Ich hatte Meerrettich gegessen, Charis,
Und hatte recht, den Atem abzuwenden.
CHARIS:
Ei was! Ich hätte nichts davon gespürt,
Wir hatten auch zu Mittag Meerrettich.
SOSIAS:
Mein Seel. Das wußt ich nicht. Man merkt's dann nicht.
CHARIS:
Du kömmst mit diesen Schlichen mir nicht durch.
Früh oder spät wird die Verachtung sich,
Mit der ich mich behandelt sehe, rächen.
Es wurmt mich, ich verwind es nicht, was ich
Beim Anbruch hier des Tages hören mußte,
Und ich benutze dir die Freiheit noch,
Die du mir gabst, so wahr ich ehrlich bin.
SOSIAS:
Welch eine Freiheit hab ich dir gegeben?
CHARIS:
Du sagtest mir und warst sehr wohl bei Sinnen,
Daß dich ein Hörnerschmuck nicht kümmern würde,
Ja daß du sehr zufrieden wärst, wenn ich
Mit dem Thebaner mir die Zeit vertriebe,
Der hier, du weißt's, mir auf der Fährte schleicht.
Wohlan, mein Freund, dein Wille soll geschehn.
SOSIAS:
Das hat ein Esel dir gesagt, nicht ich.
Spaß hier beiseit. Davon sag ich mich los.
Du wirst in diesem Stück vernünftig sein.
CHARIS:
Kann ich es gleichwohl über mich gewinnen?
SOSIAS:
Still jetzt, Alkmene kommt, die Fürstin.
Vierte Szene
Alkmene. Die Vorigen.
ALKMENE:
Charis!
Was ist mir, Unglücksel'gen, widerfahren?
Was ist geschehn mir, sprich? Sieh dieses Kleinod.
CHARIS:
Was ist dies für ein Kleinod, meine Fürstin?
ALKMENE:
Das Diadem ist es, des Labdakus,
Das teure Prachtgeschenk Amphitryons,
Worauf sein Namenszug gegraben ist.
CHARIS:
Dies? Dies das Diadem des Labdakus?
Hier ist kein Namenszug Amphitryons.
ALKMENE:
Unselige, so bist du sinnberaubt?
Hier stünde nicht, daß man's mit Fingern läse,
Mit großem, goldgegrabnen Zug ein A?
CHARIS:
Gewiß nicht, beste Fürstin. Welch ein Wahn?
Hier steht ein andres fremdes Anfangszeichen.
Hier steht ein J.
ALKMENE:
Ein J?
CHARIS:
Ein J.
Man irrt nicht.
ALKMENE:
Weh mir sodann! Weh mir! Ich bin verloren.
CHARIS:
Was ist's, erklärt mir, das Euch so bewegt?
ALKMENE:
Wie soll ich Worte finden, meine Charis,
Das Unerklärliche dir zu erklären?
Da ich bestürzt mein Zimmer wieder finde,
Nicht wissend, ob ich wache, ob ich träume,
Wenn sich die rasende Behauptung wagt,
Daß mir ein anderer erschienen sei;
Da ich gleichwohl den heißen Schmerz erwäg
Amphitryons, und dies sein letztes Wort,
Er geh den eignen Bruder, denke dir!
Den Bruder wider mich zum Zeugnis aufzurufen;
Da ich jetzt frage, hast du wohl geirrt?
Denn einen äfft der Irrtum doch von beiden,
Nicht ich, nicht er, sind einer Tücke fähig;
Und jener doppelsinn'ge Scherz mir jetzt
Durch das Gedächtnis zuckt, da der Geliebte,
Amphitryon, ich weiß nicht, ob du's hörtest,
Mir auf Amphitryon den Gatten schmähte,
Wie Schaudern jetzt, Entsetzen mich ergreift
Und alle Sinne treulos von mir weichen, –
Faß ich, o du Geliebte, diesen Stein,
Das einzig, unschätzbare, teure Pfand,
Das ganz untrüglich mir zum Zeugnis dient.
Jetzt faß ich's, will den werten Namenszug,
Des lieben Lügners eignen Widersacher,
Bewegt an die entzückten Lippen drücken:
Und einen andern fremden Zug erblick ich,
Und wie vom Blitz steh ich gerührt – ein J!
CHARIS:
Entsetzlich! solltet Ihr getäuscht Euch haben?
ALKMENE:
Ich mich getäuscht!
CHARIS:
Hier in dem Zuge, mein ich.
ALKMENE:
Ja in dem Zug meinst du – so scheint es fast.
CHARIS:
Und also –?
ALKMENE:
Was und also –?
CHARIS:
Beruhigt Euch.
Es wird noch alles sich zum Guten wenden.
ALKMENE:
O Charis! – Eh will ich irren in mir selbst!
Eh will ich dieses innerste Gefühl,
Das ich am Mutterbusen eingesogen,
Und das mir sagt, daß ich Alkmene bin,
Für einen Partner oder Perser halten.
Ist diese Hand mein? Diese Brust hier mein?
Gehört das Bild mir, das der Spiegel strahlt?
Er wäre fremder mir, als ich! Nimm mir
Das Aug, so hör ich ihn; das Ohr, ich fühl ihn;
Mir das Gefühl hinweg, ich atm ihn noch;
Nimm Aug und Ohr, Gefühl mir und Geruch,
Mir alle Sinn und gönne mir das Herz:
So läßt du mir die Glocke, die ich brauche,
Aus einer Welt noch find ich ihn heraus.
CHARIS:
Gewiß! Wie konnt ich auch nur zweifeln, Fürstin?
Wie