Die Templer im Schatten 2: Blutregen. Stefan Burban. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stefan Burban
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783864027642
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All das fing an, als Richard Löwenherz im Heiligen Land kämpfte. In diesem Zeitraum muss sein Bruder verwandelt worden sein.«

      »Das bedeutet, sie haben nur auf den richtigen Augenblick gewartet. Der König, der das Land heilen und einen wollte, ist weg und sein machtgieriger Bruder ist eine leichte Beute.«

      Robin sah verblüfft auf. »Was weißt du über die Zustände in England?«

      Nun war es an Christian, die Achseln zu zucken. »Nicht viel. Nur das, was an Nachrichten über den Kanal kommt. Löwenherz stand dafür ein, Angelsachsen und Normannen unter einem Banner zu einen. Er stand zu England. John soll wohl nur zu seiner eigenen Schatzkammer stehen.«

      »Das trifft es ganz gut. Die Vampire wollten wohl eine willfährige Galionsfigur an der Spitze haben.«

      Christian nickte. »Das ergibt Sinn. Jemand, den sie leicht lenken können.« Der Vampirtempler rümpfte die Nase. »Das erklärt aber noch nicht, worin ihr Ziel besteht.«

      »Krieg«, meinte Robin wortkarg.

      Christian wandte sich ihm mit erhobenen Augenbrauen zu. Mit einer knappen Geste forderte er ihn zum Weiterreden auf.

      »Mindestens zwei Drittel der Grafen und Herzöge sind inzwischen ebenfalls Vampire. Die wichtigsten unter ihnen. Und allesamt Normannen.«

      »Was ist mit den Angelsachsen?«

      »Die werden an der kurzen Leine gehalten. Der überwiegende Teil der Normannenstreitkräfte wurde inzwischen zu Blutsklaven gemacht.«

      Christian nickte verstehend. »Tageslichtwächter für ihre blutsaugenden Herren.« Er war sich wohl bewusst, wie heuchlerisch sich dieses Schimpfwort aus dem Mund eines Vampirs anhören musste. Aber er betrachtete diese nicht als seinesgleichen. Die Templer im Schatten waren besser als das. Daran glaubte er. Daran musste er glauben. Sonst war alles, was Karl und er in den letzten Jahren erreicht hatten, bedeutungslos.

      »Dann lebt also die Bevölkerung in einem Käfig der Angst«, stellte Christian fest.

      Robin ließ den Kopf hängen. »Hier leben gute Menschen. Aber sie haben keine Chance gegen eine Armee aus Vampiren und ihren gut trainierten Truppen. Angst kann eine starke Kraft sein und ein schrecklicher Motivator.«

      »Allerdings.« Christian warf seinem Freund einen kurzen Seitenblick zu. »Und wie passt deine Rolle in diese ganze Geschichte?«

      Mit einem Mal wirkte der Bogenschütze sichtlich peinlich berührt. »Das ist … etwas kompliziert«, wich er zunächst aus. Als er an Christians Blick sah, dass dieser nicht lockerlassen würde, sprach er weiter. »Als mein Freund Will Scarlet und ich nach Hause zurückkehrten, war mein Vater verschwunden. Wahrscheinlich ist er längst tot. Und unser Haushofmeister war ein Vampir. Er hetzte seine Blutsklaven auf uns. Will blieb zurück.« Trauer ließ Robins Stimme versiegen. Er benötigte ein bisschen, um sich wieder zu fassen, und sprach schließlich weiter: »Er wird wohl auch tot sein. Jahre des Krieges im Heiligen Land hat er überstanden. Sarazenen, Skorpione und Krankheiten konnten ihn nicht zu Fall bringen. Dann kommt er nach Hause und wird von Vampiren abgeschlachtet.«

      Christian betrachtete den Bogenschützen voller Anteilnahme. Dennoch sagte er nichts. Der Ritter wusste, dass Robin nichts von Mitleid oder Mitgefühl hören wollte.

      Der Mann holte tief Luft. »Auf jeden Fall konnte ich fliehen. Auf meiner Flucht tötete ich einige Blutsklaven und einen Vampir, der sie anführte. Ein paar Bauern beobachteten den Kampf und die Geschichte darüber verbreitete sich wie ein Flächenbrand.«

      Christian stöhnte leise. »Lass mich raten: Mit jedem Mal wurde die Geschichte aufgebauscht. Die Legende um deine Person wurde größer und größer.«

      Robin hob hilflos die Arme. »Genauso ist es. Die Leute schrieben mir jeden noch so kleinen Sieg, jeden noch so kleinen Akt des Widerstands zu. Viele der Gefechte, von denen berichtet wurde, hat es gar nicht gegeben. Und bei den meisten, die es tatsächlich gab, war ich meilenweit entfernt. Schließlich kam irgendein Barde auf die glänzende Idee, mich Robin Hood zu nennen. Keine Ahnung, was den geritten hat. Aber auf einmal war ich so was wie ein leuchtender Stern im Kampf gegen die Vampire.«

      Christian deutete ringsum. »Und es kamen Menschen, um sich dir anzuschließen.«

      »Ich wollte sie zunächst wegschicken, aber sie wollten einfach nicht gehen. Irgendwann habe ich mich dann in mein Schicksal gefügt.«

      Christian verkniff sich nur mit Mühe ein Lachen.

      »Das ist nicht witzig«, schalt Robin ihn sanft.

      »Doch, irgendwie schon«, gab Christian feixend zurück. »Die meisten Menschen träumen ihr halbes Leben lang davon, ein Held zu sein. Dir fällt es in den Schoß und du willst es am liebsten wieder loswerden.«

      »Natürlich will ich das, aber es funktioniert einfach nicht. Am Ende wusste ich mir nicht mehr zu helfen und habe nach dir geschickt.«

      »Und du hast recht daran getan«, erwiderte Christian. »Wenn die Vampire dabei sind, sich auf der Insel eine Machtbasis zu erschaffen, dann muss das unter allen Umständen verhindert werden.« Er stellte sich vor, wie es für Europa aussehen würde, wenn sich England zu einem einzigen großen Vampirnest entwickeln würde – und schauderte. »Das muss verhindert werden«, wiederholte er leise.

      »Es ist sogar noch schlimmer. John und seine Schergen haben ihre Feldzüge bis in den Norden hinein ausgeweitet. Bis nach Schottland.«

      »Aber Schottland ist keine Bedrohung. Die dortigen Clans sind sogar englische Vasallen. Das ergibt keinen Sinn.«

      »Wer weiß schon, was in einem Vampirhirn vor sich geht?« Robin schenkte dem Vampirtempler einen entschuldigenden Blick.

      Dieser lächelte lediglich, wurde jedoch schnell wieder ernst. »Was weißt du über König Richard? Ist er tot?«

      »Nach allem, was man weiß, nicht. Es heißt, Leopold von Österreich halte ihn gefangen und wolle ihn nur gegen ein horrendes Lösegeld wieder freigeben.«

      »Das John aber nicht zahlen will«, ergänzte Christian. »Er wäre ja schön blöd. Das Letzte, was er will, ist Richard wieder zurück in England zu wissen. Der König könnte der Funken sein, der die Machtbasis seines Bruders in Flammen aufgehen lässt. Er könnte den Widerstand anführen.«

      Das Trällern eines Vogels hallte durch den Wald. Christian blieb schlagartig stehen. Robin jedoch bedeutete ihm, ruhig zu bleiben. Der Bogenschütze stieß ebenfalls ein Trällern auf, was mit einem weiteren Signal beantwortet wurde.

      »Wir sind da«, erwiderte er mit einem Lächeln.

      »Wo sind wir?«

      »In unserem Lager.« Robin musterte ihn angestrengt. »Was denkst du, nachdem du jetzt alles weißt?«

      »Ich denke, du brauchst Hilfe.« Er schlug dem Bogenschützen sanft auf die Schulter. »Und wir werden dir helfen. Keine Sorge. Ich lass mir etwas einfallen.«

      Robin nickte und wollte sich davonmachen. Christian hielt ihn aber noch einmal zurück. »Wie habt ihr uns eigentlich gefunden?«

      »Haben wir nicht. Wir waren hinter dem Vampir her, den du getötet hast. Und hinter der Frau, die bei ihm war.«

      Christian neigte den Kopf leicht zur Seite. »Die Frau? Wer war sie?«

      Tränen traten in Robins Augen, dennoch hielt er sich stoisch aufrecht und auch seiner Stimme war nichts anzumerken. »Ihr Name ist Marian. Sie ist … war … meine Verlobte.« Ohne ein weiteres Wort drehte sich Robin um und entfernte sich in Richtung einer kleinen Senke.

      Karl stand plötzlich an Christians Seite. »Und?«, wollte der ehemalige Johanniter wissen. »Worauf haben wir uns dieses Mal eingelassen?«

      Christian blickte seinen Freund an und verzog spöttisch die Miene. »Wie es aussieht, ziehen wir wohl in den Krieg.«

      Karl ächzte leise. »Scheiße!«, war alles, was er dazu zu sagen hatte.

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