Wo die Verleugnung des Klimawandels fortbesteht, geschieht dies eher in der Form, dass die Auswirkungen heruntergespielt werden, als dass die grundlegenden physikalischen Beweise gänzlich geleugnet werden. Konkret bedeutet ein Großteil des noch verbliebenen, geförderten Leugnertums, dass nicht der Klimawandel selbst, sondern die negativen Auswirkungen, die er jetzt und in naher Zukunft haben wird, abgetan werden. Eines der besten Beispiele dafür sind die ausgedehnten Flächenbrände, die Kalifornien vor kurzem heimgesucht haben. Manche der Stimmen versuchten, von der offenkundigen Tatsache abzulenken, die der Klimawandel – in Form von beispielloser Hitze und Dürre – bei diesen Rekordwaldbränden spielte.41 Oberleugner Donald Trump verunglimpfte die Staatsbeamten, indem er ihnen die »grobe Misswirtschaft« der Wälder vorwarf und das Problem insbesondere auf mangelhaftes Säubern der Wälder zurückführte.42 Die Anschuldigungen, denen Klimawissenschaftler vor einem Jahrzehnt im Rahmen von Climagate ausgesetzt waren, hatten sich als Fake News erwiesen. Aus inzwischen ans Licht gekommenen E-Mails wurde ersichtlich, dass es im Jahr 2020 aber in der Tat zu Datenmanipulationen gekommen war, und zwar ironischerweise durch das Trump-Team, das versuchte, den Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und den verheerenden kalifornischen Feuersbrünsten herunterzuspielen.43
Andere leugnerische Staatsoberhäupter sind diesem Beispiel gefolgt. Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro versuchte, die Schuld für die weit verbreiteten Brände im Amazonasgebiet im Jahr 2019 nicht seiner Politik der Abholzung und des Klimawandels zu geben, sondern sie den Umweltschützern in die Schuhe zu schieben. Aber ein vielleicht noch besseres Beispiel dafür sind die Ereignisse, deren Zeuge ich während meines »Sabbaticals« in Australien Ende 2019 und Anfang 2020 wurde. Wie ich damals schrieb: »Nehmen Sie die Rekordhitze, kombinieren Sie sie mit einer beispiellosen Dürre in bereits trockenen Regionen, und Sie erhalten beispiellose Buschfeuer wie die ... die sich über den Kontinent ausbreiten. Es ist nicht kompliziert.«44
Der konservative Premierminister von Australien, Scott Morrison, streitet den Klimawandel ab. Er setzte sich zudem für die australischen Kohleinteressen ein und half mit bei der Sabotage des Rahmenübereinkommens bei der 25. Klimakonferenz (COP25) der Vereinten Nationen im Dezember 2019 in Madrid. Er machte Urlaub auf Hawaii, während die Australier unter den Auswirkungen beispielloser Hitze und Buschfeuer litten.45 Er und andere konservative Politiker und Experten versuchten schließlich, die Aufmerksamkeit von der wahren Ursache abzulenken und stattdessen die Grünen dafür verantwortlich zu machen, da diese angeblich die Regierung an der Ausdünnung der Wälder hinderten. Die Murdoch-Medienmaschine, zu der die Tageszeitung The Australian (die von der unabhängigen Medienbeobachtungsstelle SourceWatch als eine Zeitung beschrieben wird, die »die Leugnung des Klimawandels auf eine Art und Weise fördert, die manchmal … so erstaunlich ist, dass es schon wieder unterhaltsam ist«46), die Herald Sun, und der TV-Sender Sky News gehören, förderten unterdessen den Mythos, dass die massiven Buschbrände, die Australien verwüstet haben, eine Folge von Brandstiftung seien. Daraufhin entschied sich Rupert Murdochs eigener Sohn James das Wort zu ergreifen und erklärte öffentlich, er sei »besonders enttäuscht über die anhaltende Leugnung« durch das Medienimperium seines Vaters.47
Die Auswirkungen des Klimawandels sind zu offensichtlich geworden, als dass ein vernünftiger, ehrlicher Mensch sie leugnen könnte. Sie liegen uns zu Füßen – im wahrsten Sinne des Wortes, wenn es um Hochwasserereignisse, Küstenüberschwemmungen durch den Anstieg des Meeresspiegels oder verstärkte Wirbelstürme geht, und im übertragenen Sinne, wenn es um beispiellose Dürren, Hitzewellen und Waldbrände geht. Der Klimawandel hat mein eigenes Leben in den letzten Jahren zahlreiche Male berührt. Ein Beispiel war das Hochwasser im Sommer 2016 in Zentral-Pennsylvania, wo ich wohne. Zu beobachten, wie meine Alma Mater, die Universität von Kalifornien in Berkeley, Ende Oktober 2019 wegen eines historischen Flächenbrands in den East Bay Hills geschlossen werden musste, war ein weiteres. Aber mein Sabbatical während des australischen Sommers 2019/2020 war der Zeitpunkt, an dem ich konkret mit der Klimakrise konfrontiert wurde.
Der Klimawandel bedroht unsere Wirtschaft heute mit mehr als einer Billion US-Dollar pro Jahr.48 Eine kürzlich vom Pentagon in Auftrag gegebene Studie warnt vor einem Szenario, bei dem die Strom-, Wasser- und Ernährungssysteme bis zur Mitte des Jahrhunderts als Folge der Auswirkungen des Klimawandels zusammenbrechen könnten.49 Was einst weitgehend als eine Bedrohung der Umwelt wahrgenommen wurde, wird heute als eine Bedrohung der Wirtschaft und der nationalen Sicherheit angesehen. Diese Realität bringt immer mehr politische Konservative an den Tisch – Leute wie Bob Inglis, einen ehemaligen republikanischen Kongressabgeordneten aus South Carolina, der jetzt eine Organisation namens republicEn leitet, die sich für marktwirtschaftliche Klimalösungen einsetzt.
Auch im US-Repräsentantenhaus gibt es einen wachsenden überparteilichen Ausschuss für Klimalösungen. Vor allem dank der Bemühungen der Citizens‘ Climate Lobby, einer internationalen Graswurzelbewegung, die Freiwillige ausbildet, die ihre politischen Repräsentanten in Klimafragen in die Pflicht nehmen, gibt es jetzt dreiundzwanzig republikanische Mitglieder des Ausschusses, die Maßnahmen zur Minderung von Klimarisiken unterstützen. Sogar einige der konservativsten Republikaner im Repräsentantenhaus – einschließlich Matt Gaetz aus Florida, der im Kongress oft als Pitbull von Donald Trump angesehen wird – erkennen, dass die Menschen in ihren Staaten nicht über den Luxus verfügen, über die Wissenschaft des Klimawandels zu debattieren, weil sie bereits jetzt unter seinen Folgen leiden. So hat Gaetz jene republikanischen Mitstreiter getadelt, die die Wissenschaft immer noch verleugnen.50
Es gibt Anzeichen dafür, dass einige der Führer der konservativen Bewegung ihre Haltung zum Klima mäßigen. Es gibt zum Beispiel den Steuergegner Grover Norquist, der zumindest auf die Möglichkeit einer Unterstützung für eine aufkommensneutrale CO2-Steuer angespielt hat.51 Ich habe mich im Herbst 2019 mit Norquist getroffen und habe ihn als informiert und nachdenklich in Bezug auf die Klimafrage erlebt. Und dann ist da noch Charles Koch, der verbliebene »Koch-Bruder«, dessen Bruder David im August 2019 verstorben ist. In einem Interview im November 2019 wurde Charles Koch mit den Worten zitiert: »Was wir von ihnen wollen, ist, dass sie eine Politik machen, die tatsächlich funktioniert und die tatsächlich etwas zur Reduzierung der CO2-Emissionen beiträgt, der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen, und gleichzeitig das Leben der Menschen nicht verschlechtert«.52 Diese Worte klingen ermutigend, aber solange Koch seine Kampfhunde – die Interessenvertreter und Schwarzgeldtruppen, die weiterhin die Wissenschaft und die Wissenschaftler angreifen – nicht zurückpfeift und eine gutgläubige Bereitschaft zeigt, echte Klimalösungen in Betracht zu ziehen, ist es angebracht, skeptisch zu bleiben.
Tatsächlich sind die »Lösungen«, die von den Konservativen vorgeschlagen werden, oft keine wirklichen Lösungen. Denken Sie zum Beispiel an den Vorschlag des Republikanischen Senators Marco Rubio, dass sich die Menschen in Florida einfach an die Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs »anpassen« können (Was bedeutet das? Kiemen und Flossen wachsen lassen?).53 Aber es ist eine willkommene Veränderung und Anzeichen dafür, dass die Republikaner offenbar von der völligen Wissenschaftsverweigerung zu einer würdigeren Debatte über die Klimapolitik übergehen.
Die Untätigkeitsprediger – d.h. die Interessensvertreter der fossilen Brennstoffe und diejenigen, die nach ihrer Pfeife tanzen – haben ein einziges Ziel: nicht zu handeln. Wir könnten sie fortan auch als Inaktivisten bezeichnen. Es gibt sie in verschiedenen Formen. Das härteste Kontingent – die Verweigerer – sind, wie wir gesehen haben, im Aussterben begriffen, obwohl es immer noch eine Restpopulation von ihnen