Der Omega und das Tier. Jay Boss. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jay Boss
Издательство: Bookwire
Серия: Burg der Wölfe
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783969693254
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Geräusch war zu viel, selbst für Cian. In ihm löste sich etwas und ein Strahl schoss aus ihm heraus. Direkt in das dornige Gebüsch vor ihm. Mit brennenden Wangen sah er, wie sein Wasser von den Blättern tropfte, roch, wie der süßliche Geruch die Luft erfüllte.

      Ich hasse dich, Tier, dachte er. Schluchzen stieg in ihm auf. Das war mit Abstand die peinlichste Lage, in der er je gewesen war. Und sie hörte nicht auf.

      »Gut, ich glaube dir«, sagte das Tier. »Das ist ja der reinste Wasserfall.«

      »Halt die Klappe«, würgte Cian hervor. »Die Situation ist schlimm genug. Du musst sie nicht noch kommentieren.« Er wollte sterben. Oder weit weg von hier sein. So weit wie möglich. Erst recht, als der Druck langsam nachließ und sein Körper die Berührung der warmen Handflächen registrierte. Langsam füllte seine Rute sich mit Blut. Der Strahl stieg.

      »Woran hast du denn jetzt gedacht?«, fragte Logan.

      »Meinen Verlobten«, log Cian. »Er ist äußerst attraktiv.«

      »Ich wusste nicht, dass du jemandem versprochen bist.« Die Stimme des Tiers klang seltsam.

      Entsetzt sah Cian zu, wie sein Strahl versiegte und seine Rute immer härter wurde. »Bin ich. Schon seit fast einem Jahr. Lass los!«

      »Bist du sicher?«, fragte Logan. »Sieht aus, als hättest du Spaß.« Aber er ließ los, nicht, ohne die letzten Tropfen von Cians Rute zu schütteln. Was sie nur noch härter machte. Warmes Kribbeln rann durch Cians Unterleib. Endlich fiel der Kilt wieder über seine Schenkel, konnte die Erhebung darunter aber nicht ganz verbergen.

      »Gut, dann ist das erledigt«, sagte das Tier und wandte sich ab. »Weiter geht’s.«

      »Das war abscheulich!«, rief Cian. Vögel flatterten auf, ihre Flügelschläge durchbrachen die Luft über ihm. »Einfach abscheulich! Wie konntest du das tun?«

      »Dich davor retten, dich einzunässen?« Der Mistkerl klang gleichmütig. »Ich dachte, das wolltest du.«

      »Ich wollte nicht, dass du mich anfasst«, zischte Cian. »Nicht da. Ich verlange eine Entschuldigung.«

      Logan drehte sich um und einen Moment war Cian sicher, dass er hier sterben würde. Hier, zwischen den dunklen Stämmen, weit weg von seinem Rudel. Die eisblauen Augen des Tiers waren vollkommen ausdruckslos.

      »Ich entschuldige mich«, sagte er unerwartet, »sobald ich weiß, dass du kein Hexer bist.«

      »Dann wirst du dich in Kürze entschuldigen müssen.« Cian hob das Kinn und hoffte, dass die Luft seine Wangen kühlen würde. Gerade fühlten sie sich an, als müsste er verbrennen.

      Wortlos wandte das Tier sich ab und stapfte voran. Cian stolperte hinterher. Er würde dem Mistkerl nie wieder in die Augen sehen können. Immer, wenn der ihm über ein Hindernis half, wandte Cian den Blick ab.

      Wann kommt dieser Eisenstein endlich?, dachte er. Lieber dahingemetzelt von diesem Monster als dass ich weiter seine Anwesenheit ertragen muss. Nicht, nachdem er das gesehen hat. Und kommentiert. Und mir dabei helfen musste wie einem alten Greis.

      »Mistkerl«, murmelte er, als Logan kurz außer Hörweite war.

      »Verwöhntes Balg«, knurrte der und Cian zuckte zusammen. Das Tier drehte sich um und wieder glaubte Cian, dass er hier sterben würde. »Wir sind da.«

      Oh. Der Eisenstein ragte aus dem Waldboden auf, grau, rissig und bedeckt von braunem Moos. Der Boden um ihn war ebenfalls braun, und die Riesenfarne und Gräser auch. Eisensteine färbte alles in ihrer unmittelbaren Umgebung. Cian roch den metallischen Geruch in der feuchten Luft. Er sah die beiden Löcher in dem Felsen, der höher als zwei Männer war. Die Löcher, die man hineingeschlagen hatte, um Hexer anzubinden.

      Er schluckte.

      Das Tier packte ihn und schubste ihn vorwärts. »Los, Kleiner«, grollte er. »Beweis mir, dass du kein Hexenbalg bist.«

      9. Logan

      Cian wirkte winzig vor dem riesigen Stein. Seine Haare hell neben dem dunkelgrauen Fels, trotz des Drecks, der die Locken verkrustete. Der Metallgeruch des Eisensteins stand im starken Kontrast zu dem süßen Duft, der von der weißen Haut ausging.

      »Was soll ich tun?«, fragte der Junge. Das Beben in seiner Stimme war unüberhörbar.

      »Zieh dich aus.«

      Cians Augen weiteten sich. Stolpernd wich er zurück, kam aber nicht weit. Dank der Fesseln konnte er sich nicht halten, als sein Fuß an einem Stein hängenblieb und er ging zu Boden.

      »Deine Haut muss den Stein berühren«, erklärte Logan. »Sonst weiß ich nicht, ob du auf ihn reagierst.«

      Cian sah zu ihm auf, als sei er der Unterwelt entstiegen. Aber er wich nicht weiter zurück. Stattdessen drehte er sich um und zeigte Logan seine gefesselten Hände.

      »Bind mich los, sonst kann ich mich nicht ausziehen«, maulte er. »Falls du es diesmal schaffst, die Fesseln zu lösen.«

      Mit Unbehagen dachte Logan an die Szene vorhin. Hatte er wirklich so viel verlernt? Sein Erzeuger war ein Meister im Fesseln von Wölfen und Menschen gewesen und eigentlich hatte er Logan die wichtigsten Knoten beigebracht. Eigentlich. Es war einfach zu lang her. Das Tier nahm keine Gefangenen. Das Tier fesselte nicht. Es tötete. Nur diesen Jungen nicht.

      Was war anders an Cian MacKay? Logan hatte Zeit, darüber nachzudenken, während er die Knoten löste. Es dauerte beschämend lange.

      Der Goldene war, nun, golden. Mit Abstand der schönste Omega, den Logan je gesehen hatte. Doch Schönheit hatte ihn nie beeindruckt. Für gewöhnlich achtete er auf andere Dinge, wenn er einem Omega begegnete. Was selten genug vorkam. Die Hure, zu der er unterwegs war, war alt. Aber sie wusste, wie man einen Prügel wie seinen aufnahm und das war das Einzige, auf das es ankam.

      Nein, es musste Magie sein. Fast fürchtete Logan den Moment, in dem er Cian an den Eisenstein binden würde. Was, wenn das Metall sich in dessen Haut brannte, wenn er schrie und sich wand und Logan anflehte, ihn loszubinden? Würde er es tun?

      Ich töte dich nicht, wollte er sagen. Ich weiß nicht, was ich tue, falls du ein Hexer bist, aber ich kann dich nicht töten.

      Und genau dieser Umstand machte ihm Angst. Wenn Cian solche Macht über ihn hatte, dann musste es Magie sein, oder? Wenn er selbst Logan dazu brachte, Mitleid zu empfinden. Ihn, der seit Jahren nur Hass und Wut fühlte. Nein, nicht ganz. Es hatte Kameradschaft gegeben. Zwischen ihm, Angus und Niall.

      Im Hass auf die Sutherlands waren sie vereint gewesen. Es hatte sich gut angefühlt, mit seinen Kameraden am Feuer zu sitzen. Schweigend zu essen oder darüber zu spekulieren, wo sie als Nächstes zuschlagen konnten.

      Zu guter Letzt löste der Knoten sich und Cian seufzte erleichtert. »Endlich.« Er massierte seine Arme. »Ich spüre nichts mehr. Au.«

      »Klingt, als würdest du Schmerzen spüren«, sagte Logan, so kalt er konnte. »Bete, dass das Eisen dich nicht verbrennt, Kleiner.«

      Ich bete, dass du an Arschfäule krepierst, sagten die Augen des Goldenen. Aber seine Lippen schwiegen. Er hatte Angst vor Logan, panische Angst. Es war deutlich, in jedem Blick, den er ihm zuwarf. Und darin, dass er ihn seit dem Zwischenfall eben gar nicht mehr angeschaut hatte.

      Auch jetzt nicht, wo Cian sich mit steifen Fingern seiner Kleider entledigte. Erst des zerrissenen Hemdes, dann des verdreckten Kilts. Erstaunt sah Logan, dass die Rute des Kleinen immer noch zum Horizont zeigte. Die milchweiße Haut schimmerte selbst im Schatten.

      »Schau nicht so«, murmelte der Omega, als er Logans Blick bemerkte. »Sonst kriege ich Angst, dass du mich aufschlitzt, bevor du weißt, ob ich magisch bin.«

      »Gerade jetzt muss ich dich im Auge behalten«, knurrte Logan. »Falls du doch im letzten Moment türmst.«

      Cian verzog das Gesicht. »Als ob