Die Droste - Biografie von Annette von Droste-Hülshoff. Utta Keppler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Utta Keppler
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9788711730508
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Abneigung des Altadels gegen geistige, musische (und dabei gefürchtete) Disziplinlosigkeit steckte, wie sie seit langverschollener Zeit dem kämpferischen Ritterwesen gegenüber dem geistigen, geistlichen Stand eigen war, wurde der Mutter nicht bewußt.

      Die hockenden Buchstabenknechte in den Klöstern, denen, weil sie lesen und schreiben konnten, Bildung und Gelehrsamkeit anvertraut waren, empfand man als die gegebenen Kontrastfiguren des Herrn, des Kriegers, des beweglich Einsatzfrohen, Mutigen; sie waren untergeordnete Dienstleute, die allenfalls Tradition aufschrieben und festhielten, aber nicht aus eigener Kraft schufen.

      Freilich waren inzwischen die Uradeligen belesene, gebildete Leute.

      Doch gab es auch solche, die sich »ritterbürtig« dünkten, ohne es eigentlich zu sein, solche, die ihre Vornehmheit durch Geist zu ersetzen glaubten, den sie besser Geistreichelei genannt hätten. –

      Adelig war die Frau von Bornstedt, von der nichts anderes zu erwarten war, als daß sie sich irgendwann einmal an Annette heranmachte und sich an ihrer »Dichterei« – wie sie sagte – zu wetzen versuchte. – Eine im Grunde törichte, unbedeutende Person, die mit ihrer Beckmesserei und ohne Gefühl für Echtheit das allgemeine Urteil in den Kränzchen und Teezirkeln bestimmte und die mit ihrem Genörgel der Frau von Droste keine Ruhe ließ, ehe sie nicht noch einmal und diesmal durch die Mehrheit, ihr Urteil bestätigt sah, ihr Urteil, daß Annette ein unlogisches, willkürliches, verschwommenes Gebilde für Dichtung ausgebe, und daß sie besser schwiege.

      Annette schwieg ohnehin. Sie bat die Mama, nie mehr irgendeins ihrer Gedichte öffentlich preiszugeben, sie nahm ihr bitter übel, daß sie das schon Schlüter gegenüber ohne ihre Zustimmung getan hatte, aber sie war töchterlich-gehorsam genug, um auch diese Bitten nur schüchtern und angedeutet zu äußern.

      Frau von Droste verstand bei aller liebevollen Einsicht nicht allzuviel von den Versen ihrer Tochter, nichts schwang da mit, nichts blieb als untilgbare Melodie in ihren Ohren, nichts als unvergängliche Erschütterung, als Erkenntnis, als Signum für das Bedrohend-Ungenannte in ihrem Sinn, so scharf ihr Verstand, so hell ihre Logik auch waren. – Ihr fehlte die Melodie, das Sensorium, das schlafend als Empfindung in ihres Mannes skurrilen Spielereien lebte.

      Annette verlangte nach Widerhall, nach Antwort und Kritik. Aber das »Walter-Epos«, ihr erstes größeres Werk, ein Rittergedicht, das sie 1812 verfaßte, war von Schlüter abgetan worden. Sie verlangte nach der Zustimmung der verehrten Mama, aber die gab sie nur halbherzig. Ihr war nicht wohl bei den ekstatischen Aufschwüngen, den brennenden Augen der vorlesenden Tochter.

      Annette selber fand schließlich einen Weg für ihr unstillbares Verlangen: In Bökendorf lebte die Stiefgroßmutter, die man in den Dörfern eine Heilige nannte, und die ihre große Kinderschar mit einer immer gelassenen Zuversicht regierte, die sie aus ihrer starken Frömmigkeit zog.

      Da ihre jüngeren Kinder im Alter der Hülshoffschen waren, las sie auch Annette aus der Bibel vor, und ihre ehrfürchtige Gläubigkeit machte der empfänglichen Annette tiefen Eindruck.

      Diese Großmutter von Haxthausen, Maria Anna, wies das Mädchen auf ein Thema hin, das es beschwingte: Annette sollte das »Geistliche Jahr« in Versen verklärend beschreiben, alle Kirchenfeste und das Erleben der Gläubigen schildern, ein großes Epos oder einen ausgedehnten Gedichtzyklus gestalten.

      Annette verehrte die Großmutter herzlich. Ihr Anliegen nahm sie willig auf und begann, das Kirchenjahr in Versen auszudeuten. – Und diese Verse endlich erschlossen Schlüter den Weg zu Annettes Dichtertum.

      Erwacht! der Zeitenzeiger hat

      Auf die Minute sich gestellt;

      Dem rostigen Getriebe matt

      Ein neues Rad ist zugesellt;

      Die Glocke bebt, der Hammer fällt.

      Wie den Soldaten auf der Wacht

      Die Ronde schreckt aus dumpfer Ruh’,

      So durch gewitterschwüle Nacht

      Ruft uns die Glockenstimme zu:

      Wie nennst du dich? Wer bist denn du?

      Ist es ein schwacher Posten auch,

      Auf den mich deine Hand gestellt:

      So ward mir doch des Wortes Hauch,

      das furchtlos wandelt durch die Welt,

      Ob draus es dunkelt oder hellt.

      Der Weckruf, den Annette in diesen Versen gestaltet und der sie so mächtig getroffen hatte wie er den erstaunten, erschütterten Schlüter berührte, kam aus ihrem Innern, ihrem religiösen Leben, dem Schlüter mehr und mehr aufhelfen wollte; er sah in solcher Hilfe die Rettung für ihre Unruhe, für ihr Genie, das ihm immer deutlicher aufging, und zugleich einen Weg im Sinn ihrer frommen Mama.

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