6.
Ein Arianer also ist Gregor und den Arianern gesandt; denn Niemand hat ihn begehrt, ausser diese allein; und daher verübt er als Miethling und Fremdling Hartes und Bitteres gegen das Volk der katholischen Kirche, als ein ihm nicht angehöriges, mit Hülfe des Statthalters. Denn als früher Eusebius und seine Anhänger für die Arianer den Pistus als Bischof aufgestellt hatten, habt ihr sämmtliche Bischöfe der katholischen Kirche, nachdem ich euch über ihn geschrieben hatte, mit Recht gegen denselben wegen seiner Gottlosigkeit das Anathema und das Absetzungsurtheil ausgesprochen. Aus diesem Grunde schickten sie nun den Arianern diesen Gregor. Ferner brauchten sie, damit sie nicht wieder, wenn wir wieder gegen sie schreiben würden, Schande einärnten möchten, äussere Gewalt gegen uns, um durch die Besitznahme der Kirchen dem Verdachte zu entgehen, daß sie Arianer seyen. Allein auch hierin täuschten sie sich; denn Keiner von den Anhängern der Kirche hat mit ihnen Umgang, ausser nur die Ketzer, und die, welche wegen Vergehen ausgestossen wurden, und solche, die aus Furcht vor dem Statthalter sich verstellen. Dieses ist das dramatische Werk der Eusebianer; auf dieses sannen, dieses beschlossen die Eusebianer schon lange; und nun vermochten sie es auch auszuführen durch Verleumdungen, vermittelst welcher sie uns bei dem Könige anschwärzten. Allein auch hiemit begnügen sie sich noch nicht, sondern sie suchen uns überdieß zu ermorden, und zeigen sich gegen unsere Bekannte furchtbar, so daß alle die Flucht ergreifen und den Tod von ihnen erwarten. Allein deßwegen müsset nicht auch ihr vor ihrer Verruchtheit erschrecken, sondern ihr müsset vielmehr sie bestrafen, und über ihre neuen Ränke gegen uns zürnen. Denn wenn, sobald ein Glied leidet, alle Glieder mitleiden, und wenn man, nach dem heiligen Paulus, weinen soll mit den Weinenden; so möge, da eine so zahlreiche Kirchengemeinde leidet, ein Jeder, als wenn er selbst litte, das Vergehen rächen. Denn gemeinschaftlich ist der Heiland, welcher von ihnen gelästert wird, und Allen gemein sind, die Kanone, welche von ihnen verletzt werden. Denn wenn, während ihr in der Kirche säßet und das Volk ohne irgend eine Klage gegen euch versammelt wäre, plötzlich Jemand einem Dekrete zu Folge gegen einen aus euch als Nachfolger auftreten würde, und wenn dieses gegen euch geschähe; würdet ihr darüber nicht in Unwillen gerathen? Würdet ihr nicht gerächt werden wollen? Es ist daher billig, daß ihr zürnet, damit nicht, wenn dieses mit Stillschweigen übergangen würde, in Kurzem ein solches Uebel über alle Kirchen kommen, und am Ende unsere Schule ein Markt- und Handelsplatz werden möchte.
7.
Was nun die Ariomaniten betrifft, das wisset ihr, Geliebte; denn schon oft habt ihr die Gottlosigkeit derselben nicht nur ein Jeder für sich, sondern auch gemeinsam alle verworfen. Ferner wisset ihr auch, daß, wie ich oben gesagt habe, Eusebius und seine Anhänger mit jenen zu einer und derselben Sekte gehören, wegen welcher sie uns auch schon ehemals nachstellten. Daß aber dasjenige, was jetzt ihretwegen und auf ihr Anstiften geschah, bitterer, als Kriege sey, habe ich euch gezeigt; damit ihr der euch vom Anfange an erzählten Geschichte zu Folge von einem das Böse hassenden Eifer ergriffen werden, und diejenigen, welche solche Gräuel gegen die Kirche verübten, absetzen möchtet. Denn wenn im verflossenen Jahre unsere Brüder zu Rom, da dieses noch nicht geschehen war, wegen anderer früherer Vorfälle die Zusammenberufung einer Synode ausschrieben, um jene Vergehen zu bestrafen, (diese Synode scheuten aber Eusebius und seine Anhänger, sie brachten daher zuvor die Kirche in Verwirrung und wollten uns tödten, um in der Folge ungestört nach Belieben handeln zu können, und Niemanden mehr zu haben, der sie widerlegte;) um wie viel mehr müsset ihr diese so gräßlichen Vergehen mit Unwillen ansehen und über dieselben die Verurtheilung aussprechen, da sie diese noch zu den frühern hinzugefügt haben? Ich beschwöre euch, lasset solche Frevel nicht ausser Acht, und gestattet nicht, daß die berühmte Kirche der Alexandriner von den Ketzern zertreten werde. Denn deßwegen leben das Volk und die Diener der Kirche mit Recht getrennt, indem sie wegen der Gewaltthätigkeit des Präfekten zwar schweigen, wegen der Gottlosigkeit der Ariomaniten aber dennoch Abscheu haben. Sollte daher entweder Gregor selbst, oder irgend ein Anderer seinetwegen an euch schreiben, so nehmet, Brüder, sein Schreiben nicht an; sondern zerreißet es, und beschämet die Ueberbringer als Diener der Gottlosigkeit und Bosheit. Und sollte er es auch wagen, in einem friedfertigen Tone zu schreiben, so nehmet doch auch ein solches Schreiben nicht an; denn aus Furcht vor dem Statthalter überbringen solche Schreiben diejenigen, welche sie, um seinen vielen Gewaltthätigkeiten zu entgehen, angenommen haben. Weil es aber wahrscheinlich ist, daß euch auch die Eusebianer ihm zu Gunsten schreiben werden, so suchte ich euch zuvor darauf aufmerksam zu machen, damit ihr auch hierin Gott nachahmet, und ohne Ansehung der Person ihre Abgeordneten abweiset. Denn während dieser Zeit ließen sie der Ariomaniten wegen von Juden und Heiden Verfolgungen, Schändungen der Jungfrauen, Morde, Räubereien in den Kirchen, Brand, und Lästerungen in den Kirchen verüben. Der gottlose und wüthende Gregor aber wird wohl nicht läugnen können, daß er ein Arianer sey, weil dieses derjenige, welcher seine Briefe unterschreibt, hinlänglich beweiset. Denn dieser Ammon, der ihm unterschreibt, ist schon lange von meinem Vorfahrer in der bischöflichen Würde, dem seligen Alexander nämlich, wegen vieler Verbrechen und wegen Gottlosigkeit aus der Kirche ausgestossen worden. Wegen aller dieser Dinge also antwortet uns auf dieses Schreiben, und sprechet euere Verurtheilung über die Gottlosen aus, damit auch jetzt die Diener der Kirche und das Volk da hier euere Rechtgläubigkeit und euern Haß gegen die Bosheit sehen, und über euern einträchtigen Glauben an Christus sich freuen, und damit jene Urheber so vieler Ungerechtigkeiten gegen die Kirche, durch euer Schreiben eines Bessern belehrt, wenn auch spät, in sich gehen mögen. Grüßet euere Brüderschaft. Alle Brüder, welche bei mir sind, grüßen euch. Der Herr erhalte euch gesund und unser eingedenk, wahrhaft geliebteste Herrn!
Fußnoten
1. Richter XIX.
2. Matth. XXVIII, 19.
3. Das Wort κομίτατος [komitatos] bedeutet bei Athanasius eine Schaar Soldaten und Clienten, welche den Kaiser, oder einen Comes, oder den Statthalter begleitete.
4. 1. Kor. V, 4.
5. Es war die Kirche zum heil. Cyrinus.
6. Matth. X, 23.
Briefe des heil. Athanasius an Orsisius, Abt von Tabenna
Bibliographische Angaben:
Titel Version: Briefe des heil. Athanasius an Orsisius, Abt von Tabenna (BKV) Sprache: deutsch Bibliographie: Briefe des heil. Athanasius an Orsisius, Abt von Tabenna (Epistulae ad Orsisium) In: Sämmtliche Werke des heiligen Athanasius 4. (Sämmtliche Werke der Kirchen-Väter 17), Kempten 1837. Unter der Mitarbeit von: Ottmar