Blutstaub - Roland Benito-Krimi 9. Inger Gammelgaard Madsen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Inger Gammelgaard Madsen
Издательство: Bookwire
Серия: Ronaldo Benito
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788711650127
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muss die Unabhängige Polizeibehörde immer ermitteln, wenn ein Beamter überfallen wurde. Kannten Sie die Täter?“

      „Ob … ob ich sie kannte? Natürlich nicht!“ Sander öffnete das Auge wieder und starrte Mark wütend an.

      „Ihre Frau hatte den Eindruck, dass Sie sie kannten?“ „Das tue ich nicht. Warum … warum sollte ich?“

      „Kann es Rache sein für die Verhaftung der Mitglieder der Black Swan-Bande?“, fragte Roland und stützte sich mit beiden Händen auf dem Kopfteil ab. Er konnte den Schlauch des Katheters unter der Decke heraushängen und eine helle Flüssigkeit in einen Beutel am Bett laufen sehen und wurde ein weiteres Mal daran erinnert, warum er Krankenhäuser nicht ausstehen konnte.

      Sander drehte langsam das Gesicht zur Decke und fixierte ihn mit dem Zyklopenauge. „Die waren nicht von Black Swan“, stellte er fest.

      „Sind Sie sich ganz sicher? Ihre Frau hat deren Erkennungszeichen bemerkt. Die Tätowierung eines schwarzen Schwans auf der Hand.“

      Sander schwieg lange und Roland überlegte, ob er gründlich nachdachte oder ob er Zeit gewinnen wollte.

      „Das … das habe ich nicht gesehen. Alberte ist verletzt … sie … haben Sie mit ihr gesprochen? Wie geht es ihr? Der Arzt sagte …“ Er hustete heftig und griff nach dem Wasserglas auf einem Tischchen neben dem Bett. Auf dem Tisch waren keine Blumen, aber an mehreren Stellen auf der Intensivstation verboten sie diese aufgrund von Pollen und diversen gefährlichen Aromen. Roland beeilte sich, Sander das Glas zu geben, da es außerhalb seiner Reichweite stand. Mit Mühe führte er das Glas zum Mund, während Roland es von unten stützte.

      „Wir haben noch nicht mit Alberte gesprochen, aber der Arzt sagte, dass es ihr den Umständen entsprechend gut geht“, sagte er, während Sander trank. Als er fertig war, stellte Roland das Glas zurück auf den Tisch, so nah an die Kante, dass Sander nächstes Mal allein rankäme. Wasser lief über sein Kinn und seine Brust, aber er schien es nicht zu bemerken.

      „Aber nichts Neues von Janus?“, fragte er, die aufgeplatzten Lippen zitterten.

      „Es ist eine große Suche im Gang, aber es würde Ihren Kollegen helfen, wenn Sie die Entführer besser beschreiben könnten. Sie haben sie also vorher noch nie getroffen?“

      „Nein, ich … ich habe sie noch nie gesehen.“

      Sander hatte das Auge wieder geschlossen.

      „Wo kommt das Geld für Ihre USA-Reise her?“, fragte Roland und fing sich einen Seitenblick von Mark ein.

      „Für die USA? Was meinen Sie? Ich … ich arbeite und bekomme mein Gehalt.“

      „Ja, aber das war sicher eine teure Reise. Für die ganze Familie.“

      Sander holte mühsam Luft. Er hyperventilierte und plötzlich kam eine Krankenschwester ins Zimmer und schaute auf einen der Bildschirme neben seinem Bett.

      „Jetzt ist es genug für heute, der Patient braucht Ruhe“, stellte sie fest, nickte in Richtung der Tür, um ein „verschwindet“ anzudeuten und maß Sanders Puls.

      Mark und Roland verließen widerstrebend das Zimmer und fragten nach Station N1, wo Alberte Lindholm lag. Leider war es im Hochhaus im zehnten Stock. Roland hielt den ganzen Weg nach oben im Aufzug die Luft an. Er mochte Aufzüge nicht, die in diese Höhe fuhren, aber die Treppen zu nehmen, wäre noch schlimmer gewesen.

      Alberte Lindholm sah auch aus, als ob sie schliefe, öffnete aber sofort die Augen, als sie hineinkamen. „Habt ihr ihn gefunden?“, fragte auch sie sofort und machte Miene, sich im Bett aufrichten zu wollen, aber die Schmerzen hinderten sie daran. Sie war nicht so übel zugerichtet wie ihr Mann, aber die Trauer, die ihr Gesicht verzerrte, war so deutlich, dass es Roland in der Seele wehtat. Besonders, da die Hoffnung, die in ihren Augen entfacht wurde, sofort wieder zerstört wurde.

      „Wir kommen nicht von der Polizei. Wir sind Ermittler der Unabhängigen Polizeibehörde“, erklärte Roland und schaute mit tiefem Mitgefühl auf sie hinunter. „Die Chancen stehen gut, dass Ihrem Sohn kein Leid geschieht, wenn er als Geisel in einem Tauschhandel benutzt wird“, versuchte er zu trösten. „Die Entführer wissen genau, dass sie nicht kriegen, was sie verlangen, wenn sie ihm etwas tun.“

      „Aber was verlangen sie?“, übernahm Mark und stellte sich neben die andere Seite des Bettes.

      Alberte drehte ihm verständnislos den Kopf zu. In der Haut waren Risse, aber sie hatte keine Stiche wie ihr Mann. Stattdessen überall kleine Pflaster zum Zusammenflicken.

      „Ich weiß nicht, was Sie meinen.“, sagte sie mit gerunzelter Stirn wie unter heftigen Schmerzen.

      „Wir haben gehört, dass Sie nach dem Überfall ausgesagt haben, Sie hätten den Eindruck gehabt, dass Ihr Mann die Täter kannte und über einen Tauschhandel mit Janus sprach.“

      „Ich war verwirrt und übel zugerichtet, ich wusste nicht, was ich sagte. Ich kann mich gar nicht erinnern, das gesagt zu haben“, murmelte sie.

      „Können Sie sich auch nicht daran erinnern, gesagt zu haben, dass der, der Sie geschlagen und getreten hat, eine Tätowierung eines schwarzen Schwans auf der Hand hatte?“

      Alberte nickte. „Doch, hatte er. Jedes Mal, wenn er zugeschlagen hat, habe ich sie gesehen. Hilft das, Janus zu finden?“

      „Das macht es der Polizei leichter, aber wir müssen auch wissen, ob Sander sie kannte, Alberte.“

      Sie schaute Roland wieder an und ihre Augen wurden schmal. „Wieso? Beschuldigt ihr ihn für irgendwas? Hat er nicht genug gelitten?“

      Tränen füllten ihre Augen. Roland spürte ein Ziehen im Magen. Manchmal konnte der Job ungerecht wirken. Aber wenn der Beamte etwas Kriminelles getan hatte, musste er dafür bestraft werden.

      „Falls es nun helfen könnte, Ihren Sohn zu finden“, versuchte er es.

      Alberte kapitulierte. „Doch, es wirkte, als ob sie Sander kannten. Sie haben etwas davon gesagt, ob er glaubte, er könne einfach so davonkommen und falls nicht bald etwas passierte, dann …“ Sie schloss die Augen fest und biss sich auf die Lippe, um nicht weinen zu müssen.

      „Es klang also, als hätten sie ihn schon mal bedroht?“

      Sie nickte.

      „Wissen Sie etwas über diese Drohungen? Briefe? Anrufe?“

      „Nein … nein, da war nichts, soviel ich weiß. Aber ich bin mir sicher dass die, die Sander geschlagen haben, Einwanderer waren. Jedenfalls waren sie keine Dänen.“

      Sie sprach immer noch mit geschlossenen Augen, als ob sie das Ganze nochmal vor sich sehen würde, auf der Rückseite ihrer Augenlider, die sich unruhig bewegten wie im Traum.

      „Ihre Reise in die USA, Alberte, woher kam das Geld dafür?“

      „In die USA?“ Alberte öffnete die Augen und schaute an die Decke, ohne etwas zu sagen.

      „Es war gemeinhin bekannt, dass Sie finanzielle Probleme hatten. Woher hatten Sie dann das Geld?“, fragte Mark.

      Alberte schüttelte den Kopf und sah ihn direkt an. „Sander kümmert sich um die Finanzen. Wir haben wohl das Geld genommen, das Sander als Bonus und für Überstunden bekommen hat“, sagte sie mit einem müden Lächeln, als hätten sie das Ganze bloß missverstanden.

      Wieder wurden sie von einem weißen Kittel in der Tür unterbrochen. „Sie müssen jetzt zur Krankengymnastik, Alberte. Der Physiotherapeut wartet“, teilte der Arzt mit und warf ihnen ein reserviertes Lächeln zu. Sie verabschiedeten sich und verzogen sich in den Flur, während der Arzt der Patientin aus dem Bett half.

      „Was denkst du?“, fragte Mark im Aufzug auf dem Weg nach unten. Das fiel Roland leichter, er fuhr in die richtige Richtung.

      „Das klingt doch nach Black Swan. Nach Harald Andersens Beschreibung ist das ja eine Bande von Rockern und Immigranten. Aber warum leugnet Sander, dass sie es waren? In welcher Klemme steckt