Wo die wilden Geister wohnen Band 3. Martina Meier. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martina Meier
Издательство: Bookwire
Серия: Wo die wilden Geister wohnen
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783960743491
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durch die offene Balkontür.

      „Mist, das habe ich ganz vergessen“, murmelte Felix.

      Starr standen die Kinder mit dem Rücken an der Wand und konnten ihren Blick nicht von den Geschöpfen lösen, von denen ein unheimliches Surren ausging. Langsam bewegten sich die Gespenster auf sie zu. Eines bewegte sich auf einmal wild hin und her, dann rauschte es zu Boden und es war ein dumpfer Aufprall zu hören. Das andere Gespenst schwebte auf dem gleichen Weg hinaus, wie es hineingekommen war.

      „Warum war das bloß so laut?“, flüsterte June ihrem Freund zu. „Es ist doch nur ein Laken.“ Vor ihr lag der Stoff auf den Holzdielen. Sie nahm all ihren Mut zusammen und hob ihn mit zwei Fingern an. Mit verbogenen Rotorblättern kam eine Drohne zum Vorschein und surrte jämmerlich.

      „Sieht so aus, als hätte uns jemand einen großen Streich gespielt“, sagte Felix erleichtert.

      Durch die offene Balkontür drang lautes Lachen. Beide Kinder eilten hinaus und sahen nach unten. Mit Fernbedienungen in der Hand standen die beiden älteren Brüder von Felix im Garten.

      „Ihr hättet sehen sollen, wie schnell ihr gelaufen seid“, riefen sie hinauf und lachten sich schlapp.

      Noch nie war June so froh, keine älteren Brüder zu haben!

      June Kaliner ist elf Jahre alt und besucht in der sechsten Klasse ein Gymnasium bei Freiburg. Wenn sie sich nicht mit Freunden trifft oder sich um ihre Hühner und Ziegen kümmert, dann liest und schreibt sie gerne. Sie hat einen kleinen Bruder, der manchmal ganz schön nerven kann. Zum Glück ist er süß.

      *

      Vampirschweinchen

      Es war Halloween. Die Sonne ging gerade unter, als Natalie auf ihre zwei Meerschweinchen Mümmel und Strubbel blickte. Strubbel wohnte schon lange bei ihr. Er war braun und sein Fell war sehr verstrubbelt. Das weiße Meerschweinchen Mümmel hatte sie im Juni von ihren Großeltern zum Geburtstag geschenkt bekommen.

      Strubbel musterte Natalie neugierig. Sie hatte ein rosafarbenes Hexenkleid an und hatte ihre Haare zu zwei langen Zöpfen geflochten. Doch zum Gruseln sah sie nicht gerade aus. Plötzlich kam Natalies Vater ins Zimmer und sagte: „Wir müssen jetzt los.“

      „Ich komme“, antwortete Natalie ihrem Vater. Sie griff nach einem Beutel, der am Boden lag, danach rannte sie aus dem Zimmer.“

      „Jetzt geht’s los“, sagte Strubbel glücklich.

      „Was hast du denn vor?“, erkundigte sich Mümmel.

      „Ich will auf Süßigkeitentour“, erklärte Strubbel seinem Freund, „kommst du mit?“

      „Natürlich!“, sagte Mümmel.

      Strubbel scharrte im Heu, bis er die Haarklammer von Natalie fand, die er ihr einmal gestohlen hatte. Dann knackte er problemlos das Schloss des Meerschweinchenkäfigs.

      „Wow, das musst du mir unbedingt zeigen“, sagte Mümmel staunend. Strubbel lächelte zufrieden. Die Meerschweinchen liefen aus Natalies Zimmer. Danach gingen sie durch die alte Katzenklappe in den Garten.

      „Jetzt brauchen wir nur noch Kostüme“, meinte Mümmel. Die zwei Freunde liefen zu einem Rosenstrauch.

      Strubbel entfernte vier lange Dornen und reichte zwei davon Mümmel. „Wir werden Vampirschweinchen“, erklärte Strubbel.

      „Oh ja!“, rief Mümmel begeistert. Sie nahmen die Dornen mit den stumpfen Enden in das Maul, sodass die Spitzen hervorschauten. Jetzt sahen sie aus wie echte Vampirschweinchen.

      „Los geht’s“, sagte Mümmel und lief in Richtung Nachbarhaus. Strubbel eilte hinterher. Dort angekommen, machten sie die Räuberleiter, hüpften den Rest nach oben und klingelten.

      Kurz danach machte eine Frau die Tür auf und blickte sich verwirrt um. „Hier sind wir“, quiekte Strubbel. Jetzt schaute die Frau nach unten. Sie bückte sich und hob Mümmel auf.

      „Ihr armen kleinen Meerschweinchen“, meinte die Frau, „habt ihr euch etwa verlaufen?“

      „Wie bitte“, dachte Mümmel empört, „wir sind furchterregende Vampirschweinchen!“ Er riss das Maul auf und zeigte die Dornen, die er im Maul hatte. Erschrocken schrie die Frau auf und warf Mümmel weg.

      „Nein!“, schrie Strubbel. Er rannte in die Richtung, in die Mümmel geworfen wurde. „Hoffentlich hat er sich nicht verletzt“, dachte Strubbel besorgt. Jetzt sah Strubbel ein Trampolin. Darauf hüpfte etwas Kleines auf und ab und quiekte dabei freudig.

      „Ich bin auf diesem Trampolin gelandet“, erklärte Mümmel, „das macht total Spaß.“

      „Wir müssen weiter“, drängte Strubbel.

      „Na gut.“ Mümmel kletterte vom Trampolin und holte Strubbel ein. Gemeinsam liefen sie zum nächsten Haus. Doch dort machte ihnen niemand die Tür auf. Enttäuscht blickten sich die Freunde um. Da entdeckten sie einen Jungen, der sich als Geist verkleidet hatte. Er stellte seinen großen Korb voller Süßigkeiten auf den Boden, um sich die Schuhe zu binden. Sofort rannten die Meerschweinchen los und hüpften in den Korb. Zum Glück hatte sie der Junge nicht bemerkt. Als der Junge seinen Korb wieder nahm und aufstand, um weiterzulaufen, tauchten Mümmel und Strubbel schnell in den Süßigkeiten unter. Jetzt konnten sie so viel essen, wie sie wollten.

      „Ich liebe diese Gummibärchen“, schwärmte Mümmel zufrieden.

      „Ich mag die Lakritzschnüre am liebsten“, sagte Strubbel glücklich. „Das ist das beste Halloween, das ich jemals hatte“, sagte Strubbel. Plötzlich griff der Junge in den Korb.

      „Oh nein“, quiekte Mümmel. Flink sprangen die Meerschweinchen aus dem Korb. Um nicht hart auf den Boden zu stürzen, klammerten sie sich an die Hose des Jungen und kletterten so rasch und sicher nach unten. Dann rannten Mümmel und Strubbel hinters nächste Gebüsch. Da hatten sie noch einmal Glück gehabt.

      „In dem Korb war gar keine Schokolade“, jammerte Strubbel.

      „Dann holen wir sie uns eben“, meinte Mümmel.

      Da kam plötzlich ein Mädchen mit einem rosafarbenen Hexenkostüm um die Ecke. „Das ist aber das letzte Haus, nachher gehen wir nach Hause“, sagte eine Frau.

      „Na gut“, antwortete das Mädchen.

      „Moment mal“, meinte Mümmel unsicher, „ist das etwa Natalie?“

      „Ja“, sagte Strubbel.

      „Wir müssen vor ihnen zu Hause sein“, sagte Mümmel entschlossen.

      Schnell rannten die Meerschweinchen nach Hause. In ihrem Käfig angekommen, schloss Strubbel das Schloss. Beide nahmen die Dornen aus dem Maul und versteckten sie rasch im Heu. Sie schafften es gerade noch! Wenige Sekunden später kam Natalie in ihr Zimmer. Sie setzte sich und biss genüsslich in einen Schokoladenriegel.

      „Den holen wir uns“, meinte Mümmel und kratze gegen das Gitter des Käfigs.

      Natalie bemerkte ihn und sagte: „Nein, Mümmel. Für Meerschweinchen ist Schokolade giftig.“

      Mümmel war erschrocken.

      „Zählt das etwa auch für Vampirschweinchen?“, fragte Strubbel.

      „Ja, ich denke schon“, meint Mümmel lachend.

      Selina Findik, 12 Jahre, aus Selzach in der Schweiz.

      *

      Das Schloss der verwunschenen Kinder

      Dora hatte Anita lange überreden müssen, mit ihr Süßigkeiten sammeln zu gehen. Anita hasste Halloween. Vor zwei Jahren war an diesem Tag ihre große Schwester Lyra verschwunden.