Lisa kann keine Kinder bekommen, wird verlassen, rastet aus. Laura fiebert ihrer Hochzeit entgegen, dem Höhepunkt jedes weiblichen Lebens. Barbara ist verloren seit sie Witwe geworden ist, ein kleiner Hund hilft. Verena erbt eine Luxusvilla mit Seeblick, sie steigt auf. Jolie wird entlassen und schwanger. Petra findet die Liebe und zieht um. Tina hat große Angst und trifft eine Entscheidung.
In ihrem zweiten Roman feiert Jovana Reisinger die Frauen, die sie nach Frauenzeitschriften benennt. Sie zeigt auf, welchen Rollenzwängen und welcher Gewalt Frauen in unserer Gesellschaft unterworfen sind. Und es werden Tipps, Tricks und Geschlechterstereotype verhandelt. Es ist ein Text über weibliche Wut und Ausdauer mit teils bösem Humor, der jedoch nie seine Protagonistinnen verurteilt.
Jovana Reisinger, geboren 1989 in München, aufgewachsen in Üsterreich, ist Autorin, Filmemacherin und bildende Künstlerin. Sie studierte Kommunikationsdesign, Drehbuch und Dokumentarfilmregie. Für ihren Debütroman »Still halten« (2017) erhielt sie den Bayern 2-Wortspiele-Preis. Für den Kurzfilm »pretty boyz don’t die« wurde sie mit dem ZONTA-Preis der Festspielleitung der Oberhausener Kurzfilmtage (2017) ausgezeichnet und für »pretty girls don’t lie« mit dem STARTER Filmpreis der Stadt München (2018). Seit Juni 2020 verantwortet Jovana Reisinger die Kolumne »Bleeding Love« bei VOGUE online. Sie lebt und arbeitet in München.
JOVANA REISINGER
SPITZEN REITER INNEN
ROMAN
TINAisst zum ersten Mal Austern.
LAURAsetzt auf den Jungfrauen-Effekt.
BARBARAtrifft eine Entscheidung.
LISAzieht einen Schlussstrich.
VERENAlässt sich zurecht machen.
LAURA
Laura kann ihr Glück kaum fassen. Sie bekam heute zum Mittag nicht nur ein Drei-Gänge-Menü mitsamt Dessert, sondern auch den Heiratsantrag, den sie sich immer gewünscht hat. Mit einem Diamantring in einer dunkelblauen Samtschachtel und einem Glas Champagner und einem Strauß Rosen und einem Mann auf Knien und anschließendem Applaus von Fremden.
Dabei wurde sie von einer Kellnerin gefilmt, damit sie ein Video hat, das sie immer wieder anschauen und herzeigen kann. Denn so ein Moment ist einzigartig, dafür wurden Smartphones erfunden. Laura hatte also, nachdem sie die wichtigste Frage im Leben vernommen hatte, die Hände vors Gesicht gehalten und gestrahlt, und es liefen ihr mindestens zwei Tränen über die Wangen. Eigentlich schon vor der Frage. Die Samtschachtel