Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: James Fenimore Cooper
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788027209774
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seinem Kinde den Aufenthalt in dem einsamen Templeton angenehm zu machen und sie die Trennung von dem geselligen Leben der Hauptstadt verschmerzen zu lehren, während Elisabeth, die sich durch die holde Anmut und die Andacht der jugendlichen Beterin mächtig angezogen fühlte, die Verlegenheit der schüchternen Fremden durch die Leichtigkeit ihres eigenen Benehmens zu verscheuchen suchte. So waren sie schnell miteinander bekannt, und schon während der zehn Minuten, in welchen sich die Leute aus der Akademie verliefen, wurden zwischen den jungen Mädchen Verabredungen nicht nur für den folgenden Tag getroffen, sondern diese würden sich auf den ganzen Winter erstreckt haben, hätte sie nicht der Geistliche durch die Worte unterbrochen:

      »Gemach, gemach, meine liebe Miss Temple, oder Sie machen mir mein Mädchen zu zerstreut. Sie vergessen, daß sie meine Haushälterin ist, und daß meine wirtschaftlichen Angelegenheiten unbesorgt bleiben müßten, wenn Luise nur die Hälfte der gütigen Einladungen annehmen wollte, die Sie ihr zu machen so gefällig sind.«

      »Und warum sollten sie denn nicht überhaupt unbesorgt bleiben, Sir?« fiel Elisabeth ein. »Sie sind Ihrer nur zwei, und meines Vaters Haus hat nicht nur Raum für Sie, sondern wird auch seine Türe gerne öffnen, um solche Gäste zu empfangen. Gesellschaft ist ein Gut, das man in dieser Wildnis nicht um bloßer Formen willen zurückweisen darf, und ich habe oft meinen Vater sagen hören, daß Gastfreundlichkeit in den neuen Landen keine Tugend sei, da im Gegenteil der Wirt dem Gast für den Besuch verpflichtet ist.«

      »Die Art, wie Richter Temple diese Tugend übt, dient zur Bekräftigung seines Ausspruchs, aber es steht uns nicht zu, daraufhin zu sündigen. Zweifeln Sie indes nicht daran, daß Sie uns oft sehen werden, zumal mein Kind, da ich nicht selten veranlaßt sein werde, die entlegeneren Teile des Landes zu besuchen. Um übrigens auf ein solches Volk Einfluß zu gewinnen«, fuhr er fort, indem er, auf ein paar Nachzügler blickte, die neugierig zurückgeblieben waren, »darf ein Geistlicher nicht Neid und Mißtrauen erwecken, was notwendig herbeigeführt werden müßte, wenn er unter einem so prunkvollen Dach wie dem des Herrn Temple wohnen würde.«

      »Das Dach gefällt Ihnen also, Herr Grant?« rief Richard, der inzwischen das Auslöschen der Feuer befohlen und einige andere Obliegenheiten besorgt hatte und nun gerade zu rechter Zeit herantrat, um noch die Schlußworte des Geistlichen zu vernehmen. »Es freut mich unendlich, einen Mann von Geschmack gefunden zu haben. Mein Vetter Duke da nimmt sich heraus, es mit allen nur erdenklichen Ekelnamen zu belegen, obgleich ich ihm immer sage, daß er nichts von der Zimmermannskunst versteht, so erträglich er auch als Richter sein mag. Nun, Sir, ich glaube, wir können ohne Großsprecherei sagen, daß der Gottesdienst diesen Abend so gut als einer ausgefallen ist – wenigstens so gut, als ich es je in Old-Trinity gesehen habe, die Orgel natürlich ausgenommen. Da ist der Schulmeister, der seinen Psalm recht gut vorzusingen weiß; ich tat es sonst selbst, aber in der letzten Zeit habe ich nichts als Baß gesungen, da mehr Kunst darin liegt und sich dabei eine schöne Gelegenheit bietet, die volle Kraft einer tiefen Stimme zu entwickeln. Auch Benjamin singt einen guten Baß, obgleich er oft mit den Worten nicht ganz zurechtkommt. Haben Sie ihn nie das Lied: ›Die Bai von Biskaya, oh‹ singen hören?«

      »Ich glaube, er gab uns diesen Abend einen Teil davon zum besten«, sagte Marmaduke lachend. »Er ließ wenigstens hin und wieder einen furchtbaren Triller hören, und es scheint, daß Penguillan so vielen anderen gleicht, welche nichts üben, als was sie besonders verstehen; denn er war in der Tat wunderbar auf einen Ton versessen und entwickelte dabei eine merkwürdige Selbstzuversicht, indem er ihn dahinbrausen ließ wie einen Nordwester, der über den See hinfliegt. Doch kommen Sie, meine Herren, der Weg ist frei, und der Sleigh wartet. Gute Nacht, junge Dame, und vergessen Sie nicht, daß Sie morgen mit Elisabeth unter dem korinthischen Dach zu Mittag speisen.«

      Man trennte sich nun, und Richard unterhielt sich, indem sie die Treppen hinunterstiegen, ganz eifrig mit Monsieur Le Quoi über den stattgehabten Psalmengesang, wobei er mit einem gewaltigen Lobspruch auf das Lied ›Die Bai von Biskaya, oh‹, schloß, da dies natürlich mit den Leistungen seines Freundes Benjamin in enger Verbindung stand.

      Während des mitgeteilten Gesprächs blieb Mohegan, den Kopf in seiner Wolldecke vergraben, auf seinem Platz sitzen und schien das, was um ihn vorging, ebensowenig zu gewahren, wie die sich Entfernenden die Anwesenheit des alten Häuptlings beachteten. Auch Natty verließ den Holzblock, auf dem er sich niedergelassen hatte, nicht, sondern stützte den Kopf auf die eine Hand, während die andere die Büchse hielt, welche er nachlässig auf seinen Knien liegen hatte. Sein Gesicht drückte Unruhe aus, und die unsteten Blicke, die er während des Gottesdienstes umhergleiten ließ, bekundeten deutlich, daß sein Inneres betrübt war. Sein Verbleiben auf dem Sitz geschah jedoch aus Achtung vor dem indianischen Häuptling, dem er bei allen Gelegenheiten eine hohe Verehrung zollte, obgleich sich ihr etwas von der rauhen Sitte des Jägers beimischte.

      Der junge Begleiter dieser zwei bejahrten Waldbewohner schien gleichfalls nicht ohne seine Kameraden aufbrechen zu wollen und blieb vor einer der ausgelöschten Feuerstellen stehen. Der Tempel barg nur noch diese Gruppe, den Geistlichen und seine Tochter. Sobald sich übrigens die Bewohner des Herrenhauses entfernt hatten, stand auch John auf, ließ die Decke vom Gesicht fallen, schüttelte die Masse schwarzer Haare aus seiner Stirn und näherte sich Herrn Grant, welchem er die Hand entgegenstreckte, indem er ihn zugleich feierlich anredete:

      »Vater, ich danke dir. Die Worte, die du gesprochen hast, seit der Mond aufgegangen ist, sind aufwärts gestiegen, und der Große Geist ist erfreut. Was du deinen Kindern gesagt hast, werden sie nicht vergessen und gut sein.« Er hielt einen Augenblick inne; dann richtete er sich mit der ganzen Würde eines indianischen Häuptlings auf und fuhr fort:

      »Wenn Chingachgook so lange lebt, um der untergehenden Sonne nachzuziehen zu seinem Stamme, und der Große Geist ihn über die Seen und Berge führt mit dem Atem in seinem Körper, so wird er seinen Leuten die Worte sagen, die er gehört hat, und sie werden ihm glauben; denn wer kann sagen, daß Mohegan je gelogen?«

      »Verlaß dich ganz auf die göttliche Gnade«, erwiderte Herr Grant, dem das stolze Selbstgefühl des Indianers ein wenig unpassend schien, »und sie wird dich nie verlassen. Wenn das Herz mit der Liebe zu Gott erfüllt ist, so kann die Sünde keine Wurzel fassen. – Doch Ihnen, junger Mann, bin ich nicht nur in Gemeinschaft mit denen, welchen Sie diesen Abend auf dem Berg das Leben gerettet, zu Dank verpflichtet, sondern Sie verbinden mich auch aufs neue durch Ihr anständiges und frommes Benehmen, durch das Sie mir während des Gottesdienstes in einem sehr drückenden Augenblick zu Hilfe kamen. Es ist so selten, in diesen Wäldern einen Mann von Ihrem Alter und Äußern zu finden, der mit unserer heiligen Liturgie so ganz vertraut ist, daß dieser Umstand auf einmal die Entfernung zwischen uns aufhebt und ich Sie nicht länger als einen Fremden betrachten kann. Sie scheinen den Gottesdienst ganz genau zu kennen; denn ich bemerkte, daß Sie nicht einmal ein Buch hatten, obgleich der gute Herr Jones an mehreren Stellen welche auflegen ließ.«

      »Es wäre sonderbar, wenn ich mit dem Gottesdienst unserer Kirche nicht bekannt wäre, Sir«, entgegnete der Jüngling, »denn ich wurde in ihrem Schoß getauft und habe nie einer andern öffentlichen Gottesverehrung beigewohnt. Ich würde mich ebensowenig in die Formen einer andern Konfession fügen können, wie dies heute abend bei den Leuten hierherum mit der Ihrigen der Fall war.«

      »Ihre Bekanntschaft gewährt mir große Freude, mein Lieber«, rief der Geistliche, indem er die Hand des Jünglings ergriff und herzlich schüttelte.« Sie werden jetzt mit mir nach Hause gehen. In der Tat, Sie müssen es tun, – mein Kind hat Ihnen noch für die Rettung des Lebens ihres Vaters zu danken. Ich nehme keine Entschuldigung an. Dieser würdige Indianer und mein Freund hier werden uns begleiten. Ach, du mein Himmel! Ich darf nicht daran denken, daß er in dieser Gegend das Mannesalter erreichte, ohne auch nur einen Betsaal der Dissenters besuchen zu können!«

      »Nein, nein«, unterbrach ihn Lederstrumpf, »ich muß zurück zu meinem Wigwam; ich habe dort etwas zu tun, was nicht unterbleiben darf, und würde auch noch so viel von Euren Kirchensachen und Lustbarkeiten gesprochen. Der Junge da mag mit Ihnen gehen; er ist daran gewöhnt, mit Geistlichen zu verkehren und von solchen Dingen zu reden; das gleiche ist auch der Fall bei dem alten John, der zur Zeit des alten Kriegs von den Mährischen Brüdern bekehrt wurde. Aber ich bin nur ein einfacher, ungelehrter Mann, der seinerzeit