Christen begegnen Muslimen. David W. Shenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: David W. Shenk
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Религия: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783862567713
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als Bestohlener nach Hause zurück. Das Stück erntete viel Gelächter. Am nächsten Tag analysierten die Studierenden das Theaterstück. Der überwiegende Teil der Gruppe war der Meinung, dass der Wadad das Richtige getan habe, weil er den Nomaden austrickste. Ich war enttäuscht, denn ich hatte gehofft, dass wir, die an die Bergpredigt glaubten, mit unserer Gegenwart als das nötige „Salz“ und „Licht“ wirkten und Integrität vorlebten, die in der somalischen Gesellschaft nicht vorausgesetzt werden konnte.

      Die Lehrkräfte und Theologen der muslimischen Fakultät waren ebenfalls wie wir von der Reaktion der Studierenden betroffen. Integrität ist eine Tugend, die sie durch ihre Lehre des Islam zu verbreiten suchten. Diese Theologen wussten um die ernste Warnung in der islamischen Lehre: Wenn jemand einen anderen fälschlich anklagt, so soll der Ankläger mit der Strafe bestraft werden, zu der der fälschlich Angeklagte verurteilt worden wäre. Innerhalb der muslimischen Gesellschaft, in der wir arbeiteten, war die Ablehnung gegen falsche Zeugenaussagen tief verwurzelt.

      In unserer Schule unterstützten sich daher die muslimische und christliche Spiritualität gegenseitig, wenn es darum ging, die Studierenden Integrität zu lehren und die Werte des Wadad im Theaterstück zu kritisieren. Die Gegenwart der Christen schien die Muslime, unter denen wir dienten, zu neuer Verpflichtung und Förderung der Integrität herauszufordern. Deshalb versicherten uns somalische Muslime oft: „Wir vertrauen euch!“

      Das Salz und Licht gelebter Integrität muss alle Lebensbereiche durchdringen. Manche Länder stellen beispielsweise Visa für Geschäftsleute oder Visa für Menschen mit einem gesuchten Beruf, wie z. B. Englischlehrer aus. Diese Visa werden für ein bestimmtes Gewerbe erteilt. Es kommt jedoch auch vor, dass ein Empfänger in Wirklichkeit gar kein Geschäft eröffnet. Die eingetragene Firma ist nur eine Fassade mit einer Visitenkarte und Registriernummer, jedoch ohne eine tatsächliche Handelstätigkeit. Oder ein Englischlehrer unterrichtet nur wenige Stunden pro Woche Englisch, was jedoch nicht ausreicht, um ein entsprechendes Visum zu rechtfertigen. Werden Visa für einen bestimmten Beruf erteilt, so ist es unerlässlich, dass die Person, die ein Visum erhalten hat, sich in dem Beruf über das Mindeste hinaus einbringt. Erfahren Behörden von dem fragwürdigen Gebrauch des Visums und weisen den Mitarbeitenden aus, dürfen wir sie nicht anklagen, dass sie gegen Christen seien, wenn sie eigentlich von dem christlichen Mitarbeitenden nur erwarten, dass er mit Integrität seinem Dienst nachgeht.

      Wir verstanden unsere Verpflichtung zur Erstklassigkeit als ein Zeichen des Reiches Gottes. Unsere Schulen waren so etwas wie ein Erkennungszeichen, und die ganze Nation war von unserer Hingabe an Erstklassigkeit beeindruckt. Unsere Schulen waren keine Fassade. Sie waren keine Tarnung zur Evangelisation. Wir beantworteten Fragen zum christlichen Glauben. Es entstanden kleine christliche Gemeinschaften. Das war kein Geheimnis. Aber die sich entwickelnde Kirche war eher unauffällig. Unsere Präsenz war gezeichnet vom konsequenten Lebensstil einer integren Hingabe. Wir waren nicht die einzige christliche Organisation, die in Somalia diente. Erstklassigkeit jedoch war das Erkennungszeichen jeder dieser vielen christlichen Organisationen, die sich für die Entwicklung des Landes einsetzten. Tatsächlich glaube ich, dass man rund um die Welt die christlichen Organisationen an ihrer Exzellenz und Leidenschaft erkennt und sie dafür schätzt.

       Unschuldig wie die Tauben

       Fragen zur weiteren Diskussion

      1.Vergleichen Sie die Einschränkungen, die christliche Lehrkräfte in öffentlichen Schulen in westlichen Ländern (beispielsweise Kanada, USA, Frankreich, Deutschland oder der Schweiz) erfahren, mit jenen, die Christen in manchen muslimischen Gesellschaften erleben. Wie sollten sich christliche Lehrkräfte in solch restriktiven Systemen am besten verhalten?

      2.Religionsfreiheit ist im Umgang von Christen mit Muslimen ein Schlüsselthema. Welche Vorgehensweise schlagen Sie bei diesem heiklen Thema vor?

      3.Wie antworten Sie auf die These in diesem Kapitel, dass Dienst und Zeugnis zusammengehören? Was halten Sie von der Verpflichtung zum integren Dienst und Zeugnis, wie es in diesem Kapitel beschrieben wurde?

      18Die Bibel: 2. Korinther 1,17–21.

      19Der Koran: Sure 58:14–19.

      20Dar al-Islam bedeutet „Haus des Islam“. Umma bedeutet wörtlich übersetzt „Mutter“. Die muslimische Gemeinschaft wird als Umma bezeichnet. Vier Jahrhunderte nach der Formierung der Umma kam der Ausdruck Dar al-Islam in Gebrauch, um die Idee von dem Geltungsbereich des Islam und von politischer Herrschaft auszudrücken. Auch wenn man von Dar al-Islam erst vier Jahrhunderte nach der Hidschra (der Umsiedlung von Mohammed und seinen Nachfolgern nach Medina 622 n. Chr.) sprach, so ist das Konzept des Dar al-Islam doch sehr wichtig, auch schon für den Beginn der muslimischen Bewegung. In diesem Text nutze ich beide Ausdrücke: sowohl Dar al-Islam als auch Umma, um mich auf die Entwicklung der islamischen Gemeinschaft zu beziehen. Dabei betont Dar al-Islam die politische und territoriale Dimension der Bewegung.

      21Der Koran: Sure 2:256.

      22Die Bibel: Offenbarung 22,17b.

      23Der Koran: Sure 2:256.

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