Heathens Ink: Meine Herzensbrecher. K.M. Neuhold. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: K.M. Neuhold
Издательство: Bookwire
Серия: Heathens Ink
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958238701
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realen Person basieren?«

      »Wirklich?«

      »Ja, er hieß Ed Gein und lebte in Plainfield, Wisconsin. Er war ein echtes Muttersöhnchen und hat ihren Körper aufbewahrt, nachdem sie gestorben ist. Dann hat er ein paar Gräber ausgehoben und mindestens eine andere Frau mittleren Alters umgebracht und ihre Haut getragen. Er hat Lampenschirme und andere Sachen aus den Leichen gemacht, die er ausgebuddelt hat. Er hat sogar einen Gürtel aus Nippeln angefertigt.«

      »Das ist verstörend. Und die Freude auf deinem Gesicht, während du das sagst, ist noch beunruhigender. Ein Psychologe sollte nicht so viel Interesse an Morden haben.«

      »Bitte, Serienmörder waren der Grund, warum ich mich überhaupt für Psychologie interessiert hab. Ich wollte forensischer Psychologe werden und all die Psychopathen befragen. Als ich dann auf dem College war, habe ich bei ein paar LGBTQ-Organisationen mitgemacht und hatte dann mehr Interesse daran, Teenagern zu helfen, als die Verdorbenen mit Fragen zu löchern.«

      »Gott sei Dank.«

      »Aw, denkst du daran, wie traurig du wärst, wenn du mich nicht kennengelernt hättest?« Wyatt stößt mich spielerisch mit dem Ellbogen an und ich lache leise, als ich ihn zurück schubse.

      »Seid ihr beiden fertig mit dem Gefummel, damit wir mit dem Film anfangen können?«, fragt Kyle mit einem frechen Grinsen. Ich zeige ihm den Mittelfinger und öffne den Pizzakarton auf dem Couchtisch.

      Wyatt und ich haben nicht geflirtet. Oder, falls doch, war es harmlos. Er sieht mich nicht auf diese Art. So war es in meinem Leben schon immer.

      Nach der Hälfte des zweiten Films holt mich mein langer Tag wieder ein und ich sinke immer weiter in Wyatts Richtung, bis mein Kopf auf seiner Schulter liegt und ich Schwierigkeiten habe, die Augen offen zu halten.

      Er macht keine Anstalten wegzurutschen oder mich von seiner Schulter zu schieben. Er legt einfach den Arm um mich, damit ich es bequemer habe. Trotz der Morde und der Verstümmelungen im Fernseher gleiten meine schläfrigen Gedanken in eine glückliche Fantasie ab, in der Wyatt und Owen beide an mir interessiert sind… und an einander.

      Owen

      Ich öffne die vertraute grüne Tür, die in das Haus führt, in dem ich aufgewachsen bin. Eine gespenstische Stille hängt in der Luft und sorgt dafür, dass sich meine Nackenhaare aufstellen.

      »Mom?«, rufe ich mit zitternder Stimme. Mein Herz hämmert in meiner Brust, während mir ein Szenario nach dem anderen durch den Kopf schießt, was mein Vater getan haben und wie er ihr dieses Mal wehgetan haben könnte. »Mom?«, rufe ich erneut.

      Ich höre leises Schluchzen und meine Knie zittern so heftig, dass ich kaum weitergehen kann. Ich folge dem Schluchzen zum Schlafzimmer meiner Eltern. Das Geräusch wird von der Tür und wahrscheinlich die Hände meiner Mutter gedämpft, während sie verzweifelt versucht, sich zu sammeln, damit sie so tun kann, als wäre alles in Ordnung. Solange ich mich erinnern kann, war nichts in Ordnung.

      Ich klopfe leise an die Tür und sie schwingt knarrend auf. »Mom?«

      »Oh, ich hab dich nicht kommen hören. Was machst du hier, Baby?«, fragt sie und wendet mir den Rücken zu.

      »Was ist los? Was hat er gemacht?«

      »Tsk, niemand hat etwas gemacht.«

      »Dann dreh dich um und lass es mich sehen«, fordere ich sie heraus.

      Ihre Schultern sacken hinunter, aber sie dreht sich langsam um und mir bietet sich ein entsetzlicher Anblick. Ihr Gesicht ist blutüberströmt, ihre Stirn eingedrückt und ihre Augen sind tot.

      Keuchend setze ich mich im Bett auf und Galle steigt in meiner Kehle hoch, während ich die Bilder aus dem Albtraum noch immer vor Augen habe.

      »Verdammte Scheiße«, murmle ich, lege eine Hand über mein rasendes Herz und trete die Decken von mir.

      Ich weiß nicht, welche Albträume schlimmer sind, die, in denen mein Dad hinter mir her ist, oder die, die meine Erinnerungen an meine Mom verdrehen und sie sogar noch entsetzlicher machen, als sie schon sind.

      Ich werfe einen Blick auf mein Handy, um herauszufinden, wie spät es ist. Zwei Uhr morgens. Auf keinen Fall werde ich jetzt noch mal einschlafen, also stehe ich auf, schnappe mir eine Jogginghose und gehe ins Wohnzimmer.

      Diese frühe Stunde ist mir nicht unbekannt und ich finde mich schnell in einer vertrauten Position wieder – eingerollt auf der Couch, während eine alte Sitcom im Fernsehen läuft. Das Lachen aus der Konserve und die witzigen Bemerkungen verlangsamen meinen rasenden Puls, können aber nichts gegen die Bilder tun, die noch immer hinter meinen Augenlidern brennen. Ich bin nicht sicher, ob es irgendetwas gibt, das sie auslöschen kann. An diesem Punkt ist es schwierig, die realen von den übertriebenen zu unterscheiden.

      Ich ziehe die Beine an die Brust und lege den Kopf auf die Armlehne der Couch. In Momenten wie diesen wünschte ich, jemanden zu haben, mit dem ich reden kann, der mich hält und mich glauben lässt, dass alles in Ordnung ist. Mein Gehirn lässt Liam ganz von selbst diese Position einnehmen, wie er sich an mich schmiegt, mit den Fingern durch meine Haare streicht und beruhigende Worte flüstert, während er sanfte Küsse auf meinen Wangen und meinem Nacken verteilt. Mein Herz geht bei dieser Vorstellung auf und mein Schwanz wird hart. Super, als hätte ich nicht schon genug Probleme.

      So schön es auch wäre, jemanden zu haben, der mitten in der Nacht die Dunkelheit vertreibt, ist es nicht fair, das irgendjemand anderem aufzuladen. Meine Dämonen muss ich selbst bekämpfen.

      Ich bleibe so liegen, schalte gedanklich vor dem Fernseher ab, bis das graue Licht des Morgens durch die Fenster kriecht und ich zu dem Schluss komme, dass jetzt eine vernünftige Zeit für Kaffee und Frühstück ist. Dann kann ich laufen und vielleicht eine Weile ins Fitnessstudio gehen, bevor ich gegen Mittag ins Heathens muss.

      ***

      Das rhythmische Trommeln meiner Füße auf dem Asphalt ist beinahe hypnotisch. Jeder Schlag und jedes Schlurfen hallt in meinen Ohren wider.

      Es ist eine Woche her, seit ich zugestimmt habe, mich von Liam für seine Ausstellung fotografieren zu lassen und ich habe hin und her überlegt, ob ich versuchen soll, aus der Nummer rauszukommen. Einerseits ist er Profi und hat einen Freund um einen Gefallen gebeten. Andererseits mache ich mir ernsthaft Sorgen, dass ich einen Ständer bekommen könnte, wenn ich nackt in seinem Schlafzimmer bin.

      Er ist jung, aber würde mich meine neu entdeckte Anziehung so sehr stören, wenn Liam nicht Royals kleiner Bruder wäre? Ich bin nicht sicher. Normalerweise stehe ich nicht auf jüngere Männer, aber Liam hat eine Reife an sich, die viele selbst in meinem Alter nicht haben. Nicht, dass ich wirklich alt bin. Mit 30 versuchen die meisten Männer, die ich kennenlerne, noch immer, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen und manche wohnen immer noch bei ihren Eltern, während sie versuchen, ihre riesigen Studienkredite abzubezahlen. Liam hat ein Geschäft und eine eigene Wohnung. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass er viel Lebenserfahrung hat oder oft mit jemandem ausgeht.

      Ich laufe schneller und versuche, dem gefährlichen Gedankengang davonzurennen, der mir auf den Fersen zu bleiben scheint.

      Nach meinem Lauf entscheide ich mich gegen das Fitnessstudio. Stattdessen springe ich unter die Dusche und hole mir einen runter – definitiv ohne dabei an Liam zu denken – und mache dann noch ein kleines Nickerchen, während ich im Hintergrund laut eine Sitcom laufen lasse, um die Albträume in Schach zu halten. Anschließend gehe ich zur Arbeit.

      »Hey, Mann, du siehst scheiße aus«, begrüßt mich Adam besorgt.

      »Aww, danke, du weißt, wie man einem Kerl schmeichelt.«

      »Du weißt, was ich meine. Ist alles in Ordnung?«

      »Ja, hab letzte Nacht nur schlecht geschlafen. Mir geht's gut«, versichere ich ihm. Es ist nichts Neues. Ich hatte fast mein gesamtes Leben lang Albträume und sie wurden nur schlimmer, als ich aus dem Gefängnis entlassen wurde.

      »Wenn du mal reden willst, weißt du, dass ich da