nach der Regentschaft. Da die Mutter Ottos III., Ks. Theophanu, noch in Italien weilte, konnte der inzwischen aus der Haft entlassene Heinrich der Zänker als nächster männlicher Verwandter (er war ein Vetter Ks. Ottos II.) diesen Vorteil wahren und die Vormundschaft an sich ziehen. Nachdem aber seine eigenen Königsambitionen bekannt wurden, regte sich der Widerstand der Großen im Reich. Er musste im Mai 984 den kleinen Otto an die wieder nach Deutschland zurückgekehrten Kaiserinnen Theophanu (Mutter) und Adelheid (Großmutter) übergeben. Theophanu und Adelheid hatten die Weihe als consors imperii erhalten und waren dadurch für das Amt der Vormundschaft bzw. Regentschaft legitimiert.
Um den inneren Frieden im Reich zu sichern, übergab Theophanu im Juni 985 Bayern an Heinrich den Zänker zurück. Doch