Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: James Fenimore Cooper
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788027209774
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Richter bereits empor hielt. Als die Waffe ihm langsam in das Herz drang, lächelte er sogar, als freue er sich, den Tod nicht so furchtbar zu finden, als er erwartet hatte, und fiel in schwerem Falle auf sein Gesicht zu den Füßen des starren und unbeugsamen Uncas nieder.

      Die Squaw erhob ein lautes, klägliches Geheul, stieß die Fackel auf die Erde, und begrub Alles umher in tiefe Finsterniß. Die ganze schaudernde Gruppe der Zuschauer eilte gleich aufgeschreckten Geistern aus dem Hause; und Duncan glaubte sich mit dem noch zuckenden Schlachtopfer eines indianischen Richterspruchs allein in demselben zurückgelassen.

       Inhaltsverzeichnis

      Der Weise sprach’, alsbald der Fürsten Rath

       Sich auflöst’, ihrem Haupte zu gehorchen.

      Pope’s Iliate.

      Ein einziger Augenblick überzeugte den Jüngling, daß er sich getäuscht hatte. Eine Hand legte sich mit kräftigem Druck auf seinen Arm, und Uncas’ leise Stimme flüsterte ihm in das Ohr:

      »Die Huronen sind Hunde. Vor dem Anblick des Blutes eines Feigen erzittert ein Krieger nicht. Das ›graue Haupt‹ und der Sagamore sind in Sicherheit, und Hawk-eye’s Büchse schläft nicht. Geh – Uncas und die ›offene Hand‹ sind sich jetzt fremd. Es ist genug!«

      Heyward hätte gerne noch mehr gehört, aber ein sanfter Druck des Freundes schob ihn nach der Thüre hin und mahnte ihn an die Gefahr, die mit einer Entdeckung ihres Verkehres verbunden seyn müßte. Langsam und widerstrebend fügte er sich in die Nothwendigkeit, verließ die Hütte und trat unter die Menge, welche in der Nähe verweilte. Die erlöschenden Feuer der Lichtung warfen ein düsteres, ungewisses Licht auf die dunkeln Gestalten, welche stillschweigend hin und her schritten; von Zeit zu Zeit drang ein hellerer Schein, stärker als gewöhnlich, in die Hütte, und ließ Uncas’ Gestalt immer noch in derselben aufrechten Stellung, neben ihm die Leiche des Huronen, erblicken.

      Ein Trupp Krieger traten wieder herein und trugen jene leblosen Ueberreste in den benachbarten Wald. Nach diesem Auftritte wanderte Duncan, unbefragt und unbeachtet, den Wohnungen entlang, bemüht, eine Spur von ihr aufzufinden, für welche er sich in solche Gefahr begeben hatte. Bei der jetzigen Stimmung der Wilden wäre es ihm leicht gewesen, zu entfliehen und seine Freunde wieder zu finden, hätte ihm ein solcher Gedanke kommen können. Aber außer der nimmer ruhenden Angst um Alice hielt ihn auch die neue, wenn gleich minder quälende Sorge um Uncas an dem Orte fest. Er streifte daher von Hütte zu Hütte weiter, doch immer nur um neuer Täuschung auf seine suchenden Blicke zu begegnen, bis er im ganzen Dorfe die Runde gemacht hatte. Endlich gab er eine Nachforschung auf, die so fruchtlos blieb, und kehrte nach der Berathungshütte zurück, entschlossen David aufzusuchen und zu befragen, um seinen Zweifeln ein Ende zu machen. Als Duncan das Gebäude erreicht hatte, das Gerichtsstätte und Hinrichtungsort zumal geworden, fand er, daß die Aufregung bereits verschwunden war. Die Krieger hatten sich wieder versammelt und rauchten ruhig ihre Pfeifen, während sie sich über die Hauptvorfälle auf ihrem letzten Zuge nach der Quelle des Horican ernsthaft unterhielten. Obgleich Duncan’s Rückkehr sie an seinen vorgeblichen Stand und die verdächtigen Umstände seines Besuchs erinnern mußte, so blieb sie doch ohne sichtbaren Eindruck. Ja die kaum entschwundene schreckliche Scene begünstigte sogar seine Zwecke, und er durfte nur in sein Inneres blicken, um sich von der Nothwendigkeit einer schnellen Benützung dieses unerwarteten Vortheils zu überzeugen.

      Ohne sichtbare Zögerung trat er in die Hütte, und nahm seinen Sitz mit einem Ernste ein, der zu dem Benehmen seiner Gastfreunde ungemein gut stimmte. Ein flüchtiger, aber forschender Blick genügte ihm darzuthun, daß Uncas an seinem früheren Platze geblieben war, David aber nicht wieder erschienen sey. Jener war keiner andern Bewachung unterworfen, als den aufmerksamen Blicken eines jungen Huronen, der ihm zur Seite stand. Ein bewaffneter Krieger lehnte überdies an dem Pfosten, der eine Seite des engen Thorweges bildete. In jeder andern Hinsicht schien der Gefangene frei zu seyn, nur war er von aller Theilnahme an der Unterhaltung ausgeschlossen, und glich mehr einer schön geformten Bildsäule, als einem Manne, der Leben und Willen in sich trug. Heyward hatte vor zu kurzer Zeit ein schreckliches Beispiel von dem schnellen Strafverfahren eines Volkes erlebt, in dessen Hände er gegeben war, um sich durch übertriebene Keckheit einer Gefahr auszusetzen. Er hätte daher gerne statt aller Unterhaltung in schweigendem Nachsinnen verharrt, da eine Entdeckung seines wahren Charakters so augenblicklich verderblich für ihn hätte werden können. Zum Unglück aber für diesen klugen Entschluß schienen die Anwesenden anders gestimmt. Er hatte den Platz noch nicht lange inne, den er klüglich etwas im Schatten eingenommen hatte, als ein zweiter älterer Krieger, der französisch sprach, sich an ihn wandte.

      »Mein Canadavater vergißt seine Kinder nicht,« sagte der Häuptling, »ich danke ihm. Ein böser Geist lebt in der Frau eines meiner jungen Männer. Kann der kundige Fremde ihn hinwegschrecken?«

      Heyward besaß einige Kenntniß von den Gaukeleien, die unter den Indianern gegen vermeintliches Besessenseyn im Schwange waren. Er sah mit einem Blicke, daß dieser Umstand vielleicht für seine eigenen Zwecke ausgebeutet werden könne, und es hätte ihm daher eben jetzt Wohl nicht leicht ein erwünschterer Vorschlag gemacht werden können. Da er aber von der Nothwendigkeit überzeugt war, die Würde seines vorgeblichen Charakters zu bewahren, so unterdrückte er seine Gefühle und antwortete in einem entsprechend geheimnißvollen Tone: »Der Geister sind verschiedene: die einen weichen der Macht der Weisheit, die andern sind zu mächtig für sie.«

      »Mein Bruder ist ein großer Arzt,« sprach der schlaue Wilde, »will er es versuchen?«

      Eine Geberde der Zustimmung war die Antwort. Der Hurone war mit der Zusage zufrieden, nahm seine Pfeife wieder auf und wartete auf einen schicklichen Augenblick zum Aufbruch. Der ungeduldige Heyward verwünschte innerlich die ruhige Sitte der Wilden, die dem Scheine so viel Opfer brachte, nahm aber klüglich dieselbe Gleichgültigkeit, wie der Häuptling an, der wirklich ein naher Verwandter der gequälten Frau war. Minute um Minute schwand, und der Aufschub dünkte den angehenden Charlatan stundenlang, da setzte endlich der Hurone seine Pfeife bei Seite und zog seinen Mantel über die Brust, als sey er im Begriff, ihn nach der Wohnung der Kranken zu führen. In diesem Augenblicke aber verdunkelte die mächtige Gestalt eines Kriegers das Licht des Thorwegs, und setzte sich, stillschweigend durch die aufmerksame Gruppe hinschreitend, auf das andere Ende des niederen Haufens Gestrüpp, welcher Duncan trug. Dieser warf einen ungeduldigen Blick auf seinen Nachbar, und ein unwillkürlicher Schauder überlief ihn, als er sich in so unmittelbarer Berührung mit Magua fand.

      Die plötzliche Rückkehr dieses arglistigen und gefürchteten Häuptlings ließ den Huronen seinen Weg aufschieben. Mehrere Pfeifen, die bereits ausgelöscht waren, wurden wieder angezündet, während der neue Ankömmling, ohne ein Wort zu sprechen, seinen Tomahawk aus dem Gürtel zog, den Kopf an dem oberen Ende desselben füllte und die Dünste des Krautes durch den hohlen Schaft mit einer Gleichgültigkeit einsog, als wäre er nicht zwei ermüdende Tage auf einer langen und anstrengenden Jagd ausgewesen. Zehn Minuten, welche Duncan eben so viele Menschenalter schienen, mochten auf diese Weise verflossen seyn, und sämmtliche Krieger waren in eine weiße Rauchwolke eingehüllt, ehe einer von ihnen sprach.

      »Willkommen!« rief endlich einer, »hat mein Freund das Mußthier gefunden?«

      »Die jungen Krieger schwanken unter ihren Lasten,« versetzte Magua, »das schwankende Rohr gehe auf den Jagdpfad; er wird sie treffen.«

      Eine tiefe, feierliche Stille folgte dem Klange des verbotenen Namens. Die Pfeife fiel aus jedes Mund, als ob Alle im nämlichen Augenblicke etwas Unreines eingesogen hätten. Der Rauch wirbelte in kleinen Säulen über ihre Köpfe empor und zog sich schneckenförmig und schnell durch die Oeffnung am Dache der Hütte, den Platz unter sich von seinem Dunste reinigend, so daß die dunkeln Gesichter zumal wieder deutlich sichtbar wurden. Die Blicke der meisten Krieger waren auf die Erde geheftet, und nur wenige Jüngere, minder Begabte in der Versammlung ließen ihre wilden, blitzenden Augäpfel auf einen Greis mit weißen Haaren rollen, der zwischen zwei der