Dieser Mädchen-Schreck, er war gezähmt. Besänftigt durch mein Opfer. Ich hatte ihm meine Unschuld dargebracht, ich hatte mich restlos hingegeben. Liebevoll streichelte ich seinen Nacken. Ich hatte ihn in die Arme genommen und meine Hände auf seinen nackten Kopf gelegt. Ich liebkoste ihn. Ich erkannte, dass ich ihm die Liebe einer Frau gab. Endlich fühlte ich mich so. Wieder küssten wir uns. Er lächelte glücklich, schloss seine Augen und legte seine Sinne auf meine Haut. Er tauchte ein in meinen Duft, in meine Wärme, in meine nur von ihm berührte Zärtlichkeit. Ich hielt ihn fest. So blieben wir noch einen zeitlosen Moment. Dieser Moment war für die Ewigkeit.
Ich habe diesen Typen nie mehr wiedergesehen. Er blieb auch ohne Namen. Seine Sexkraft hatte mich total geschafft. Als ich mit Carmen wieder draußen war, auf der Wiese, da kannte ich den Weg nicht mehr und taumelte etwas herum.
»Scheiße! Dieser Ficker war einfach zu stark! Der hat dir die Beine weggebumst! Und dir den Verstand rausgebumst«, sagte Carmen und wirkte geschockt.
Sie sagte: »Du weißt nicht, wo du gerade hingehst und deine Beine wackeln! Marion, du musst wahnsinnig gewesen sein, dir das anzutun! Dein erster Schwanz - und dann gleich so ein Hammer! Dieser dreckige, brutale Kerl!«
Ich war noch etwas benommen. Meine Scheide schmerzte. Sie war purpurn und wund. Ich spürte den übergroßen Schwanz noch tief in mir drin und spürte ihn am nächsten Tag noch. Ich spürte seine Stöße noch wie einen gewaltigen Puls in mir pochen. Er hatte mich so wuchtig gebumst, meinen schönen, unberührten Körper richtig durchgepflügt. Und an meinen nackten, leicht gebräunten Sommerbeinen begann nun eine Unmenge an weißem, gallertartigem Erguss herabzurinnen. Carmen hatte nicht übertrieben, meine Beine wackelten wirklich. Ich spürte sie zitternd und schwach. So gingen wir langsam. Ich war erschöpft und verschwitzt.
»Der hat mich geschafft. Der hat mich ganz ausgefickt«, sagte ich und genoss es, wie meine Worte eine Absolutheit ausdrückten und wie sie mit hurenhaftem Klang in der Luft lagen.
»Verdammte Scheiße, hat der dich durchgefickt«, sagte Carmen entgeistert, sie wurde nicht fertig damit. »Der hat dich echt gebumst wie eine Nutte!«
»Ich lebe ja noch«, beruhigte ich sie und wusste doch, dass ich mir fürs erste Mal zu viel zugemutet hatte und dass es ziemlich heftig war. ›Normal‹ wäre Lukas gewesen, der Schulkamerad, mit dem ich mal Streicheln geübt hatte. Aber das hier war der Hammer - viel zu stark für mich. Nichts für junge Mädchen. Jetzt wusste ich, was so ein starker Schwanz mit mir macht. Ich hatte seine ganze Gier erregt.
»Vielleicht hätte ich mich nicht hingeben sollen für dich«, meinte ich, »bei dir wäre er gnädiger gewesen. Dich hätte er nicht so stark gebumst.«
»Wie meinst du das?«, fragte Carmen unsicher.
Ich schöpfte jetzt aus meinem neuen Frausein, aus dem Stolz dieses Gefühls, und meinte: »Na, bei dir hätte er wohl nicht so eine starke Lust gehabt. Ich glaube kaum, dass du seinen großen Schwanz hochgekriegt hättest. Sieh dich doch mal an!«
In diesem Moment spiegelte Carmen sich im Fenster eines Autos. Sie sah sich an: das farblose, fast schmutzige Braun ihrer Locken, die dunklen, unschönen Augen mit dem verschlagenen Blick, diese kümmerlichen Brüstchen im Hemd. Sie begegnete sich und senkte den Blick. Ich sagte nichts mehr, aber das, was ich gesagt hatte, tat mir plötzlich sehr leid. Es war das erste und letzte Mal, dass ich in meinem Leben etwas Verletzendes gesagt hatte, denn Gemeinheit und Hochmut widern mich an.
Carmen wurde nicht fertig mit dem, was geschehen war. Es ließ sich nicht in ihre Welt einordnen. Sie war geschockt. Sie wiederholte beinahe atemlos: »Der hat dich kaputtgebumst!«
Es klang, als hätte sie sich ein Spielzeug ausgeliehen und müsste es nun kaputt zurückgeben. Dachte sie, dieser Fick hätte Adern in meinem Gehirn platzen lassen und mein kluges Köpfchen zunichtegemacht? Carmen schien Angst vor meinen Eltern zu haben. Sie hatte Angst vor Vorwürfen oder dass sie irgendwie Ärger kriegen könnte. Sie fürchtete, dieser Fick hätte mich von meinem geraden Lebensweg abgebracht, und daran schuld sei alleine sie.
»Was hast du getan?«, stammelte sie. »Wie soll ich das nur erklären? Deine Mutter … Deine Eltern …«
Carmen dachte, sie wäre verantwortlich für mich. Wenn sie mich schon in ihre Welt brachte, dann hätte sie mich zu schützen. Stattdessen hatte ich mich für sie geopfert. Das verschob alles.
»Carmen! Niemand hat mir eine Hand abgehackt oder ein Auge eingeschlagen«, erklärte ich.
»Trotzdem! Warum hast du dir das angetan?«
»Vielleicht um es dir zu ersparen. Vielleicht weil ich es genau so haben wollte. Weil ich Lust darauf hatte.«
»Lust, dich so hart durchficken zu lassen? Lust, eine Hure zu sein?«, fragte sie schaudernd.
»Ja, vielleicht einfach, weil ich eine scheiß Lust dazu hatte. Weil es in mir war und ich es gebraucht hab und es erleben wollte!«
»Dein erster Sex und dann so eine harte Nummer. Das passt gar nicht zu dir. Das bist nicht du. Was ist da drin bloß mit deiner unschuldigen, anständigen Art passiert? Ich glaube, ich weiß jetzt nicht mehr, wer du bist!«
Carmen kam damit nicht klar, so war es das letzte Mal, das ich mit ihr zusammen war. Wie diesen Kerl sah ich auch sie nie mehr wieder. Was uns verband, war mit diesem Erlebnis in die Brüche gegangen. Es konnte nicht mehr funktionieren. Ich war nicht mehr die ahnungslos Staunende, die man leicht beeindrucken und ins Schamgefühl treiben konnte. Ich war nicht mehr die Mimose aus dem goldenen Käfig. Ich war nicht mehr die unschuldige Prinzessin und sie war nicht mehr die Verruchte, die mir süffisant die vulgären Geheimnisse des Lebens verraten konnte. Sie konnte mit Schmutzigkeit und Härte nicht mehr angeben. Ich sah, dass ihre Angst größer war als die bloße Angst um mich. Es war Carmens Angst, die lustvolle und erfahrene Frau in mir zu sehen.
Mein Leben ging weiter. Ich blieb so unschuldig und anständig, wie Carmen mich sah, denn das gehörte zu mir. Nichts änderte mein gutes Benehmen, das ich durch mein gutes Elternhaus bekommen hatte. Meine Mutter registrierte zufrieden, dass Carmen sich nicht mehr bei uns meldete. »Die hätte deinem Weg nicht gutgetan«, meinte sie. »Ich nahm weiter Reitstunden und Klavier-Unterricht und ging interessiert ins Theater.
Und ich besuchte natürlich weiter das Gymnasium. Ich ging aufs Abitur zu, doch ich spürte, dass ich mich in den einseitigen Fächern der Schule nicht mehr so wohl fühlte wie noch zuvor. Ich war nicht mehr so fähig für mathematische Ableitungen, für chemische Reaktionsgleichungen und für grammatikalische Schwierigkeitsgrade. Ich verlor den Glauben an diese Religion der Formeln. Ich sah keinen Sinn mehr in einer Reifeprüfung, die nur aus abstraktem Denken besteht. Diese Denkmodelle, in die man uns zwang, machten mir Angst. Mein Intelligenzquotient wollte sich nicht mehr einspannen lassen. Ich bestand auf der Freiheit meines eigenen Denkens.
Das Ereignis hatte mich nie ganz losgelassen. An einem Nachmittag meiner Jugend hatte ich meine Unschuld verloren. Ich war zu einer Frau geworden. Ich hatte eine ungeheure Stärke in mir gespürt. Meine ganze unerfahrene, ungelebte Lust war freigeworden und hatte sich verwirklicht. Radikal. Verboten. Eine aufregende Hure in mir war ausgebrochen. Am gleichen Tag kehrte sie in mich zurück. Und sie verschloss sich wieder. Sie kam nie mehr raus, weil ich Angst davor hatte. Niemand, nicht einmal mein späterer Ehemann, erfuhr jemals diese Geschichte.
Ich hielt die Hure verborgen. Ich war wie eine Alkoholikerin, die in ihrem Leben eine einzige Flasche trank und dann niemals wieder. Tief wie dieser übermäßig große Schwanz in mir gewesen war, war diese Hure in mir und lebte. Lebte in ihrer Stille und ihren Fantasien, erinnerte sich im wortlosen Selbstgespräch an das, was sie an diesem Nachmittag erlebt und empfunden hatte. Wie ich mich in meiner Schönheit entblößt hatte und mich in meiner Unschuld hingegeben hatte und eine harte Erfahrung gemacht hatte. Das war ein reizvoller, gefährlicher Schatz. Ein heimlicher, verbotener Reichtum, den ich Mal für Mal und Nacht für Nacht durch meine Hände gleiten ließ und dabei auf eine heiße und feuchte Weise glücklich war.
Ich bestand das Abitur, danach wollte ich raus aus der Schule, nicht mehr studieren. Meine Eltern akzeptierten meinen