Perry Rhodan Neo 64: Herrin der Flotte. Robert Corvus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Robert Corvus
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan Neo
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845338439
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danke Ihnen für Ihr Verständnis, Mascantin.«

      Das Holo erlosch.

      »Ter Galen praktiziert Dagor?«, fragte Belinkhar.

      »Ja«, bestätigte Ihin. »Ich erinnere mich an einige Treffen im Umfeld des Regenten. Ter Galen hat stets darauf geachtet, zwischen ihren Terminen genug Zeit für ihr Training zu haben.«

      »Waffenlose Selbstverteidigung bleibt sinnvoll«, meinte Atlan. »Der Körper ist die einzige Waffe, die man immer dabei hat.«

      Belinkhars Kopf ruckte hin und her. Irgendwann schien er einzurasten. Sie wirkte wie ein Roboter mit motorischer Fehlfunktion. »Ich habe selbst ein paar Nahkampftechniken erlernt. Kantindor, die Wege des Körpers.«

      »Davon habe ich noch nie gehört«, räumte Ihin ein.

      »Auch unsere Kultur kennt eine waffenlose Kampfkunst.«

      »Sie haben gesehen, dass ter Galens Anzug grau ist? Diese Farbe steht einer Laktrote zu, einer Meisterin.«

      Belinkhar zuckte mit den Schultern, eine Bewegung, die in ein Schaudern überging. »Wenn mir jemand zu nahe kommt, verteidige ich mich ohnehin lieber hiermit.« Sie klappte den Ring an ihrer Hand auf. Unter dem hohlen Edelstein kam ein Dorn zum Vorschein.

      »Gift?«, vermutete Atlan.

      »Von Gedt-Kemar. Dem Planeten, über dem das Gespinst kreist, auf dem ich Matriarchin war. Dort gibt es Bleichsauger, die ihre Beute über Jahre frisch halten. Alle Vitalfunktionen bleiben intakt.«

      Zweifelnd sah Ihin sie an. »Eine Dagormeisterin wird Ihnen die Brustplatte brechen, bevor Sie überhaupt bemerken, dass sie sich bewegt.«

      Belinkhars Zähnefletschen war wohl als Lächeln gemeint. »Dann hoffe ich, dass ich die Mascantin nie wütend machen werde.« Sie schloss den Ring.

      Pertia ter Galen

      »Ein plötzliches Abschalten des Fiktivspiels wird von Ihrer Mitbewohnerin als unangenehm empfunden werden«, warnte die Wohnungspositronik.

      »Das will ich hoffen«, gab Pertia ter Galen zurück. »Sind gesundheitliche Schäden möglich?«

      »Nein. Eine leichte Desorientierung für wenige Zentitontas ist das Maximalrisiko.«

      »Abschalten!«

      Atina Uliens Glieder zuckten. Nörgelnd drehte sie sich auf die Seite. Die Formschaumliege stützte ihre neue Position. Atina hob die Hand und betastete damit den Helm, der auch ihr Gesicht vollständig bedeckte.

      »Das ist keine Fehlfunktion«, sagte Pertia. »Ich will mit dir reden.«

      Atinas Finger tippten in die Luft über ihr. Wahrscheinlich projizierte die Spielpositronik Schaltflächen dorthin, oder genauer die Illusion von Schaltflächen, direkt auf Atinas Netzhaut.

      »Du kannst deine Spiele erst wieder aktivieren, wenn ich die Blockade aufhebe.«

      Mit trägen Bewegungen schob Atina den Helm vom Kopf und setzte sich auf den Rand der Liege. Ihre Schultern hingen schlaff herab, das Augenweiß war gelb verfärbt.

      »Wie lange spielst du schon?«

      »Was geht dich das an? Unsere Vereinbarung besagt, dass ich in der Freizeit tun kann, was ich will, solange ich in der Wohnung bleibe.«

      »Nicht, wenn du deine Aufgabe gefährdest.«

      »Ich habe mit niemandem Kontakt. Nur Chats, in denen ich Decknamen verwende.«

      »So, wie du aussiehst, könnte man entdecken, dass wir nicht die gleiche Person sind.«

      »Hast du einen K'amana? Oder einen Tschul?«

      »Du solltest besser schlafen. Das hast du doch bestimmt eineinhalb Tage nicht mehr getan.«

      »Ich war beschäftigt.«

      »In deiner Scheinwelt.«

      »Noch mal: Das geht dich nichts an, Pertia! Ich lebe dein Leben, ich denke wie du, wenn ich mich mit jemandem treffe, ich ...«

      »›Mit jemandem treffen‹ ist ein gutes Stichwort. Ihin da Achran ist im System. Du wirst morgen mit ihr essen, bevor es zur Inspektion auf dem Manövergelände geht.«

      »Mit der eitlen Benntun-Henne?«

      Gegen ihren Willen musste Pertia schmunzeln. Bei diesem Vogel wechselte das Gefieder jeden Tag die Farbe. »Ich fürchte schon.«

      Atina stand auf. Sie wirkte, als würde sie jeden Moment umkippen, schaffte es dann aber doch zum Getränkespender.

      »Du solltest nichts Aufputschendes zu dir nehmen, sondern dich lieber ausruhen. Morgen wird ein harter Tag.«

      »In deinen Diensten.«

      »Jawohl, in meinen Diensten. So, wie wir es vereinbart haben, als wir dich aus den Trümmern gezogen haben. Und nur aus diesem Grund kannst du dieses Leben führen und dir die Fiktivspiele erlauben.«

      »Milliarden Arkoniden spielen Fiktivspiele.«

      »Aber nicht mit solcher Ausrüstung.« Sie nahm den Helm in die Hand. Kurz überlegte sie, ob sie ihn zerschmettern sollte. Sie kannte den verhängnisvollen Sog virtueller Welten. Auch die Flotte setzte sie ein, in Virtuarien, Illusionsräumen, in denen meist historische Schlachten nachgestellt wurden. Manche Kadetten entwickelten eine unwiderstehliche Lust, in diesen Simulationen zu sterben und so den ultimativen Kick wieder und wieder zu durchleben. Das war ein Grund, warum die Abschlussprüfungen in Rah'tor auf echtem Übungsgelände durchgeführt wurden. Ein Rekrut, der reale Gefahr unterschätzte, weil er immer auf eine weitere Chance spekulierte, war wertlos. Aber Atina war kein Rekrut. Pertia legte den Helm zurück.

      »Weißt du, was es heißt, keine Freunde zu haben?«, fragte Atina, die K'amanatasse in der Hand. »Warte! Ja, das weißt du. Du hast nämlich keine. Aber bei dir ist das eine freie Entscheidung. Nein, Moment! Ich habe gelernt, wie du zu denken. Ich weiß, was du antworten willst: Als Mascantin kann man sich keine Vertraulichkeiten leisten und hat auch keine Zeit für Sozialkontakte. Richtig?«

      Pertia presste die Lippen zusammen. Das hatte sie tatsächlich sagen wollen.

      »Du willst so leben«, fuhr Atina fort. »Ich muss es. Das ist der Unterschied.«

      »Du wolltest es auch.«

      »Das ist dreiundvierzig Jahre her.«

      Pertia verschränkte die Arme. »Also gut. Du willst wirklich nicht mehr? Ich soll dich aus meinem Dienst entlassen? Und was willst du dann machen? Was hast du gelernt, als meine Doppelgängerin? Kommandieren? Wer soll dir ein Kommando geben? Wer einen Offizier spielen kann, ist noch lange keiner. Du kannst mich auf einem Ball mimen, und wenn du ehrlich bist, genießt du das sogar.«

      Atina nickte mit zusammengepressten Lippen.

      Auch in Mimik und Gestik haben wir uns angeglichen, erkannte Pertia. Obwohl wir so unterschiedlich sind.

      »Die Kleider. Das gute Essen. Diese Wohnung. Ich respektiere, wenn jemand die Freiheit höher schätzt als all das. Aber du bist nicht dieser Jemand, Atina.«

      »Nein.« Sie setzte sich auf die Kante der Liege. Ihre Zehen spielten mit dem Teppich.

      »Firtak wird dich operieren müssen«, sagte Pertia.

      Atinas Kopf ruckte hoch. »Schon wieder?«

      Schweigend sahen sich die beiden Frauen an.

      »Gut«, gab Atina nach. Sie nahm einen Schluck aus ihrer Tasse. »Wann kann ich das Spiel wieder anschalten?«

      »Morgen Abend. Jetzt musst du schlafen, damit du morgen ausgeruht bist.«

      »Das kannst du nicht machen! Ich bin kein Kind mehr! Ich bin achtundachtzig Jahre alt!«

      Im Moment wirkst du ein halbes Jahrhundert älter. Pertia bezweifelte, dass sie selbst in fünfzig Jahren so verlebt aussähe.

      Sie