Seewölfe Paket 35. Fred McMason. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Fred McMason
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783966881098
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Wolken in der Lagune weckte seine Erinnerung und trieb ihn zur Raserei.

      Die letzten Männer erreichten den Strand, taumelten ans Ufer und flohen unter lauten Schreckensrufen in den Dschungel. Frauen, Kinder und Getier folgte ihnen.

      Innerhalb kurzer Zeit lag das Fischerdorf wie ausgestorben da.

      In der Lagune trieben Tote.

      Malindi stürmte in seiner rasenden Wut weiter, bis er ebenfalls den Strand erreichte. Ein kleiner dunkler Mann flüchtete vor ihm und rannte im Zickzackkurs in den dichten Dschungel.

      Erst vor den Hütten blieb Malindi stehen und sah sich wild um. Das Messer hielt er erhoben, aber es zeigte sich kein Gegner mehr. Sie waren alle geflohen und hatten ihre Kinder mitgenommen.

      Das einzige, was noch auf die Anwesenheit der Bewohner schließen ließ, waren die Hütten, etliche Fußspuren und eine qualmende Feuerstelle dicht beim Dschungel.

      Malindi trat an den Rand des Dschungels und sah sich um.

      „Wenn ihr das Boot wollt, dann kommt nur!“ schrie er. „Wir erwarten euch und teilen es gern mit euch, ihr hinterhältigen Halunken!“

      Niemand antwortete. Alles blieb still und ruhig, auch aus dem nahen Dschungel waren keine Geräusche zu hören.

      Im Triumph seines Sieges kehrte er wieder um und blieb erst vor der Feuerstelle stehen. Da qualmten und kokelten noch ein paar Äste.

      Er nahm einen heraus, blies ihn an, bis die Glut hellrot leuchtete, und hielt den glühenden Ast an eine der Hütten.

      Es dauerte nur ein paar Augenblicke, bis das trockene Holz und die Blätter Feuer fingen.

      Flammen züngelten hoch, es prasselte und zischte leise.

      Malindi ging zur nächsten Hütte und setzte sie in Brand. Auch die dritte und vierte ließ er in Flammen aufgehen. Die paar anderen, die noch in der Nähe standen, würden ebenfalls brennen. Schon jetzt flogen knisternd Funken hin und her.

      Chandra war inzwischen mit dem Boot bis dicht an den Strand gepullt.

      „Hör jetzt auf!“ rief er. „Laß uns hier verschwinden!“

      Malindi nickte flüchtig und ging in eine der Hütten. Dort fand er ein paar irdene Krüge. In einem war wilder Honig, im anderen irgendein Gebräu und im dritten harzig riechendes Öl. Die Krüge, die leer waren, zerschlug er und warf die Scherben auf den Boden.

      Die anderen nahm er mit und watete ins Wasser.

      Am Strand breitete sich Hitze aus, als die Hütten aufflammten und innerhalb kurzer Zeit lodernd brannten.

      Immer noch ließ sich niemand blicken. Nur aus dem Dschungel war jetzt wütendes Geschrei zu hören.

      Der Inder lachte leise und gehässig. Sein Blick fiel auf die in der Lagune treibenden Toten. Auch der alte Patriarch, mit dem der ganze Streit begonnen hatte, war dabei. Er trieb auf dem Rücken und hatte die Hände in seinen faserigen, eisgrauen Bart gekrallt.

      „Das hättet ihr euch ersparen können“, sagte Malindi Rama laut. „Aber ihr habt es ja nicht anders gewollt.“

      „Das war nicht nötig gewesen, die Hütten anzustecken“, sagte Chandra vorwurfsvoll. „Die Kerle haben genug.“

      „Solche Kerle kriegen nie genug. Man sollte auch noch die Pfähle aus dem Wasser reißen, damit sie nicht mehr fischen können. Diese dreckigen Halunken hätten uns fast umgebracht.“

      Er stieg ins Boot und griff zu dem Riemen. Als er zum Strand blickte, lachte er laut.

      Ein paar der Lagunenfischer waren zurückgekehrt und starrten ihnen haßerfüllt nach. Sie schüttelten die Fäuste und verfluchten sie lauthals.

      Malindi lachte noch lauter. Er sah das schmale und zerbrechliche kleine Boot vorbeitreiben, stellte sich auf die Ducht, legte den Riemen ins Boot und sprang mit einem gewaltigen Satz hinein.

      Der Aufprall war so stark, daß das dünne Boot zersplitterte und auseinandergerissen wurde. Nur noch ein paar Trümmer schwammen jetzt in der Lagune.

      Malindi kehrte wieder zurück und zog sich am Dollbord hoch.

      „Solchen kläffenden Hunden muß man es richtig zeigen“, sagte er zufrieden. „Hätten sie uns in Ruhe gelassen oder freundlich behandelt, dann wäre nichts passiert. Aber jetzt sind einige von ihnen tot, ihre Hütten verbrannt, und das Boot ist zerschlagen. Genauso haben sie es verdient und nicht anders.“

      „Wir haben ihre Existenz vernichtet“, wandte Chandra ein.

      „Idiot! Sie hätten uns erbarmungslos umgebracht, wenn wir nicht schneller gewesen wären. Ohne Boot hätten wir nie zu dem Heiligtum der Singhalesen gefunden. Oder willst du etwa die ganze Strecke bis nach Kandy laufen?“

      „Nein, das nicht. Vielleicht hast du recht, vielleicht auch nicht.“

      „Du bist ein Dummkopf, Chandra. Sie hätten uns ausgelacht und noch verhöhnt. Es waren hinterhältige Leute. Es geschieht ihnen nur recht, wenn man ihnen ihr Heiligtum stiehlt. Auf dem Festland ist es auch besser aufgehoben als auf der Insel.“

      Während sie aus der Bucht pullten und schon das Segel gesetzt hatten, bückte sich Chandra immer wieder und suchte die Gräting mit den nackten Füßen ab.

      „Was suchst du?“

      „Das Auge des großen Subedar. Das Brettchen liegt dort drüben, aber die magische Nadel kann ich nicht finden.“

      „Laß sie liegen“, sagte Malindi verächtlich. „Der große Subedar hat uns belogen und betrogen. Er hat sich nicht mal gewehrt, als uns die Kerle überfielen und auch ihn aus dem Brett rissen.“

      „Er ist ein weiser Mann“, empörte sich Chandra. „Nie würde er uns belügen oder gar betrügen.“

      „Aber er hat es getan, und ich werde es ihm bei Gelegenheit heimzahlen. Er hat uns nicht geholfen, und er hat auch nichts gesehen oder gehört. Das weiß ich ganz sicher.“

      „Wie kannst du nur so von ihm reden!“ rief Chandra wütend. „Natürlich hat er uns geholfen, indem wir im Augenblick der Gefahr übermenschliche Kräfte entwickelt haben. Er hat die Gefahr erkannt und uns diese Kraft verliehen. Sie waren in der Überzahl, und doch haben wir den Kampf fast spielend gewonnen, was wir unter normalen Umständen nie geschafft hätten.“

      Dafür hatte Malindi lediglich ein verächtliches Lächeln übrig.

      Die laue Brise griff jetzt in das Segel und straffte es. Das Boot nahm langsam Fahrt auf und glitt aus der Lagune.

      Hinter ihnen blieb ein Chaos zurück. Die Hütten waren jetzt abgebrannt bis auf eine, die noch in hellen Flammen stand. Knistern und Prasseln waren deutlich zu hören, ebenso die Flüche, die ihnen nachgeschickt wurden.

      Etliche der Lagunenfischer hatten sich wieder eingefunden und schrien ihren Ärger und ihre Wut hinter ihnen her. Aber ihre drohend geschüttelten Fäuste waren nur ein Zeichen ohnmächtiger Wut und Hilflosigkeit.

      Die Riemen hatten sie jetzt weggestaut, und Malindi hockte mit verzerrtem Gesicht an der Pinne.

      Ein paar Rauchfahnen und umherwirbelnde Ascheteilchen waren noch zu sehen, dann verschwand die Bucht langsam achteraus.

      Währenddessen suchte Chandra nach der schimmernden Nadel und fand sie auch bald.

      Sehr behutsam nahm er sie in die Hände und setzte sie wieder auf das hölzerne Brettchen, das er in die Vertiefung legte.

      „Wir danken wir für deine Hilfe, großer Subedar“, sagte er und verneigte sich mit vor der Brust gefalteten Händen vor dem magischen Geist.

      „Ich nicht“, sagte Malindi lachend. „Ich danke dir nicht für deine Hilfe, du Betrüger.“

      Ehe der entsetzte Chandra etwas tun konnte, nahm Malindi Nadel samt Brettchen aus der Vertiefung und warf es über Bord.

      Das Brettchen trieb