Der Ruul-Konflikt 15: Operation Himmelswolf. Stefan Burban. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stefan Burban
Издательство: Bookwire
Серия: Der Ruul-Konflikt
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783864027543
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Sessel zurück und zwang seinen Körper, sich zu entspannen. Etwas anderes blieb ihm ohnehin nicht übrig.

      Der Flug dauerte noch weitere zwanzig Minuten. Je tiefer sie kamen, desto heißer schien es zu werden. Das war natürlich Unsinn. Die Lebenserhaltungssysteme arbeiteten ohne Probleme. Selbst wenn es draußen tatsächlich heißer geworden wäre, im Inneren des Beiboots hätten sie davon nichts gespürt. Es sei denn, sie wären bereits in der Nähe des Erdkerns gewesen. Doch auch dieser Gedanke war natürlich blanker Unsinn. Dafür waren sie längst noch nicht tief genug. Franks Gefühl war rein psychosomatisch. Als Flottenoffizier zog er den Weltraum jeder anderen Umgebung vor – vor allem dem Inneren eines Planeten.

      Der Flug endete überraschend plötzlich. Das Beiboot setzte auf und die Luke wurde ausgefahren. »Wir sind da«, informierte der Pilot mit tonloser, fast schon eingeschüchterter Stimme.

      Frank runzelte die Stirn, schnallte sich los und stand auf. Gemäß der Tradition verließ das ranghöchste Mitglied der Delegation das Schiff als Letzter. Aus diesem Grund, waren die MAD-Agenten die Ersten, die ausstiegen, anschließend folgte Frank und Dushku bildete das Schlusslicht.

      Franks Füße hatten kaum den Boden berührt, da blieb er schlagartig stehen. Er sah sich mit offenem Mund um. Sie befanden sich in einer großen, von riesigen steinernen Säulen gesäumten Halle. Diese war verblüffend hell erleuchtet. Die Decke ragte so hoch über ihnen auf, dass sie nicht zu sehen war.

      Zwischen den Säulen standen Til-Nara-Wachen auf Posten. Aber solche Drohnen hatte Frank noch nie zuvor gesehen. Sie waren dreimal so groß wie normale Soldaten und von Kopf bis Fuß – einschließlich der membranartigen Flügel – von auffallend weißer Farbe. Sie verharrten regungslos beim Eintreffen der Menschen und beachteten diese mit keinem Muskelzucken. Ihre charakteristischen zangenförmigen Lanzen hielten sie fest in zweien ihrer Glieder, bereit, sie jederzeit todbringend einzusetzen.

      Erst jetzt bemerkte Frank die drei Throne am Ende der Halle. Auf jedem saß ein Wesen, das fast wirkte wie eine große Raupe mit einem gedrungenen, unbehaarten Kopf. Zwei der Wesen waren größer als das dritte. Man konnte keine Augen erkennen und doch fühlte sich Frank von ihnen beobachtet und einer genauen Begutachtung unterzogen. Er schluckte. Waren das die drei Königinnen? Er sah sich erneut in der Halle um. Unter dieser frischen Erkenntnis beurteilte er ihre Lage erneut. Die ganze Umgebung strahlte mit einem Mal etwas Spirituelles aus. Fast wie eine Kathedrale. Frank schluckte und konnte kaum glauben, was sich seinen Augen hier bot. Die Til-Nara hatten sie direkt in den Thronsaal ihres Triumvirats gebracht.

      Der Commodore widmete seine Aufmerksamkeit erstmals seit Verlassen des Beiboots seinen Gefährten. Diese standen ähnlich geschockt mit offenem Mund unweit seiner eigenen Position. Sogar Dushku wirkte überwältigt. Frank räusperte sich und straffte mit einer entschlossenen Bewegung seiner Hände seine Uniform. Es wurde Zeit, sich zu fangen. Er stand da wie ein Kind, das auf einem Schulausflug zum ersten Mal Westminster Abbey besuchte. Seine einzige Genugtuung bestand darin, dass es seinen Mitstreitern nicht anders ging als ihm selbst. Die Königinnen erwarteten nun zweifellos den ersten Schritt von ihren Gästen. Es wurde Zeit, das Gespräch zu beginnen.

      Frank räusperte sich erneut, diesmal bewusst übertrieben. Der Laut half Dushku, sich aus seiner Starre zu lösen. Der Admiral wandte sich kurz Frank zu und nickte. Die Delegation formierte sich in einer Reihe mit dem Admiral als Mittelpunkt und trat mit weit ausgreifenden Schritten dem Triumvirat der Til-Nara-Hegemonie entgegen. Zum ersten Mal in der Geschichte näherten sich Menschen den drei Königinnen.

      Je näher sie kamen, desto höher ragten die Til-Nara-Monarchinnen über ihnen auf. Erst jetzt fiel Frank auf, dass sie gar keinen Spitzendiplomaten dabeihatten, der den politischen Teil übernehmen würde.

      Lory Roberts bemerkte sein Unbehagen. Sie begab sich an seine Seite. »Was ist denn los?«

      Er beugte sich zu ihr hinüber und senkte verschwörerisch die Stimme. »Sollten wir nicht besser jemanden dabeihaben, der mit den Til-Nara verhandelt? Einen Diplomaten?«

      Sie lächelte. »Ziemlich spät, um sich darüber Gedanken zu machen.«

      »Genau das meine ich. Warum hat niemand daran gedacht?«

      »Das hat man. Bates und ich werden diesen Teil übernehmen.«

      Frank runzelte die Stirn und warf ihr einen zweifelnden Blick zu.

      Sie kicherte unterdrückt. »Nur keine Sorge. Wir sind in diesen Dingen erfahren und befähigt. Glauben Sie wirklich, jemand will das Bündnis scheitern sehen, weil man zwei unfähige MAD-Agenten zu den Til-Nara schickt? Das ist nicht unsere erste diplomatische Mission.«

      Frank war noch immer nicht gänzlich überzeugt, gab sich aber mit der Antwort zufrieden. Er musterte erneut das Triumvirat. Sein Blick blieb auf der kleineren Königin hängen.

      »Das ist Dor-Vaniri«, erläuterte Roberts, »die Königin von Asken-dor.«

      »Warum ist sie so viel kleiner als ihre Kolleginnen?«

      »Mit dem Einfluss schwindet auch ihre Größe. Wäre nicht Krieg, hätten die beiden anderen sie bereits umgebracht und eine Nachfolgerin eingesetzt. Die Til-Nara tolerieren keine Schwäche.«

      Die Delegation kam etwa zwanzig Meter vor dem Triumvirat zum Stehen. Bates löste sich aus der Gruppe und ging noch zwei Schritte auf die Königinnen zu. Roberts gesellte sich zu ihm. Beide verneigten sich steif.

      »Wir grüßen die Königinnen. Die Allianz hat Bestand. Bei den Sternen und dem Leben – Eure Ehre ist die unsere.«

      Die rituelle Grußformel ging den beiden MAD-Offizieren bemerkenswert glatt von den Lippen. Nachdem sie diese fertig rezitiert hatten, warteten sie auf eine entsprechende Erwiderung.

      Es war Tal-Vaniri, die antwortete.

      »Wir ehren euch und eure Nachkommen. Mögt ihr euch über die Sterne ausbreiten und immer fruchtbaren Boden zur Fortpflanzung finden! Das Bündnis hat Bestand. Wir verteidigen eure Ehre bis zum letzten Atemzug.«

      Frank beobachtete den Vorgang fasziniert. Etwas blitzte am Hals der Til-Nara-Königin auf bei jedem Wort, das sie aussprach. Er hatte bereits in der Vergangenheit mit Til-Nara zusammengearbeitet und wusste, es handelte sich um ein Übersetzungsgerät. Die Worte wurden klar, jedoch mit deutlich monotoner, fast roboterhafter Artikulation gesprochen.

      Der Kopf Tal-Vaniris richtete sich auf die zwei MAD-Offiziere aus. Diese verneigten sich steif aus der Hüfte heraus. »Willkommen!«, fuhr die Königin fort. »Willkommen in der Hegemonie!«

      Tal-Vaniri schien als Wortführerin des Trios zu fungieren, woraus Frank schloss, dass es sich bei Asken-tal wohl um das größte und einflussreichste Reich der Hegemonie handeln musste.

      »Wir danken Euch«, ergriff Bates das Wort. »Für Eure Einladung, für Eure Freundschaft und dafür, dass wir nun hier sein dürfen.«

      Frank erkannte auch diese Worte als schlichten Ritus. Die Hegemonie brauchte das Konglomerat nicht weniger als andersherum. Sich dafür zu bedanken, dass sie alle hier waren, um den Kopf hinzuhalten, erschien ihm daher etwas morbide. Ein erheblicher Teil der terranischen Expeditionsstreitmacht würde hier in der Hegemonie sein Leben lassen.

      »Wir sind überaus froh, dass unsere menschlichen Verbündeten gekommen sind, um an unserer Seite zu kämpfen«, fuhr Tal-Vaniri fort. »Der Zeitpunkt könnt nicht günstiger sein.«

      Zum ersten Mal schlich sich so etwas wie Unsicherheit in die Körpersprache Bates’. »Wie das?«, wollte er wissen.

      »Unsere Spione berichten, dass etwas auf den von den Ruul besetzten Planeten vorgeht. Etwas Böses. Etwas, das nicht nur das Bündnis gefährdet, sondern auch den Fortbestand unserer Spezies.«

      Etwas Böses. Frank rümpfte die Nase. Das war keine große Überraschung. Die Ruul planten ständig etwas. Das lag in ihrer Natur. Unter ihnen gab es zweifellos brillante Köpfe und begnadete Taktiker. Frank war sogar versucht, einige genial zu nennen. Aber das waren sie auf eine verschlagene Weise. Meistens erkannte man ihre Pläne erst auf den letzten Drücker oder wenn es längst zu spät war. Man konnte sich einfach nur