Der Ruul-Konflikt 15: Operation Himmelswolf. Stefan Burban. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stefan Burban
Издательство: Bookwire
Серия: Der Ruul-Konflikt
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783864027543
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wollte noch etwas einwenden. Bevor er dazu kam, öffnete sich die Tür und ein Adjutant betrat den Raum. Er eilte an die Seite des Admirals und flüsterte diesem etwas ins Ohr. Dushku nickte angespannt. Er warf einen vielsagenden Blick in die Runde. »Alle weiteren Erörterungen müssen warten. Wir haben unsere Parkposition erreicht. Das Triumvirat hat bereits eine Einladung geschickt, sie aufzusuchen. Kehren Sie auf Ihre Schiffe zurück. Ich informiere Sie zu gegebener Zeit über das Ergebnis der ersten Zusammenkunft.«

      Die Divisionskommandeure erhoben sich und verabschiedeten sich mit gedämpften Stimmen. Sie befanden sich in der Heimat ihrer Verbündeten, trotzdem hatte man irgendwie das Gefühl, im Feindesland festzusitzen. Es war eine irrationale Emotion, aber nichtsdestoweniger war sie vorhanden.

      Frank streifte seine Uniform glatt und machte sich wie alle anderen bereit, auf sein Schiff zurückzukehren. Dushkus Stimme hielt ihn jedoch zurück.

      »Commodore Taylor? Sie werden mich auf die Oberfläche begleiten. Gemeinsam mit unseren Offizierskollegen vom MAD.«

      Frank behielt eine sorgsam neutrale Miene bei und bestätigte den Befehl mit einem Nicken. »Ich werde noch kurz der Saber Bescheid geben.«

      Dushku verzog die Miene zu einem kurzen, nicht sehr sympathischen Grinsen. »Das wurde schon erledigt«, meinte der Admiral leichthin.

      Frank schluckte eine zornige Entgegnung herunter. Das wäre eigentlich seine Aufgabe als Kommandant gewesen. Sein Blick und der des Admirals kreuzten sich und die Temperatur im Raum schien für einen Augenblick um ein paar Grad abzusacken. Frank rief sich unwillkürlich in Erinnerung, dass es sich nicht nur beim Raum der Til-Nara um Feindgebiet handelte.

      4

      Frank beugte sich interessiert vor, als das Beiboot die dichten Wolkenschichten um Et/ero durchbrach und schnell tiefer sank. Das kleine Schiff wurde von einem halben Dutzend Til-Nara-Jäger der Dragonfly-Klasse nach unten eskortiert.

      Die Oberfläche von Et/ero glich aus großer Höhe einfach einer einzigen braun-grauen Fläche. Und je tiefer sie sanken, desto mehr erkannte Frank enttäuscht, dass es auch gar nicht mehr zu sehen gab. Die Städte und Fabrikationsanlagen der Til-Nara lagen zum überwiegenden Teil unterirdisch. Das einzige Anzeichen eines Stocks bestand in einem annähernd pyramidenähnlichen Gebilde, das sich aus dem Boden erhob. Das war im Prinzip schon alles.

      Der zentrale Stock – bei den Menschen würde man wohl Hauptstadt sagen – lag in der südlichen Hemisphäre und trug die Bezeichnung Kal/ray.

      Der Himmel über Et/ero glich beinahe einem Spiegelbild des Weltraums. Hier wimmelte es förmlich von den Raumfahrzeugen unterschiedlichster Art und Bauweise. Nicht alle waren Til-Nara. Es gab unter anderem terranische zivile Schiffe sowie einige Sca/rith und sogar Meskalno-Händlerschiffe. Die Völker der Koalition hatten die Hegemonie inzwischen als lukrativen Handelspartner schätzen gelernt.

      »Wir nähern uns Kal/ray«, gab der Pilot bekannt. Frank sah sich unter den Passagieren des Beiboots um. Dushku studierte mehrere Dokumente – auf Papier, nicht digital –, der Mann war im Grunde ein Dinosaurier und bevorzugte es, Dokumente in der Hand zu halten. Der Admiral blickte lediglich nur kurz auf, grunzte etwas Unverständliches und widmete sich anschließend wieder seiner Lektüre. Es handelte sich vermutlich um irgendein Dossier, das er für die anstehende Zusammenkunft als wichtig erachtete, aber gemäß Franks Erfahrung wohl im Endeffekt keine große Rolle spielen würde.

      Die beiden MAD-Agenten Bates und Roberts unterhielten sich gedämpft. Franks Blick fiel auf Ihara – Roberts’ Wasserträger. Der Mann saß eine Reihe hinter den beiden anderen MAD-Offizieren und strahlte eine schon fast düstere Präsenz aus. Seit ihrem Aufbruch hatte sich der Offizier nicht bewegt. Frank kam nicht umhin, den Vergleich mit der Statue irgendeines dunklen Gottes zu ziehen, so wie der Offizier dort auf seinem Sitz thronte. In diesem Moment zuckte Iharas Kopf in Franks Richtung.

      Dieser erschrak und wandte den Blick ab. Er fühlte sich ertappt und das war ihm sichtlich peinlich. Frank konnte nicht anders, er fühlte sich in Iharas Nähe unwohl. Der Mann war auf eine geheimnisvolle Weise unheimlich. Er war froh, dass er mit dem Kerl nicht allzu viel zu tun haben würde. Die MAD-Heinis machten ihren Job, er seinen. Das genügte ihm vollauf.

      »Wir sind in Sichtweite«, verkündete der Pilot über die Gegensprechanlage. »Setzen zur Landung an. ETA in drei Minuten.«

      Nun kam doch Leben in die Passagiere. Jeder wandte sich dem nächsten Bullauge zu, sogar Dushku. Diesen Anblick wollte niemand verpassen. Kein Mensch, noch nicht einmal ein hochrangiges Regierungsmitglied, geschweige denn ein Händler hatte den Anblick, der sich ihnen bieten würde, je zuvor genießen dürfen. Sie waren die Allerersten. Noch niemals hatten die Königinnen es gestattet, dass man sie in ihrem ureigensten Refugium besuchte.

      Frank spähte nach draußen. Zwischen all den Stöcken auf der Oberfläche hätte er erwartet, Kal/ray im ersten Augenblick gar nicht zielsicher identifizieren zu können. Er irrte sich.

      Rund um Kal/ray existierte in einem Umkreis von dreihundert Klicks kein anderer Stock. Und wenn dies schon nicht gereicht hätte, so genügte das schiere Ausmaß des zentralen Stocks, um jedem Neuankömmling zu zeigen, womit er es zu tun hatte.

      Kal/ray war gigantisch. Ein normaler Stock schob seinen pyramidenförmigen Auswuchs etwa fünfzig Meter in die Höhe. Kal/rays Pyramide erwies sich als mindestens viermal so hoch und war auch von wesentlich breiterem Umfang. Oberhalb der Spitze thronten drei Schlachtkreuzer der Insektoiden und hielten innerhalb der Atmosphäre stille Wacht über ihre Königinnen. Jeder der Schlachtkreuzer gehörte einem der Reiche an, aus dem die Hegemonie bestand. Ein nicht sehr subtiler Hinweis auf die fragilen Machtverhältnisse, die die Hegemonie im Gleichgewicht hielten.

      Frank hatte immer geglaubt, die Schlachtkreuzer der Til-Nara sähen alle gleich aus. Nun, da er sich ihnen zum ersten Mal intensiv widmete, erkannte er geringfügige Unterschiede. Diese mussten wohl auf die Zugehörigkeit der einzelnen Til-Nara-Reiche zurückzuführen sein. Das bedeutete, jeder der drei Clans stellte einen Schlachtkreuzer, um den zentralen Stock zu beschützen. Das ergab durchaus Sinn.

      Der Stock war auf eine – für menschliche Augen – barbarische Weise faszinierend. Frank war versucht, ihn sogar atemberaubend schön zu nennen. Zumindest aber war es ein Beispiel für insektoide Baukunst.

      Ihre Eskorte drehte ab, sobald sie sich dem Stock auf fünfzig Klicks näherten. Sie wurden von anderen Dragonfly-Jägern ersetzt, die allerdings irgendwie anders aussahen. Im Gegensatz zu regulären Standardjägern wirkte ihre Färbung heller und strahlender. Vermutlich handelte es sich um irgendeine Gardeeinheit, die speziell für den Schutz des Triumvirats zuständig war.

      Frank speicherte diese Beobachtung in einem Teil seines Gehirns ab. Das hier Gesehene war in höchstem Maße interessant. Von diesen essenziellen Unterschieden in Rang und Status verschiedener insektoider Militäreinheiten hatte außerhalb des Beiboots noch niemand gehört. Die Anthropologen des Konglomerats würden Jahrzehnte benötigen, um alle Daten zu sichten, die man hier während dieser Operation sammelte. So tief war noch niemand in die Gesellschaft der Til-Nara vorgedrungen.

      Das Beiboot kam über der Spitze der Pyramide zum Stehen, immer noch umringt von ihrer Dragonfly-Eskorte. Frank musste seinen Hals verdrehen und die Wange ganz eng an das Bullauge pressen, um zu erkennen, was vor sich ging.

      Unter ihnen öffnete sich ein Zugang zur Pyramide. Sobald er groß genug war, verloren Beiboot und Eskorte an Höhe und tauchten ab. Schlagartig wurde es dunkel. Frank kniff die Augen zusammen, konnte aber dennoch so gut wie nichts erkennen. Lediglich die Positionslichter der Til-Nara-Jäger sowie regelmäßig an den Wänden angebrachte Lampen blitzten auf. Das Gefühl überkam ihn, in einem rasend schnell sinkenden Fahrstuhl gefangen zu sein. Es war eine beklemmende Emotion, auf die er gut und gerne hätte verzichten können.

      Der Flug in die Tiefe dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Frank sah sich abermals unter seinen Mitgefangenen um. Auch sie wirkten mit einem Mal nicht wirklich glücklich. Sie litten unter ähnlichen Sorgen und Bedenken wie er selbst. Er warf einen Blick auf die Uhr. Gemessen an der vergangenen Zeit und ihrer Sinkgeschwindigkeit hatten sie die Pyramide längst