Essentielle Werke des Heiligen Athanasius, Band 3. Athanasius der Große. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Athanasius der Große
Издательство: Bookwire
Серия: Die Schriften der Kirchenväter
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783849659790
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Brief.

       1

      Während sich Athanasius einige Tage daselbst (im Kloster des Theodor) aufhielt, sprach er zum Abte Theodor: „Weil Ostern nahe ist, so versammle, wie es bei euch Sitte ist, die Brüder; ich aber werde thun, nach der Anordnung des Herrn." Hierauf umarmte er ihn, entließ ihn, und schickte durch ihn an den Abt Orsisius2 und dessen Brüder einen Brief folgenden Inhalts:

      „Ich habe den Theodor, deinen Mitarbeiter und den Vater der Brüder, und in ihm den Herrn unsers Vaters Pachomius gesehen. Ich erfreute mich sehr bei dem Anblicke der Kinder der Kirche, und war herzlich vergnügt über ihre Anwesenheit; der Herr aber ist ihr Vergelter. Und da Theodor zu euch reisen wollte, sagte er zu mir: „Gedenke meiner!„ worauf ich ihm erwiederte: 3 „Vergesse ich deiner, Jerusalem, so werde meine Rechte vergessen; es klebe meine Zunge an meinem Gaumen, wenn ich deiner nicht gedenke.“

      Zweiter Brief.

      Als der heil. Erzbischof Athanasius den Tod unsers Vaters Theodor 4 vernahm, wurde er sehr traurig, und schrieb dem Abte Orsisius und den Brüdern folgenden Brief, um sie über den Hintritt desselben zu trösten.

      Athanasius wünscht dem Abte Orsisius, dem Vater der Mönche, und Allen, welche mit ihm dem klösterlichen Leben obliegen und im Glauben an Gott gestärkt sind, den geliebten und sehr theuern Brüdern, Freude in dem Herrn.

      Ich habe von dem Hintritte des seligen Theodor gehört, und diese Bothschaft mit sehr großer Bestürzung vernommen, weil ich weiß, wie nützlich er euch gewesen ist. Wäre es nun nicht Theodor, so würde ich, in Erwägung dessen, was nach dem Tode folgt, mit vielen Thränen zu euch reden. Allein da es Theodor ist, welchen ihr eben so gut, wie wir, kanntet, was soll ich da anders schreiben, als: (Psalm l, 1.) „Selig ist Theodor, welcher nicht wandelte nach dem Rathe der Bösen?„ Wenn aber der selig ist, welcher den Herrn fürchtet; so können wir ihn jetzt mit Zuversicht selig preisen, weil wir gewiß wissen, daß er gleichsam in den Hafen eingelaufen ist, und bereits ein sorgenfreies Leben genießt, O! wäre einem jedem von uns dasselbe zu Theil geworden! O! möchte ein jeder Laufende so zu dem Ziele gelangen! O! möchte ein jeder Schiffende mit seinem Kahne in jenen ruhigen Hafen einlaufen, auf daß er bei den Vätern ruhend sagen könnte: 5 „Hier will ich wohnen, denn ich habe diese Ruhestätte erkoren;“ Daher, geliebte und sehr theuere Brüder, weinet nicht um den Theodor; denn er ist nicht gestorben, sondern er schläft nur. Keiner vergieße eine Thräne, wenn er sich an ihn erinnert, sondern jeder ahme sein Leben nach. Denn man darf nicht trauern über den, welcher an einen Ort sich begeben hat, wo keine Trauer mehr ist. Dieses schreibe ich euch gemeinschaftlich, dir aber, geliebter und theuerster Orsisius, schreibe ich, daß du, nachdem jener entschlafen ist, die ganze Obsorge übernehmen und bei den Brüdern seine Stelle vertreten sollst. Denn da jener noch lebte, wäret ihr beide gleichsam nur Einer, und wenn auch der Eine irgendwohin reiste, wurde dennoch die Pflicht beider erfüllt; und wäret ihr beide anwesend, so gäbet ihr, als wäret ihr Einer, den Lieben heilsame Lehren. So nun handle, dieses thue, und schreibe uns dann, und gib uns Nachricht über dein und der Brüder Wohl. Ihr alle aber betet gemeinschaftlich, ich beschwöre euch darum, auf daß der Herr den Kirchen immer mehr den Frieden schenke. Denn erst vor Kurzem feierten wir das Oster- und das Pfingstfest mit frohem Muthe, und wir freuen uns über die Wohlthaten des Herrn. Wir schließen nun unser Schreiben an euch. Grüßet Alle, die den Herrn fürchten. Es grüßen euch die, welche bei mir sind. Ich wünsche euch Wohlergehen in dem Herrn, geliebte und theuerste Brüder!

      Fußnoten

      1. Dieser Brief ist genommen aus dem Anhange zu den Akten der Heiligen auf den 14. Mai. S. 49; der zweite aus dem Anhange zum 3ten Theile des Monates Mai. S. 50, im Leben des heiligen Pachomius.

      2. Von diesem umsichtigen und liebevollen Vorsteher der Genossenschaft von Tabenna haben wir noch ein Werk mit dem Titel: „Lehrer des Orsisius", welches der heil. Hieronymus in das Lateinische übertragen hat. Es ist gleichsam ein Testament, welches er seinen Mönchen hinterließ.

      3. Psalm. CXXXVI, 5, 6.

      4. Er starb am 27. April 367, 53 Jahre alt.

      5. Das. CXXXI, 14.

      Darstellung des Glaubens.

      Bibliographische Angaben:

      Titel Version: Darstellung des Glaubens. (BKV) Sprache: deutsch Bibliographie: Darstellung des Glaubens. In: Sämmtliche Werke des heiligen Athanasius 1. (Sämmtliche Werke der Kirchen-Väter 14), Kempten 1836. Unter der Mitarbeit von: Ottmar Strüber und Rudolf Heumann

      1.

      Wir glauben an Einen ungebornen Gott, den allmächtigen Vater, Schöpfer aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge, der das Seyn von sich selbst hat, und an Ein eingebornes Wort, die Weisheit, den Sohn, welcher aus dem Vater ohne Anfang und von Ewigkeit gezeugt ist, an das Wort aber, welches nicht durch Worte ausgedrückt oder vom Verstande erzeugt, nicht ein Ausfluß1 aus dem Vollkommenen, nicht ein Abschnitt der leidenlosen Natur, nicht ein Sprosse, sondern in sich vollkommener Sohn, lebendig und thätig, das wahre Ebenbild des Vaters, und diesem an Ehre und Herrlichkeit gleich ist; denn dieses, sagt er, ist der Wille des Vaters:2 „daß sie, wie sie den Vater ehren, so auch den Sohn ehren;“ welcher wahrer Gott aus dem wahren Gotte ist; wie Johannes in den allgemeinen Briefen sagt:3 „Ja wir sind in seinem wahren Sohne Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben;“ welcher der Allmächtige aus dem Allmächtigen ist; denn über Alle, über welche der Vater herrscht und gebietet, herrscht und gebietet auch der Sohn, der ganz aus dem Ganzen und dem Vater gleich ist, wie der Herr selbst sagt:4 „Wer mich sieht, der sieht auch den Vater.“ Gezeugt aber ist er auf eine unaussprechliche und unbegreifliche Weise;5 „denn wer wird seine Geburt erzählen?“ welches so viel heißt, als Niemand. Und dieser hat, als er am Ende der Zeiten aus dem Schoose des Vaters herabstieg, aus der unbefleckten Jungfrau Maria unsern Menschen angenommen, nämlich Jesum Christum, dessen eigenem Willen er es überließ, für uns zu leiden, wie der Herr selbst sagt:6 „Niemand nimmt mein Leben von mir; ich habe Macht, dasselbe zu lassen, und habe Macht, dasselbe wieder zu nehmen.“ Und in diesem Menschen ist er für uns gekreuziget worden, gestorben, auferstanden, und in die Himmel aufgenommen worden. Er wurde uns zum Anfange der Wege geschaffen, und hat uns, während er auf der Erde wandelte, aus der Finsterniß Licht, Heil aus dem Irrthume, Leben aus den Todten, und den Eingang in das Paradies verliehen, aus welchem Adam verstossen wurde, und in das er wieder einging, durch den Schächer, wie der Herr sagt:7 „Heute wirst du mit mir im Paradiese seyn,“ und in das auch Paulus eingegangen ist. Auch hat er uns das Aufsteigen in den Himmel bereitet, in welchen als Vorläufer für uns der Mensch des Herrn eingegangen ist, und wo er die Lebendigen und Todten richten wird.

      2.

      Wir glauben auf gleiche Weise auch an den heiligen Geist, welcher Alles erforscht, selbst die Tiefen Gottes; und sprechen gegen alle Dogmen, welche diesem entgegengesetzt sind, das Anathema aus. Denn wir erkennen weder einen Sohn-Vater, welcher von Einer Wesenheit, und nicht von gleicher Wesenheit wäre, wie die Sabellianer sagen,8 und dadurch das Seyn des Sohnes ganz aufheben; noch legen wir dem Vater einen für Leiden empfänglichen Körper bei, welchen er zum Heile der ganzen Welt getragen hätte; noch darf man drei an und für sich getrennte Hypostasen,9 wie es bei den Menschen nach der Natur ihrer Körper der Fall ist, denken, damit wir nicht, wie die Heiden, eine Götter-Vielheit einführen, sondern wie ein aus einer Quelle entstandener Strom sich von derselben nicht trennt, obwohl beide zwei Gestalten und zwei Namen haben; denn der Vater ist nicht Sohn, und der Sohn ist nicht Vater; (denn der Vater ist der Vater des Sohnes, und der Sohn ist der Sohn des Vaters;) wie nämlich die Quelle nicht Fluß ist, und der Fluß nicht Quelle, sondern beide ein und dasselbe Wasser sind, welches aus der Quelle in den Fluß ausströmt: eben so ergießt