Den Ruhm der jungen Heiligen verbreiteten besonders die Brüder vom Deutschen Hause, deren Deutschmeister bald nach ihrem Tode ihr Schwager Konrad wurde. Als im Jahre 1190 Akkon belagert wurde, vereinigten sich Kaufleute der Städte Bremen und Lübeck mit deutschen Rittern, um ein Hospital zur Pflege der Kranken zu gründen. Daraus entstand eine ritterlich-mönchische Bruderschaft, die sich Ritter des Hospitals Sankt Marien der Deutschen in Jerusalem nannte; es war nämlich ein älteres Spital in Jerusalem mit dem von Akkon vereinigt worden. Die Tracht der Ordensritter war ein weißer Mantel mit schwarzem Kreuz. Es lässt sich nichts denken, was so sehr den Idealen der Zeit entsprochen hätte, als die Vereinigung des Ritterlichen mit dem Mönchischen in einem Orden. Die Wehrlosigkeit der Klosterleute hatte zu mancherlei Schwierigkeiten und Störungen geführt. Umgaben sich die Äbte mit kriegerischen Dienstleuten, so wurden sie durch die Pflicht zur Heeresfolge, durch die Übergriffe und das wüste Treiben ihres Gefolges in weltliche Händel verstrickt; die Vögte, die sie beschirmen sollten, gingen meistens bald dazu über, sie zu bedrücken und zu berauben. Der Ritterorden tat die Werke der Barmherzigkeit und beschirmte sich selbst. Nun konnte der junge Adlige, das Kreuz in der einen, das Schwert in der anderen Hand, den Ansprüchen, die Kirche und Sitte und die eigene Überzeugung stellten, genugtun, ohne auf die Freuden und Ehren des Rittertums zu verzichten.
Als der Orden nach dem Fall von Akkon infolge der reichlich fließenden Schenkungen sich bald durch das ganze Reich verbreitete, wurde er in Balleien geteilt, deren jede ein Komtur leitete. Von den zwölf deutschen Balleien standen acht unter dem Deutschmeister, sämtliche unter dem Hochmeister. Er regierte den Orden, unterstützt von seinen höchsten Beamten, den Gebietigern, und dem Gesamtkapitel. Auch in den einzelnen Balleien tagten jährliche Konvente. Zur Aufnahme zugelassen wurden nur Deutsche von ehelicher Geburt, die rittermäßig und von vier Ahnen her Wappengenossen, rein in ihrem Wandel, unbefleckt in ihrer Ehre, unberüchtigt an ihrem Namen waren. Sie sollten gesund und lieber jung als alt sein, um den Krieg gegen die Heiden, eine der hauptsächlichen Aufgaben des Ordens, mit voller Kraft führen zu können. Bei der Aufnahme tat der junge Ritter diesen Schwur: »Ich verheiße und gelobe Keuschheit meines Leibes und ohne Eigentum zu sein und Gehorsam Gott und Sankt Marien und Euch, dem Meister des Ordens des Deutschen Hauses und Euren Nachkommen nach der Regel und Gewohnheit des Ordens, dass ich Euch gehorsam sein will bis an meinen Tod.« Durch dies Gelübde war der Ritter für immer gebunden. Bevorzugt wurden solche Ritter, die bei Königen und großen Herren gut angesehen waren, damit der Orden die Gunst derselben gewänne. Auf weltliche Vorzüge dieser Art wurde mehr Wert gelegt als auf Bildung; doch wünschte man, dass die Ritter einige Kenntnis von der Beschaffenheit der Länder, ihrer Rechte und Gewohnheiten besäßen, also diejenige Bildung, die den guten Regenten und Verwalter macht. Außer dem dienenden Gesinde gab es neben den Rittern Priesterbrüder, die Ämter übernehmen konnten und mit den Rittern gemeinsam aßen und schliefen; sie brauchten nicht adlig zu sein. Obwohl die Bildung hier bis zu einem gewissen Grade den Adel ersetzte, wurde doch von den Priestern nicht viel mehr verlangt, als dass sie mit den gottesdienstlichen Gebräuchen Bescheid wussten. Die kämpfenden Ritter und die zu verpflegenden Kranken sollten sie in Verbindung setzen mit dem Strom der göttlichen Gnade, damit sie in Leiden und Taten freudig todbereit wären. Sie sollten, heißt es in einer Vorschrift, in der Zeit des Friedens wie Glänzsterne neben ihnen umlaufen und in Kriegszeiten sie stärken zum Streit und sie daran mahnen, dass Gott auch den Tod durch sie litt am Kreuz.
Germanische und christliche Anschauung vereinigten sich in den Orden, um ein menschliches Vorbild von edelster Schönheit zu schaffen: den Ritter, der, von Frauenliebe unberührt, gehorsam seinem himmlischen und seinem irdischen Herrn, mit blankem Schild und blankem Schwert, furchtlos in Kampf und Tod geht.
Wie sehr die Gesinnung des Volkes mit den durch die Deutschritter vertretenen Gedanken übereinstimmte, zeigte sich in dem Entgegenkommen, das sie überall fanden. Am ersten und freudigsten in Thüringen, woher auch Hermann von Salza, vierter Hochmeister des Ordens, stammte. Dass die Begünstigung des Ordens in der landgräflichen Familie herkömmlich war, veranlasste wohl Elisabeth, vor ihrem Tode zu bestimmen, dass ihr Hospital den Brüdern vom Deutschen Hause anvertraut werde. Das Vermächtnis wurde zunächst von den Schwägern der Verstorbenen, Heinrich und Konrad, sowie vom Erzbischof von Mainz angefochten; da trat plötzlich ein Umschwung ein, indem Konrad, den man nur als einen unbändigen, gegen die Kirche respektlosen Kriegsmann gekannt hatte, in den Orden eintrat und bald nacheinander Komtur und Hochmeister wurde. Man weiß nicht, wie er zu seiner Schwägerin, solange sie lebte, gestanden hat; das Bild der holden Toten scheint ihn tief und dauernd ergriffen zu haben. Er war es hauptsächlich, der ihre Heiligsprechung sowie den Bau der schlanken gotischen Kirche betrieb, die ihr Grab aufnehmen sollte. Als das Werk soweit vorgeschritten war, dass dies geschehen konnte, wurde das Hospital, in dessen Kapelle sie bestattet war, abgerissen. Neben der Kirche erstanden die Gebäulichkeiten des Ordens, die mit dem neuen Hospital, von Mauern umschlossen, zu einem kleinen Staatswesen zusammenwuchsen.
Die Schwachheit der menschlichen Natur brachte es mit sich, dass die Ritter innerhalb Deutschlands allmählich ebenso und noch ärger versumpften, als die Mönche, da sie ja nicht einmal die Wissenschaft hatten, um sich auf anständige Weise die Zeit zu verkürzen. Was sie sich als eigentliche Aufgabe gesetzt hatten, die Bekämpfung der Heiden, dazu war, nachdem sie aus dem Heiligen Lande vertrieben waren, zunächst keine Gelegenheit mehr, bis ihnen König Andreas II. von Ungarn, der Vater der heiligen Elisabeth, anbot, das Burzenland in Siebenbürgen zu kolonisieren und gegen die heidnischen Völker in der Moldau und Walachei zu verteidigen. Hier zeigte der Orden die dem Mittelalter