Der neue Sonnenwinkel Box 11 – Familienroman. Michaela Dornberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Sonnenwinkel Box
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740977429
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weltweit miteinander vernetzt zu sein. Und das möchte ich auf jeden Fall, mit dir eng verbunden sein, mein Freund.«

      Er war gerührt, konnte nicht sofort etwas sagen, dann nickte er. »Das möchte ich ebenfalls, Inge. Du bist sehr wichtig für mich, auch wenn ich das manchmal nicht richtig zum Ausdruck bringen kann.«

      Dann wechselte er abrupt das Thema, begann über Alltäglichkeiten zu sprechen, über die Politik, die immer für ein intensives Gespräch gut war. Inge war ihm dankbar dafür, denn das Gespräch zuvor war grenzwertig gewesen, hätte sie beinahe zerrissen, und das in mehrfacher Hinsicht, erst einmal, was da in Kenia geschehen war und hernach die Trennung dieser beiden wunderbaren, wertvollen Menschen.

      »Berthold, darf ich dir noch einen Kaffee anbieten?«, erkundigte sie sich irgendwann. Er lehnte ab, doch das war für ihn ein Zeichen, mal auf die Uhr zu sehen, und nun hatte er es eilig, um noch seinen Flieger zu bekommen.

      Er erhob sich, sie tat es ihm gleich, sie umarmten sich, und dann begleitete sie ihn zur Tür, zum zweiten Mal heute einen unverhofften Besucher, der ihr am Herzen lag.

      »Danke für alles, Inge«, sagte er, umarmte sie, drückte sie ganz fest an sich.

      »Pass auf dich auf, Berthold«, sie strich ihm liebevoll über den angespannten Rücken. »Und schön, dass du da warst.«

      Sie wechselten noch ein paar Worte miteinander, dann verabschiedeten sie sich. Inge sah noch, wie er in sein Auto stieg, winkte ihm kurz zu, dann ging sie ins Haus zurück, dort angekommen, lehnte sie sich gegen das harte Holz der Tür.

      Sie mochte Berthold wirklich sehr gern, er war nicht nur Werners Freund, sondern längst auch einer von ihr, und deswegen erschütterte sie sein Schicksal so sehr. Er kam aus den Fangarmen von Schmerz und Trauer nicht heraus und war ein Gefangener seiner eigenen Gefühle. Und schrecklich dabei war, dass man diesem großartigen Mann nicht helfen konnte.

      Sie wagte keine Prognosen, wie alles mit ihm enden würde, eines allerdings wusste sie ganz gewiss, es war keine gute Idee, nach Kenia zu ziehen. Wenn man dem Feuer entronnen war, rannte man nicht wieder hinein.

      Aber Berthold war erwachsen, er war ein kluger Mann, dem man nicht vorschreiben durfte, was er zu tun oder zu lassen hatte.

      Er hatte sich entschieden, und jeder hatte für alles seine Gründe.

      Sie ging in die Küche zurück, machte die Terrassentür auf, dann rief sie nach den Hunden, die die ganze Zeit über im Garten herumgetollt waren. Jetzt ließ sie sie herein, denn jetzt war niemand mehr hier, den sie stören konnten.

      Luna und Sam kamen angerannt, und jetzt bekamen sie von Inge erst einmal eine ganze Menge Streicheleinheiten. Beide spürten, dass mit Inge etwas nicht stimmte, sie ließen nicht nur alles geschehen, sondern sie jaulten, gaben ihre Hundeküsschen, zeigten Inge ihre Gefühle. Und das konnten Tiere, ganz besonders Hunde, die besonders dafür sensibilisiert waren, wie es den Menschen ging, bei und mit denen sie lebten.

      Inge merkte, wie sie sich allmählich beruhigte, denn das war schon eine ganze Menge gewesen, was sie erlebt hatte, zuerst mit Jörg, danach mit Berthold.

      »So, meine Süßen«, sagte sie, streichelte beide Tiere noch einmal ausgiebig, »und jetzt habt ihr eine Belohnung verdient.«

      Bei dem Wort Belohnung spitzten beide die Ohren, und dann rannten sie zum Küchenschrank, in dem die heiß begehrten Leckerli untergebracht waren und schauten erwartungsvoll zu dem Fach, in dem sie sich befanden. Dabei waren sie ganz aufgeregt, wedelten mit dem Schwanz, sprangen an Inge hoch, und dabei ließen sie den Schrank nicht aus den Augen.

      Jetzt musste Inge unwillkürlich lachen, obwohl ihr wirklich nicht danach zumute war. Sie holte die Leckerli heraus, und diesmal verteilte sie sie sehr großzügig an Luna und Sam, die ihr Glück nicht fassen konnten und sich über die Köstlichkeiten hermachten.

      Es war wirklich genug gewesen, denn diesmal bettelten sie nicht um mehr, sondern zogen sich zufrieden auf ihre Kissen zurück.

      Wie leicht man Hunde doch zufriedenstellen konnte, dachte Inge beinahe neidisch. Wenn es doch bloß bei den Menschen auch so einfach wäre. Wenn, dann würde sie sich verpflichten, einen Kuchen nach dem anderen zu backen oder immer auch das, was gerade begehrt wurde.

      Sie packte das benutzte Geschirr in den Geschirrspüler, auch die Keksschale, denn auf der befand sich nicht ein einziges Krümelchen. Berthold hatte seinen Kaffee kaum angerührt, weil er ihn schlichtweg vergessen hatte, bei den Keksen allerdings hatte er zugeschlagen.

      Berthold …

      Ob Angela von dem Verkauf der Villa wusste, auch, dass er nach Kenia gehen würde, um dort zu leben?

      Sie hatte keine Ahnung, es ging sie auch nichts an, und von sich aus würde sie das Thema auch nicht berühren. Da war sie ganz anders als ihre Mutter, die direkt aussprach, was sie beschäftigte.

      Nachdem Inge sich eine Weile ihren traurigen Gedanken hingegeben hatte, wanderten die zu Werner, ihren Kindern, ihren Enkelkindern, und schon durchflutete sie eine riesige Welle von Dankbarkeit.

      Allen ging es gut, sie waren gesund …

      Mehr konnte man nicht verlangen, sie schickte ein kleines Dankesgebet gen Himmel, denn das war nötig, weil es keine Selbstverständlichkeit war, glücklich, gesund und zufrieden zu sein. Und sie nahm sich ganz fest vor, sich nicht mehr über Nichtigkeiten zu ärgern, über Kleinigkeiten aufzuregen, sondern achtsam zu sein, ihrer Familie und sich selbst gegenüber.

      Inge schaltete jetzt aus, was ihr nicht so gefallen hatte, vor allem alles, was sie an Werner störte. Sie musste dankbar dafür sein, ihn zu haben, mit ihm ihr Leben verbringen zu dürfen. Insgesamt stimmte es doch mit ihnen, und über alles andere konnte man reden. Das war es, was sie noch lernen musste.

      Das Telefon klingelte, sie zuckte zusammen und meldete sich ein wenig unwillig. Doch sie begann sofort zu strahlen, als sie bemerkte, wer da anrief.

      Es war ihr Werner.

      »Inge, mein Schatz, Pamela hat die Großeltern beschwatzt, mit ihr in so einen Andenkenladen zu gehen, weil es da etwas gibt, was sie unbedingt haben will. Und du kennst deine Eltern, sie sind Wachs in Pamelas Händen. Aber das gibt mir die Gelegenheit, mich kurz bei dir zu melden. Ich vermisse dich, mein Schatz. Ich vermisse dich sehr.«

      Das war neu an Werner, irritierte sie ein wenig, doch noch ehe sie eine Frage stellen konnte, erklärte er: »Inge, ich habe mit Berthold geredet, der hat mir zum wiederholten Male gesagt, was ich an dir habe. Als wenn ich das nicht wüsste. Aber was mich so nachdenklich gemacht hat, ist die Tatsache, wie sehr er unter dem Verlust seiner Familie leidet. Es hat ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Er ist nicht mehr in der Lage, ein normales Leben zu führen …, das hat mir irgendwie die Augen geöffnet, dich zu verlieren, nein, das kann und will ich mir gar nicht vorstellen. Das Gespräch mit Berthold hat mir bewusst gemacht, wie kostbar das Leben ist, dass es von einer Sekunde zur nächsten zu Ende sein kann. Inge, ich möchte dich nicht verlieren, ich möchte mit dir steinalt werden. Aber das möchte ich in Harmonie, mit Verständnis füreinander, miteinander. Inge, ich habe in der Vergangenheit eine ganze Menge versäumt und noch mehr falsch gemacht. Wie blöd war ich eigentlich, diesem Karriereknick alle Aufmerksamkeit zu schenken, herumzujammern, statt mich zu freuen, dass ich jetzt endlich Zeit habe für dich, für ein gemeinsames Leben. Dass es geht, wie gut es geht, sehe ich an deinen Eltern, man kann neidisch werden, wie liebevoll die miteinander umgehen, wie sehr sie sich lieben, auch im hohen Alter. Inge, verzeih mir, was ich dir angetan habe, und ich möchte dir sagen, wie sehr ich dich liebe …, deine Eltern, ganz besonders Berthold haben mir die Augen geöffnet. Er wird dich übrigens besuchen, weil er die Villa verkauft hat.«

      Sie wollte ihm gerade erzählen, dass das bereits geschehen war, als Werner hastig sagte: »Wir müssen Schluss machen, sie kommen aus dem Laden zurück, und so, wie unsere Tochter strahlt, kann man nur annehmen, dass die Großeltern all ihre Wünsche erfüllt haben. Ich habe Sehnsucht nach dir, ich freue mich auf unser Wiedersehen.«

      Sie konnte nichts sagen, bekam gerade noch mit, wie Werner sagte: »Das ging aber schnell«, wie Pamela quietschte, und dann