Genauso falsch die Vorstellung, das Einkommen (Mehrwert) des Kapitalisten, das z.B. in noch nicht realisierten Maschinen steckt, was beim Maschinenfabrikanten der Fall, sei fixes Kapital für einen anderen, nämlich den Käufer der Maschinen. Was Einkommen des Maschinenfabrikanten ist, sind nicht Maschinen oder ein Teil der Maschine, sondern der in ihnen steckende Mehrwert, also unbezahlte Arbeit seiner Lohnarbeiter. Nach dem Verkauf der Maschine bleibt dieses Einkommen nach wie vor in der Hand des Maschinenfabrikanten, es hat nur seine Erscheinungsform gewechselt, ist aus Maschinenform in Geldform verwandelt. Umgekehrt ist der Käufer der Maschine nicht erst durch ihren Ankauf in Besitz seines fixen Kapitals gelangt, sondern er hatte dieses vorher schon als ein gewisses Geldkapital in der Hand gehabt. Durch den Ankauf der Maschine hat er nur seinem Kapital die entsprechende sachliche Gestalt gegeben, die er brauchte, um es produktiv fungieren zu lassen. Vor dem Verkauf der Maschine wie nach ihrem Verkauf bleibt das Einkommen (der Mehrwert) in der Hand des Maschinenfabrikanten, das fixe Kapital in der Hand des anderen - des kapitalistischen Käufers der Maschine. Genauso wie im ersten Beispiel das variable Kapital stets in der Hand des Kapitalisten, das Einkommen in der Hand des Arbeiters blieb,
Was die Verwirrung bei Smith und allen seinen Nachfolgern angestiftet hat, ist, daß sie bei dem kapitalistischen Warenaustausch die Gebrauchsform der Waren mit ihren Wertverhältnissen durcheinanderwarfen, und ferner, daß sie die einzelnen Kapitalzirkulationen und Warenzirkulationen nicht auseinanderhielten, die sich auf Schritt und Tritt ineinander verschlingen. Ein und derselbe Akt des Warenaustausches kann von einer Seite gesehen Kapitalzirkulation, von der anderen einfacher Warenaustausch zur Befriedigung der Konsumbedürfnisse sein. Der falsche Satz: Was für den einen Kapital, ist für den anderen Einkommen und umgekehrt, reduziert sich also auf den richtigen Satz: Was für den einen Kapitalzirkulation, ist für den anderen einfacher Warenaustausch und umgekehrt. Dadurch wird nur die Verwandlungsfähigkeit des Kapitals in seiner Laufbahn und die Verschlingung verschiedener Interessensphären in dem gesellschaftlichen Austauschprozeß zum Ausdruck gebracht, die scharf umrissene Existenz aber des Kapitals im Gegensatz zum Einkommen, und zwar in seinen beiden markanten Gestalten als konstantes und variables, wird damit nicht aufgehoben.
Und doch kommt Smith in seinen Behauptungen, daß sich Kapital und Einkommen der einzelnen mit diesen Kategorien der Gesamtheit nicht völlig decken, der Wahrheit sehr nahe, nur daß es zur klaren Aufdeckung des Zusammenhangs noch weiterer Zwischenglieder bedurfte.
Viertes Kapitel.
Das Marxsche Schema der einfachen Reproduktion
Betrachten wir die Formel c + v + m als Ausdruck des gesellschaftlichen Gesamtprodukts. Haben wir es hier bloß mit einer theoretischen Konstruktion, mit einem abstrakten Schema zu tun, oder wohnt dieser Formel in der Anwendung auf die Gesamtgesellschaft ein realer Sinn inne, hat sie objektive gesellschaftliche Existenz?
Das c, konstantes Kapital, ist theoretisch erst von Marx als Kategorie von grundlegender Bedeutung aufgebracht worden. Allein schon Smith selbst, der ausschließlich mit den Kategorien fixes und zirkulierendes Kapital arbeitet, verwandelt das fixe Kapital tatsächlich und unbewußt für sich in konstantes, d.h., er faßt darunter nicht bloß Produktionsmittel, die in mehreren Jahren verschleißen, sondern auch solche, die jährlich ganz in die Produktion aufgehen.22 Sein Dogma selbst von der Auflösung des Gesamtwerts in v + m und seine Beweisführung dafür führen ihn dazu, die zwei Kategorien der Produktionsbedingungen: die lebendige Arbeit und alle toten Produktionsmittel, auseinanderzuhalten. Auf der anderen Seite, wenn er aus den Einzelkapitalen und -einkommen den gesellschaftlichen Reproduktionsprozeß zu konstruieren sucht, bleibt ihm als "fixes" Kapital in Wirklichkeit das konstante übrig.
Jeder einzelne Kapitalist verwendet zur Produktion seiner Waren gewisse sachliche Produktionsmittel: Baulichkeiten, Rohstoffe, Werkzeuge. Zur Herstellung der Gesamtheit der Waren ist in der gegebenen Gesellschaft offenbar die Gesamtheit der von den Einzelkapitalisten verwendeten sachlichen Produktionsmittel notwendig. Die Existenz dieser Produktionsmittel in der Gesellschaft ist eine ganz reale Tatsache, wenn sie auch in Gestalt lauter privater Einzelkapitale existieren. Hier kommt die allgemeine absolute Bedingung der gesellschaftlichen Produktion unter allen ihren historischen Formen zum Ausdruck. Die besondere kapitalistische Form äußert sich darin, daß die sachlichen Produktionsmittel eben als c, als Kapital fungieren, d.h. als Eigentum von Nichtarbeitenden, als Gegenpol proletarisierter Arbeitskräfte, als Gegenstück der Lohnarbeit. Das v, variables Kapital, ist Summe der in der Gesellschaft während der Jahresproduktion tatsächlich gezahlten Löhne. Auch diese Tatsache hat eine reale objektive Existenz, wenn sie gleich in einer Unzahl von Einzellöhnen zum Vorschein kommt. In jeder Gesellschaft ist die Anzahl der tatsächlich in der Produktion angespannten Arbeitskräfte und ihre jährliche Erhaltung eine Frage von grundlegender Wichtigkeit. Die besondere kapitalistische Form dieser Kategorie als v, als variables Kapital, besagt: 1., daß die Existenzmittel der Arbeitenden ihnen als Lohn, d.h. als Preis ihrer verkauften Arbeitskraft, entgegentreten, als Kapitaleigentum anderer, Nichtarbeitender, Besitzer der sachlichen Produktionsmittel; 2. als eine Geldsumme, d.h. bloß als Wertgestalt ihrer Lebensmittel. Das v drückt aus sowohl, daß die Arbeitenden "frei" sind in doppeltem Sinne: persönlich frei und frei von allen Produktionsmitteln - als daß die Warenproduktion die allgemeine Form der Produktion in der gegebenen Gesellschaft ist.
Endlich das m - Mehrwert - stellt die Gesamtsumme aller von den Einzelkapitalisten erzielten Mehrwerte dar. In jeder Gesellschaft wird Mehrarbeit geleistet und wird z.B. auch in der sozialistischen Gesellschaft geleistet werden müssen. In dreifachem Sinne: als Arbeitsquantum zur Erhaltung Nichtarbeitender (Arbeitsunfähiges, Kinder, Greise, Gebrechlicher, öffentlicher Beamten und sog. liberaler Berufe, die am Produktionsprozeß nicht unmittelbar teilnehmen 23), als Assekuranzfonds der Gesellschaft für elementare Unglücksfälle, die den jährlichen Ausfall der Produktenmasse gefährden (Mißernte, Waldbrand, Überschwemmungen), endlich als Fonds zur Erweiterung der Produktion, sei es infolge des Bevölkerungszuwachses, sei es infolge der kulturellen Hebung der Bedürfnisse. Die kapitalistische Form äußert sich in doppelter Hinsicht: 1. darin, daß die Mehrarbeit als Mehrwert, d.h. in Warenform und in Geld realisierbar geleistet wird, 2. darin, daß sie als Eigentum nichtarbeitender Besitzer der Produktionsmittel zum Vorschein kommt.
Die beiden Figuren v + m endlich stellen zusammen gleichfalls eine objektive Größe von allgemeiner Gültigkeit dar: die Gesamtsumme der in der Gesellschaft im Verlaufe eines Jahres geleisteten lebendigen Arbeit. Jede menschliche Gesellschaft, von welcher geschichtlichen Form auch, muß sich für diese