Seewölfe Paket 35. Fred McMason. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Fred McMason
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783966881098
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standen sie zitternd vor dem Heiligtum.

      Es lag in einem kostbaren Schrein mit dunkler Verglasung auf einem pompösen und reich verzierten dunklen Kissen, und es sah aus wie ein normaler, weißlichgelb schimmernder Backenzahn, nur etwas größer als ein normaler.

      Andächtig und von tiefer Ehrfurcht erfüllt, sanken alle in die Knie. Die Priester und heiligen Männer murmelten leise und unverständliche Worte.

      Malindis Herz klopfte bis zum Hals, als wieder Nebel aufwallte und aromatischer Rauch sie fast betäubte. Die Mönche waren nur noch wie durch dichte Schleier als Spukgestalten zu sehen.

      Das also war der heilige Zahn des Buddha!

      Malindi riß sich heftig zusammen. Durch den betäubenden Rauch entdeckte er eine angelehnte Tür. Er schob sich in die Nähe und wartete, bis einer der Männer in den safranfarbenen Gewändern verschwunden war.

      Dann schob er Chandra schnell hinein und folgte ihm in den finsteren Raum.

      Die schweigende Prozession ging lautlos an ihnen vorbei. Offenbar hatte niemand bemerkt, daß zwei Männer fehlten. Die Mönche verfielen vermutlich auch gar nicht auf den Gedanken, daß sich jemand in den Tempel schleichen könnte, um ihr Heiligtum zu rauben.

      Um sie her wurde es immer stiller. Erst nach ein paar Stunden, die sie fast regungslos verbrachten, erschienen wieder heilige Männer und Mönche in dem Tempel und wiederholten die fast unheimliche Prozession.

      Chandra und Malindi rührten sich nicht. Stocksteif standen sie in der Kammer oder dem Raum und lauschten. Sie waren von dem Rauch aus Kräutern und Ölen so betäubt, daß sie kaum noch denken konnten.

      Stunde um Stunde verrann, bis es wieder still wurde. Malindi hatte sich die komplizierten Wege und Ausgänge gemerkt, aber jetzt, in der fast greifbaren Finsternis, war er sich nicht mehr so sicher, hier wieder herauszufinden.

      „Du wirst sie später ablenken, indem du aus dem Tempel verschwindest“, raunte er Chandra zu. „Wenn sie dich bemerken, dann läufst du einfach los. Wir treffen uns später an jener Stelle am See, wo sich der kleine steile Abhang befindet.“

      „Und du?“

      „Ich hole den Zahn, ich weiß auch schon, wie ich das anstellen muß. Aber sie müssen dir erst folgen. Traust du dir das zu?“

      „Ja“, hauchte Chandra, der froh war, daß sich Malindi an dem Heiligtum vergriff und nicht er selbst.

      In der Zwischenzeit erkundete Malindi den Raum und erschrak, als er einen dunklen Sarkophag erkannte. Wahrscheinlich ruhten in ihm die Gebeine eines heiligen Mannes, der sich um den Tempel irgendwelche Verdienste erworben hatte.

      Der Raum führte in einen weiteren, und es ging ein paar Stufen hinab durch einen Gang, der sich etliche Male verzweigte. Hin und wieder war eine kleine Ölfackel in eine Wandnische eingelassen, die das Gemäuer mit diffusem Dämmerlicht spärlich erhellte.

      Malindi irrte weiter, bis sich die geheimnisvollen Gänge wieder vereinigten und in zwei Nischen ausliefen.

      In einer der Nischen stand ein Priester fast reglos wie eine Statue. Er hatte einen hageren Totenkopfschädel, und in der Hand hielt er ein großes Krummschwert. Hinter der Nische erkannte Malindi einen schmalen Ausgang, der irgendwo ins Freie zu führen schien.

      Lautlos kehrte er um und irrte lange durch die Gänge, bis er wieder in der Kammer mit dem Sarkophag eintraf, wo Chandra reglos an der Wand lehnte. Er hatte sich jetzt die Gänge gemerkt und war sicher, daß er sie auch bei völliger Dunkelheit finden würde. Chandra mußte dann den anderen Weg nehmen, auf dem sie hereingeführt worden waren.

      Wie er da mit den Wächtern zurechtkam, war seine eigene Sache. Er sagte ihm alles im Flüsterton.

      „In Ordnung“, hauchte Chandra.

      Draußen mußte es schon dunkel sein, als Malindi die Kammer verließ und sich durch Rauch und Nebel tastete. Im Tempelraum brannte ein schwaches, rötliches Lacht, das die düstere Stimmung beklemmend stark hervorhob.

      Niemand war zu sehen. Die Wächter standen wohl vor den anderen Gängen, wie er annahm.

      Er schwang sich lautlos auf den Schrein hinauf und hatte dabei das Gefühl, bei lebendigem Leib zu verbrennen. Sein Körper war gespannt wie eine Bogensehne, und seine Hände zitterten so stark, daß er Angst hatte, das Heiligtum zu berühren.

      Er hob den Deckel ab und stellte ihn mit klopfendem Herzen und klappernden Zähnen auf den Sockel.

      Seine Finger ertasteten die heilige Reliquie und hoben sie heraus. Ein höllischer Schauer durchlief ihn bei der Berührung, und er wäre vor Angst fast von dem Schrein gefallen.

      Aber augenblicklich spürte er auch, wie ihn nie gekannte Kräfte durchströmten, wie alles in ihm zu explodieren schien und Energien ihn durchflossen, von denen er nicht mal geträumt hatte.

      Er fühlte sich erleuchtet wie Buddha unter dem Bo-Baum und wurde von einem Augenblick zum anderen ein anderer Mensch.

      Ein Mensch? Nein, er war fast selbst ein Gott, der trunken vor Glückseligkeit war. Unbekannte Kräfte gingen auf ihn über, er hielt sich für unbesiegbar und jeder Gefahr gewachsen. Magische Kräfte drangen in ihn ein, Feuer durchrann ihn, Eiswasser pochte gleichzeitig durch alle seine Adern. Es war ein Gefühl unbeschreiblichen Glückes.

      Der große Subedar war gegen ihn nur ein unbedeutender Dreck, ein absolutes Nichts.

      Er verstaute die Reliquie in seinem Stoffbeutel und stieg von dem Schrein hinunter. Kein Zittern seiner Hände mehr, keine Angst, nicht mehr das Gefühl, einer Situation nicht gewachsen zu sein.

      Lautlos kehrte er zu der Kammer zurück, wo Chandra heiser und unterdrückt aufstöhnte.

      „Geh jetzt!“ befahl Malindi mit einer Stimme, wie Chandra sie noch nie an ihm gehört hatte. „Geh jetzt und stelle keine Fragen.“

      Etwas Mystisches schien von Malindi auszugehen. Chandra fühlte sich ebenfalls von einem nie gekannten Schauer durchrieselt. Er gehorchte ohne Widerspruch und schlich lautlos durch den Tempel. Nicht mal Malindi hörte noch seine Schritte.

      Erst als von ihm nichts mehr zu sehen war, nahm auch Malindi den Weg, den er schon einmal gegangen war. Der Zahn des Erleuchteten trug er jetzt eng am Körper, und in der rechten Hand hielt er das Messer.

      So tastete er sich vor, bis er an jenen Punkt gelangte, wo der bewaffnete Wächter mit dem Krummschwert stand.

      Das dunstige Licht aus einer Öllampe war rötlich und schien sich wie Nebel zu bewegen. Auch die Gestalt des totenköpfigen Priesters oder heiligen Mannes war in dieses rötliche Dämmerlicht gehüllt.

      Malindi ging auf ihn zu, eng an die steinernen Wände gepreßt. Er bewegte sich so leise wie nur möglich.

      Dennoch schien der Priester über einen sechsten Sinn zu verfügen. Seine Sinne waren wohl ganz besonders geschärft.

      Die Gestalt mit dem Totenkopfschädel löste sich wie ein Geist aus der Nische und vertrat Malindi Rama den Weg. Im Dunstkreis des rötlichen Lichtes sah Malindi Rama, wie sich die Hand mit dem Krummschwert hob.

      „Frevler!“ donnerte eine Stimme, deren krächzendes Echo sich hundertfach an den Wänden brach und immer lauter zu werden schien. „Du wagst es, dich an dem Heiligtum von Kandy zu vergreifen? Du willst den Weisheitszahn des großen Buddha stehlen und den Tempel entweihen? Nimm zur Strafe für dein Eindringen das hier!“

      Die Hand mit dem fürchterlichen Krummschwert zuckte hoch. Es gab einen leisen, pfeifenden Ton.

      Malindi Rama zuckte zusammen, aber alle Angst war von ihm abgefallen. Er sah den Priester an und lächelte überlegen. Sollten jetzt alle Strapazen und aller Ärger umsonst gewesen sein, alles was er auf sich genommen hatte?

      Nein, er war unbesiegbar. Der heilige Zahn verlieh ihm neue, unbekannte und fürchterliche Kräfte.

      Auch seine Hand zuckte hoch, blitzschnell, und brachte das dünne, scharfgeschliffene