Seewölfe Paket 35. Fred McMason. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Fred McMason
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783966881098
Скачать книгу
Mac?“

      „Jeder kriegt etwas“, erwiderte der Koch. „Gebraten sind sie ein Leckerbissen.“

      „Wenn du die Biester auf die Back bringst, Mac, dann mustert einer von uns beiden ab.“

      Irritiert leckte sich der Kombüsenmann über die Lippen.

      „Schade“, sagte er. „Ich denke, daß dich jeder vermissen wird.“

      Der Schlag der Schiffsglocke hallte über die Decks. Seit die Inder die Schebecke betreten hatten, war mehr als eine Stunde verstrichen.

      Mac Pellew bückte sich nach dem Kübel mit den Fischen und winkte Luke Morgan zu sich heran, der ihm helfen sollte, die verderbliche Ware in die Kombüse zu schleppen.

      „Nimm’s leicht, mein Junge“, sagte er zu dem betreten dreinblickenden Händler. „Du fängst dir eben neue Fische und verkaufst sie zum doppelten Preis. Vielleicht lassen sich ja bald Portugiesen in der Gegend blicken.“

      „Male den Teufel nicht an die Wand, Mac.“ Luke Morgan ließ den Kübel wieder sinken und klopfte vorsichtshalber auf Holz.

      Der Steg, an dem die Arwenacks vertäut hatten, war keineswegs menschenleer geworden. Da waren Fischer, die Netze flickten, und andere, die in ihren Booten hantierten. Zwei Frauen spülten Wäsche und warfen neugierige Blicke zu dem schlanken Dreimaster, denn das war ein Schiff, wie sie so bald keins mehr sehen würden.

      Als Mac Pellew und Luke Morgan zum zweitenmal den Kübel mit den Fischen anhoben, entstand Unruhe. Der Zweitkoch wußte hinterher nicht zu sagen, ob erst die aufgeregten Rufe zu vernehmen gewesen waren und der indische Jüngling danach eine Grimasse zog, als stünden sieben Tage Regenwetter bevor, oder ob alles vielleicht umgekehrt abgelaufen war. Jedenfalls gab es plötzlich großes Geschrei – und noch mehr böses Blut.

      Es war erschreckend, mit anzusehen, wie sich die eben noch freundlichen und zuvorkommenden Inder verwandelten, wie Zorn und sogar Haß ihr geschäftstüchtiges Lächeln verdrängten. Nicht nur Mac Pellew war wie vor den Kopf gestoßen. Er fragte sich prompt, ob er vielleicht doch einen oder zwei Pysas mehr hätte zahlen sollen. Allerdings gelangte er zu der Erkenntnis, daß kein Händler mit Verlust verkaufte, sondern höchstens mit geringer Verdienstspanne.

      „Wie war die Sache mit dem trojanischen Pferd?“ fragte Luke Morgan.

      Die Frage erschien berechtigt. Schließlich hatten die Arwenacks ihre Gegner ungehindert an Bord gelassen. Oder anders ausgedrückt: sie hatten sich die Läuse selbst in den Pelz gesetzt, die nun kräftig zwickten.

      Überall auf der Kuhl prügelten die Inder plötzlich los. Jung Philips warnender Ausruf verhallte ungehört in dem Getümmel.

      Zum zweitenmal mußten Morgan und Mac Pellew den Kübel mit den Fischen absetzen. Aber diesmal war der Koch daran schuld, weil er es nicht schaffte, den Kübel festzuhalten und zugleich zwei schwielige Fäuste abzuwehren, die ihm die Luft aus den Lungen trieben. Der Jüngling hatte jedenfalls mehr Kraft in den Knochen als Verhandlungsgeschick, das gestand ihm Mac neidlos zu.

      Aber so leicht ließ sich kein Arwenack unterbuttern.

      „Du – bist wohl nicht ganz – bei Trost“, ächzte der Koch, während er nach Atem rang. Dem nächsten Hieb wich er schon geschickt aus, grapschte einen der glitschigen Fische aus dem Wasser und schlug ihn dem Jüngling um die Ohren, so daß sich der Kugelfisch fast in eine Scholle verwandelte. Grinsend dachte Mac daran, daß Old Donegal so ein vertraut aussehendes Fischlein wohl schon essen würde.

      Der Händler wollte protestieren. Oder riß er den Mund nur auf, um Schmähungen auszustoßen? Egal. Luke Morgan eilte dem Zweitkoch zu Hilfe, indem er einen weiteren Fisch verkehrt herum als Ramme benutzte. Die Schwanzflosse drang dem Inder so tief in die Kehle, daß er nur noch röchelte.

      „Jetzt den Mund zu!“ befahl Luke.

      Mac Pellew half ihm dabei, indem er leicht das Kinn des Jünglings antippte.

      Der Inder verstand keinen Spaß. Wie ein Wilder fuchtelte er mit den Armen in der Luft herum und hätte um ein Haar dem Koch ein blaues Auge verpaßt. Aber Mac war auf der Hut. Mit beiden Händen packte er den rechten Arm des Angreifers – Luke Morgan tat genau das gleiche mit dem linken Arm.

      „Hiev an!“ Gemeinsam zerrten sie den Kerl von den Beinen. Für einen Augenblick lag er flach in der Luft. Er krachte mit dem Oberkörper gegen den Handlauf des Schanzkleids, spuckte den Fisch in hohem Bogen aus und flog anschließend selbst über Bord.

      Zwei der Kupfermünzen, mit denen Mac die Fische bezahlt hatte, waren auf den Boden gefallen. Während eine zur Gräting rollte, stoppte der Koch die andere mit dem Fuß.

      Er bückte sich, um die Münze aufzuheben. Gleichzeitig taumelte einer der Händler heran, der den berüchtigten Profoshammer kennengelernt hatte. Mac Pellews Rücken wurde für ihn zum Sprungbrett über die Verschanzung hinaus.

      „Nicht übel, Mac“, lobte der Profos. „Bleib so gebückt, dann räumen wir die nächsten gemeinsam ab.“

      Nicht nur an Bord, sondern auch an Land und vor allem auf dem Steg gab es mittlerweile ein großes Geschrei. Es sah ganz so aus, als wären die Engländer plötzlich nicht mehr willkommen.

      Drohend wurden Fäuste gereckt und Schmähungen ausgestoßen. Steine flogen.

      Während die Arwenacks ihre Decks aufklarten und immer mehr Inder im Hafenwasser planschten, wuchs der Volkszorn stetig an.

      „Verstehst du, was sie rufen?“ Da die Zwillinge auf der Kuhl mitmischten, blieb dem Seewolf niemand anderes als Dan O’Flynn, an den er sich wenden konnte.

      „Einiges“, erwiderte Dan. „Für die Leute sind wir Diebe und räudige Hurensöhne, und das ist noch nicht das Schlimmste, was sie uns an den Kopf werfen.“

      „Warum?“

      Dan zuckte mit den Schultern. „Es muß mit Malindi Rama zu tun haben.“

      Im nächsten Moment zog er den Kopf ein und ging hinter dem Schanzkleid in Deckung. Hasard tat es ihm nach. Über ihnen prasselte Blei in die Planken. Die Soldaten hatten aus einer Distanz von gut dreißig Yards geschossen.

      „Wenn ihre Flinten nicht so hoffnungslos veraltet wären …“ Dan ließ offen, was er noch hatte sagen wollen.

      Das Geschrei von außenbords wurde lauter, weil Big Old Shane und der Profos die Stelling einholten, obwohl vier ausgewachsene Inder säbelschwingend versuchten, an Bord zu stürmen. Die Blankwaffen nutzten den Angreifern herzlich wenig. Keiner hatte erwartet, daß ihm plötzlich der Boden unter den Füßen weggezogen würde. Gurgelnd klatschten sie ins Wasser zwischen Bordwand und Steg. In dem Moment achteten wohl alle auf das Geschehen vor der Kuhl. Selbst Chandra Bose und seine Soldaten bildeten keine Ausnahme.

      Hasard griff nach einem aufgeschossenen Tau, belegte es an der nächsten Nagelbank und warf das Ende übers Schanzkleid.

      „Was hast du vor, Sir?“ Dan blickte überrascht auf.

      „Ich will herausfinden, was der Stimmungsumschwung bedeutet – bevor die Burschen unser Schiff in Brand stecken.“

      Seine Befürchtung war gar nicht abwegig. An Land loderten die ersten Fackeln auf. Daß sie für die Schebecke bestimmt waren, stand außer Zweifel.

      „Die sind verrückt“, ächzte Dan O’Flynn. Dann schickte er sich an, Hasard zu folgen.

      Auf der Kuhl blieb das Vorhaben nicht unbemerkt.

      „He!“ rief Carberry. „Was ist los? Brauchst du Hilfe, Sir?“ Da der Seewolf nicht antwortete, war es für ihn beschlossene Sache, außenbords mitzumischen. Die paar Händler, die noch an Bord weilten, hatten ohnehin inzwischen die Hosen voll und sprangen freiwillig ins Wasser, sobald man sie nur scharf anblickte. Aber auf dem Steg gab es noch jede Menge aufzumischen, da rückte die ernstzunehmende Meute erst an.

      Edwin Carberry beeilte sich, die Jakobsleiter auszubringen, denn mittlerweile hatten die Soldaten ihre Flinten wieder neu geladen.