Ella fragte die Rezeptionistin nach Bo, und diese sagte ihr, dass er auf der Insel unterwegs sei, um zu helfen.
Ella wurde sehr blass, doch die junge Frau beruhigte sie schnell.
»Diese Sturmflut ist nicht sehr stark, trotzdem muss das Vieh in die Ställe und einige Marschwiesen sind betroffen. Aber er kommt sicher bald wieder. Wieso kommen Sie eigentlich nur im Winter zu uns?«, fragte die Rezeptionistin, die nicht auf den Mund gefallen war.
Ella schaute sie an und meinte: »Tja, gute Frage, eigentlich müsste ich jetzt sagen, wegen der Ruhe, der Beschaulichkeit und dem starken Wunsch, diese Hallig mit allen Sinnen genießen zu können, aber so ist es nicht. Nicht in diesem Jahr. Ich habe noch nie so eine Naturgewalt gesehen, aber auch noch nie so einen charmanten Mann.«
»Sie meinen Bo«, insistierte die Rezeptionistin, und ein schmales Lächeln umspielte ihren Mund.
»Genau«, erwiderte Ella. »Er ist so charismatisch, so … ich weiß nicht wirklich, wie ich ihn beschreiben soll.«
Die junge Frau wiegte leicht ihren Kopf. »Wissen Sie, er ist sehr beliebt auf Langeneß und das wohl nicht zu Unrecht. Bo ist bodenständig, hilfsbereit und sagt zu unseren Inselschönheiten selten nein.«
Die Rezeptionistin schmunzelte, und Ella lächelte amüsiert.
Das glaubte sie unbesehen.
Als Bo gute zwei Stunden später wieder zurück war, hatte Ella es sich bereits in ihrem Zimmer bequem gemacht. Zuvor hatte sie eine Tasse Kaffee getrunken und dazu warmen Butterkuchen genossen. Danach war sie ins Schwimmbad gegangen und hatte einige Runden gedreht und war so müde gewesen, dass sie prompt auf ihrem Bett eingeschlafen war.
Als Bo nun an ihre Zimmertür klopfte, öffnete Ella verschlafen.
»Na, hast du die Welt retten können?«, fragte sie und küsste ihn zärtlich auf die Nasenspitze.
»Aber immer doch«, grinste Bo und presste Ellas Körper fest an sich. »Es ist alles gut. War nicht so schlimm wie erwartet, okay?«
Ella sah Bo aus Augen an, die fragend dreinblickten. »Es ist so schön hier – aber vor der Flut habe ich Angst. Dieses Mal konnte ich sie hautnah erleben, das muss ich kein zweites Mal haben.«
»Du brauchst keine Angst zu haben«, meinte Bo. »So etwas gehört eigentlich zu einem handfesten Urlaub auf unserer Hallig dazu. Bist eben doch ein Festland-Ei.«
Ella grinste leicht und schmiegte sich an Bos festen Körper.
»Kann es sein, dass ich ein klein wenig verliebt in dich bin?«, wisperte sie und wühlte zärtlich in seinen Haaren.
»Diese Frage, meine Liebe«, antwortete Bo, »kannst du dir nur allein beantworten. Ich für meinen Teil bin zumindest sehr beeindruckt von dir. Ich mag dich – ob das Liebe ist, vermag ich nicht zu sagen.«
»Dann sollte auch ich es erst einmal dabei belassen«, meinte Ella.
Alle Zeichen deuteten darauf hin, dass die beiden sehr bald in Ellas Bett landen würden. Bo würde sie nehmen, zärtlich, so wie es seine Art war. Nun umspielte seine Zunge Ellas Kitzler, zwei Finger drangen in ihr Paradies ein, erkundeten dieses ausgiebig und Ella kam mit solch einer Wucht, dass sie selbst nicht mehr recht wusste wohin mit ihren Gefühlen.
Bo war der perfekte Liebhaber. Ganz nach ihrem Geschmack. Sie mochte die ruhige Art, mochte, wie er sich um sie bemühte – drängte sie auch zu nichts. Das faszinierte Ella so an ihm – und Bo kam immer an sein Ziel.
Während er nun lustvoll ihre Brustspitzen knetete, fasste er sie an den Oberschenkel, drückte diesen leicht – etwas Eindeutiges, Endgültiges lag darin – er wollte sie, und Ella wollte Bo. Seine Zunge öffnete ihren Mund, erforschte diesen sehr genau, danach bettete Bo Ella auf die Kissen und öffnete ihre Schenkel, wollte in sie eindringen – Ellas Beine schlossen sich um seinen Körper, und ein lustvolles Spiel begann.
Die Stöße Bos kamen fordernd. Ella befand sich mittlerweile in ihrem eigenen Universum, einem Universum voller Glückseligkeit. Sie konnte es noch immer nicht fassen, wie gut sie zusammen harmonierten. Je öfter Bo in Ella eindrang, desto intensiver genoss sie diese Vereinigungen. Bo und Ella schienen füreinander geschaffen zu sein.
An diesem Abend liebten sie sich noch einige Male, verschmolzen miteinander, lustvolle Momente gingen über in sinnliche Verlockungen, in zärtliche Neckereien und als sie dann einschliefen, war Mitternacht längst vorbei, die Flut war abgelaufen, und auf dem Eiland war wieder Ruhe eingekehrt – nur wenige Spuren zeugten von einer Beinah-Katastrophe.
Auch der Wind hatte sich wieder gelegt und als Bo und Ella am anderen Morgen erwachten, wurden sie von einem strahlendblauen Himmel empfangen – ein herrlicher Wintertag lag vor ihnen.
Versonnen lächelte Ella in die kalte Wintersonne und bat Bo um einen Spaziergang am Meer. Sie wollte Bernstein suchen, nach solch einer Brandung standen die Chancen gut dafür, und Bo tat ihr gern den Gefallen. Es war aber auch ein Wintermorgen wie aus dem Bilderbuch. Dick vermummt spazierten die beiden über die Hallig hinweg. Verliebt hielten sie sich an den Händen, und Bo zeigte Ella, wo die Nordsee sich wieder ein Stück Langeneß geholt hatte, erzählte ihr, wie groß diese Hallig einmal gewesen war, erzählte ihr einiges, was Ella so noch nicht gewusst hatte.
Doch dann war ihr der Bernstein doch wichtiger, und Ella konzentrierte sich auf die Suche. Sie wusste, wie sie Bernstein von anderen Steinen unterscheiden konnte – diese Steine wurden erst durch den Schliff zu den faszinierenden Gebilden, die sie so gern hatte. Ungeschliffen waren sie eher unscheinbar. Doch sie hatte Glück und entdeckte schon bald ein sehr schönes Exemplar, welches sie sich als Anhänger an ihrem Armband gut vorstellen konnte.
Bo beglückwünschte sie zu ihrem Fund und zeigte sich beeindruckt, dass eine Großstadtpflanze einen so ausgeprägten Blick für Bernstein hatte.
Ella lachte und sagte, dass sie sich nicht als Großstadtpflanze sehe, sie liebe die Natur genauso wie Bo und könnte sich durchaus vorstellen, irgendwann auf einer Insel oder eben einer Hallig zu leben.
Bo drehte Ella zu sich und küsste sie zärtlich. »Was habe ich doch für ein Glück, gerade dich kennengelernt zu haben«, sagte er. »Du hast nicht zufällig Lust, noch ein paar Urlaubstage dranzuhängen und mit mir Weihnachten zu feiern? Na, wie wär’s?«
Ella sah ihn mit großen Augen an. »Aber ich muss doch …«
Bo schaute sie bittend an. »Du musst gar nichts!«
»Sagen wir mal so«, erwiderte Ella, »wenn ich bleibe, könnte es unter Umständen sein, dass ich keinen Job mehr habe, dafür verbringe ich hier vermutlich eines meiner schönsten Weihnachtsfeste, habe ich da wirklich eine Wahl?«
»Oh, man hat immer eine Wahl, wenn man denn will!«, meinte Bo, lachte aber so entwaffnend, dass Ella meinte: »Na du lässt mir zumindest keine!«
Voller Zärtlichkeit drückte Bo Ella an sich und sagte: »Ich freue mich, dass du über Weihnachten bleibst. Du wirst sehen, es wird wunderschön, und ich werde alles dafür tun, dass du dieses Fest der Liebe nicht so schnell vergessen wirst.«
Ella sah Bo verträumt an.
Danach telefonierte sie mit ihrem Arbeitgeber, der ihr unbezahlten Urlaub gewährte, als sie ihm gestand, dass sie auf einer Hallig festsäße. Sie bedankte sich und freute sich nun wirklich auf ein ganz besonderes Weihnachtsfest auf Langeneß.
Bo und Ella genossen die intensivste Zeit ihres Lebens. Der Sex war von so viel Nähe geprägt, sie konnten einfach nicht voneinander lassen, harmonierten so perfekt, dass Bo sich zu fragen begann, wie er jemals wieder ohne Ella leben könne. Die Einheit, die sie bildeten … ein Gedanke, ein Kanal, ein Zugang. Alles war perfekt.
Als die beiden einen Weihnachtsbaum ausgesucht hatten und diesen gemeinsam zu schmücken begannen, übermannte Bo eine Wärme und Nestwärme, die er vermisst hatte. Das konnten