Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: James Fenimore Cooper
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788027209774
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als zwischen einem Stück Pfeifenerde und einem Flintenstein!«

      »Bleibt bei eurer Erzählung!« sprach der ungeduldige Heyward; »wir wissen nicht, wann die Huronen wieder kommen.«

      »Fürchtet nichts! Ein Beschwörer muß seine Zeit haben, so gut wie ein wandernder Priester in den Kolonien: wir werden so wenig unterbrochen, als ein Missionär am Beginn einer zweistündigen Rede, – Nun gut – Uncas und ich stießen auf eine heimkehrende Bande dieser Schelme: der Junge war viel zu vorschnell für einen Kundschafter; nun, was das betrifft, er hat einmal heißes Blut, und ich will ihn darob nicht so sehr tadeln; kurz einer der Huronen war eine Memme und brachte ihn fliehend in einen Hinterhalt.«

      »Und theuer hat er seine Schwäche bezahlt:«

      Der Kundschafter fuhr mit der Hand bezeichnend um seine Kehle, nickte, indem er sagte, »ich verstehe, was Ihr meint.« Hierauf fuhr er etwas lauter, wenn auch nicht verständlicher fort:

      »Nach dem Verlust des Jungen fiel ich auf die Huronen, wie Ihr wohl denken könnt. Es gab ein paar Scharmützel zwischen mir und einigen ihrer Wegelagerer; doch das wollte nicht viel heißen. Nachdem ich die Schelme angeschossen hatte, kam ich ohne weitere Störung nahe genug an ihre Hütten heran. Was konnte mir das Glück besser zuweisen, als mich an eine Stelle führen, wo einer der berühmtesten Beschwörer ihres Stammes sich, wie ich wohl sah, zu einem großen Strauß mit dem Satan anputzte. Doch warum soll ich Glück nennen, was nun als eine besondere Fügung der Vorsehung erscheint? Ein gut gezielter Schlag auf den Kopf streckte dem Schelm für eine Weile die Beine: ich ließ ihm zum Abendimbiß einen Wallnußknebel zwischen den Zähnen, um Lärm zu verhüten und hängte ihn dann zwischen zwei jungen Bäumen auf. Endlich zog ich ihm seinen Putz vom Leibe und übernahm selbst die Bärenrolle, damit die Operation nicht in’s Stocken gerieth.«

      »Und bewunderungswürdig habt Ihr den Charakter dargestellt; das Thier selbst wäre von eurer Vorstellung beschämt worden.«

      »Du mein Gott, Major!« versetzte der geschmeichelte Waidmann; »ich wäre für Einen, der so lang in der Wildniß seine Studien getrieben hat, ein armseliger Stümper, wenn ich nicht die Natur und die Bewegungen einer solchen Bestie inne hätte! War’s erst ein recht großer Panther oder eine wilde Katze gewesen, da hättet ihr sehen sollen, wie ich Euch ein Stückchen aufgeführt hätte, des Ansehens werth! Es will eben seine Heldenthat heißen, ein so dummes Thier nachzumachen; aber auch bei einem Bären kann man’s übertreiben. Ja, ja; nicht Jedermann weiß, wie viel leichter man die Natur übertreibt, als sie erreicht! – Aber wir haben noch Alles vor uns. Wo ist das Mädchen?«

      »Das weiß der Himmel; ich habe jede Hütte im Dorfe durchforscht, ohne die geringste Spur von ihrer Anwesenheit unter dem Stamme zu entdecken.«

      »Ihr hörtet doch den Sänger beim Fortgehen sagen: – Sie ist hier und erwartet euch!«

      »Ich mußte glauben, er habe das unglückliche Weib da gemeint.«

      »Der einfältige Mann hatte Angst und plumpte mit seiner Botschaft heraus; sicher lag mehr darin. Hier sind Wände genug, die ganze Dorfschaft getrennt unterzubringen. Ein Bär muß klettern können; ich will ‘mal hinüber spioniren, es sind vielleicht Honigtöpfe in diesen Felsen verborgen, und ich bin eine Bestie, die auf solche Süßigkeiten erpicht ist.« Der Kundschafter sah zurück, seinen eigenen Einfall belachend, während er unter beständigem Nachahmen der linkischen Bewegungen eines Bären die Scheidewand hinaufkletterte. Sobald er den Gipfel erreicht hatte, winkte er Heyward zu schweigen und glitt so schnell als thunlich wieder herab.

      »Sie ist hier!« flüsterte er: »und durch diese Thüre könnt Ihr zu ihr kommen. Gern hätt’ ich ein Wort des Trostes zu dem betrübten Kinde gesprochen; aber der Anblick eines solchen Ungeheuers hätte ihren Verstand gefährdet. Uebrigens – Major, Ihr seyd in eurer Malerei eben auch nicht der Einladendste.«

      Duncan, der bereits hastig vorgeeilt war, zog sich bei dieser entmuthigenden Rede alsbald wieder zurück. »Seh’ ich denn wirklich so abstoßend aus?« fragte er ärgerlich.

      »Ihr würdet damit keinen Wolf schrecken, noch ein Regiment der königlichen Amerikaner vom Angriffe abhalten, aber ich weiß eine Zeit, wo Ihr besser in die Augen fielet. Solche gestreifte Gesichter stehen den Squaws wohl an, aber Mädchen von weißem Blute ziehen ihre eigene Farbe vor,«

      »Seht,« fügte er hinzu, auf eine Stelle weisend, wo das Wasser aus einem Felsen rieselte, ein kleines Krystallbecken bildend, ehe es einen Ausfluß durch die nahen Felsenspalten fand; »da werdet Ihr leicht des Sagamoren Tünche los, und wenn Ihr zurückkommt, will ich meine Kunst zu einem neuen Schmuck versuchen. Es ist so gewöhnlich bei einem Beschwörer, daß er die Malerei wechselt als wenn ein Windbeutel in den Colonien seinen Putz ändert.«

      Der besonnene Waidmann konnte nicht viel Argumente suchen, um seinem Rathe Nachdruck zu geben. Er hatte noch nicht ausgesprochen, als Duncan sich bereits das Wasser zu Nutze machte. In einem Augenblick war jeder schreckhafte oder zurückstoßende Zug verwischt, und der junge Mann erschien wieder in der Gesichtsbildung, mit welcher ihn die Natur begabt hatte. So zu dem Besuche bei seiner Geliebten vorbereitet, nahm er hastig Abschied von seinem Begleiter und verschwand durch den bezeichneten Gang. Der Kundschafter sah sein Weggehen mit Wohlgefallen, nickte freundlich mit dem Kopfe und murmelte seine besten Wünsche, worauf er mit aller Kaltblütigkeit die Speisekammer der Huronen untersuchte, da die Höhle unter Anderem dazu diente, den Ertrag der Jagden aufzubewahren.

      Duncan hatte keinen andern Führer als ein entferntes flimmerndes Licht, das dem Liebenden jedoch den Dienst des Polarsterns vertrat und ihm in den Hafen seiner Hoffnungen einlaufen half. Dieser war nur eine andere Abtheilung der Höhle, einzig zum Gewahrsam einer so wichtigen Gefangenen, wie die Tochter des Commandanten von William Henry war, in Stand gesetzt. Der Raum war voll von zerstreuter Beute aus der unglücklichen Festung. Mitten unter diesem Chaos fand er sie, die er suchte, bleich, ängstlich, erschrocken, aber immer liebenswürdig. David hatte sie auf einen solchen Besuch vorbereitet.

      »Duncan!« rief sie mit einer Stimme, die über ihrem eigenen Klange zu zittern schien.

      »Alice!« antwortete er, sorglos über Koffer, Kistchen, Waffen und Hausgeräthe hinwegspringend, bis er an ihrer Seite stand.

      »Ich wußte, daß Sie mich nie verlassen würden,« sprach sie, zu ihm aufblickend, während eine flüchtige Röthe über ihr bekümmertes Antlitz lief. »Aber Sie sind allein! So dankenswerth es ist, in solchem Andenken zu stehen, so wünschte ich doch, Sie wären nicht ganz allein.«

      Duncan, welcher sah, daß sie zitterte und nicht länger im Stande war, aufrecht zu bleiben, nöthigte sie sanft zum Sitzen und erzählte ihr die Hauptbegebnisse, die wir bereits zu schildern hatten. Alice horchte mit athemloser Aufmerksamkeit, und obgleich der junge Mann der Sorge des niedergebeugten Vaters nur leicht erwähnte, doch immer so, daß er die Selbstschätzung seiner Zuhörerin nicht verletzte, so rannen doch die Thränen so reichlich über die Wangen der Tochter, als ob sie noch nie zuvor geweint hätte. Die besänftigende Zärtlichkeit Duncan’s stillte jedoch bald den ersten Ausbruch ihres Schmerzes und sie hörte ihm mit ungetheilter Aufmerksamkeit, wenn nicht mit Fassung zu, bis er mit seiner Erzählung zu Ende war.

      »Und jetzt, Alice,« fügte er hinzu, »werden Sie sehen, wie viel wir noch von Ihnen erwarten müssen. Mit Hülfe unseres erfahrenen und unschätzbaren Freundes, des Kundschafters, könnte es möglich werden, den Händen dieses wilden Volkes uns zu entziehen. Sie werden aber alle Ihre Seelenstärke aufbieten müssen: bedenken Sie, daß Sie den Armen Ihres ehrwürdigen Vaters zueilen, und wie sehr sein und Ihr Glück von Ihren Anstrengungen abhängt.«

      »Kann ich anders für einen Vater handeln, der so viel für mich gethan hat?«

      »Und auch für mich,« fiel der Jüngling ein, ihre Hand, die er zwischen den seinigen hielt, sanft drückend.

      Der Blick der Unschuld und Ueberraschung, der aus ihrem Auge auf Heyward fiel, sagte diesem, daß er sich deutlicher erklären müsse.

      »Hier ist weder Ort noch Zeit, Sie mit selbstischen Wünschen bekannt zu machen,« fügte er hinzu, »aber welches