Er grinst und ist mit einem geschmeidigen Satz auf den Füßen. Ehe ich mich versehe, hat er meine Hand umfasst und mich mit Schwung hochgezogen. Ich pralle an seine Brust und halte die Luft an. Ich spüre seine Hand leicht auf meiner Taille, sein abartig guter Duft steigt mir in die Nase. Gott. Doch bevor ich es allzu sehr genießen oder mich wahlweise auch aufregen kann, lässt er mich schon los und tritt ein Stück zurück. Seine Augen blitzen und ich möchte ihn abwechselnd schlagen und küssen. Ich funkele ihn an und stolziere mit erhobenem Haupt voran. Danny bleibt dicht hinter mir, und auch ohne ihn anzusehen, weiß ich, er hat dieses verflixt unverschämte Grinsen im Gesicht. Ich würde ihn wohl doch lieber schlagen als küssen.
9
DANNY
Mein Blick klebt an Summers Hintern, als sie wie ein Racheengel vor mir herrauscht. Kleine, feste, runde Pobacken. Wie ein süßer, knackiger Apfel. Ihre langen, seidigen Haare tanzen über ihren Rücken, fallen fast bis zu ihrer schmalen Taille. Ihre schlanken Beine stecken in engen Jeans und ihre Füße in weißen Stoffsneakers. Heilige Scheiße, dieses Mädchen ist eine Sünde wert. Nein, falsch, viel mehr als eine Sünde. Das Krasseste ist, sie scheint wirklich nicht den leisesten Schimmer zu haben, wie süß und sexy sie ist.
Ich hole auf und laufe neben ihr. Ich muss aufpassen, dass ich nicht die ganze Zeit zu ihr hinüberstarre. Schließlich will ich sie nicht direkt wieder vergraulen. Dass sie hier bei mir ist, ehrlich, ich hatte meine Zweifel, dass es so kommen würde. Seit zwei Wochen reiße ich mir den Arsch auf, um die Eiszeit zwischen uns zu beenden, aber keine Chance. Sie hat mich jedes verflixte Mal abblitzen lassen. Manchmal habe ich mich selbst gefragt, warum ich mich so zum Affen mache und ihr hinterherrenne. Das ist normalerweise nicht mein Job, sondern der der anderen. Aber ich konnte einfach nicht anders. Konnte nicht aufgeben, weil da eine Stimme in mir war, die mir zuflüsterte, es wäre ein großer Fehler, wenn ich das täte. Und jetzt bin ich verdammt froh, nicht aufgegeben zu haben. Ich sehe zu Summer hinüber. Ich muss zugeben, das Glück war auf meiner Seite, als ich sie am Nachmittag in die Bibliothek gehen sah. Ich bin ihr gefolgt, und da ich selbst auch noch was dort zu tun hatte, waren somit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Ich habe mich so gesetzt, dass sie mich nicht sehen konnte, ich sie aber schon. Als sie dann aufstand und nach einem Buch suchte, Bingo, da hatte ich sie. Einmal stand ich so dicht hinter ihr, dass ich schon befürchtete, sie würde mich sehen. Aber sie war so vertieft in ihre Suche, dass sie mich nicht bemerkt hat. Und durch ihre süßen Selbstgespräche wusste ich schnell, welches Buch sie brauchte. Und ja, dann war das Glück noch mal auf meiner Seite, indem ich es tatsächlich vor ihr fand. Ich muss lächeln. Sie sah so verdammt niedlich aus dort in der Bibliothek. So konzentriert und vertieft in ihre Arbeit. Ich glaube, Bücher sind total ihr Ding. Es würde zu ihr passen.
Der Supermarkt, der auf dem Campus-Gelände liegt und uns Studenten mit lebenswichtigen Dingen versorgt, kommt in Sicht. Summer läuft jetzt langsamer und ich gäbe einen Penny für ihre Gedanken. Manchmal wüsste ich zu gerne, was sie in mir sieht. Okay, vielleicht will ich das besser doch nicht so genau wissen. Jetzt noch nicht. Ich starre auf meine Schuhspitzen. Ich hatte in den vergangenen zwei Wochen nicht mal Sex. Na ja, ein Mal, aber das zählt nicht. Ich hatte einfach keine Lust, und das gibt mir wirklich zu denken.
Ich wende mich an Summer.
„Hast du auch einen Nachnamen?“
Ich sehe sie neugierig an und zu meinem Erstaunen sieht sie etwas verlegen aus.
„Wie kommst du denn darauf?“
Ich grinse. Punkt für sie.
„Okay, anders. Verrätst du mir deinen Nachnamen?“
Sie pustet sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und bleibt stehen.
„Rose.“
Ich checke es nicht gleich.
„Rose? Nein, ich meinte nicht deinen zweiten Vornamen, sondern deinen Nachnamen.“
Sie sieht mich an, als sei ich beschränkt.
„Das ist mein Nachname.“
Ich bin mir sicher, in Gedanken fügt sie eine wenig schmeichelhafte Bezeichnung für mich hinzu.
„Äh, ach so. Du heißt Summer Rose? Ernsthaft?“
Ich muss lachen und sie sieht mich vernichtend an.
„Ernsthaft.“
Ihre schönen Augen funkeln mich an und sie sieht mal wieder zum Anbeißen aus.
„Sorry, ist nicht böse gemeint. Es klingt … romantisch.“
Sie schnauft.
„Ja. So klingt es.“
Sie sieht irgendwo hinter mich und plötzlich wirkt sie wieder so einsam wie auf der Bank am See. Am liebsten würde ich sie in den Arm nehmen, aber das lasse ich besser bleiben.
Wir betreten den Laden und Summer erledigt ihre Einkäufe. Bei der Eiscreme bleibt sie hängen und ihre Augen leuchten. Ah, eine kleine Naschkatze. Gut zu wissen. Okay, sie steht auf Ben & Jerry´s Chocolate Fudge Brownie Eis. Da wir in den Wohnheimen keine Gelegenheit haben, um Tiefkühlware aufzubewahren, muss es bei einem Becher bleiben, der wohl direkt den Weg in Summers Magen finden wird. Ich starre auf ihre süßen, roten Lippen und merke, wie mir heiß wird. Hmm, da kommen mir ein paar böse Gedanken. Okay, Moreno. Stopp! Nicht hier im Supermarkt. Ganz schlechte Idee. Vielleicht sollte ich doch mal wieder Sex haben. Ich überschlage im Kopf schnell, wer dafür infrage käme. Aber mir fällt niemand ein. Keine, mit der ich mich heute vergnügen wollte. Stattdessen sehe ich Summer hinterher, die leichtfüßig Richtung Kasse läuft. Sie dreht sich zu mir um.
„Was ist jetzt? Kommst du?“
Oh, verdammt, ja, ich würde liebend gerne kommen. Aber nur mit dir. Ich knirsche mit den Zähnen und beeile mich, sie einzuholen.
Nachdem sie bezahlt hat, schlendern wir durch den lauen Abend zu ihrem Wohnheim. Wie versprochen trage ich ihren Kram, bin mit den Gedanken jedoch woanders. Ich könnte natürlich versuchen, bei ihr zu landen. Aber erstens: Sie würde mich sowieso nicht mitnehmen auf ihre Bude. Zweitens: Ich will das neue Vertrauen nicht kaputtmachen. Drittens: Summer ist kein Mädchen für eine Nacht. Obwohl ich sie noch nicht wirklich gut kenne, ist mir das klar. Und solange ich selbst nicht weiß, was das ist, was ich von ihr will, sollte ich die Finger von ihr lassen. Ich will sie auf keinen Fall benutzen. Gott, vielleicht sollte ich mal mit dem Kopf gegen die Wand hauen. Was stimmt nicht mit mir? Seit wann habe ich solche Skrupel? Wobei, wenn ich ehrlich bin, meistens habe ich es gar nicht nötig, jemanden zu benutzen. Die meisten, mit denen ich etwas habe, können es nicht abwarten, in meinem Bett zu landen. Nur die, die mir gerade so unter die Haut geht, würde vermutlich eher mit einer schwarzen Mamba kuscheln als mit mir.
Etwas missmutig stapfe ich neben ihr her, als Bloomfield in unserem Sichtfeld auftaucht. Hervorragend, der hat noch gefehlt. Jetzt geht das Geheule wieder los von wegen, was für ein böser Junge ich bin und dass ich mich gefälligst von Summer fernhalten soll. Der kommt mir gerade recht.
Ich schaue zu Summer, die Bloomie auch bemerkt hat und stehen bleibt. Sie sieht schuldbewusst aus, und das macht mich wütend. Wie kommt der Typ dazu, ihr so zuzusetzen, bloß weil sie sich mit jemandem trifft, den er nicht leiden kann? Er kann sich jederzeit mit mir anlegen. Aber Summer soll er in Ruhe lassen.
Bloomfield nähert sich uns zögernd. Ganz offensichtlich kotzt es ihn an, dass Summer mit mir unterwegs ist. So wie der drauf ist und wie er Summer anschaut, Alter, der ist so was von verschossen in sie, kriegt aber die Klappe nicht auf, um es ihr zu sagen. Und nun grätsche ich ihm dazwischen, was ihn mächtig anfuchst. Ich muss grinsen, als ich sein verkniffenes Lächeln sehe, und meine Laune hebt sich schlagartig. Tja, Junge, da sind wir schon zu zweit, die scharf auf die kleine Sommerrose sind und nicht bei ihr landen können. Wollen wir doch mal sehen, wer als Erster zum Zuge kommt. Ich glaube, meine Chancen stehen nicht allzu schlecht. Er sieht mich an, seine blauen Augen glitzern wütend, als er mein arrogantes Grinsen sieht. Vermutlich würde er mir gerne eine