Hier ein weiteres interessantes Faktum, die „Behaltensquote“:
Abb. 1 – Behaltensquote
Wie die Darstellung zeigt, gewinnen wir, zum Beispiel in einer Präsentation, durch bildhafte Darstellung (Bilder, Symbole, geschriebenes Wort) 30 % im Behalten. Welche Vorteile Visualisierung insgesamt bringt, lässt sich bestenfalls erahnen.
Aber was genau verstehen wir eigentlich unter „Visualisierung“? Visualisierung heißt, etwas „bildhaft darstellen“. Dies kann geschehen für Sachaufgaben, Gefühle, Prozesse. Diese optische Dokumentation muss nicht das gesprochene Wort ersetzen, vielmehr ist es ihr Ziel:
● die Aufmerksamkeit der Empfänger auf das Wesentliche zu konzentrieren,
● die Betrachter einzubeziehen,
● den Redeaufwand zu minimieren,
● dem Publikum Orientierungshilfen zu geben,
● Informationen leicht(er) erfassbar zu machen,
● Wesentliches zu verdeutlichen,
● Gesagtes zu ergänzen und zu vertiefen,
● das Behalten zu fördern,
● zu Stellungnahmen zu ermuntern.
In der Visualisierung sind der persönlichen Kreativität zwar keine Grenzen gesetzt, es empfiehlt sich aber, die Grundlagen der bildhaften Darstellung zu kennen und zu berücksichtigen. Hierzu gehören Kenntnisse über die …
… Planung einer Visualisierung,
… Bausteine für eine Visualisierung,
… Regeln für die Komposition einer Visualisierung.
1.2 Planung einer Visualisierung
Eine gute Visualisierung muss in aller Regel gründlich überlegt werden, bevor sie in die Tat umgesetzt werden kann. Dies wird, abhängig von der jeweiligen Situation, mal mehr und mal weniger möglich sein. Man sollte aber auch bei geringer Vorbereitung nicht auf Visualisierung und damit deren positive Effekte völlig verzichten. Wenn man ausreichend Zeit hat und/oder die Darstellung entsprechend wichtig ist, sollte man sich auch unbedingt ausreichend Zeit zur Vorbereitung nehmen.
Gute, zum Beispiel im Rahmen einer Präsentation „spontan“ entwickelte Darstellungen, setzen eine sehr gute Vorbereitung voraus, da der Akteur hierfür das Bild vor seinem „geistigen Auge“ (und/oder als dünne Bleistiftskizze auf dem Blatt) vorentwickelt haben muss.
Zur gründlichen Vorbereitung einer Darstellung macht man wie beim guten Schulaufsatz als ersten Schritt eine Stoffsammlung. Man sammelt also zunächst alle möglicherweise brauchbaren Informationen zum Thema und selektiert dann, als zweiten Arbeitsschritt, die wesentlich erscheinenden Inhalte aus der zur Verfügung stehenden Stofffülle (Grobauswahl).
Im dritten Schritt werden die durch die Grobauswahl gefundenen Inhalte weiter komprimiert. Hierfür könnten die folgenden Leitfragen verwendet werden:
● Was will ich darstellen (Inhalt)?
● Wozu soll die Darstellung dienen (Ziel)?
● Wen will ich informieren oder überzeugen (Zielgruppe)?
Erst nach dieser planerischen Arbeit geht es um die Visualisierung im engeren Sinne, und es stellt sich die Frage, wie und womit die geplanten Inhalte aufbereitet und präsentiert werden sollen.
1.3 Bausteine für eine Visualisierung
Für die Herstellung einer Visualisierung benötigt man einerseits inhaltliche Elemente, mittels derer die Information logisch aufgebaut werden kann, und andererseits Medien, auf denen die Visualisierung physikalisch entsteht. Beides zusammen könnte man als die „Bausteine“ für eine Visualisierung bezeichnen. Diese werden zur Komposition einer Gesamtdarstellung nach bestimmten Regeln genutzt.
Die in der (organisationalen) Praxis am häufigsten verwendeten Medien sind:
● Pinnwand (mit Pinnwandpapier),
● Flipchart (mit Flip-Bögen),
● Overheadprojektor (mit Transparentfolien),
● Beamer & Co. (mit PC/Notebook).
Zu den Gestaltungselementen gehören:
● Text,
● Freie Grafik und Symbole,
● Diagramme.
Die Gestaltungselemente sind für alle Informationsträger gleichermaßen verwendbar – die Gestaltungsregeln identisch.
Die Informationsträger unterscheiden sich bezüglich ihrer Brauchbarkeit je nach Anlass und Zweck des Einsatzes. Sie finden deshalb im Folgenden erst eine Kurzbeschreibung je Medium (Informationsträger). Im Anschluss daran gehe ich auf die genannten Gestaltungselemente ein. Die Regeln zur Gestaltung sind im Abschnitt 1.4 „Komposition einer Visualisierung“ beschrieben.
1.3.1 Medien zur Visualisierung (Informationsträger)
Pinnwand
Die Pinnwand ist eine Hartschaumtafel von ca. 150 x 125 cm. Auf ihr werden mittels Pinnnadeln spezielle Papierbögen festgesteckt. Sie ist in einen Metallrahmen eingelassen und entweder fest an der Wand montiert oder aber mit Füßen versehen und kann dann frei im Raum bewegt werden. Es gibt davon auch zerleg- oder klappbare Varianten mit zugehöriger Transporttasche. Die Pinnwand kann dann in jedem Mittelklasseauto transportiert werden.
Das Pinnwandpapier ist braun oder weiß und wird mit speziellen Filzstiften mit Kalligrafiespitze beschrieben.
Sie eignet sich besonders für die Arbeit in kleinen Gruppen mit maximal 20 Teilnehmern.
Als Zusatzmaterial können hier die in der Moderation verwendeten Karten (Rechtecke, Kreise, Ovale) benutzt werden. Sie sind aus dünnem Karton und in unterschiedlichen Abmessungen sowie Farben erhältlich.
Die Pinnwand eignet sich sowohl zur Präsentation vorbereiteter Darstellungen als auch zur begleitenden Entwicklung von Inhalten. Sie ist das Visualisierungsmedium in der Moderation.
Abb. 2 – Pinnwand
Flipchart
Das Flipchart ist eine transportable Haltevorrichtung für spezielles Flipchartpapier von ca. 100 x 70 cm. Es eignet sich besonders für die Arbeit in klein(st)en Gruppen bis ca. 10 Personen.
Das Papier wird (wie Pinnwandpapier) mit speziellen Filzstiften beschriftet.
Darstellungen auf Flipcharts können vorbereitet sein oder situativ entwickelt werden. Sie können während der gesamten Arbeit sichtbar gehalten und später wieder verwendet werden.
Dieses Sichtbarhaltenkönnen von Darstellungen ist ein großes Plus der Flipcharts.
Flipcharts werden sowohl in der Präsentation als auch in der Moderation als dankbare „Visualisierungsesel“ eingesetzt.