Tod eines Jagdpächters. Thomas Sutter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Thomas Sutter
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Триллеры
Год издания: 0
isbn: 9783898018074
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hatte, schwang sich auf das Gefährt und fuhr zusammen mit Jessica los.

      Der Polizeiwagen parkte mit knirschenden Reifen vor der Scheune. Aber das knatternde Motorengeräusch des Rollers verriet die beiden. Der Wagen startete sofort wieder und schoss mit durchdrehenden Reifen hinter die Scheune.

      Jessica hatte die Tasche umgehängt und sich fest an ihren Freund geklammert. Der Polizeiwagen scherte, eine Staubwolke verursachend, ebenfalls Richtung Wald ein. Auf dem holprigen Weg konnte das Auto nicht schnell aufholen, es kam dennoch immer näher. Die Tachonadel des Rollers näherte sich der vierzig. Bei dieser Geschwindigkeit war es nicht möglich, die Schlaglöcher zu umfahren. Die Stoßdämpfer stießen hart auf, und der Junge musste den Lenker mit aller Gewalt festhalten. Immer wieder sah er nach hinten.

      Der Streifenwagen fuhr gefährlich dicht auf. Nun war er nur noch wenige Meter hinter ihnen. Jetzt stieg der Weg auch noch an und der Roller verlor immer mehr an Geschwindigkeit. Der Streifenwagen näherte sich bis auf höchstens drei Meter. Ralf schaltete runter, aber auch in den tieferen Gängen nahm der Roller bei dem Anstieg keine Geschwindigkeit auf. Er scherte nach rechts aus. Quer durch den Wald, wo es wieder nach unten ging. Die ganze Zeit hielt Jessica sich fest an ihn geklammert.

      Nun stoppte das Polizeifahrzeug und die Beamten sprangen heraus.

      Von dem Gefälle her gab der Roller nun wieder alles, aber das Unterholz war im Weg. Ralf konnte die Polizisten einfach nicht abhängen, obwohl sie nun zu Fuß unterwegs waren. Plötzlich sah er den Pfad, der höchstens zehn Meter unterhalb und eben verlief. Die Polizisten keuchten und fluchten, während Ralf auf der ebenen Strecke in den nächsthöheren Gang schaltete und endlich die Verfolger abschüttelte.

      Gedicht Nummer zwei

      Nachdem der Notarzt beim Beerdigungszug eingetroffen war, konnten Beltel und Funk sich wieder ihrer eigentlichen Arbeit widmen. Aber sie hatten in Schweinheim weniger Glück als in Loch. Der Erdbeerbauer war in Euskirchen unterwegs und niemand vermochte zu sagen, wann er zurückkam. Unter den Saisonarbeitern war kein Übersetzer, so dass keine Verständigung stattfinden konnte. Dann kam der Anruf von den Rheinbacher Kollegen. Beltel erfuhr von Klötschs Verletzung und dass er sich im Krankenhaus Euskirchen befand. Beltel wollte sich unbedingt die als Falle konstruierte Nagelpistole ansehen. Die Befragung in Schweinheim musste später nachgeholt werden.

      Vor dem Waldhotel Rheinbach standen zwei Streifenwagen, sowie ein Fahrzeug von der Spurensicherung. Die Treppen wurden noch untersucht, so dass Beltel und Funk noch nicht ins Hotelinnere durften. Ihre Geduld wurde nicht zu sehr strapaziert. Nur etwa zehn Minuten nach ihrer Ankunft trat Wolfgang Langen von der Spurensicherung nach draußen. Den Zettel in seiner rechten Hand hielt er mit einer Pinzette in Augenhöhe.

      »Hans, Manfred«, er nickte den Kollegen zu, »das hing in einem der unteren Räume hinter die Tür geklebt.«

      Beltel hatte seine Brille schon aufgesetzt.

      Schaffe, schaffe Häusle baue

      Las Dir nix vom Nirbach klaue

      Dieses miese, üble Schwein

      Zerstört den Traum vom Eigenheim

      Kassiert nur Dein gutes Geld

      Liefert nicht das, was Du bestellt

      Nie mehr geh in die Psychiatrie

      Vielmehr fick diesen Kerl ins Knie

      »Was soll das denn nun schon wieder?« Beltel steckte seine Brille in die Innentasche seines Jacketts.

      »Unser Poet hat sich wieder gemeldet«, sagte Funk. »Ich habe es geahnt. Die erste Botschaft kam mir allerdings weniger verschlüsselt vor.«

      Langen übergab den Zettel einem Kollegen, der das Papier sorgfältig eintütete.

      »Die zweite Botschaft?«, hakte der Mann von der Spurensicherung nach.

      Funk ging zum Auto und holte das Tütchen, in das er die ersten Gedichtzeilen gesteckt hatte. »Ja, das hier hatten wir heute Morgen unter dem Scheibenwischer.«

      Wolfgang Langen nahm das Tütchen entgegen. Durch die Folie hindurch konnte er die Zeilen lesen. »Hört sich echt schräg an. Wer soll denn diese Ivonna Martiniak sein?«

      Funk erklärte kurz, was sie bezüglich Ivonna Martiniaks Schwangerschaft herausgefunden hatten.

      »Scheint, als ob da jemand Spuren legt. War dieser Nirbach nicht Bauunternehmer?«, fragte Langen.

      Beltel nickte. »Schaffe, schaffe Häusle baue. In diesen Zeilen spielt der anonyme Schreiber anscheinend auf unschöne Erfahrungen mit dem Bauunternehmer Nirbach an.«

      »Unschöne Erfahrungen ist sehr mild ausgedrückt«, sagte Funk. »Dieses miese, üble Schwein. Da schreit jemand ziemlichen Hass heraus.«

      »Genau wie du sagst, Wolfgang, jemand legt Spuren. Mit den ersten Reimen hat er uns auf einen zweiten Verdächtigen aufmerksam gemacht. Wenn wir erfahren, was hinter diese Zeilen steckt, werden wir wahrscheinlich auf eine weitere oder vielleicht sogar mehrere Personen stoßen, die ein Motiv für den Mord an Nirbach hatten«, schlussfolgerte Beltel.

      Bevor Langen oder Funk antworten konnten, klingelte Beltels Handy. Sein Gesicht verfinsterte sich. Er stellte ein paar knappe Fragen, lauschte und legte dann auf.

      »Ralf Schmitter und Jessica Carlius sind in einer Scheune aufgespürt worden«, erklärte er.

      »Schön«, sagte Funk. »Damit hätten wir schon mal den Hauptverdächtigen.«

      Beltel schüttelte missmutig den Kopf. »Sie sind entwischt, und bei der Durchsuchung der Scheune wurde eine Waffe gefunden. Der Junge hatte also eine Waffe dabei. Die hat er wohl in der Eile liegengelassen.«

      »Dieser Fall beginnt mir langsam wirklich zu stinken«, fluchte Funk.

      »Ich beneide euch nicht, Kollegen. Das Einzige, was ich jetzt für euch tun kann, ist mit der Arbeit dort drinnen weiterzumachen. Vielleicht finden wir ja noch was Interessantes«, sagte Langen.

      Kaum hatte er ausgesprochen, trat einer seiner Mitarbeiter nach draußen. »In einem der Kellerräume haben wir Flusen auf dem Boden gefunden. Wahrscheinlich von einem Schlafsack«, erklärte der Mann.

      Langen wandte sich noch mal an Beltel und Funk: »Ihr seht, in den Räumen ist noch was zu holen. Wir geben euch Bescheid.«

      Der Plan geht auf

      Die Polizei war eifrig bei der Arbeit und bei dem Blick durch das Fernglas machte sich ein befriedigendes Lächeln auf seinem Gesicht breit.

      Dieser Kriminalhauptkommissar und sein Partner machten einen guten Eindruck. Bedächtige, ruhige Männer. Das sprach für Grips. Sie passten genau in den Plan. Ein Spiel, bei dem die Polizei sich seinem Tempo anpassen musste. Die beiden Bullen sahen nach den passenden Gegenspielern aus, deren Geduld noch auf die Probe gestellt werden würde, denn einfach würde er es ihnen nicht machen.

      Der Mann ließ das Fernglas sinken und reckte sich. Die Nacht auf dem Betonboden verlangte nach ein wenig Gymnastik. Mit offenen Handflächen berührte er den Boden und dehnte Rücken und Beine. Er hatte eine kleine Wohnung gemietet, aber trotzdem schlief er gelegentlich im Wald, oder eben in so einer Kellerbaustelle. Verrückt? Nein, ganz und gar nicht. Menschen waren nicht dafür geschaffen, ständig in weichen Betten zu liegen. Er konnte ohne Probleme auf hartem Beton schlafen. Ob auf einer Matratze oder einem Steinboden, er brauchte nur wenig Zeit bis zum Einschlafen.

      Nachdem er gestern Abend die Nagelpistole aufgestellt hatte, hatte er die Nacht im Keller verbracht. Es wäre nicht nötig gewesen. Er hätte heute Morgen zurückkommen können, um den Kompressor der Nagelpistole einzuschalten. Aber er liebte diese Übungen aus seiner Ausbildungszeit und wollte sie nicht aufgeben. Übungen, die damals für den Ernstfall trainiert worden waren. In der Lage sein, in verfallenen Gebäuden zu nächtigen, an Flüssen, Moorgebieten oder auf windigen Ebenen zu schlafen. Mit allen Gegebenheiten zurechtzukommen. Die meisten Menschen waren einfach viel zu verweichlicht.

      Nochmals