Eine Frau und ein Mann. Ich sehe ihre Klüngel. Mit Nadeln hochgesteckt, wette ich.
Ihr Hund trippelte um eine Bank schwimmenden Sandes, trottete, schnüffelte nach allen Seiten. Sucht etwas, was er in einem vergangenen Leben verloren hat. Plötzlich jagte er davon wie ein springender Hase, Ohren flogen nach hinten, jagte den Schatten einer niedrig dahingleitenden Möwe. Des Mannes schriller Pfiff streckte seine schlaffen Ohren. Er wandte sich um, sprang zurück, kam näher, trottete auf blinkenden Schenkeln. In orangefarbenem Feld ein naturfarbener Bock, den einen Vorderfuss gehoben, ohne Hörner. Er machte halt am Spitzensaum der Flut mit steifen Vorderhufen, seewärts gerichteten Ohren. Seine erhobene Schnauze bellte den Wogenlärm an, Seelöwenherden. Sie schlängelten hin nach seinen Füssen, sich kräuselnd, viele Kämme entfaltend, jede neunte, sich brechend, spritzend, von weit, von weiter her, Wogen und Wogen.
Muschelsammler. Sie wateten ein wenig hinein in das Wasser, bückten sich, zogen ihre Säcke durchs Wasser, hoben sie wieder hoch, wateten heraus. Kläffend kam der Hund auf sie zugerannt, richtete sich auf und umschmeichelte sie, fiel dann nieder auf alle viere, sprang wieder an ihnen in die Höhe mit stummem, täppischem Schmeicheln. Unbeachtet hielt er sich in ihrer Nähe, als sie auf trockeneren Sand kamen, ein Wolfszungenfetzen hing rotkeuchend aus seinen Kiefern. Sein gefleckter Leib trippelte vor ihnen her und sprang dann im Kalbsgalopp davon. Das Aas lag auf seinem Wege. Er blieb stehen, schnüffelte, ging stakig rund herum. Bruder, benaste es näher, ging wieder rund herum, beschnüffelte schnell wie ein Hund des toten Hundes schmieriges Fell. Hundeschädel, Hundenase, Augen auf dem Boden, bewegt sich einem grossen Ziele zu. Ach, armer Hundskadaver. Hier liegt des armen Hundskadavers Kadaver.
«Lump! Weg da, verdammter Köter!»
Der Ruf brachte ihn lauernd zurück zu seinem Herrn, ein stumpfer schuhloser Tritt jagte ihn gekrümmt über eine Sandbank, ohne ihm Schaden zu tun. Im Bogen schlich er zurück. Sieht mich nicht. Oben über die Mole schlich er dahin, bummelte, schnüffelte an einem Felsen und pisste unter gehobenem Hinterbein her dagegen. Er trottete weiter, hob das Hinterbein, pisste schnell kurz gegen einen unbeschnüffelten Felsen. Die einfachen Vergnügen der Armen. Seine Hinterpfoten spritzten dann Sand: dann wühlten und gruben seine Vorderfüsse. Irgendwas begrub er da, seine Grossmutter. Er wütete im Sand, kratzte, scharrte und hörte auf, lauschte auf den Wind, kratzte den Sand wieder auf mit wütenden Pfoten, hörte bald auf, ein Parder, ein Panther, gezeugt im Ehebruch, Aas geiernd.
Nachdem er mich letzte Nacht weckte, derselbe Traum, oder war es? Warte. Offener Gang. Hurenstrasse. Erinnere mich. Harun al Raschid. Ich beinähere mich. Jener Mann führte mich, sprach. Ich hatte keine Angst. Die Melone, die er hatte, hielt er mir ins Gesicht. Lächelte: Rahmfruchtduft. Das wäre die Regel, sagte. Herein. Komm. Roter Teppich breitete sich aus. Wirst sehen, wer.
Ihre Säcke schulternd, wanderten sie, die roten Ägypter. Seine blauen Füsse sahen hervor aus der aufgekrempelten Hose, schlappten über den feuchten Sand, ein dickes, ziegelrotes Halstuch strangulierte seinen unrasierten Hals. Mit Frauenschritten folgte sie: der Räuber und sein strolchiges Weib. Beute schaukelte auf ihrem Rücken. Loser Sand und Muschelscherben bekrusteten ihre nackten Füsse. Um ihr wettergebräuntes Gesicht hing wirres Haar. Hinter ihrem Herrn seine Gefährtin, packt euch, nach Romeville. Wenn Nacht ihres Körpers Fehler verdeckt, ruft sie in ihrem Shawl leise aus gewölbtem Torweg, den Hunde versauten. Ihr Zuhälter traktiert zwei Royal Dublins bei O’Loughlin in Blackpitts. Knutschen sie, reden des Landstreichers seltsame Sprache, denn, O, mein allerliebstes Föschen. Einer Teufelin Blässe unter ihren stinkenden Lumpen. Damals abends in der Fumbally’s lane: der Gerbereigestank.
Weiss deine Pfoten, rot deine Gösch,
Dein Balg ist auch so lieb,
Komm, penn mit mir die ganze Nacht,
Es hat dich lieb ein Dieb.
Das nennt der tonnenbäuchige Aquinas düstere Freude, frate porcospino. Als Adam noch frei von Sünde war, ritt er und brunstete nicht. Lass ihn röhren: dein Balg ist auch so lieb. Sprache genau so gut wie seine. Mönchsworte, Rosenkranzperlen schwatzen an ihren Gürteln: Diebessprache, dicke Goldklumpen klappern in ihren Taschen.
Gehen jetzt vorbei.
Ein Seitenauge auf meinem Hamlethut. Wenn ich plötzlich, während ich hier sitze, nackt wäre? Ich bin es nicht. Über den Sand der ganzen Welt trecken sie, gefolgt vom Flammenschwert der Sonne, nach Westen, in abendliche Länder. Sie wandert dahin, schleppt, zerrt, trainiert, treckt, trasciniert ihre Last. Auf ihrer Spur strömt nach Westen die Flut, vom Monde angezogen. Fluten, myriadenbeinselt, in ihr, Blut, nicht meins, oinopa ponton, ein weindunkles Meer. Sieh die Gehilfin des Mondes. Im Schlafe ruft das nasse Zeichen ihre Stunde, befiehlt ihr, aufzustehn. Brautbett, Kindbett, Totenbett, geistergekerzt. Omnis caro ad te veniet. Er kommt, der fahle Vampir, durch Sturm seine Augen, seine Fledermaussegel blutfärben das Meer. Mund für den Kuss seines Mundes.
Hier. Spiess das fest. Meine Täfelchen. Mund für seinen Kuss.
Nein. Zwei müssen es sein. Aufeinander kleben. Mund für den Kuss seines Mundes.
Seine Lippen lippten und mundeten fleischlose Luftlippen: Mund auf ihren Bauch. Bauch, allumschliessendes Grab. Sein Mund formte ausströmenden Atem, ungesprochen: ooeehah: Brüllen kataraktischer Planeten, kugelförmig, glühend,brüllend, wegwegwegwegwegweg. Papier. Die Banknoten, verflucht sie. Des alten Deasys Brief. Hier. Danke Ihnen für Gastfreundschaft, reiss das unbeschriebene Stück ab. Er wandte der Sonne den Rücken, beugte sich weit vor an einen Felstisch und kritzelte Worte. Schon wieder vergass ich vom Tisch in der Bibliothek Zettel mitzunehmen.
Sein Schatten lag über den Felsen, als er sich vorbeugte, endlich. Warum nicht unendlich bis zum fernsten Stern? Dunkel sind sie dort hinter diesem Licht, Dunkelheit leuchtend in der Helle, Delta der Cassiopeia, Welten. Mein Ich sitzt hier mit seiner Auguren-Eschenrute, in geborgten Sandalen, bei Tage neben einer angstbleichen See, ungesehen, in violetter Nacht unter einem Einfluss seltsamer Sterne wandernd. Ich werfe diesen endlichen Schatten von mir, unentrinnbare Menschenform, rufe ihn zurück. Endlos, wäre er meiner, Form meiner Form? Wer beobachtet mich hier? Wer wird je irgendwo diese geschriebenen Worte lesen? Zeichen auf weissem Felde. Irgendwo irgendeinem in deiner sanftesten Stimme. Der gute Bischof von Cloyne nahm den Tempelvorhang aus seinem Schaufelhut: Vorhang des Raumes mit bunten Emblemen auf sein Feld schraffiert. Warte mal. Bunt auf einer Fläche: ja, das ist richtig. Fläche sehe ich, dann denke ich Entfernung, nahe, weit. Fläche sehe ich, Osten, zurück. Ah, und jetzt: Fällt plötzlich zurück, erstarrt im Stereoskop. Kling macht das Ding. Findest meine Worte dunkel. Dunkelheit ist in unseren Seelen, meinst du nicht auch? Sanfter. Unsere Seelen, schamverwundet durch unsere Sünden, klammern sich nur noch fester an uns, eine Frau, die sich an ihren Geliebten klammert, immer, immer fester.
Sie vertraut mir, ihre weiche Hand, die langgewimperten Augen. Wohin zum Teufel bringe ich sie hinter dem Vorhang? In die unentrinnbare Modalität