Abbildung 7: Ausmaß von Stimmungen im Zeitablauf
Angst und Furcht
Furcht ist konkret, Angst unbestimmt
Angst ist das Gefühl einer Bedrohung und wird seit der Existenzphilosophie stark von Furcht abgegrenzt. Furcht ist nach Sören Kierkegaard (1813 bis 1855) die Reaktion auf eine spezifische Bedrohung. Angst ist allerdings ein Gefühl, welches sich gegen das Unbekannte richtet. Angst ist dabei nach Martin Heidegger (1889 bis 1976) nicht nur die Konfrontation des Menschen mit der Gewissheit des Todes, sondern auch das Unbehagen – beispielsweise in Form von Existenzsicherheit im Arbeitsmarkt entsprechend Karl Marx (1818 bis 1883). Furcht ist im alltäglichen Sprachgebrauch vorwiegend gleichzusetzen mit der Präsenz von Angst, wobei sich diese nicht auf ein konkretes Ereignis bezieht.
Angst spannt heute ein weitläufiges Feld der Gefühlsregung auf und kann von konkreten Befürchtungen, beispielsweise dem Nichterreichen eines Ziels, bis hin zur Weltangst führen. Dabei kann es in fortgeschrittenen Stadien zur Aufhebung der persönlichen Steuerung durch Willen und Verstand kommen. Diese Auswirkungsreichweite der Angst ist je nach Angstneigung unterschiedlich ausgeprägt. Angst kann nach Jeffrey A. Gray ebenfalls durch Furcht vor Bestrafung oder Frustrationen entstehen, aber auch nach G. Mander aus der Kapitulation vor der eigenen Machtlosigkeit herrühren.
Abbildung 8: Furcht versus Angst
Als prinzipielle Differenz können Sie noch den Unterschied zwischen Realangst und neurotischer Angst betrachten. Die neurotische Angst scheint unbegründet, im Gegensatz zu der Realangst, welche sich genau auf eine Begebenheit bezieht.
Angst verlernen
Angst wird erlernt und kann ebenso auch gezielt wieder verlernt werden. Dazu gibt es mehrere psychologische Methoden, wie beispielsweise die Konfrontationstheraphie. Als aktives Hilfsmittel zum Überwinden von starker Angst und Furcht, wie beispielsweise Höhenangst, kann im Allgemeinen nur die Konsultation eines Fachmannes helfen. Auf diverse Angstzustände in Arbeitssituationen, wie zum Beispiel die Angst vor einer Präsentation oder der allgemeinen Redeangst, wird in diesem Buch in den einzelnen Kapiteln hingewiesen und eine ausführliche Herangehensweise erläutert (Kapitel 2.2., 2.3. und 4.3.). In jedem Fall sollten Sie anerkennen, dass Furcht eine natürliche Eigenschaft ist und Sie demnach keine persönliche Abwehrhaltung ihr gegenüber einnehmen sollten. Biologisch ist der Angstzustand mit einem erhöhten Adrenalinaustausch verbunden, welcher auf der einen Seite Nervosität oder Stress verursacht, aber auf der anderen Seite auch die Aufmerksamkeit und momentane Kraft steigert.
Unzufriedenheit und Zufriedenheit
„Ich wäre lieber Bettlerin und ledig als Königin und verheiratet.“
KÖNIGIN ELISABETH I.
Chancen und Gefahren von Unzufriedenheit
Zufriedenheit und besonders Unzufriedenheit sind prägende Elemente der heutigen Gesellschaft. Unzufriedenheit ist die einflussreichste Quelle für Depression, kann aber gleichzeitig Initiator für Erneuerung sowie Tatkraft und damit Weiterentwicklung sein. Es gibt Personen, welche in ihrer Unzufriedenheit tiefer in die Traurigkeit rutschen. Andere Menschen benötigen gerade diese Unzufriedenheit als Energiequelle, die nächsten Schritte zu finden und zu realisieren. Folglich ist unter Berücksichtigung der individuellen Aspekte ein aktiver Umgang mit Unzufriedenheit nur schwer im Sinne eines Patentrezeptes zu pauschalisieren. Um seine Unzufriedenheit zu managen, hat es sich als außerordentlich hilfreich herausgestellt, sie in Worte zu fassen und niederzuschreiben. Dies ermöglicht, aus der Unzufriedenheit substanzielle Ziele zu formulieren und einen Handlungsplan als Quelle der individuellen Weiterentwicklung abzuleiten. Diese Methode versucht, der Unzufriedenheit durch Visualisierung Transparenz zu verleihen. Wird diese Aufstellung abgeschlossen, ist schon die Hälfte der durchführbaren Leistung getan – „das Erkennen des Problems ist schon die Hälfte der Lösung“. Jeden visualisierten Bereich können Sie nun durch die Identifikation von Quellen und Einflussfaktoren der Unzufriedenheit strukturieren und so feststellen, an welchen Sie durch Eigeninitiative aktiv arbeiten können. Haben Sie die Einflussfaktoren der Unzufriedenheit formuliert, können Sie diese, wie im Kapitel „Ziele & Visionen“ beschrieben, in einen aktiven Arbeitsplan einfließen lassen.
Konkretisieren Sie Unzufriedenheit, um sie greifbar zu machen
Entscheidend ist es, sich der Unzufriedenheit nicht hinzugeben und sie pauschal und unkonkret im Raum stehen zu lassen. Nur die Konkretisierung schafft Sicherheit und wirft Möglichkeiten zur Bearbeitung auf. Im vorherigen Kapitel wurde Angst als Gefühl vor dem Unbekannten definiert. Unzufriedenheit sollten Sie demnach Transparenz verleihen. Umfassende Zufriedenheit ist heute besonders bei Personen zwischen 20 und 50 Jahren selten anzutreffen. Einer flüchtigen Zustimmung, ob der Befragte denn zufrieden sei, folgt doch meist bei ausgiebigerer Forschung eine rasche Relativierung. Persönlichen Fortschritt zu fordern und der Wille nach einem Mehr an materiellen und immateriellen Gütern lässt uns rastlos streben. Sie sollten sich aber auch regelmäßig eine gewisse Zufriedenheit gönnen, um Lebensabschnitte genießen zu können.
Obwohl Sie im Alter zwischen 20 und 30 Jahren die ganze Welt erstürmen können und vielleicht möchten, sollten Sie nicht vergessen, beispielsweise mal mit Ihren Freunden den ganzen Sonntag Fußball zu spielen und dann ohne schlechtes Gewissen den Abend noch im Kino zu verbringen. Denn, was hilft Ihnen eine erstürmte Welt mit einem frühen Herzinfarkt oder einem Hirnschlag, wovon momentan immer jüngere Menschen betroffen sind?
Zufriedenheit und Inaktivität
Umgekehrt sollten Sie jedoch auch kritisch beurteilen, ob ein heutiges Zufriedensein nicht zu vielleicht später folgenreicher Inaktivität führt. Die Inaktivität besonders in den jungen Jahren kann im späteren Leben eine Reihe negativer Konsequenzen haben, zum Beispiel die beruflichen Chancen stark limitieren. Aus einer momentanen Zufriedenheit heraus Abschlüsse hinzuschmeißen oder auf eine Ausbildung zu verzichten, hat besonders heute im Kampf um jeden Arbeitsplatz und der damit verbundenen finanziellen Absicherung schwere Folgen.
Hinzuzufügen ist noch, dass Sie auch unzufrieden und trotzdem glücklich sein können. Dies ist der Fall, wenn Sie jede Situation genießen, welche Ihnen das Leben bietet, aber Sie sich zur selben Zeit etwas mehr Herausforderung wünschen.
Denkmuster interpretieren
„Wenn es einen Glauben gibt, welcher Berge versetzen kann, dann ist es der Glaube an die eigene Kraft.“
MARIE VON EBNER-ESCHENBACH
Auch Denkmuster haben verschiedene Quellen
Die Individualität von Persönlichkeiten, besonders in ihrer Wahrnehmung, bezieht sich nicht nur auf die Gefühlsebene, sondern auch auf kognitive Vorgänge. Denkmuster basieren auf den Reaktionen, Implikationsmustern und Kategorisierungen der Fühlmuster. Denkmuster haben wie jedes die Persönlichkeit determinierende Merkmal mehrere Quellen. Sie werden geprägt durch das Umfeld, wie Gesellschaft und Kultur, primär jedoch durch Eltern und Schulkameraden während des Kindes- und Jugendalters. Es wird früh und auf indirekte Weise gezeigt, was „gut“ und „schlecht“, „erwünscht“ und „unerwünscht“ oder „richtig“ und „falsch“ ist. In diesem Zusammenhang sind Denkmuster immer auch durch Glaubenssätze geprägt und andersherum.
Diese zahlreichen Einflüsse unterliegen solch starker historischer Veränderung, dass die Entwicklung einer Person in seiner Jugendzeit von vor 15 Jahren grundlegend unterschiedlich und nicht im Geringsten mit einer heutigen Entwicklung vergleichbar ist und sich damit vollends verschiedenartige Denkmuster in den verschiedenen Generationen kristallisieren. Aus äquivalenten Gründen sind solche Denkmuster noch unterschiedlicher in einer internationalen Betrachtung.
Neben spezifischen Denkmustern ist der Mensch auch durch allgemeine