Der neue Sonnenwinkel Box 11 – Familienroman. Michaela Dornberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Sonnenwinkel Box
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740977429
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      »Ich glaube, ich werde für meine Mutter auch einen Blumenstrauß kaufen«, sagte Inge aus ihren Gedanken heraus, »ich weiß, womit ich sie glücklich machen kann.«

      »Eine gute Idee«, rief Rosmarie, »den hat Teresa verdient. Schade, dass es auf dem Merkt nicht ein Café gibt, in das man sich jetzt setzen könnte.«

      Eine Marktbesucherin hatte es mitbekommen.

      »Wenn Sie keine zu hohen Ansprüche stellen, es gibt jetzt tatsächlich etwas, ein Stückchen hinter dem Blumenstand gibt es immerhin einen Stand mit ein paar Tischen und Stühlen, sogar für schlechtes Wetter mit Überdachung. Dort bekommt man einen erstaunlich guten Kaffee und Crêpes, die auf der Zunge zergehen. Es ist für unseren Markt wirklich eine große Bereicherung.«

      Rosmarie bedankte sich, schaute Inge an.

      »Und …, was sagst du dazu?«

      Inge lachte. »Welche Frage, wir gehen hin.«

      Es dauerte nicht lange, da saßen sie an einem kleinen Bistrotisch und waren froh, überhaupt einen Platz bekommen zu haben. Das eigentlich nur, weil gerade jemand aufgestanden war.

      Sie bestellten jeweils einen großen Milchkaffee, mit den Crêpes warteten sie, weil sie sich ausrechnen konnten, wie lange es dauern würde, ehe sie an der Reihe waren. Auch wenn es nett war, das Wetter traumschön, so hatten sie doch keine Lust, stundenlang zu warten. Alles war neu, deswegen war der Andrang groß, mit der Zeit würde es sich normalisieren, und auf diese Crêpes, die wirklich sehr gut aussahen, waren sie nicht unbedingt heiß, Inge machte welche, die ganz hervorragend waren, und die von Meta waren ebenfalls köstlich. Aber zwischendurch einen Kaffee zu trinken, zu plaudern, das war eine angenehme Unterbrechung, und das genossen Inge und Rosmarie jetzt. Sie hatten sich immer etwas zu erzählen. Inge erzählte von Jörgs Besuch, das konnte sie mittlerweile unbefangen tun, denn Rosmarie mochte ihren Ex-Schwiegersohn noch immer, und weil Stella sich so unmöglich verhielt, freute sie sich über Jörgs neues Glück. Von dem Verkauf der Villa, in der Berthold von Ahnefeld und Angela von Bergen leben wollten, hatte sie gehört. Es war kein Wunder, so etwas sprach sich in Windeseile herum. Doch sie wusste nicht, dass Berthold nach Kenia gehen würde, um dort, wo das Schicksal ihn so hart getroffen hatte, zu leben.

      »Inge, findest du, dass das eine gute Idee ist?«

      »Nein, Rosmarie, doch wie sagt Mama immer so schön? Jeder hat für alles seine Gründe. Er ist erwachsen, weiß, was er tut. Bedauerlich ist, dass Angela und Berthold sich getrennt haben, dass seine Vergangenheit die Oberhand gewonnen hat, dabei sah anfangs alles so gut aus, hatte es den Anschein, als habe er alles überwunden.«

      Rosmarie trank etwas von ihrem wirklich köstlichen Milchkaffee, stellte die Tasse wieder ab.

      »Ich kann verstehen, dass Angela sich von ihm getrennt hat. Sie hat kein Land in Sicht gesehen, und immer nur drittes Rad am Wagen zu sein, das hat sie nicht verdient. Sie ist ein so wundervoller Mensch, wenn, dann muss ihr das Herz eines Mannes ganz gehören, nicht nur ein Stückchen.«

      Dem stimmte Inge sofort zu.

      »Berthold weiß das auch, und er leidet sehr darunter, dass Angela die Reißleine gezogen und ihn verlassen hat. Doch niemand kann über seinen Schatten springen. Es ist auf jeden Fall besser, vorher einen Schlussstrich zu ziehen als eine laue Beziehung zu führen, in der immer ein bisschen fehlt, ein bisschen, das übermächtig wird, weil man es mit Wünschen befrachtet, die vielleicht nicht einmal der Realität entsprechen. Ja, ja, es ist schon seltsam mit den menschlichen Beziehungen.«

      »Wem sagst du das«, pflichtete Rosmarie sofort bei, »doch manchmal lohnt es sich, nicht direkt die Flinte ins Korn zu werfen, sieh mal, was aus mir und meinem Heinz geworden ist, ein glückliches Paar, nicht mehr eine funktionierende Gemeinschaft wie in all den früheren Jahren.«

      »Rosmarie, das kannst du nicht vergleichen, als du Heinz geheiratet hast, wusstest du, was du wolltest, Rosmarie, einen Mann, der sehr viel Geld besaß, weil du gut versorgt sein wolltest. Du mochtest Heinz, bei ihm war es ähnlich, vermute ich. Auf jeden Fall konnte er dir das Leben bieten, von dem du immer geträumt hast, ihr seid ein gutes Team gewesen, ganz tief in seinem Herzen war da noch immer die Liebe zu seiner großen Liebe Adrienne Raymond, Ceciles Mutter. Euer Arrangement hat ja auch viele Jahre lang geklappt, ihr wusstet, was ihr aneinander hattet. So oder ähnlich hast du es mir erzählt.«

      Rosmarie bestätigte es, fügte hinzu: »Irgendwann reichte es nicht mehr, zumal ich, wie du weißt, mich sehr verändert hatte. Wir standen kurz vor der Trennung, tja, und dann kam unsere spontane, denkwürdige Reise mit einem gemieteten Geländewagen und einem gemieteten Campinganhänger …«, sie hielt inne, versank in ihre Erinnerungen, Rosmarie lächelte glücklich. »Was für viele Menschen ein Grund ist, sich nach einer derart abenteuerlichen Reise auf engstem Raum zu trennen, hat für Heinz und mich die Wende zum Guten gebracht. Wir entdeckten unsere Gefühle füreinander. Uns haben die Enge, die Einfachheit nicht getrennt, sondern all das hat uns einander nähergebracht, wir funktionieren nicht mehr wie eine gut geölte Maschine, sondern wir werden von unserer spät entdeckten Liebe getragen.«

      Inge kannte das alles, doch sie konnte es immer wieder hören, Frauen waren halt emotional und konnten von Liebesgeschichten einfach nicht genug bekommen.

      Jetzt bestellten sie sich doch Crêpes, weil Rosmarie entdeckt hatte, dass der Ansturm vorbei war. Freilich hatten sie auch nicht damit gerechnet, so lange hier zu verweilen, aber wenn man erst einmal anfing zu sprechen, da kam man sehr schnell vom Hölzchen aufs Stöckchen.

      Und Kaffee brauchten sie ebenfalls.

      Bis die Crêpes serviert wurden, erwähnte Inge rasch noch die zweite Reise im Luxuswohnmobil, das sich die Rückerts mittlerweile angeschafft hatten.

      »Und diese Reise war ja nun leider nicht der Hit, Rosmarie, doch ich bin froh, dass ihr nicht direkt die Flinte ins Korn geworfen und alles verkauft habt. Ihr hättet es bereut, die Voraussetzungen, die Reise nach einem längeren Aufenthalt auf einem Luxusanwesen der Raymonds anzutreten, war nicht gerade eine gute Idee.«

      »Stimmt, Inge. Vielleicht hatten wir auch einfach zu viel erwartet, so nach dem Motto, im einfachen Campinganhänger war es toll, dann müsste es im Wohnmobil der Extraklasse doch supertoll sein.

      Unsere Erwartungshaltung war wirklich zu groß. Aber zum Glück ist das vorbei, wir konnten im letzten Moment den Verkauf stoppen, und jetzt freuen wir uns einfach nur noch auf eine gemeinsame Reise mit Fabian und Familie. Und weißt du was, Inge, ich finde es so großartig von dir, dass du es uns gönnst. Immerhin hattet ihr eine solche Reise mit den Kindern noch nicht.«

      Inge beruhigte Rosmarie.

      »Auch wenn es sich nicht so ergeben hätte, wäre es niemals dazu gekommen, meine Liebe, denn mein Werner würde sich eher erschießen lassen, als Urlaub auf diese Weise zu machen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er es mit allen zusammen in einem Luxushotel aushalten würde, was wiederum nichts für unsere Ricky wäre. Nein, nein, es ist alles gut. Ich freue mich wirklich für euch.«

      »Das weiß ich doch, Inge. Aber sag mal, mit dir und Werner, ist es da zu einer Art Waffenstillstand gekommen? Ich weiß noch so genau, wie glühend ich euch immer um euer Glück beneidet habe.«

      »Weil du nur von außen gesehen hast, was du sehen wolltest.«

      Weil Rosmarie und sie längst Freundinnen geworden waren und ganz offen miteinander redeten, erzählte Inge ihr auch von Werners unerwartetem Anruf, in dem er viele Gefühle gezeigt hatte.

      »Ich war ganz schön überrascht, Angst aus seiner Stimme zu hören, Angst, mich zu verlieren.«

      »Er weiß, was er an dir hat, liebe Inge, und er weiß, dass er ohne dich nichts ist. Außerdem, er liebt dich.«

      »Und ich liebe ihn ebenfalls«, sagte Inge leise, dann erst einmal nichts mehr, weil die Crêpes serviert wurden, und beide Frauen stellten übereinstimmend fast, dass es eine sehr gute Idee gewesen war, die zu bestellen, sie schmeckten nämlich köstlich, und für einen Augenblick konnten sie vergessen, dass sie sich nicht irgendwo in Frankreich befanden, sondern im behaglich