„Leben oder gelebt werden“
Besonders die dritte Methode ist nicht zu empfehlen, da die passive Lebensführung meist nicht von allein in die gewünschte Richtung führt. Die Dinge entwickeln sich zwar auch ohne Ihr Zutun – allerdings verlieren Sie damit den Einfluss auf Ihr eigenes Leben. Sie werden reaktiv statt proaktiv. Konfrontieren Sie sich selbst mit der Frage: „Wollen Sie leben oder gelebt werden?“ Ihre Stärken sind Ihre Produktionsfaktoren, Ihre Eintrittskarten, Ihre Tauschmittel, welche Sie gegen andere materielle und immaterielle Güter eintauschen können. Ein passiver Umgang mit diesen Produktionsfaktoren ist möglich, gleicht jedoch einer Verschwendung wertvoller Ressourcen – nicht nur für die Wirtschaft oder ein Unternehmen, sondern vorrangig für Sie selbst.
Demzufolge bleiben nur zwei Möglichkeiten übrig, welche Sie nicht einzeln betrachten, sondern verbinden sollten. Sie können jederzeit gleichzeitig an Ihren Stärken und an Ihren Schwächen arbeiten. Probieren Sie im Privat- und Berufsleben stets Ihre Stärken zu positionieren. Wenn Sie etwas gut können, zeigen Sie es. Machen Sie noch ein Zertifikat in diesem Gebiet oder suchen Sie sich Aufgaben, in welchen gerade diese Stärken gut zur Geltung kommen können. Arbeiten Sie gleichzeitig aktiv an der Reduzierung Ihrer Schwächen. Erwarten Sie nicht, dass Führungskräfte, Kollegen oder Mitarbeiter diese übersehen. Ist beispielsweise Ihr Englisch nicht besonders gut, üben Sie es. Verfolgen Sie ab jetzt täglich die Nachrichten von CNN oder BBC. Nach spätestens einem Monat bemerken Sie die Erfolge.
Regelmäßige Selbstreflektion
Der Bearbeitung folgt eine regelmäßig wiederholte Überprüfung der eigenen Stärken und Schwächen. Sorgfältig durchgeführt, identifizieren Sie dabei zu einem späteren Zeitpunkt möglicherweise weitere Stärken oder Schwächen. Dabei sollten Sie mit einem neuen Arbeitsblatt anfangen, um sich nicht durch die alte Übersicht beeinflussen zu lassen. Sind die neuen Stärken und Schwächen zusammengestellt, können Sie diese in der Interpretationsphase mit dem vorherigen Bild vergleichen und schon gründlicher an die konkrete Bearbeitung herangehen.
Verhaltensmuster identifizieren und nutzen
Verhaltensmuster basieren auf Denk- und Fühlmustern
Verhaltensmuster bilden in Kapitel 1.3. das abschließende Muster. Sie sind direkt sichtbare Verhaltensweisen, und dem Denkmuster äquivalent folgend, basieren sie auf den vorherigen Strukturierungen, also auf den Fühl- und Denkmustern. Ausgelebte Verhaltensmuster zeigen Lebenseinstellungen, welche Sie einnehmen, und werden vermengt mit der Lebenseinstellung, welche Sie gern einnehmen würden. Die Muster sind demnach immer Bild von Realität und Wunschvorstellung. Verhaltensmuster zeigen sich in verschiedenen Situationen. Beispielsweise entgleisen einem Choleriker eventuell bereits die Zügel, wenn ein Phlegmatiker erst hellhörig wird. Die Kenntnis dieser eigenen und fremden Verhaltensmuster hilft bei der Konfliktprävention und -bewältigung. Strukturell können Sie Verhaltenmuster in einer einfachen Matrix darstellen.
Abbildung 14: Verhaltensmuster und Änderbarkeit
Beispielhaft ist eine große körperliche Statur physiologisch und damit nicht veränderbar. Ein außergewöhnlich zurückhaltendes Auftreten ist aber veränderbar und so der Zeile „psychologisch“ zuzuordnen. Dieses Auftreten wird zum Beispiel auch durch die Rollen determiniert, welche Menschen im Privat- und Berufsleben einnehmen. Diese werden im Folgenden dargestellt und durch das DISG-Modell konkretisiert, welches eine Einordnung von Personen in bestimmte Verhaltensstrukturen ermöglicht. Eine solche Einordnung kann hilfreich sein, um Personen individuell und situationsgerecht anzusprechen. Abschließend wird die Ausstrahlung noch als originärer Bereich aufgeführt, welcher am bedeutendsten den Unterschied zwischen Realität und Wunschvorstellung in einem Verhalten aufzeigt.
Lebensrollen
„Der ist beglückt, der sein darf, wie er ist.“
F. VON HAGEDORN
Verschiedene Rollen im Leben
Lebensrollen, welche in der Literatur mitunter auch „Lebenshüte“ genannt werden, sind Verhaltensweisen, welche ein Individuum im Alltag präsentiert. Diese Verhaltensmuster können ebenso direkt Fühl- und Denkmuster symbolisieren. Erfahrungsgemäß hat eine Person diverse Lebensrollen. Dies ist per se weder nachteilig noch vorteilhaft. Probleme können jedoch langfristig auftreten, wenn Sie sich permanent in einer Rolle für eine Zielgruppe verstellen oder zu viele unterschiedliche Lebensrollen einnehmen wollen. Die beträchtlichste und offensichtlichste Diskrepanz zwischen verschiedenen Rollenanwendungsgebieten sind die Rollen im Privat- und Berufsleben. Die Besetzung von einer Lebensrolle bei der Arbeit oder im Privaten ist vorwiegend eine logische Folge von Wertedifferenzen zwischen beiden Bereichen und der unterschiedlichen hierarchischen Position der Person. Müssen Sie beispielsweise beruflich etwas mehr Härte zeigen, kann dies sogar zur Kompensation in Form von großer Herzlichkeit im Privatleben, zum Beispiel bei Ihren Kindern führen. Diese unmittelbare Kompensation sollte von allen Freunden und Verwandten akzeptiert werden, denn die Versagung dieser Herzlichkeit kann dazu führen, dass die Person sich verhärtet oder abgestoßen fühlt. Diese Wandelbarkeit zwischen der Rolle bei der Arbeit und der Rolle im Privatleben kann besonders im Rahmen der Regeneration und Freizeitgestaltung von Bedeutung sein (Kapitel 2.5.).
Die Kenntnis der eigenen Lebensrollen hilft Ihnen, eine ausgewogene Persönlichkeit zu bilden, welche nicht nur intuitiv, automatisiert und ohne eigene Wahrnehmung Verhaltensweisen kompensieren muss, sondern aktiv alle Facetten seiner Persönlichkeit Beachtung schenkt.
Bewusst eingenommene Rollen als Spiegel individueller Werte und Bedürfnisse
Wie im Beispiel erwähnt, müssen Sie zahlreiche Lebensrollen anderer Personen bedingungslos akzeptieren, andere bedürfen aber möglicherweise der Rücksprache mit dem Rollenträger. Interessanterweise können Sie aus einer erkennbaren Lebensrolle meist auch grundlegende Bedürfnisse und Werte der jeweiligen Person ableiten. Typische Lebensrollen, welche hier dargestellt werden, sind die des „Familienmenschen“ oder „Arbeitstieres“, des „Spaßgetriebenen“, des „Vernünftigen“, des „Wohlhabenden“ und des „Ausgabenbewussten“.
Abbildung 15: Lebensrollen und Verhaltenseinstellungen
Familienmensch versus Arbeitstier
Die Herausforderung, Familie und Beruf in Einklang zu bringen
Die Lebensrolle eines „Familienmenschen“ entsteht erfahrungsgemäß in bestimmten Phasen einer Partnerschaft. Dies können die erste Wohnung, die Hochzeit oder das erste Kind sein. Sehr häufig wird diese Rolle auch als Kompensation und Gegenpol zur gleichzeitigen Rolle des „Arbeitstieres“ entwickelt. Wenn eine Person aufgrund ihrer beruflichen Situation nur wenig Zeit mit der Familie verbringen kann, entwickelt sich ein schlechtes Gewissen und die Familiennähe sowie Familientreue wird in den kurzen Zeiten des Zusammenseins voll ausgelebt. Dies kann positiv aber auch negativ aufgenommen werden.
Der Familienmensch denkt bei umfassenden Entscheidungen primär stets an die Familie. Wichtigste Frage ist für ihn, wie weit Kinder und Partner davon beeinflusst werden. An Wochenenden oder an anderen freien Tagen werden auch schon mal gegen den Willen der Familie Aktivitäten zum Zweck des Zusammenseins durchgeführt. Dies gibt dem Familienmenschen das Gefühl, Zeit mit der Familie zu verbringen, für sie da zu sein und mit ihr Spaß zu haben. Personen in dieser Rolle sollten auf keinen Fall zu stark von dieser Rolle abgedrängt werden. Eine kritische Anmerkung kann schnell dazu führen, dass die Person sich in Bezug zum vermeintlich Einzigen in ihrem Leben nicht verstanden oder sogar verstoßen fühlt. Bleibt jedoch das berufliche Engagement des Familienmenschen unter einem akzeptierbaren Niveau und reichen deshalb beispielswiese die Einkünfte nicht, muss an der Rolle als Familienmensch gearbeitet werden.
Motivation von „Workaholics“