Monsieur Violet's Reisen und Abenteuer in Californien, Sonora und dem Westen von Texas. Фредерик Марриет. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Фредерик Марриет
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788711447680
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Halbblut. Kaum wird man anderswo solche Scenen von Niederträchtigkeit und Laster finden; der härteste Despotismus führt seine Geissel, und der höchste Grad von Unsittlichkeit steht in einem erbaulichen Einklange mit Schmutz und Trunkenheit.

      Die Bedeutung des Handels von Santa Fé ist sehr übertrieben worden. Die Stadt war früher der gelegenste Punkt, nach welchem, von den amerikanischen Staaten aus, Güter zu Land ver führt werden konnten; dies verhält sich jedoch seit der Colonisation von Texas anders. Demgemäss hat auch der Gewinn des dortigen Verkehrs bedeutend abgenommen. Die Reise von St. Louis am Missouri ist sehr langweilig, da sie an zwölfhundet Meilen beträgt und noch obendrein in Santa Fé kein Ende hat, sondern noch weiter nach Chihuahua fährt. In Vergleichung mit dem, was an der Küste bezahlt werden muss, kommen die Güter unter leichtem Zoll in’s Land, da jeder Frachtwagen, was immer sein Inhalt seyn mag, nur mit fünfhundert Dollars belastet ist, und dieses Privilegium hebt noch einigermassen den Handel. Der eigentliche Markt beginnt jedoch erst zu Chihuahua, denn weiter nördlich trifft der Reisende auf nichts, als auf den tiefsten moralischen und physischen Verfall.

      Natürlich entschwand uns die Zeit sehr langweilig, denn die Halbzucht war zu dumm, als dass man sich hätte mit ihr unterhalten können, und die Yankeehändler lebten in einem beharrlichen Branntweintaumel. Wäre Gabriel nicht in der Umgegend bekannt gewesen, so hätten wir unvermeidlich vor langer Weile sterben müssen, so aber machten wir einige Ausflüge zu den Rocheros oder Viehzüchtern, besuchten mehrere Indianerstämme, mit welchen wir jagten, und sahen mit Ungeduld der Zeit entgegen, bis eine Caravane nach dem Westen abging. Eines Tages hatte ich ein ziemlich ernsthaftes Abenteuer. Roche und Gabriel waren auf der Bärenjagd. Aus Ermüdung war ich in einem Rancho zurückgeblieben, wo ich mich vor einigen Tagen vergnügt hatte; Nachmittags aber bekam ich Appetit zu Fisch, und da man mir sagte, drei oder vier Meilen weit unten befinde sich ein Flüsslein voll schöner Barsche, so zog ich mit meiner Büchse und Angelruthe aus. Ich fand die Stelle bald auf und spähete nach einigen Vögeln oder Eichhörnchen, deren Fleisch ich als Köder benützen könnte. Während ich, die Büchse in der Hand, an der Seite des Flusses hinging und auf die Baumzweige Acht hatte, fühlte ich plötzlich ein Kratzen an meinen Beinen und Moccassins und als ich niederblickte, bemerkte ich ein kleines Pantherkätzchen, das um meine Füsse spielte und mich einlud, an seiner Belustigung Theil zu nehmen. Es war ein schönes Thierchen und kaum grösser als eine Hauskatze. Ich setzte mich nieder, legte die Büchse über mein Knie und streichelte das Thier eine Weile, bis es nachgerade sehr zutraulich wurde; auch war ich schon im Begriffe, es mit mir zu nehmen, als ich hinter mir ein lautes wohlbekanntes Gebrüll hörte, worauf ein dunkler, schwerer Körper über meinen Kopf wegsetzte, da das kleine Ding ein wenig von mir zurückgewichen war. Es war ein ausgewachsener Panther, die Mutter des Jungen, an die ich bisher keinen Augenblick gedacht hatte.

      Ich stand alsbald auf. Die Bestie, welche ihren Sprung verfehlt hatte, war zwölf Fuss vor mir niedergefallen. Sie duckte sich, peitschte die Erde mit ihrem langen Schweife und blickte mich wild an. Unsere Augen begegneten sich, und ich gestehe, dass mir aller Muth zu entsinken begann. Ich hatte allerdings meine Büchse, aber die mindeste Bewegung, um sie anzulegen, würde dem Thiere als Signal zum Sprunge gedient haben. Endlich kroch es noch immer geduckt zurück und erweiterte die Entfernung um etwa dreissig Fuss, dann machte es einen Kreis um mich, ohne seine Augen von meinem Gesichte zu verwenden, denn das Junge spielte noch immer zu meinen Füssen. Hätte das kleine Thier zwischen mir und der Mutter gelegen, so zweifle ich nicht, dass sie es genommen und damit fortgelaufen wäre. So aber fühlte ich mich in einer höchst seltsamen Lage. Fliehen konnte ich nicht, und der Panther war nicht geneigt, sein Junges zurückzulassen, sondern umkreiste mich fortwährend, und ich drehte mich gleichfalls, die Mündung der Büchse gegen die Bestie hinhaltend.

      Mittlerweile erhob ich, ohne die Augen von dem Thiere zu verwenden, Zoll um Zoll mein Gewehr, bis der Schaft meine Schulter erreicht hatte; ich nahm mein Absehen und hielt den Athem an. Das Junge machte einen Sprung, bei dem es sich verletzte, und maute; die Mutter antwortete mit einem zornigen Geheul und war eben im Begriffe, auf mich loszuspringen, als ich abdrückte; sie taumelte zurück und war auf der Stelle todt. Meine Kugel war ihr unter dem linken Auge eingedrungen, hatte den Schädel durchbohrt und einen Theil des Gehirns mit hinausgenommen.

      Es war ein schreckliches Thier; hätte ich es gefehlt, so würde mich ein einziger Streich seiner Pfote zu Brei zermalmt haben. Sogar im Tode noch erfüllte mich die Bestie mit Entsetzen, denn sie lag da, die Klauen ausgereckt, als wollte sie ihre Beute erfassen, während ihr die blutende Zunge zum Rachen heraushing. Ich zog ihr die Haut ab, hängte sie an einen Baum, nahm das Junge auf und eilte nach Hause, denn der Fischappetit war mir für den Abend vergangen.

      Eine Woche später langte eine Compagnie Händler von St. Louis an. Sie waren von den Indianern angegriffen worden und boten einen kläglichen Anblick. Während ihrer Reise hatten sie einmal sechs Tage nichts zu essen gehabt und mit welkem Grase vorlieb nehmen müssen. Es wird hier am Orte seyn, mit einigen Worten den Ursprung dieser Binnenland-Handelszüge und die Gefahren zu berühren, von welchen sie bedroht sind.

      Im Jahre 1807 that Kapitän Pike, der von einer Untersuchungsreise in das Innere des amerikanischen Festlands zurückkehrte, den Kaufleuten der Vereinigten Staaten zu wissen, dass sie einen sehr einträglichen Verkehr mit den Centralprovinzen des nördlichen Mexiko herstellen könnten, weshalb 1812 eine kleine Abtheilung von Abenteurern, nicht über ein Dutzend, unter denen sich Miller Knight, Chambers, und Beard befanden, mit einer kleinen Waarenpartie den mühsamen Zug von St. Louis nach Santa Fé unternahmen.

      Nun gehörte es von jeher zu der Politik der Spanier, Fremde nicht in das Innere ihrer Colonieen eindringen zu lassen. Da obendrein um diese Periode Mexiko im Aufstande begriffen war, so wurden Fremde, namentlich Amerikaner, mit um so grösserem Misstrauen betrachtet. Die gedachten Kaufleute wurden deshalb ergriffen, ihre Güter konfiscirt, sie selbst aber in die Gefängnisse von Chihuahua eingeschlossen, wo sie mehrere Jahre eine sehr grausame Behandlung erlitten. Im Frühlinge des Jahres 1821 kehrte Chambers mit den übrigen Gefangenen nach den Vereinigten Staaten zurück, und bald nachher wurde der Handel auf gedachtem Wege gesetzlich. Die Berichte der ersten Abenteurer veranlassten einen Kapitän Glenn von Cincinnati, sich ihnen zu einer Handelsunternehmung anzuschliessen, und nun brach abermals eine zwanzig Mann starke Caravane nach Santa Fé auf. Sie suchten einen kürzeren Weg, um auf den Arkansasfluss zu treffen; aber ihr Unternehmen schlug fehl, denn statt von der Gabel des Canadianstromes aufwärts zu fahren, gingen sie schon an’s Land, wo der Hauptfluss den Missouriweg schneidet.

      In dieser schrecklichen Gegend, die sich bis zum Cimaronfluss ausdehnt, gibt es keinen Tropfen Wasser, und sie hatten alle Plagen des Durstes durchzumachen. Um ihre vertrockneten Lippen anzufeuchten, mussten sie ihre Hunde tödten und ihren Maulthieren zur Ader lassen. Dennoch ging Niemand von der Gesellschaft zu Grunde; aber ganz entmuthigt, wechselten sie ihre Richtung und kehrten bis zum nächsten Punkte des Arkansasflusses zurück, wo sie wenigstens Wasser im Ueberfluss haben konnten. Mittlerweile waren ihre Lastthiere so erschöpft geworden, dass sie keine Dienste mehr leisten konnten. Die Güter wurden daher verscharrt, und sie langten ohne weite Beschwerlichkeit in Santa Fé an, wo sie sich andere Maulthiere verschafften und zu ihrer Cachette zurückkehrten.

      Viele Leser wissen vielleicht nicht, wie die Händler ihre Ladung, ihre Waffen, und sogar ihren Mundvorrath verbergen. Dies geschieht durch eine grosse krugförmige Aushöhlung der Erde, in welcher die Gegenstände niedergelegt werden. Der Boden der Cachette wird zuerst mit Holz und Leinwand bedeckt, um eine allenfallsige Verderbniss durch Feuchtigkeit zu verhindern. Beim Cachayen (ein canadischer Ausdruck) besteht die Hauptsache darin, dass man keine Spur zurücklässt, welche den Indianern zum Leitfaden dienen könnte. Um dies zu bewerkstelligen, nimmt man die Erde in Decken mit sich fort und wirft sie in grosser Entfernung ab. Der Platz, der in der Regel für eine Cachette gewählt wird, ist eine Anhöhe in der Prairie, hoch genug, um gegen Ueberschwemmung gesichert zu seyn, und die dabei genommenen Massregeln sind so vortrefflich, dass die Händler selten etwas von ihren verlorenen Gütern verlieren, sey es nun durch die Indianer, oder durch den Wechsel des Klimas und die Erdfeuchtigkeit.

      Schon im Frühling 1820 zog von Franklin im Westen des Missouri aus eine Gesellschaft, die zwölf mit Gütern beladene Maulthiere bei sich hatte, nach Santa Fé. Sie kreuzten Prairieen, die noch nie der Fuss eines Weissen betreten hatte, ohne