Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745204445
Скачать книгу
mit den Schultern und streichelte Elkes Kopf und Wangen. "Warum soll der gaffen?"

      Nach einem weiteren kleinen Schluck Wasser huschte ein selbstbewusstes Lächeln über ihr Gesicht. "Warum soll sich ein anderer Mann nicht dafür interessieren, was hier so geht?"

      "Dann mach halt den Vorhang zu," sagte Billy.

      Billys Mädchen ging an das Fenster und zog den Vorhang zu. Das freie Radio sendete ein Intermezzo. Eine Frau rezitierte feierlich ein selbst geschriebenes Gedicht, das damit zu tun hatte, wie herzlos Menschen miteinander umgehen können. Es war ein trauriges Gedicht. Elke war am Fenster stehen geblieben und starrte durch einen Spalt des zugezogenen Vorhangs. Billy hörte der Frau im Radio genau zu, weil er oft dachte, dass die anderen mit ihm roh umgingen und weil er glaubte, dass er das nicht verdient habe, weil er eigentlich ganz fair und rücksichtsvoll zu anderen war, nicht so schwierig wie viele Maler. Nach dem Gedicht spielte die Frau ein banale Musik und zerstörte damit den Zauber ihrer Worte.

      "Man sieht nichts", sagte Elke.

      Es klingelte.

      Es klingelte ein zweites Mal. Die beiden sahen sich an. Im freien Radio erklärte jetzt ein Hobbyfunker, wie man mit Leuten in Australien per Tastfunk Verbindung aufnimmt. Im Schreck registriert man die absurdesten Details.

      "Du machst doch nicht auf, oder?", flüsterte das Mädchen.

      Es klingelte wieder. Noch einmal. Und noch einmal. Es klingelte jedes Mal ohne zu drängen. Kurz, preußisch.

      "Wer ist das?"

      "Irgendein verdammtes Arschloch", zischte Billy.

      "Wir sind einfach nicht da," flüsterte Elke. "Warum sollen wir reagieren?"

      Billy löste sich trotzdem von dem Mädchen. Elke zuckte wegen der abrupten Bewegung zusammen.

      Es klopfte an der Tür. Toc, toc, toc.

      "Hast 'n Guckloch in der Tür, dann guck ich," sagte Elke.

      Billy ging gucken, doch Elke kam mit und drängte sich neugierig vor. Sie prallte zurück, als hätte sie den Teufel gesehen. Billy nahm sie instinktiv in den Arm und sah selbst durch den Spion.

      "Jemand erkannt?"

      Elke antwortete nicht.

      Im Fisheye sah Billy einen Mann im Anzug ohne Krawatte und barfuß, der dem Trinker hinter der Pappel auf der anderen Seite Hofes trotz der Entfernung sehr ähnlich sah. Billy meinte, ihn an seinem gebeugten Rücken zu erkennen.

      "Hau ab, Spanner", rief Billy durch die Tür.

      Das Gesicht vor der Tür kam dem Fisheye ziemlich nahe, war deshalb verzerrt, grinste scheinbar, fletschte die Zähne, die Augen zu gelben Blasen mit braunen und schwarzen Ringen aufgequollen, je näher das Gesicht dem Spion kam.

      Es klingelte wieder, diesmal quälend lang und der Mann sagte: "Nur einen Moment, wenn Sie die Zeit hätten. - Verstehen Sie? Ich verlange doch nichts Unbilliges." Er klingelte wieder. Kopf und Gesicht vor der Tür schrumpfte zu einer kleinen Kugel, weil der Mann zurücktrat und sich auf dem Treppenabsatz umsah, als fürchte er, andere Bewohner im Haus geweckt zu haben. Das Flurlicht erlosch, es flackerte sofort wieder auf.

      "Hol die Bullen", sagte Elke laut.

      Billy riss sich von dem Anblick des Fremden mit dem gebeugten Rücken los, weil er spürte, wie sein Mädchen in seinen Armen zitterte. Ihre Haut fühlte sich plötzlich ungesund kühl und feucht an.

      "Oh ja, gleich die Polizei", sagte die Stimme vor der Tür. Und das Gesicht mit den gelben Augen pendelte plötzlich noch näher vor dem Fisheye herum. "Gute Idee, Elke, hole die Polizei!"

      "Angst", würgte das Mädchen kaum vernehmbar hervor.

      Billy umschlang sie mit beiden Armen. Der Mann hatte sich vor der Tür an den Rand des von innen sichtbaren Bereichs gepresst.

      "Wer ist das?" Und weil Elke nicht antwortete zischte Billy: "Wer das ist, will ich wissen?"

      Die Tür flog unvermittelt krachend auf.

      Mit dem Mann drang der Geruch von altem Schweiß und frischem Schnaps in Billys Wohnung. Das passte nicht zu dem eleganten Anzug, den er trug und zu dem teuren Hemd. Er schwankte auf seinen nackten Füssen und rieb sich die Schulter.

      "Hau ab, hau sofort abhauen", schrie das Mädchen und verkrallte sich förmlich in Billys nackte Haut.

      "Ja, ja", sagte der Mann in beschwichtigendem Ton, "ja, Elke. Ich möchte nur an diesen Menschen hier eine Frage stellen." Sein Finger deutete auf Billy.

      Unvermittelt griff das Mädchen den Trinker an, schlug nach ihm, versuchte, ihn hinauszudrängen. Auch Billy griff an. Doch das Handgemenge endete, weil der Mann mit zwei entschlossenen Hieben seiner Fäuste sich Raum verschaffte. Keuchend stand er da und sagte: "Herr Wosdabczik, bitte, gestatten Sie mir eine Frage. Eine einzige nur. Sie wissen vielleicht, dass Elke und ich, dass wir ein Verhältnis hatten?"

      "Das ist Ringleben?", fragte Billy mit Blick auf Elke.

      "Ringleben!"

      "Ich war mit ihr zusammen. Vor diesem Job in Marbella. Vor Ihnen Herr Wosdabczik. Es war Liebe. Nicht so wie bei Ihnen, mit allem Respekt. Auch wenn noch ein paar Jahre mehr zwischen ihr und mir liegen als bei Ihnen. Liebe und viel Leidenschaft!"

      "Laber nicht, hau ab", fuhr Elke dazwischen.

      "Ich bin zu Hause fort gegangen und habe mir die Wohnung gegenüber genommen, um immer in deiner Nähe zu sein." Der Mann griff sich an den Hemdkragen, als wolle er einen nicht vorhandenen Schlips richten, weil Elke auf die Bemerkung von ihm schnaubend die Luft ausstieß.

      "Keiner hat dich drum gebeten."

      "Also, die Frage an Sie ist die, Herr Wosdabczik ... ich habe übrigens keinen Zweifel gehabt, dass Elke mit Ihnen schläft."

      Elke lachte wütend.

      "Ich kenne Elke gut, besser als sie sich selbst kennt. Besonders ihren Körper, müssen Sie wissen, Herr Wosdabczik. Schlafen kann sie von mir aus, mit wem sie will. Da passiert bei ihr nämlich nichts. Ich weiß das, weil ... ich habe nie gehört, wenn Sie beide etwas miteinander gehabt haben sollten. Bei uns dagegen, Elke, sag dass es stimmt, bei uns war sogar die körperliche Liebe noch viel tiefer. Ich bin der Mann, der jedes Mal die Saiten in Elke zum Klingen gebracht hat."

      "Gehen Sie und trinken Sie einen", sagte Billy, der nicht die Absicht hatte, auf die Frage zu warten, die der Mann immer noch nicht herausgebracht hatte.

      Doch der Trinker blieb unerschütterlich. "Frage: War das heute Nacht das erste Mal, dass Sie bei Ihnen so erregt war, dass man ... dass man ihre Leidenschaft hören konnte?"

      "Das geht Sie nichts an und jetzt hauen Sie ab", sagte Billy und versuchte diesmal überfallartig, den Mann aus der Tür zu drängen. Doch der gab nicht auf.

      "Ich habe ein sehr feines Gehör", sagte der Trinker, "ich weiß, dass Sie Ihnen vorhin was vorgespielt hat."

      Elke griff nicht in das Handgemenge ein, zumal Billy den Mann fast schon über die Schwelle geschoben hatte und im Begriff war, die Tür zu schließen. Mit einem kleinen Lächeln, in dem noch Reste von Verständnis und Zuneigung für den Trinker mitschwangen, sagte sie zu ihm. "Ringleben, du hast auch deine Zeit gebraucht, bis ich zum ersten Mal so weit war, und bei Billy und mir hat es heute Nacht richtig geklingelt, da war nichts gespielt."

      "Ausgeschlossen!" Mit ungeahnter Kraft gelang es Ringleben Billy zurück in die Wohnung zu stoßen. "Elke du kannst mich nicht täuschen."

      "Doch! - Es ist endgültig, verstehst du. "

      Ein metallisches Licht blendete die beiden Nackten in der Tür, weil der Trinker mit der blitzenden Klinge eines Stiletts plötzlich Lichtreflexe erzeugte. Billy wollte zupacken und ihm das Messer entreißen, und Elke versuchte noch, sich hinter die Tür zu flüchten. Doch der Mann war schneller.


e-mail: [email protected]