„Und dann?“
„Dann wollte er, dass ich ihm einen blase und das habe ich auch gemacht, aber er stank nach Schweiß und sein Schwanz war winzig, winzig klein. Und schief. Ich lutschte ihn mit geschlossenen Augen. Seine Schamhaare pressten sich an mein Gesicht. Sie piksten mich – wie kleine, kribbelnde Insekten, kleine Tiere mit langen Tentakeln. Dann packte er mich im Nacken und zwang sich tiefer in mich hinein. Leck meine Eier, sagte er. Ich gehorchte und begann, seinen Sack zu lecken, der wie eine leere Tüte an ihm baumelte. Es schmeckte nach saurem Schweiß und ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, etwas Totes im Mund zu haben. Danach drehte er mich um und fickte mich von hinten. Ich lag auf dem harten Holzboden und meine Knie schmerzten. Ich sagte kein Wort. Das einzige, was ich hören konnte, war das Klatschen seines Körpers, der gegen meine Arschbacken knallte. Und sein Grunzen. Gutturales Grunzen, wie ein Schwein. Es ging schnell – weniger als eine Minute – bis er kam. Er drehte mich wieder um, sodass er sein Sperma in meinen Mund spritzen konnte. Lange, geleeartige Fäden, die nach Metall schmeckten. Nach Metall und irgendetwas anderem. Etwas Totem. Ich hätte kotzen können … wirklich, es war schrecklich. Total falsch einfach. Wie eine Leibesvisitation. So fühlte es sich an. Es hatte wirklich nichts mit Sex zu tun.“
„Fascho“, sagte Bertel.
„Ja“, sagte Pil. „Es war wirklich ziemlich … faschistisch.“
„Hab ich’s doch gewusst“, sagte Bertel. „Hab ich’s gewusst, dass er ein Fascho ist.“
Pil nickte und zog die Decke über ihn.
„Du hattest recht“, sagte sie. „Aber jetzt solltest du schlafen, finde ich. Morgen können wir weiter reden.“
„Bleibst du?“
„Klar“, sagte sie und küsste ihn auf die Stirn.
Er schloss seine Augen. Sie blieb auf der Bettkante sitzen und streichelte ihn übers Haar, während er noch versuchte ihr ihre Geschichte abzukaufen.
Wenig später schlief er.
Privatausstellung
von Stephanie Gaarde Caruana
Es gibt etwas, das schlimmer ist, als keine Talente zu haben: Ein Talent zu haben, aber nicht in der Lage zu sein, es ausleben zu können oder darauf reduziert zu sein, lediglich das Talent anderer zu erkennen und weiterzuvermitteln. Das denke ich mir, während ich die Leinwände und Menschen betrachte, die sich heute Abend vor mir tummeln. Es ist Freitag und ich sollte mich eigentlich schon auf den Weg zur nächsten Galerie gemacht haben. – Ich bin spät dran. Aber es ist mir egal. Hier, in diesem riesigen, hell beleuchteten Raum gibt es Leute aller Art zu sehen. Und diese Leute sehen mich.
Ich werfe mich in Pose. Ein wenig, nicht zu viel, doch ich ziehe die Blicke auf meinen jungen Körper, den ich in lässiger Haltung positioniere, als könnte er mit seinen Muskeln, seiner Geschmeidigkeit und seinen Tätowierungen nicht mehr Gleichgültigkeit ausdrücken. Ich bin eine Form, die ihren Inhalt verbirgt. Ich zerzause mein halblanges Haar, lächle für niemanden, strecke mich. Ich bin ein Rock-Star in einem Lolita-Körper – wenn ich das selbst beurteilen kann. Ich bin die Art Mensch, die sich durch die Menschenmenge windet und diejenigen Menschen und Partys findet, die interessant sind – wenn ich die Feste nicht gerade selbst gebe. Die erste Vernissage des heutigen Abends habe ich ursprünglich nicht angepeilt, aber irgendwo muss man schließlich beginnen. Es gibt reichlich Wein, der DJ ist gut und ich habe das Bedürfnis mich zu betrinken, vielleicht einen Skandal zu provozieren, mit neuen Leuten zu quatschen, mit der Sprache zu spielen und die Zeit hinauszuzögern. Ich sollte bereits woanders sein, aber das muss warten.
Jedenfalls habe ich vorhin nicht von mir gesprochen. Ich habe viele Talente und weiß das auch. Ich meine den dort drüben; diesen heißen Typen, der vor dem neongrünen Bild steht, quasselt und sich mit Wein volllaufen lässt – diesen Architekt-artigen Typen, geschniegelt und schwarzgekleidet. Ein Sammler. Das Bild unterstreicht seine Umrisse, während er sich zu einem Mädchen vorbeugt, das allzu laut über das, was er nun sagt, lacht. Natürlich ist er hier. Geil auf Kunst kriecht er durch die Galerien, wenn die Vernissagen die Stadt in weiße Quadratkilometer aus Fleisch und Kunst verwandeln. Ich habe ihn an unzähligen Freitagabenden zuvor gesehen. Er ist legendär. Ein Gott. Alle kennen ihn. Und ich habe beschlossen ihn mir zu krallen. Heute Abend. Warum? Er sieht gut aus. Oder, nein, eigentlich nicht, aber ich sehe ihn gerne an. Er sieht aus wie einer, der nach einem Fick schreit. Aber ist das nicht egal? Ich habe darauf gewartet, dass er auftaucht, habe mich gefragt, ob ich ihn schon hier oder erst später am Abend treffen würde, vielleicht in einem heruntergekommenen Hinterhof einer Afterparty in Vesterbro.
Ich gehe hinüber zu seinem kleinen Grüppchen, bereit eine Konversation zu führen. Im Anbetracht dessen, dass ich eigentlich eine sehr zurückhaltende Person bin, mache ich mich unverschämt gut auf gesellschaftlichen Veranstaltungen und dergleichen. Es ist einfach. Man muss undurchschaubar aber zugänglich sein – immer interessant, neu, niemals verzweifelt. Man muss einen Anknüpfungspunkt finden, sich die anderen spannend machen und ich sehe, wie gut er darin ist, dieses Spiel zu spielen. Ich stelle mich dicht an ihn, höre zu. Er spricht über das, was an den Wänden hängt. Dann sage ich:
„Ich weiß nicht … wo liegt der Anreiz? Das ist doch totaler Mainstream.“
Ich breche seinen Wortfluss. Er lässt sich nicht aus der Fassung bringen, aber er antwortet auch nicht. Neuer Versuch.
„Das hat man doch schon so oft gesehen, oder? Versuch dich mal mit den Hexagonen zu beschäftigen, die in die Haptik des Bildes gezwungen werden. Die Geometrie ist unnatürlich, das Abstrakte und das Figurative versuchen sich zu treffen, schaffen es aber nicht, oder?“
„Entschuldigung, hallo, aber was willst du hier eigentlich sagen?“
Seine Stimme hat einen warmen, tiefen Klang, der gut zu ihm passt.
„Nichts. Schönes Bild, oder? Mögt ihr es? Prost!“
„Prost, auch. Nein, ich stehe nicht besonders auf das Bild als solches, aber ich finde, dass du ein bisschen zu hart warst. Ich finde, um ehrlich zu sein, sie hat da schon etwas richtig gemacht.“
Der Kreis um ihn herum schweigt – sieht mich an, aber nicht mit dem Blick, den er mir zusendet. Ich kenne diese Leute nicht. Ich visiere nur ihn an. Er genießt die Aufmerksamkeit – überlegt, ob er mich niedermachen oder auf meine Meinung aufbauen soll. Ich ergebe mich, lege meinen Kopf zur Seite.
„Ja, stimmt, genau. Es ist einfach zu richtig, oder? Ich meine, sie hat echt viel Talent, besonders wenn sie jetzt dran bleibt. Soviel steht fest. Der Wein schmeckt gut. Mehr für euch?“
Aha, jetzt hat er’s begriffen. Gut.
„Nein, also, ich weiß nicht. Wollt ihr? Ich muss gleich weiter, möchte noch auf ein paar andere Veranstaltungen.“
Er checkt mich ab. Ich weiß wohl, dass ich neben ihm aussehe wie eine Lüge. Mein Kapuzensweater und die Hosen sehen aus, als hätte ich in ihnen geschlafen – das habe ich auch. Schmutzige, schwarze Stiefel, filziges Haar. Metall in den Ohren. Verschmierter Eyeliner. Ich stecke die Hände in die Hosentaschen. Lasse einen Mundwinkel nach oben wandern und halte meinen Blick auf ihn gerichtet. Er hat leuchtend blaue Augen. Dichte, dichte Wimpern. Er sieht mich an wie jemand der verwirrt, aber nicht uninteressiert ist.
„Na gut, ich sollte eigentlich weiter. Kommt ihr auch zu Peters Dingens?“
Und ich meine nicht die lächerlichen Überreste seines Slangs, ich meine ihn und meine Zunge gleitet über meine Lippen, nur ein wenig und er sieht es. Es wirkt.
„Ja, vielleicht.“
Ich lächle und schleiche mich. Er hat keine Chance.
Am nächsten Ort sind tonnenweise Menschen. Ich küsse einige Wangen, bin höflich und lustig, umarme Künstler und lobe ihre Werke, selbst wenn ich finde, dass sie scheiße sind. Ich stelle mich zur Wand. Zupfe an meiner Lippe, betrachte die Installationen. Drüben in der Ecke bei den bemalten Metallrohren läuft ein Video. Mehr Wein. Es ist warm.
„Ich