Gesammelte Werke: Science-Fiction-Romane + Abenteuerromane + Erzählungen. Dominik Hans. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dominik Hans
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788075831552
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kalt.«

      »Sage ruhig 200 Grad, Fox. Das Eis ist kein Wassereis. Es ist Lufteis. Luft ist hier gefroren. Du siehst, was das Dynotherm zu tun hat, um die Frostmasse aufzutauen und zu verdampfen.«

      Wellington Fox betrachtete die dampfende und nebelnde Apparatur, von der die Wolken jetzt bereits bis zur Zimmerdecke emporstiegen.

      »In der Tat, Georg, das dauert lange. Wenn ich bedenke, wie fabelhaft schnell eine ganz große Lawine auf eine kleine Tube von deinem Dynotherm Wasser und Dampf wurde. Ich habe dir ja mein Abenteuer schon telephonisch erzählt.«

      Isenbrandt lachte.

      »Ja, Fox, so kopflos darauf loszupudern! Habe ich dich nicht gewarnt, vorsichtig damit umzugehen? Die Leute im Ferghanatal haben nicht schlecht über den unverhofften Segen geflucht. Du bist doch sonst relativ vernünftig. Was lag denn da vor?«

      Wellington Fox lächelte etwas gezwungen.

      »Zwei so hübsche junge Damen, wie dort im Schnee begraben lagen, konnten auch einen alten Fuchs zu Torheiten veranlassen … Na, jedenfalls … ich habe da etwas gefunden, was mich veranlaßte, dich aufzusuchen.«

      Wellington Fox griff in die Tasche und brachte ein feines, in Marocainleder gebundenes Notizbuch zum Vorschein.

      »Das ist ein Souvenir an die eine der beiden Damen, die Gräfin di Toresani.«

      »Du behältst das? Du gibst es nicht zurück?«

      »Nein!«

      »Ah? Also ein Andenken an die Herzallerliebste. Mit Gräfinnen hast du es vor?«

      »Falsch geraten, Georg. Die schöne Toresani hat ganz andere Ziele, als einen Journalisten zu heiraten. Ziele … die sie in meinen Augen zu einer sehr gefährlichen Person …«

      »Oho … wieso?«

      »Ich bin überzeugt, sie ist eine Abenteurerin, die Spionendienste für die gelbe Seite leistet.«

      »Hast du Beweise dafür?«

      »Ja – das heißt erstmal starken Verdacht. Den strikten Beweis hoffe ich in diesem Büchelchen zu finden. Es geriet mir in die Hände, als ich die Toresani aus der schmelzenden Lawine hervorzog. Sie trug es in einem Ledertäschchen verwahrt unter ihrem Sweater. Als ich sie aus dem Eisschlamm riß, blieb es mir in den Händen.«

      Wellington Fox öffnete das kleine Buch.

      »Unter diesen harmlosen Notizen hier ist nichts Interessantes. Ich hätte es ihr vielleicht längst zurückgegeben. Aber da fand ich hier noch diesen …«

      Er blätterte weiter und hielt Isenbrandt die Seite hin. Sie war vollkommen weiß. Nur am Rand, wo offenbar die Nässe gewirkt hatte, traten einzelne Buchstaben hervor. Die äußersten stärker, die innersten nur schwach.

      b …r …a …n …d …t entzifferte Georg Isenbrandt nicht ohne Mühe.

      »Und du meinst?«

      Er sah Wellington Fox fragend an.

      »… Daß vor dem ›brandt‹ noch ›Isen‹ stehen muß!«

      »Also ›Isenbrandt‹ … mein Name?«

      »Richtig, mein Freund! Ich wette, daß das Wort vollständig Isenbrandt heißt.«

      »Und was weiter?«

      »Daß hier zweifellos noch einige für dich sehr interessante Notizen stehen, die ich leider nicht lesen kann. Der Teufel mag wissen, mit welcher sympathetischen Tinte das geschrieben ist.«

      Georg Isenbrandt hielt das aufgeschlagene Buch zwischen den Händen.

      »Mag es geschrieben sein, womit es will. Auf Dynotherm reagiert es. Das dynothermhaltige Schmelzwasser der Lawine hat diese wenigen Buchstaben sichtbar gemacht … Sehen wir weiter …«

      Er wandte sich nach dem Laboratoriumstisch und fuhr mit dem Buch über den dort stehenden und immer noch dampfenden Eisblock, bis die beiden Seiten völlig durchfeuchtet waren. Dann kehrte er wieder zu Wellington Fox zurück.

      Gespannt waren vier Augen auf das Papier gerichtet. Buchstabe auf Buchstabe trat hervor. Triumphierend schlug Fox in die Hände.

      »Da steht es: ›Isenbrandt!‹ … und nun? – Was sonst noch?«

      Wellington Fox hatte das Buch ergriffen und las die Worte langsam herunter. Als er geendet, legte er es vorsichtig auf den Tisch und wandte sich zu Isenbrandt, der stumm mitgelesen hatte.

      Einen Augenblick schauten sie sich wortlos an.

      »Der Fund hat sich gelohnt, Georg! Über die Absicht der Orenburger Räuber besteht nun kein Zweifel mehr. Es ging um dein Leben … Deine Feinde haben deine Bedeutung besser erkannt als deine europäischen Freunde.«

      »Du hast recht, Fox. Der Fund war gut. Eine Warnung für die Zukunft.«

      Er nahm das Buch und schloß es in seinen Tresor.

      »Na … siehst du, Georg, ich hatte doch eine glückliche Hand, als ich die starken Prisen auf den Schnee ausstreute. Andernfalls wären die inhaltschweren Buchstaben kaum sichtbar geworden.«

      »Es ist noch einmal gut gegangen, alter Fox. Trotzdem muß ich dich warnen. Mit dem Dynotherm ist nicht zu spaßen. Es sind ungeheure Energiemengen, die du da auf dem kleinen Raum eines Lawinenfeldes entfesselt hast. Es konnte dir sehr leicht gehen wie dem Zauberlehrling, der die Geister, die er rief, nicht mehr los wurde. Was war damals mit dir los? … Irgend etwas anderes? Fox, meine Junge, ich glaube fast, daß dein Herz auch eine Dosis Dynotherm abbekommen hat.«

      »Und wenn es wirklich so wäre, dann würde ich schließlich doch auch nur berühmten Beispielen folgen.«

      Georg Isenbrandt blickte den Sprecher fragend an.

      »Ja! Dich meine ich, Georg … Gerade dich. Sollte es nur die Erinnerung an Maria Ortwin sein, die dir jene andere Mara, unsere junge Reisegefährtin, so teuer macht?«

      Isenbrandt kämpfte kurze Zeit mit einer leichten Verwirrung.

      »Du versuchst vergeblich, nach alter Fuchsenweise deine Spur zu verwischen. Aber … das wird dir nicht gelingen.

      Da es nicht die Gräfin Toresani ist, so muß es logischerweise die kleine Garvin sein, die es dir derart angetan hat … Immerhin … Francis Garvin ist dir großen Dank schuldig …«

      »… Und da Mr. Garvin niemand etwas schuldig zu sein wünscht, so hat er mir eine Vertragsurkunde zugehen lassen, die bis auf meine Unterschrift fertig war …«

      »Und die enthielt?«

      »Wenn ich sie unterschrieb, war ich der alleinige Besitzer der Chikago-Preß.«

      »Oho …!«

      »O ja! Francis Garvin läßt sich nicht lumpen … Aber Wellington Fox auch nicht!«

      »Und?«

      »Ich habe ihm seinen Vertrag fein säuberlich ohne Unterschrift zurückgeschickt … mit dem Anheimgeben, mit der Chikago-Preß andere Leute glücklich zu machen.«

      »Gut gemacht, Fox! Deine Beziehungen zu Francis Garvin werden damit nicht abgebrochen sein … taxiere ich … du lachst? … Ich werde die weitere Entwicklung mit Interesse verfolgen … Willst du mich jetzt auf einem Fluge begleiten?«

      »Gern, Georg! Aber erst muß ich mich bei dir umkleiden. Der Regen ist durch und durch gegangen. Ich hatte meine Nässe über unsere Experimente hier fast vergessen. Jetzt macht sie sich doppelt fühlbar.«

      Eine Viertelstunde später stieß die schnellste Flugmaschine der Station Richtung Nord zu Nordwest durch den strömenden Regen. Nur die beiden Freunde waren an Bord, und Georg Isenbrandt steuerte selbst.

      Je weiter sie vorwärtskamen, desto schwächer wurde der Regen, bis er jenseit des Balkaschsees ganz aufhörte. Jetzt war die Luft gut sichtig. Grüne Felder und Triften zogen unter ihnen hin, während Isenbrandt die Maschine