Fußball ist nicht das Wichtigste im Leben – es ist das Einzige. Ben Redelings. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ben Redelings
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783895336607
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Jubeln kann ich sowieso nicht mehr. Jede Bewegung tut mir weh. Das letzte Mal, als ich ähnliche Schmerzen hatte, war bei einem Schulausflug nach Prag. Ich sehe noch jede einzelne Stufe dieser endlos lang erscheinenden Treppen aus der U-Bahn heraus vor meinen Augen. Irgendwie habe ich es schließlich mit Unterstützung von Gerry nach oben geschafft, aber vor einem Bauzaun war endgültig Schluss gewesen. Dem größten Glücksgefühl meines Lebens folgte jedoch recht schnell die Ernüchterung. Zwei Männer in Uniform machten mich darauf aufmerksam, dass ich direkt vor dem Heiligen Wenzel urinierte. Ein paar D-Mark hatten damals wenigstens ein Teil des verletzten Nationalstolzes wiederherstellen können.

      Ums Geld geht es auch bei dem Typen, der mich gerade nervt. Er erzählt, dass er die Schalke-Werbung für Gazprom macht und er am liebsten damit aufhören würde, „weil Blut an seinem Lohn kleben“ würde. Ich zucke zusammen. Scheint ein netter Kerl zu sein, denke ich. Und als er noch anfügt, dass fast täglich ein ehemaliger Nationaltorhüter betrunken in die Agentur käme, weil er mittlerweile für die Russen aktiv sei, vergesse ich für einen Moment fast mein körperliches Problem. Für Gazprom zu arbeiten, ist undenkbar. Aber für Gazprom und Schalke zugleich, das ist schier unvorstellbar.

      Das Spiel gegen den 1. FC Nürnberg endet 3:3. Für uns ist aber noch nicht Schluss. Wir haben zugesagt, nachher noch an einem Fußball-Quiz teilzunehmen. Wenn ich so in die Runde schaue, dann kann das lustig werden. Wolle schnauft laut und redet etwas von einem Wasser, das er unbedingt jetzt erst einmal trinken müsse. Gerry hingegen hat Hunger. Wir beschließen, an der nächsten Bude ein Bier auf die Hand zu nehmen und dann Richtung Stadt zu laufen. Mittlerweile hat sich Thomas zu uns gesellt, und da er meint, er müsse ein wenig aufholen, kauft er sich gleich zwei Flaschen und trinkt die erste auf Ex. Ein unappetitlicher Anblick. Mir wird schwindelig, und für einen Moment zieht sich mein Magen zusammen. Ich stoße auf. Gerry findet das lustig.

      In der Kneipe sitzen schon die ersten Quizkandidaten an den Tischen. Die meisten waren auch im Stadion und wirken ebenfalls nicht mehr ganz frisch. Ein beruhigendes Gefühl, denke ich und grinse zufrieden in die Runde. Doch schon Sekunden später hat sich das wieder erledigt. Ein junger Kollege, den ich von den Pressekonferenzen beim VfL kenne, klopft mir auf die Schulter: „Na, schon ein bisschen den Punkt gefeiert?“

      Super, denke ich, jugendliches Gedächtnis und nüchtern. Ich versuche besonders schlagfertig zu sein, bemerke aber, wie meine ganze Konzentration bereits dafür draufgeht, überhaupt einen geraden Satz zu formulieren: „Wenn ihr meint, ihr hättet eine Chance heute Abend gegen uns, weil wir schon ein, zwei Bierchen getrunken haben, dann … dann …“

      „Hömma, das ist ein Schalker, dem die Kneipe gehört, haste das gewusst?“, schreit Wolle von der Seite und rettet mich für den Augenblick. „Hättste aber ma schön sagen können, dann hätte ich den Scheißladen erst gar nicht betreten“, rundet Gerry den guten Eindruck ab, den wir uns innerhalb von Sekunden verschafft haben. Er nimmt einen tiefen Schluck aus seinem Pilsglas und schaut sich um. Zufrieden stellt er fest, dass mittlerweile alle zu uns rüberstarren. Gerry verliert nun alle Hemmungen und ruft mit dem in die Luft gereckten Pilsglas in die Runde: „Wenigstens haben se hier unser Bier. Die Sauerländer Pferdepisse können se ma schön selbst trinken.“

      Der ältere Mann im königsblauen Trikot mit dem Victoria-Aufdruck scheint allerdings eine andere Meinung zu vertreten. Egal. Hauptsache, der Wirt spuckt uns nicht heimlich ins Bier, denke ich, bin mir aber nicht sicher, ob er nicht genau das in diesem Moment tut. Sein Verhalten macht mich ganz nervös. Irgendwie grinst er uns immer besonders freundlich an, wenn er die neuen Gläser bringt: „Hier noch ein extra frisches Pils, die Herren?!“

      Wir liegen gar nicht so schlecht im Rennen. Es scheint sich auszuzahlen, dass ich den ganzen Tag nur Fußball im Kopf habe. Wobei: Dass Elton John früher einmal der Besitzer des englischen Fußballklubs FC Watford war, ist Basiswissen ab dem Kindergartenalter. Doch irgendwie rückt uns der erste Platz trotzdem langsam aus dem Blickfeld. Thomas wird unruhig. Die Blöße will er sich nicht geben. Zweiter Platz ist was für Verlierer, sagt er immer. Deshalb ist sein Zweitverein nach dem VfL Bochum auch der FC Bayern. Richtige Freunde werden wir in diesem Leben nicht mehr werden.

      In der Kneipe herrscht trotz der angestrengt denkenden Fußballverrückten eine ordentliche Lautstärke. Thomas legt den Kopf auf den Tisch und gibt den Betrunkenen. Von den umliegenden Plätzen schaut man voller Mitleid zu uns herüber. Wir zucken mit den Schultern und lächeln. Unter dem Tisch ruft Thomas seinen Bruder an und geht mit ihm einzeln die Fragen der letzten Runde durch. Keiner bemerkt etwas, doch mir ist die Sache zu doof. Ich gehe erst einmal auf die Toilette. Ein paar Sekunden nur ich und das weißgekachelte stille Örtchen, denke ich. Doch auf dem Klo ist schon ein anderer Quizteilnehmer. Er schaut mich nur kurz an und fragt dann lallend: „Weißt du, was dieser Bayern-Spieler zu meiner Cousine gesagt hat, nachdem er sie stundenlang angebaggert hat? Nee? Ich hoffe, du bist untenrum rasiert. Ich hasse nämlich nichts mehr, als wenn ich nach dem Oralverkehr Haare zwischen den Zähnen habe. Arschlöcher diese Bayern, ne?“

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