Neunmalweise. Christoph Schmitter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christoph Schmitter
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Религия: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783862567355
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die Triangel in die Hand gedrückt bekommt, weiß, wie gut es nach Einschätzung der Lehrerin um seine musikalischen Fähigkeiten bestellt ist.

      Kurz: Triangel kann jeder!

      Und ihre Form, ein gleichseitiges Dreieck, hilft uns, die drei Dimensionen im Blick zu behalten, um die es in unserem Leben geht.

      Dabei steht jede Ecke des Dreiecks für eine Beziehungsdimension:

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      Image OBEN bedeutet die Beziehung nach oben – zu Gott.

      Image INNEN steht für die Beziehung nach innen – zu den Menschen, mit denen wir unterwegs sind.

      Image AUSSEN ist die Beziehung nach außen – zu denen, die in dieser Welt Liebe am dringendsten brauchen.

      Das Geheimnis dieses LebensMusters liegt nun darin, diese drei Beziehungsdimensionen im Gleichgewicht zu halten. Es geht um die Balance. Eine Triangel hängt immer frei an einem Bändel, nicht wahr?

      Beginnen wir OBEN, mit der Beziehung zu Gott.

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      Wir sehen in Jesus einen Menschen, der aus seiner Verbindung zu Gott eine unglaubliche Kraft für den Alltag gewinnt. Er scheint ständig mit seinem Vater in Kontakt zu sein. Keine Sekunde seines Lebens durchlebt er allein – bis auf eine. Und dieser Moment, als er gottverlassen zwischen Himmel und Erde hängt und sein Leben aushaucht, ist der Augenblick, in dem Gott die Beziehung zwischen uns Menschen und dem Schöpfer wieder herstellt.

      Du und ich, wir können nun mit Gott in Verbindung leben, wie Jesus es tat.

      Die Beziehung nach OBEN zu leben erschöpft sich nicht in der Ausübung religiöser Rituale wie Gottesdienstbesuch oder Ähnlichem. Diese Dinge helfen, der Gottesbeziehung eine Form zu geben, aber sie ersetzen nicht die Beziehung selbst. Beziehung nach oben, wie Jesus sie verstand, ist hingegen etwas Ganzheitliches, etwas Alltägliches. Ein tatsächliches Mit-Gott-unterwegs-sein.

      Es geht um eine Verbindung nach OBEN, die ständig besteht. Nicht nur an bestimmten Orten und bestimmten Zeiten, sondern immer.

      Im Alltag ständig mit Gott in Kontakt.

      Wie soll das funktionieren? Manche sagen, es sei so ähnlich wie bei einem Navigationsgerät.

      Wie bei einem Navi?

      Seit diese technische Errungenschaft nicht länger betuchten Oberklassefahrern vorbehalten, sondern der breiten Masse der Verkehrsteilnehmer verfügbar ist, wird es – das Navi – gerne auf die ständige Verbindung zwischen Gott und Mensch übertragen. Und das hat ja auch was. Eine höhere Macht, die mich zielsicher durch die verschlungenen Wege des Lebens navigiert. Ich habe keine Ahnung, wo ich bin, aber ich bin trotzdem auf dem direktesten Weg zum Ziel.

      Ich halte diesen Vergleich für nicht sehr gelungen. Denn zumindest mein Navi hört mir nicht zu! Sooft ich auch eine Unterhaltung mit der freundlichen Dame beginnen will, geht sie nicht wirklich auf mich ein. Und ab und an sind ihre Anweisungen sogar grundverkehrt. Wenn ich dann falsch abgebogen bin, warte ich vergeblich auf eine Entschuldigung. Fazit: Ich habe keine Beziehung zu ihr, nein. Sie ist austauschbar. Längst gibt es bessere auf dem Markt, und ich werde ihr schon bald keine Träne nachweinen.

      Ja, Gottes Stimme hilft uns, durch den Alltag zu finden. Und ja, man kann sich darin üben, sein leises Flüstern zu vernehmen. Aber Gott ist kein Navi. Er ist kein Garant für den kürzesten Weg.

      Manchmal schweigt er.

      Manchmal empfiehlt er lästige Umwege.

      Manchmal sagt er nein, wenn man verzweifelt auf ein Ja gehofft hat.

      Manchmal sagt er ja, wenn man sich schon mit einem Nein abgefunden hat.

      Er ist nicht programmierbar. Er ist Gott.

      Zum Glück, denn er hört zu. Wenn wir schon die Technik als Vergleich heranziehen, dann sollten wir eher die Freisprechanlage bemühen. Seit einiger Zeit sieht man immer öfter Autofahrer den Mund bewegen, obwohl sie allein im Auto sitzen. Es sieht etwas komisch aus. Aber es funktioniert. Das ist ein besseres Bild für die Beziehung nach OBEN. Es sieht aus, als ob wir allein wären. In Wirklichkeit stehen wir in Kontakt mit jemand, der uns hört. Und reden mit ihm. Hören ihm zu. Egal, was wir gerade tun.

      Natürlich ist das die Idealvorstellung. Wir sind nicht Jesus. Wir sind mit den Gedanken oft hier unten und nicht da OBEN. Müssen wir ja auch. Aber wir können besser werden. Wir können lernen, unsere Standleitung in den Himmel öfter zu nutzen, aufmerksamer für das zu werden, was Gott uns sagen will.

      Dieses Buch will dir unter anderem dabei helfen. In den folgenden Kapiteln wird das praktischer werden. Für den Moment geht es nur darum, zu verstehen, dass die Beziehung nach OBEN wichtig ist.

      Sie nämlich zu vernachlässigen würde bedeuten, allein durch den Tag zu gehen. Viele tun das, auch Menschen, die sich Christen nennen. Ich oft genug auch.

      Die Beziehung nach OBEN völlig auszublenden würde sogar bedeuten, nur in zwei Dimensionen zu leben. Wer nicht an die Existenz Gottes glaubt, wird sich nicht mit ihm unterhalten (obwohl es auch das gibt). Ein solches Leben ist deshalb nicht weniger sinnvoll. Menschen leben wunderbare Beziehungen, sind tolle Väter, grandiose Ehefrauen und Freunde fürs Leben. Einige opfern sich auf im Einsatz für andere, retten Leben, pflegen Kranke, riskieren sich selbstlos im Kampf gegen Hunger, Krieg und Ungerechtigkeit.

      Sie versuchen zu lieben, aber sie tun es allein. Ohne Gott. Ohne die große Hoffnung, dass ihr Einsatz mit den Zielen dessen übereinstimmt, der diese Welt geschaffen hat und sie eines Tages von der Last des Bösen erlösen wird. Sie haben meinen allergrößten Respekt … doch welche Kraft könnten sie freisetzen, wenn sie wüssten, dass sie nicht allein sind?

      „Ich denke, es gibt keinen Gott!“, sagt jemand und bekommt die clevere Antwort: „Oh, seien sie unbesorgt, ich habe gerade noch mit ihm gesprochen.“

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      Die zweite Dimension ist nicht weniger wichtig: INNEN. Denn die Beziehung zu Gott geht Hand in

      Hand mit der Beziehung zu Menschen. Ich zitiere nochmal den alten Johannes, aus demselben Kapitel wie vor wenigen Seiten:

      Hm …, geht es mir durch den Kopf, eigentlich finde ich es sehr viel leichter, einen unsichtbaren Gott zu lieben als sichtbare Menschen. Denn die nerven manchmal gewaltig.

      Doch offensichtlich kann man das eine nicht ohne das andere bekommen, und darum geht es bei dieser Ecke des Dreiecks um die Zeitgenossen, mit denen du dein Leben teilst. Deine Familie, deine Freunde, die Gemeinschaft, zu der du gehörst. „Brüder und Schwestern“ nennt Johannes die, die mit dir auf dem Weg sind. Es sind die Menschen, die irgendwann mal an deinem Grab stehen werden, weil sie jemand verloren haben, der ihnen wichtig war.

      Was für eine Art Mensch werden sie dann betrauern?

      Jesus würde sagen: Hoffentlich einen, der sie liebte wie sich selbst.

      Menschen lieben hat in diesem Fall nicht sehr viel mit Gefühlen zu tun, sondern vielmehr mit Taten. Nicht mit