Was Johannes der Täufer damit sagt, ist dies: „Ich taufe euch mit Wasser, ich gebe euch den äußeren Körper der Religion. Nach mir wird Christus kommen, der euch die innere Taufe, die Feuertaufe geben wird.“ Jesus selber sagt immer wieder: „Bereut, kehrt um!“ Aber die Christen haben dieses Wort falsch gedeutet. Sie haben daraus das Bereuen von Sünden gemacht. Es hat nichts mit Sünden zu tun.
Der Ausdruck: „Bereut!“ bedeutet in Wirklichkeit „Kehrt um, geht nach innen, kommt zurück.“ Es bedeutet umkehren, die Ursprünglichkeit wiederherstellen. Das Wort „bereuen“ bedeutet metanoia, Umkehr – eine Wendung um hundertachtzig Grad. Wenn ihr weiterhin nach außen fließt, bleibt ihr Wasser. Wenn ihr euch nach innen wendet, werdet ihr zu Feuer. Und wenn diese zwei Augen, wenn diese zwei Flammen, wenn diese zwei Hemisphären deines Bewusstseins sich miteinander vereinigen, wenn sie absolut verbunden sind und du zu der einen Flamme wirst, dann ist diese Flamme das, was Plotinus den „Flug des Alleinen zum All-Einen“ nennt.
Das Große Eine wird das genannt, was nichts mehr über sich hat.
Und wenn du dieses Eine werden kannst, bist du das Große Eine geworden. Das ist die Art der Taoisten, etwas über Gott auszusagen, ohne dabei das Wort „Gott“ zu benutzen. Wenn du eins wirst, bist du Gott geworden.
Das Geheimnis des Lebenszaubers besteht darin, sein Handeln so einzusetzen, dass daraus Nichthandeln wird.
Das sind bedeutungsschwangere Worte. Was ist das Geheimnis, wie man aus diesen zwei Augen eins macht? Wie man das Männliche und das Weibliche in sich vereint? Wie man den Mann und die Frau sich ineinander auflösen lässt, sodass man keine Dualität mehr ist, sodass man nicht mehr ein in sich gespaltenes Haus ist, sodass Konflikte und Spannungen aufhören, sodass alles eins wird? In diesem Einssein ist Seligkeit, denn da vergeht alle Spannung, verschwindet aller Konflikt, lösen sich alle Ängste auf. Aber wie wird man zu diesem Einen?
Das Geheimnis des Lebenszaubers besteht darin, sein Handeln so einzusetzen, dass daraus Nichthandeln wird.
Der Mann steht für Handeln, die Frau steht für Nichthandeln. Man muss Handeln benutzen, um zum Nichthandeln zu gelangen, man muss sich bemühen, um mühelos zu werden. Man muss hingehen und all seine Energien daransetzen, man muss so aktiv werden, dass nichts übrig bleibt. Alle Energien werden in diesen Schaffensakt einbezogen, und dann – plötzlich –, wenn alle Energien in Anspruch genommen sind, geschieht die Transformation. Genau wie Wasser bei hundert Grad verdampft, so verdampft alles Handeln, wenn es total wird, und Nichthandeln bleibt zurück.
Zuerst müsst ihr lernen, wie man tanzt, und ihr müsst all eure Energien ins Tanzen stecken. Und eines Tages macht ihr dann diese seltsame Erfahrung, dass der Tänzer plötzlich im Tanz verschwunden ist und der Tanz völlig mühelos geschieht. Dann ist es Nichthandeln.
Um zum Nichthandeln zu gelangen, muss man zuerst das Handeln lernen. Eben darum geht es bei unseren Meditationen. Das ist die einzige Methode, um zum Nichthandeln zu finden: Tanzt bis zum Äußersten, tanzt bis zur Raserei, tanzt wie wahnsinnig! Und wenn eure ganze Energie darin aufgeht, kommt der Augenblick, wenn ihr plötzlich feststellt, dass der Tanz ganz von selbst passiert – es ist keinerlei Anstrengung dabei. Es ist Handeln, ohne zu handeln.
Die Goldene Blüte ist das Licht.
Man benutzt die Goldene Blüte als Symbol.
Der Satz: „Das Blei der Wassergegend hat nur einen Geschmack“ weist darauf hin.
Die Goldene Blüte ist ein Symbol – das Symbol für den Augenblick, da deine Energien nicht mehr zwiegespalten, sondern eins geworden sind. Großes Licht wird dann freigesetzt, und das Licht ist golden. Es ist, als hätte sich in dir eine Blüte aus goldenem Licht geöffnet. Und es ist nicht einfach nur ein Symbol. Wohl auch ein Symbol, aber es ist fast wirklich und buchstäblich so. Ganz genau so geschieht es. So wie du jetzt bist, existierst du als Dunkelheit, als dunkle Nacht. Dann existierst du als Sonnenaufgang. Die Sonne ist zwar nirgendwo zu sehen, aber das Licht ist da. Es gibt keinerlei Lichtquelle – es ist ein Licht ohne Quelle. Aber wenn du das goldene Licht in dir erst einmal kennst, bist du ein Unsterblicher geworden. Dann gibt es keinen Tod mehr, denn das Licht stirbt niemals. Das ganze Leben, die gesamte Existenz besteht aus nichts anderem als Licht. Alles ist eine Form von Licht. Das bestätigt auch die moderne Physik, und die moderne Physik stimmt völlig mit dem Tao darin überein, dass alles Licht ist. Die Formen ändern sich ständig, doch das Licht bleibt. Das Licht ist ewig.
Viele Schriften der Welt beginnen mit dem Wort „Licht“. „Am Anfang sagte Gott: Es werde Licht!“ Das ist der Anfang. Falls es je einen Anfang gegeben hat, muss es so gewesen sein, muss es mit Licht angefangen haben. Aber es hat nie einen Anfang gegeben, das hier ist nur ein Gleichnis. Das Licht hat schon immer existiert. Der Koran sagt: „Gott ist Licht.“ Einer der Namen der Sufis für Gott ist „Nur“. „Nur“ bedeutet „Licht“. Der Geschmack ist der gleiche. Ob es nun mir geschieht oder dir, der Geschmack ist der gleiche. Der Geschmack des Buddhaseins ist der gleiche. Buddha hat gesagt: „Der Geschmack des Buddhaseins ist wie der Ozean. Man kann im Norden oder im Süden, an der Küste oder auf hoher See, hier oder dort davon kosten, aber der Geschmack des Ozeans ist immer gleich. Genauso ist es auch mit dem Geschmack des Buddhaseins.“ In dem Augenblick, da ein Mensch dieses ewige Licht erfährt, hat sein Leben nur noch ein einziges Aroma. Dieses Aroma ist die Begleiterscheinung absoluter Bewusstheit. Das Unbewusste dieser Person ist nicht mehr. Es gibt nichts Dunkles mehr in ihrem Dasein.
Wenn nun ein Freudianer in so einen Menschen hineinschaut, findet er nur noch Bewusstsein, nichts als Bewusstsein; er wird kein Unbewusstes vorfinden.
Wenn ein Freudianer in dich hineinschaut, ist nur ein Teil bewusst, im Gegensatz zu neun Teilen, die unbewusst sind – nur ein Zehntel von dir ist bewusst. Ein Buddha ist hundert Prozent Bewusstsein.
Die Arbeit am Kreislauf des Lichtes beruht ganz auf
der rückläufigen Bewegung, sodass die Gedanken
eingesammelt werden. Das himmlische Herz liegt
zwischen Sonne und Mond.
Erinnert euch noch einmal: Die Sonne steht für die männliche Energie, der Mond steht für die weibliche Energie. Und das Herz liegt zwischen den beiden. Das Herz ist weder männlich noch weiblich, und gerade das macht die Schönheit des Herzens aus: Das Herz ist göttlich, weder männlich noch weiblich. Und es liegt genau zwischen beiden. Wenn du zu sehr zur männlichen Energie hinneigst, dann bist du zu aktiv und verstehst nicht, passiv zu sein.
Genau das ist im Westen geschehen. Der Westen ist sonnenorientiert – zu viel Aktivität. Die Leute machen sich verrückt mit ihrer Geschäftigkeit. Zu viel Eile – alles muss sofort passieren – keine Geduld, kein Warten. Sie haben vergessen, wie man passiv ist, wie man geduldig ist, wie man auf Dinge wartet. Sie haben die Fähigkeit, nichthandelnd zu sein, vollkommen verloren. Sie wissen nicht, wie man Ferien macht. Und wenn sie mal in Ferien gehen, sind sie sogar noch aktiver als sonst. Im Westen passieren am Sonntag mehr Herzinfarkte als an jedem andern Tag, denn der Sonntag ist ein freier Tag und die Leute sind zu beschäftigt. Während der ganzen Arbeitswoche haben sie vor, sich auszuruhen, wenn der freie Tag kommt. Aber wenn er dann da ist, haben sie tausenderlei Dinge zu tun. Nicht, dass sie sie wirklich tun müssten, dass das wirklich wichtig wäre – nein, ganz und gar nicht! Aber sie können nicht in Ruhe leben. Sie können nicht einfach auf dem Rasen liegen und mit der Erde sein. Sie können nicht einfach still unter einem Baum sitzen und nichts tun. Nein, sie fangen an, dies und das zu tun, im Haus etwas zu reparieren oder kaputtzumachen, die Motorhaube ihres Autos hochzuklappen und sich am Motor zu schaffen zu machen. Irgendetwas werden sie tun, irgendwie bleiben sie aktiv. Ihr ganzes Leben lang träumen die Menschen davon, wie sie ihren Ruhestand genießen werden. Aber sie können ihn nicht genießen, sie können nicht zur Ruhe kommen. Sie sterben sehr bald, nachdem sie sich zur Ruhe gesetzt haben. Die Psychologen sagen, sie sterben zehn Jahre früher, weil sie nicht wissen,