Perry Rhodan Neo 64: Herrin der Flotte. Robert Corvus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Robert Corvus
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan Neo
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845338439
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ihr Spiel eine belohnende Hormonausschüttung gewährte, fragte sich Pertia, ob sie und ihre Mitbewohnerin sich auch im Wesen, nicht nur im Körper, gleich geworden wären, wenn ihr Leben anders verlaufen wäre.

      Nein. Natürlich nicht. Wenn Pertias Leben anders verlaufen wäre, wenn sie nicht schon beim Einsatz gegen die Piraten auf Heski'el eine hohe Offizierin gewesen wäre, dann wäre auch Atinas Leben ganz anders verlaufen. Dann wäre Atina in den Trümmern gestorben, statt zu Pertias Doppelgängerin zu werden.

      »Enban da Mortur möchte Sie in einer dringenden Angelegenheit sprechen.« Pertia hatte die Hauspositronik auf eine formale Anrede programmieren lassen. Sie wurde ungern vertraulich angesprochen.

      »Ich nehme das Gespräch hier entgegen.« Ihr Adjutant benutzte das Wort »dringend« nur, wenn es auch zutraf. Das meiste erledigte er geräuschlos im Hintergrund.

      Aus dem Nichts entstand ein Holokubus mit dem Kopf des Mannes. Im Gegensatz zu Pertia trug er stets Galauniform, ohne jedes Stäubchen. Bei ihm war das keine Eitelkeit, sondern Ausdruck der Korrektheit seines Wesens. Vor allem hatte er sich die Uniform und sämtliche daran angebrachten Ehrenzeichen verdient.

      »Was gibt es?«, fragte sie.

      »Rudergängerin Ihin da Achran macht Ärger. Ihr Schiff ist in den Sperrkorridor eingedrungen. Der Soldat, der damit befasst ist, würde sie am liebsten abschießen. Das erscheint mir etwas voreilig.«

      Pertia gestattete sich ein Seufzen. Da Achrans Eitelkeit war unübertroffen. Sie war eine Person, die eine Aura der Belanglosigkeit erzeugte. »Ich nehme an, sie will zum Abschlussball von Rah'tor.«

      »Das auch. Vor allem aber will sie mit Ihnen sprechen. Vorher wird sie ihr Schiff nicht von der Stelle bewegen und auch den Schutzschirm nicht senken. Deswegen treibt eine Fähre nutzlos im All. Sie kann nicht andocken.«

      »Mir bleibt auch nichts erspart«, grummelte Pertia. »Warten Sie, bis ich in meinem Büro bin! Dann stellen Sie durch!«

      Ihin da Achran

      »Ihr schießwütiger Soldat hat auf mein Schiff geballert!«, rief Ihin da Achran gerade dem Holo zu, das die Mascantin zeigte, als Belinkhar zurück in die Zentrale kam. Ihr Haar glänzte feucht, sie hatte wohl die Nasszelle benutzt, um sich zu entspannen. Es hatte offensichtlich nicht gewirkt. Ihre Augen zuckten, die Kiefer pressten fest aufeinander. Anscheinend hatte sie ein Problem, aber darum konnte sich Ihin jetzt nicht kümmern.

      Pertia ter Galen trug keine der wunderbaren Uniformen, die der Oberbefehlshaberin der Flotte des Großen Imperiums zugestanden hätten. Stattdessen steckte sie in einem geradezu provozierend schlichten Dagoranzug. Grauer, grober Stoff, an den Säumen schwarz verstärkt, der Schnitt an den Schultern ... Ich muss mich auf das Gespräch konzentrieren!

      »Ich werde prüfen lassen, ob der Soldat seine Befehle zu weit ausgelegt hat«, versicherte ter Galen gelangweilt. Sie trug ihr weißes Haar kurz. Ihr Gesicht war scharf geschnitten. Sie war neunzig Jahre alt und gut in Form, wie Ihin wusste.

      »Unabhängig davon ist das ein weiterer Grund, warum ich einen Werftplatz für die TIA'IR brauche«, argumentierte Ihin. »Wer weiß, ob es zu Beschädigungen gekommen ist.«

      »Ich dachte, Sie hätten den Schirm aktiviert?«

      Belinkhar trat in den Aufnahmebereich. »Darauf können wir uns leider nicht verlassen. Ich bestehe auf einer Überprüfung!«

      Ter Galens feuerrote Augen schienen die Mehandor zu zerschneiden wie Laser einen Körper auf einem Seziertisch. »Sie wurden mir noch nicht vorgestellt.«

      Ihin machte eine übertriebene Geste in Belinkhars Richtung. »Das ist Miskha«, nannte sie den neuen Decknamen. »Sie wird eine Finanzierung für mich vornehmen.«

      »Wenn die Sicherheit ausreicht«, ergänzte Belinkhar. Entweder sie spielte die skeptische Mehandor gut, oder ihre augenscheinliche Lust, alles und jeden anzuzweifeln, brach sich Bahn. Ihin fragte sich, wie Atlan – nein, wie irgendjemand – länger als einen Tag mit dieser schwierigen Person gemeinsam reisen konnte.

      »Diese Sicherheit ist die TIA'IR«, fuhr Ihin fort. »Sie kennen doch die Mehandor. Wenn es ums Geschäft geht, wird alles genauestens geprüft. Deswegen brauchen wir eine vollständige Analyse der TIA'IR. Das Schiff muss komplett zerlegt und dann wieder zusammengesetzt werden. Dazu brauche ich Ihren fähigsten Mechaniker.«

      »Ihnen ist schon klar, dass wir uns auf einen Krieg vorbereiten?«

      »Sind die Ressourcen der Flotte dermaßen knapp, dass sogar Kapazitäten für eine 90-Meter-Jacht fehlen? Ich kann nicht glauben, dass Sie so stümperhaft kalkulieren.«

      Erst runzelte ter Galen unwillig die Stirn, aber dann breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. »Wie es der Zufall so will, fällt mir gerade ein, dass es tatsächlich eine freie Kapazität gibt. Falls der Regent einverstanden ist. Er hat einen zivilen Auftrag an Yerum Uskach gegeben. Diese Spielerei kann sicher warten, wenn seine Rudergängerin so sehr in Not ist.«

      »Wer ist Yerum Uskach?«

      »Sie wollten doch den besten Mechaniker der Flotte. Das ist er.«

      »Wir nehmen den freien Platz«, sagte Atlan, bevor Ihin etwas entgegnen konnte.

      »Wer redet denn hier noch alles mit?«, fragte ter Galen.

      »Ahir ter Desmor«, stellte sie auch Atlan da Gonozal mit seinem Decknamen vor. »Ein zuverlässiger Offizier aus meinem Tross, der die Arbeiten überwachen wird, damit nichts abhandenkommt.«

      Während sie die rote, mit geschmackvollen Applikationen verzierte Uniform musterte, zeigte ter Galens Gesichtsausdruck, was sie von Trossoffizieren hielt. »Und der bestimmt, wo Ihre Jacht analysiert wird?«

      »Ich gebe viel auf seine Meinung in dieser Angelegenheit.« Ein Teil von Ihin bereute bereits, dass sie zugestimmt hatte, die TIA'IR zerlegen zu lassen. Was, wenn dieses wundervolle Schiff dabei Schaden nähme? Aber Atlan da Gonozal konnte sehr überzeugend argumentieren, dass in dem Schiff möglicherweise brisante Informationen aus dem Methankrieg verborgen waren.

      »Das soll mir egal sein«, versetzte ter Galen. »Uskachs Werft befindet sich im Orbit. Sie brauchen noch nicht einmal zu landen.«

      Ihin stemmte die Fäuste in die Hüften. »Ich bin noch nicht fertig! Ich komme selbstverständlich auf den Planeten.«

      »Der Abschlussball. Ich vergaß, dass Sie da natürlich nicht fehlen dürfen. Sie können von der Werft einen Orbitalfahrstuhl nehmen.«

      »Das reicht nicht.«

      »Mein Adjutant wird Ihnen die Koordinaten übermitteln und auch eine Erlaubnis für die Passage innerhalb des Sperrperimeters. Sie werden allerdings auf das Geleitschiff warten müssen. Alles andere würde meine Kanoniere nervös machen.«

      »Das meine ich nicht. Ich muss Sie sprechen.«

      »Wir unterhalten uns doch bereits.«

      »Persönlich. Unter vier Augen.«

      »Worum geht es denn?«

      »Wenn ich das über eine Funkverbindung sagen könnte, bräuchte ich das Gespräch nicht.«

      »Sie wissen, dass man als Oberkommandierende der Flotte ...«

      »... viele Termine hat. So wie als Rudergängerin. Die Sache ist von äußerster Wichtigkeit für das Imperium.«

      »Diese Phrase höre ich dreimal am Tag. Allerdings zugegebenermaßen selten von Ihnen. Schickt Sie der Regent?«

      »Er ist involviert.« Das war noch nicht einmal gelogen. Wenn man jemanden stürzen wollte, war derjenige zwangsweise betroffen.

      »In Ordnung«, sagte ter Galen. »Mein Adjutant wird Ihnen einen Termin geben.«

      »Es ist dringend.«

      »Ich freue mich«, ihr Tonfall ließ das Gegenteil vermuten, »morgen mit Ihnen zu Mittag zu essen.«

      »Das wird reichen.«