Höllenfahrt - Horror-Thriller (Hardcore). Marty Ramone. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marty Ramone
Издательство: Bookwire
Серия: Seelenfeuer Trilogie
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783947183418
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die Dunkelheit.

      *

      Das war nochmal gutgegangen! Die Blankenburgerin kletterte in die Kuhle und besah sich das Schlamassel. Julian hatte einen leichten Schock. Sein Blick war ängstlich auf den Unterschenkel gerichtet. Das Hosenbein hing zerfetzt im Schnee. An der Wade befand sich ein schlimmer Krater, aus dem unaufhörlich Blut quoll und den Schnee darunter rot verfärbte.

      Ein Notruf war wegen des defekten Handys unmöglich, das war Beiden klar! Auf Hilfe konnten sie also nicht hoffen.

      Instinktiv griff Jasmin in ihren Rucksack und zog daraus einen langen Schal hervor. „Wir müssen dich verbinden, und zwar schnell. Vielleicht können wir die Blutung etwas stoppen.“ Die Arzthelferin wusste natürlich, worauf es ankam. Nachdem sie mehrere Schichten Papiertaschentücher auf die Wunde gepresst hatte, schlang sie fachmännisch das Textil um das Bein und verknotete es. Frauen waren immer für alles gewappnet, und so zauberte sie eine Schmerztablette aus der Seitentasche des Rucksacks hervor. „Die wird dir helfen, Schatz.“

      Dankbar spülte Julian die Pille mit einem Schluck Selters hinunter. „Es wird schon gehen!“ Der Blankenburger stand mühselig auf. Die Schmerzen waren zwar immens, aber das wollte er sich vor seiner Retterin nicht anmerken lassen. Mit wackligen Beinen trat Julian auf den Weg. Das ging besser, als er gedacht hatte.

      Die Blankenburgerin sattelte währenddessen ihren Rucksack. Jasmin beäugte ihren Freund mit Argwohn. Würde er es bis nach Braunlage schaffen? Der 24-jährige grinste gequält: „Mit dir bis zum Mond und noch viel weiter.“ Jasmin musste lächeln und küsste ihren Freund zärtlich auf die Wange.

      Die beiden Wanderer setzten ihren Weg fort; nicht mehr so unbeschwert wie zuvor, aber in der Hoffnung, dass alles gut werden würde…

      *

      Der Hirschgott sog die kalte Winterluft in die Lungen. Ein süßer Duft stieg in seine Nüstern. Die Kreatur roch Blut.

      Anmutig bewegte sich der Dämon zwischen den Baumreihen hindurch. Der Schnee unter dem Geschöpf schien zu schmelzen. Connullus war mit seinem hellen Fell eins mit der Natur. Sein mächtiges Geweih sah aus wie ein prächtiges Kronenwerk eines gewaltigen Baumes in der Winterlandschaft.

      Der Dämon nahm die Witterung des besonderen Geruchs auf. Man sah es dem Gott in diesem Moment nicht an, aber in seinen Gehirngängen machten sich furchtbare Gedanken breit. Furchtbare Mordlust kam im Dämon auf. Er brauchte das menschliche Blut, damit er noch mächtiger werden konnte.

      Eine erneute Brise drang in die Nüstern. Das Lebenselixier war nicht mehr fern…

      *

      Das Paar schleppte sich durch die eiskalte Nacht. Jasmin stützte dabei ihren Freund, der nur behäbig vorankam.

      Julians provisorischer Verband war mittlerweile durchgeblutet. Der Blankenburger ächzte und stöhnte unter den druckartigen Schmerzen, die sich in seinem Unterschenkel ausbreiteten.

      Endlich tauchte ein erneuter Wegweiser vor den Beiden auf: Braunlage 2 km. „Gott sei Dank! Dann ist es bestimmt nicht mehr weit bis zum Ortseingang.“

      Das Baumdickicht um sie herum wurde dichter. Knorriges Geäst verdunkelte das Mondlicht. Plötzlich schien ein riesiger Körper den schmalen Weg zu versperren. Fast schien es sich um einen Baum zu handeln, dessen Krone sich endlos verzweigte.

      Tatsächlich war es Connullus, der von einer unsagbaren Mordgier getrieben wurde. Das Geschöpf breitete seine Oberarme aus. Aus den Extremitäten wuchsen Äste, die blitzartig über den Schneeboden raschelten und sich das Blankenburger Paar als Ziel auserkoren hatten.

      Jasmin Schmidt war zu überrascht, als dass sie noch hätte fliehen können. Julian kam das Ganze gerade wie ein Albtraum vor und war aufgrund des Szenarios wie gelähmt. Die hölzernen Glieder umschlängelten seine Freundin, packten sie und zogen sie zu der Kreatur, die er jetzt gut erkennen konnte. Das Geschöpf war an die vier Meter groß und besaß ein riesiges Geweih. In dem hirschähnlichen Kopf glühten die zwei Augen lichterloh, welche sich über einem Maul befanden, dass nicht von dieser Erde zu sein schien. Die Hölle musste das Wesen ausgespuckt haben!

      Die Blankenburgerin schrie wie am Spieß. Unaufhörlich näherte sie sich über den kalten Schneeboden dem Monstrum. Plötzlich hing sie Auge in Auge zum Dämon, von dem Geäst getragen, in der Luft. Ableger seiner Arme legten sich um ihren Hals und nahmen ihr die Luft zum Atmen. Jasmins Gesicht lief puterrot an. Ihre Zunge streckte sich aus dem Mund.

      Der Hirschgott entblößte sein schreckliches Gebiss. Dann riss er mit den messerscharfen Zähnen den Muskel heraus. Sogleich ergoss sich ein Blutstrom in sein Maul, was ihn rasend machte.

      Die 23-jährige konnte in diesem Moment ihre unsäglichen Schmerzen kaum zum Ausdruck bringen. Lediglich ihre Hose zeugte davon: Ein feuchter Fleck bildete sich im Schritt, als sich die Blankenburgerin einnässte.

      Connullus gierte und labte sich am roten Nektar und dem Fleisch. Seine Zunge durchfuhr das Gesicht der Menschenfrau. Fast zärtlich kostete er die Tränen von den Wangen und das Blut, das unaufhörlich zwischen den Lippen hervorsprudelte.

      Beißendender Geruch drang dem Hirschgott in die Nase. Seine Extremitäten gingen erneut auf Wanderschaft und suchten nach dem Grund dafür. Zwischen den Beinen der Frau fanden sie das Ziel. Dort befand sich Urin. Seine tierischen Instinkte machten das Monster lüstern. Das Gewebe der Hose riss, als das höllische Gehölz Einlass begehrte.

      Knöcherne Auswüchse drangen in Vagina und Anus ein. Jasmin überkam eine gnädige Ohnmacht, als sich die Glieder den Weg durch ihren Körper suchten…

      *

      Töte sie! Der Hirschgott vernahm die Stimme in seinem Inneren. Nimm dir ihr Fleisch. Sättige dich, damit du noch viel mächtiger wirst. Bring mir das Weib in die Hölle. Connullus fletschte seine Zähne, während seine Dornen blutige Löcher in die Eingeweide stießen und immer weiter vordrangen. Die immensen Schmerzen ließen Jasmin ein letztes Mal klar in ihren Gedanken werden. Noch einmal öffnete sie ihre Augen. Doch alles verblasste abrupt, als sich in diesem Moment die Kiefer um ihren Kopf schlossen und diesen mit einem Ruck von der Wirbelsäule rissen.

      *

      Starr vor Angst musste Julian Reinhold mit ansehen, wie mit seiner bestialisch ermordeten Freundin eine Veränderung geschah. Ihr Körper wurde eins mit dem Geäst. Der Leib ging in das Geweih des Hirschgottes über. Neue Sprossen entstanden, und schließlich verkündete nur noch ein gequältes, knöchernes Gesicht im Kronenansatz, dass zuvor ein Mensch existiert hatte. Es schaute ungläubig aus dem Wirtskörper heraus…

      *

      Durch Connullus Körper fuhr eine teuflische Energie. Ein eisiger Wind kam auf, der sich in den Tannenhölzern brach.

      Das Geweih des Hirschgottes war um eine Trophäe reicher: Das Antlitz der Menschenfrau befand sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Tierhäuptern, die das Wesen zuvor gerissen hatte. Knöcherne Auswüchse traten über den Gesichtern hervor, die sich zu einem einzigartigen Labyrinth an Sprossen verformten. Ein stiller Betrachter würde gar feststellen, dass das Geweih zu leben schien.

      Der Blutdurst der Kreatur schien noch nicht gestillt. Da wartete noch der Gefährte seines Menschenopfers, welcher wie gelähmt das Schauspiel verfolgt hatte. Lass den Menschen gehen! Er soll von deinem Unheil verkünden. Durch deine Präsenz haben sich die Höllenpforten erneut geöffnet. Nun ist es an der Zeit, dass meine Feinde sie durchdringen und ich ihnen endlich den Garaus machen kann. Connullus verstand nicht den Sinn der Worte, die eine noch höhere Macht gerade zu ihm gesprochen hatte. Zu sehr war er von seiner Blutgier geleitet. Doch musste er gehorchen.

      Kein Geringerer als Satan hatte ihm befehligt, Julian Reinhold zu verschonen. Der Hirschgott ließ den Menschen unversehrt und verschwand zwischen den gewaltigen Nadelhölzern.

       1.1

      Einige Stunden zuvor…

      Tim Berger und Jana Sommer saßen an diesem Tag im „Jaspers“