5.5 Führung mit persönlicher Meisterschaft
Persönliche Meisterschaft im Umgang mit anderen Menschen – die sieben Grundregeln
Exkurs I: Denken und Gefühle – Konditionierung, Gewöhnung und kognitive Modulation
Exkurs II: Denken und Gefühle – die kulturelle Aufhebung unserer Natur
Über dieses Buch
Wachsender Anforderungs-druck
Viele von Ihnen kennen das Gefühl, enorm steigenden Anforderungen ausgesetzt zu sein. Die Gründe dafür sind vielfältig. Vielleicht sind auch bei Ihnen Mitarbeiterstellen entfallen und Ihr Arbeitsvolumen wächst. Vielleicht sind Sie in Ihrem Unternehmen versetzt worden und Sie müssen sich nun in ein neues Aufgabenfeld einarbeiten. Vielleicht werden Sie ständig mit Neuem konfrontiert, weil eine Umstrukturierung die nächste jagt. Vielleicht sind Sie in der Sandwichposition einer mittleren Führungskraft und müssen Leistungsdruck »nach unten weitergeben«. Wie sollen Sie das den Leuten beibringen und trotzdem noch ein gutes Arbeitsklima erhalten? Auch als Topmanager stehen Sie unter wachsendem Druck: Wie sollen Sie nur mit der Ungeduld und den Begehrlichkeiten der Investoren und Fondsmanager umgehen?
Schlimmstenfalls ist Ihr eigener Arbeitsplatz gerade einer Umstrukturierung zum Opfer gefallen. Nun müssen Sie lernen, vom eher außengeleiteten Leben eines Angestellten auf die innengeleitete Lebensführung eines Selbstständigen umzuschalten. Die richtigen Ziele finden, Selbstdisziplin und Selbstmotivation einüben – wie geht das eigentlich? Außerdem wollen Sie noch für Ihre Familie da sein, einigen Hobbys nachgehen, glücklich werden und gesund bleiben.
Erkennen Sie sich wieder? Dann sollten Sie dieses Buch lesen (obwohl eigentlich nichts wirklich Neues drinsteht).
Schlüsselfragen
Wie gehe ich mit meinen Problemen, mit mir selbst, mit meinen Mitmenschen und Mitarbeitern am besten um? Was kann ich tun, um eine souveräne Persönlichkeit und Führungskraft zu werden? An Fragen dieser Art arbeiten sich die Menschen schon seit einigen Tausend Jahren ab. Längst sind alle Einstellungs-Kombinationen an den Schalthebeln unserer psychischen Benutzeroberfläche durchprobiert worden. Das Wichtigste kann man schon bei Buddha nachlesen, oder bei den Stoikern. Es geht heute nicht mehr darum, irgendwelche brandneuen Instant-Tricks mit vermeintlicher Wunderwirkung zu erfinden. Es gibt sie nicht, und ich fürchte, es wird sie auch nie geben, trotz aller »modernen Hirnforschung«.
Psychosynergetik: die Spreu vom Weizen trennen
Das Problem stellt sich eher so dar: Neben richtigen und wirksamen Ratschlägen gibt es auch eine Fülle von Konzepten und Empfehlungen, die wenig hilfreich sind oder gar schädlich. Hier gilt es, die Spreu vom Weizen zu trennen und einige wenige Ansätze mit großer Hebelwirkung so zu kombinieren, dass nochmals Synergieeffekte möglich werden. Diesem Ziel stellt sich die von mir und anderen in den letzten zwanzig Jahren entwickelte Psychosynergetik. Von einer breiten, alle relevanten Wissenschaftsdisziplinen umfassenden Basis aus wird in einem stufenweisen Auswahl-, Kohärenzbildungs- und Verdichtungsprozess das veränderungsrelevante Wissen extrahiert und zu mental gut handhabbaren Modellen integriert. Die kürzeste, prägnanteste und praxisbezogenste Darstellung finden Sie in diesem Buch.
Hebelwirkung: von oberflächlichen Verhaltensratschlägen zu komplexen Strategien der Selbstentwicklung
»Äußerliche« Tipps genügen nicht
Setzen Sie sich Ziele! Als Führungskraft müssen Sie klare Entscheidungen treffen! Und Ihre Mitarbeiter dafür begeistern! Seien Sie authentisch! Treten Sie Ihren Mitarbeitern nicht als Diktator, sondern als Coach gegenüber – alles klar? Vermutlich wird Sie ein solches Ratschlägekonvolut eher verunsichern. Was ist, wenn Sie Ihre »innere Stimme« nicht laut genug über die richtigen Ziele und Entscheidungen informiert? Wenn Sie gar nicht so recht wissen, wie es sich anfühlt, authentisch zu sein? Und wie macht oder lernt man das – »coachen«? Mit Ratschlägen, die sich auf das äußere Verhalten beziehen, ist es nicht getan. Wenn Sie sich bei einer Präsentation darauf konzentrieren, eine begeisternde Attitüde einzunehmen, dann richten Sie Ihren Fokus auf die Form und nicht auf den Inhalt. Auf diese Weise können Sie weder überzeugen noch wirklich begeistern.
Alle Verhaltensregeln, die Sie sich mit Ihrem bewussten Ich auferlegen, wirken »aufgesetzt«. Das Ergebnis ist ein verkrampftstockendes Verhalten, das wenig Effekt hat. Außerdem ist es anstrengend und auf Dauer kaum durchzuhalten.
Wir müssen lernen, reiche, stimmig-integrierte und reife Persönlichkeiten zu werden, die in komplexen Situationen »aus dem Bauch heraus« im gewünschten Sinne entscheiden und handeln.
»Entwicklungsratschläge«
Was wir dazu brauchen, sind »Entwicklungsratschläge«, die, wenn sie langfristig befolgt werden, zu den gewünschten Veränderungen in den tieferen Schichten unserer Persönlichkeit führen. Nur dann steht das Neue dem spontanen Reagieren und Verhalten zur Verfügung, mühelos und überzeugend.
Schritte der Veränderung
Entsprechend umfasst die in diesem Buch empfohlene Veränderungsstrategie drei Hauptschritte:
Im ersten Schritt wird ein Grundverständnis davon vermittelt, wie Gehirn und Psyche aufgebaut sind und funktionieren. Es werden jene Begriffe und Modelle abgeleitet, die für eine effektive Selbststeuerung zwingend erforderlich sind. Im zweiten Schritt werden Übungen, mentale Tools, förderliche Geisteshaltungen und Lebensstrategien erarbeitet, die zu persönlicher Meisterschaft führen.
Schon dies kann hilfreich sein – allein das Lesen dieses Buches wird manches, was beim Leser schon innerlich vorbereitet ist, in eine neue Qualität umschlagen lassen. Zu wirklich durchgreifenden Veränderungen aber wird zumeist erst der dritte Schritt führen: die Übung und Umsetzung der erarbeiteten Maßnahmen im Alltagsverhalten über einige Monate (wenn nicht über Jahre). Ziel ist, das Alltagsleben in einen permanenten Lern- und Entwicklungsprozess umzuwandeln. Psychosynergetik stellt Ihnen ein Netz zur Verfügung, mit dem Sie aus dem Erfahrungsstrom des Alltags ein Maximum an Nahrung für Ihr persönliches Wachstum herausfiltern können.
Selbstführung, Mitarbeiterführung, Leadership
In diesem Buch werden Selbstführung und Mitarbeiterführung integriert behandelt. Wer ein Meister der Selbstführung ist, der beherrscht die Mitarbeiterführung zu 80 Prozent und hat auch für die übrigen Anforderungen von Leadership eine hervorragende Grundlage. Darauf hat schon der Managementguru Peter Drucker immer wieder hingewiesen. Da Autoritätsbeweise hier aber nichts gelten, nenne ich Ihnen explizit zwei Gründe dafür: