Blauäugig – aber mit Volldampf
Noch am selben Abend entwickelte sie ihr Geschäftskonzept: Mit hochwertiger belgischer Schokolade und Pralinen wollte sie unterschiedliche, personalisierte Werbemittel gestalten, die natürlich auch in geringer Stückzahl erhältlich sein würden. Sogar einen passenden Namen hatte sie sofort parat: „Stephanies Schokowelt“. Am nächsten Tag meldete sie ihr Gewerbe an und kündigte ihren Büro-Job. Vier Wochen später ging es richtig los.
Über Nacht zur Geschäftsidee
„Blauäugig und naiv war das!“, so hart urteilt Stephanie Ziegler heute über ihren Start in die Selbstständigkeit. Sie hatte nämlich keine Ahnung, was auf sie zukommen würde. Von einem Businessplan, Existenzgründerzuschuss oder Gründerzentren hatte sie damals noch nie etwas gehört. Völlig auf sich gestellt, begann sie ihre Idee in die Tat umzusetzen.
Aufträge – trotzdem Verluste
Als Erstes kümmerte sie sich um die Firmenpräsenz. Sie ließ eine Webseite, Visitenkarten und Flyer erstellen und drucken. Dafür mussten ihre Ersparnisse herhalten. Nach intensiver Suche fand sie einen Hersteller in Belgien, der zu ihrem Konzept passte. Die ersten Aufträge holte sie herein durch persönliche Akquise in Supermärkten, Hotels, bei Versicherungen und in der Immobilienbranche. Durch Weiterempfehlungen wurde es zwar stetig mehr, aber nicht genug, um Gewinne zu verbuchen. Die Verbindlichkeiten waren zwischenzeitlich so gestiegen, dass eines Tages sogar der Gerichtsvollzieher vor der Tür stand.
Damit die Jungunternehmerin sich und ihre beiden Töchter über Wasser halten konnte, verdiente sie mit bügeln und putzen dazu. Waren die Kinder im Bett, ging für sie die Arbeit rund um „Stephanies Schokowelt“ erst richtig los. 18-Stunden-Tage waren für sie „normal“. Sie gönnte sich nur wenig Schlaf. „Es war eine schwere Zeit“, erinnert sich Stephanie Ziegler, „aber ich wollte das unbedingt schaffen, für meine Kinder! Sie waren und sind mein Antrieb! Ich wollte ihnen doch was im Leben bieten.“
Erfolg und erneute Durststrecke
Ihr Durchhaltevermögen und die unermüdliche Arbeit zahlten sich aus. Die Umsätze stiegen nach zweieinhalb Jahren endlich an. Grund waren die vielen persönlichen Weiterempfehlungen und die inzwischen gewonnenen Stammkunden. Weil alles gut lief, verzichtete sie auf weitere Werbemaßnahmen, zum Beispiel bei Facebook. Ein großer Fehler, wie sich herausstellte.
Ich wollte das unbedingt schaffen, für meine Kinder! Sie waren und sind mein Antrieb
Ausgerechnet um Weihnachten 2016 herum gab es keine Bestellungen mehr. Mit einem Schlag wurde der Gründerin klar, dass der Erfolg sich einstellt, wenn sie unterschiedliche Vertriebswege im Blick hat. Da sie aus Rücksicht auf ihre Kinder keine Seminare besuchen konnte, um neue Idee für die Vermarktung zu bekommen, investierte sie in Bücher u. a. von Dirk Kreuter, Robert T. Kiyosaki und Bodo Schäfer. Mit Erfolg. Nach der Durststrecke von rund drei Monaten lief das Geschäft wieder an.
Kunden gewinnen auf unterschiedliche Weise
Neben persönlicher Akquise, Homepage und Online-Shop engagiert sie sich seitdem auch in unterschiedlichen Netzwerken wie Business Network International (BNI) und dem Bund der Selbständigen in Bayern. Hier findet sie viele potenzielle Kunden und wird weiterempfohlen.
Ein anderes wichtiges Standbein für ihr mittlerweile florierendes Geschäft sind die sozialen Medien wie Facebook, Instagram, LinkedIn. Hier hat sie gelernt, sich mutig mit Kommentaren auch dort einzubringen, wo sie noch keine persönlichen Kontakte hat. Das bringt genauso neue Kunden wie das Posten auf der eigenen Seite.
Sie müssen andere als Stärkung im Rücken haben
Nächste Ziele
Seit Anfang 2018 wird die Unternehmerin von einer Teilzeitangestellten bei Büroarbeiten, beim Verpacken und Versenden der Ware unterstützt. Längst wird nicht „nur“ Schokolade verschickt, die Produktpalette hat sich erweitert. „Stephanies Schokowelt“ liefert mittlerweile nach Dubai und in die USA. Verstärkt sollen zukünftig noch mehr Kunden in Österreich und der Schweiz gewonnen werden. Deshalb ist das nächste Etappenziel, weitere Mitarbeiter einzustellen.
„Ich habe meinen Entschluss, selbstständig zu sein, nicht bereut!“, sagt Stephanie Ziegler heute mit großer Überzeugung, trotz aller Schwierigkeiten. Allerdings würde sie heute vieles anders machen. Deshalb rät sie Gründern: „Suchen Sie sich Unterstützer oder Coaches, die Ihnen Tipps geben. Sie müssen andere als Stärkung im Rücken haben!“
Stephanies Schokowelt • www.stephanies-schokowelt.de
David Hirsch Consulting
Der Sprung ins kalte Wasser
David Hirsch (*1973) will sein unternehmerisches Potenzial ausleben
15 Jahre lang war David Hirsch als Geschäftsführer in unterschiedlichen Unternehmen der Sozialwirtschaft tätig. Zuletzt war er für 140 Mitarbeiter verantwortlich. Eigentlich hätte er zufrieden sein können. Aber immer häufiger fragte er sich: „Wo soll es hingehen? Was ist zukunftsweisend?“ Er hatte viele Ideen und unternehmerisches Wissen, das er gerne einsetzen wollte, aber als sozialwirtschaftlicher Geschäftsführer hatte er dazu nicht die Möglichkeiten, die er gebraucht hätte. „Meine unternehmerische Ader kam gar nicht vor. Das fehlte mir immer mehr.“
Stillstand ist Rückschritt
Getreu seinem Lebensmotto: „Stillstand ist Rückschritt.“ kam immer öfter der Gedanke, sich selbstständig zu machen im Bereich der Unternehmensberatung, besonders für Firmen und Organisationen im sozialwirtschaftlichen Bereich. Um herauszubekommen, ob überhaupt ein Bedarf für externe Beratung vorhanden wäre, startete er eine Marktanalyse auf ganz einfache, aber effektive Art und Weise. David Hirsch nutzte seine Kontakte zu Geschäftsführern in dieser Sparte. „Ich habe nachgefragt, was ihnen auf der Seele brennt, was die Herausforderungen sind.“
Bedarf ermittelt
Am Ende kristallisierten sich drei Schwerpunkte heraus, mit denen die sozialwirtschaftlichen Unternehmen zu kämpfen haben: (1) wertvolle und wirksame Führung, effizient-schlanke Unternehmensstrukturen und Strukturen für ein wirksames Budgetcontrolling, (2) die Gestaltung von Generationswechselprozessen, (3) Strategien und Perspektiven vor dem Hintergrund eines dynamischen Marktes. Alles Bereiche, für die er beratend tätig sein konnte, und es wurde ihm signalisiert, dass man auch offen ist für Beratung. Das ermutigte ihn, ein Konzept für ein Consulting-Unternehmen zu entwickeln.
Im Januar 2017 wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit. Der Übergang von der Geschäftsführung in die beratende Selbstständigkeit war nahtlos. Für den Vater von drei kleinen Töchtern nicht ohne: „Ich war mir des Risikos bewusst. Aber durch meine Marktrecherche und die Gespräche mit Netzwerkpartnern, war ich mir sicher, dass das, was ich anbiete, ankommen wird! Es war ein Sprung ins kalte Wasser!“, erinnert er sich.
Von der Breite in die Spezialisierung
David Hirsch hatte für einen finanziellen Puffer gesorgt, damit er in Ruhe seine Firma aufbauen konnte. Durch seine Berufserfahrung und diverse Schulungen konnte er auf eine Existenzgründerschulung verzichten. Sein Büro richtete er zu Hause ein. So konnte er Mietkosten sparen und das, was er als Ausstattung benötigte, war